Sonntag, 3. Dezember 2006

Cyann & Ben, Paris. 29.11.06

Konzertbericht Cyann& Ben
Datum: 29.11.2006
Location: Le Point Ephémere, Paris
Zuschauer: proppevoll

Gestern hatte ich mich gegen 20Uhr30 auf die Söckchen gemacht, oder besser gesagt auf die Strümpfchen, denn als Mann von Welt trage ich natürlich nur Kniestrümpfe.In der alten Fabrikhalle, idyllisch am Canal St Martin gelegen, geht es immer erst etwas später los. Draußen vor dem Eingang hörte ich aber schon elektronische Klänge nach außen dringen. Als ich in die hippe Location eintrat, sah ich auf der Bühne einen etwas dicklichen Mitdreißiger mit schwarzer Brille. Er sah ziemlich genau so aus, wie man sich den Klassenstreber vorstellt.Postiert hatte er sich hinter mehreren Keyboards und den Blick richtete er, genau wie das szenige Publikum, auf eine Leinwand, auf welche Videos aus den 60ern von einer bemannten Mondlandung projetziert wurden. Erinnerte irgendwie an Raumschiff Entenscheiss, oder auch den James Bond-Streifen Moonraker.Zu den Technoklängen bewegte sich unser Streber auf seltsam spastische Art und Weise, was die Leute zum Schmunzeln brachte.

Techno ist zwar nicht ganz meine Musik, aber ich hatte das Gefühl, daß das ein Musiktrend ist, der wieder verstärkt zurückkommen wird. Nachdem das Dickerchen die Bühne verlassen hatte, schaute ich mich ein wenig am Merchandising-Stand um und sah CDs von Piano Magic und Cyann&Ben.Den Techno-DJ hielt ich dabei für das Projekt Piano Magic. Ich freute mich also nun auf Cyann&Ben. Von den Franzosen hatte ich sogar in einigen englischen Musikzeitschriften positive Kritiken gelesen, was mich hellhörig werden ließ. Es war die Rede von sphärischen Klängen à la Pink Floyd und Gitarrenwänden im Stile von My Bloody Valentine. Um 21Uhr45 betrat die vierköpfige Band die Bühne und ich fand, daß die musikalische Beschreibung in den Fachzeitschriften vorzüglich passte. Eine fabelhafte Mischung aus wavigen, sphärischen Gitarren und einer schwülen, monotonen Wüstenatmosphäre.Sozusagen eine Mischung aus Manchester und Texas, ohne daß man aber von einem folkigen Einfluss sprechen konnte.Zur Mitte des Sets betrat eine hübsche,kurzhaarige Sängerin die Bühne und bot zwei fabelhafte Lieder dar. Ich war angetan.Dann verschwand sie wieder und den Rest des Konzerts bestritt gesanglich wieder ein Typ mit Halbglatze und Dreitagebart. Was mich stutzig werden ließ, war, daß er akzentfrei englisch redete. Endlich mal ein Franzose, der perfekt englisch spricht, dachte ich mir.Wie ich kurze Zeit später aber erfahren sollte, handelte es sich gar nicht um einen Franzosen. Nein, nein, denn ich hatte soeben nicht Cyann&Ben gesehen, sondern Piano Magic.Darauf hingewiesen wurde ich im übrigen erst von der kurzhaarigen tollen Sängerin (Angèle heißt sie), die auch den CD-Verkauf leitete.Ich hatte gerade in meiner Begeisterung CDs von Cyann&Ben gekauft, im Glauben sie zuvor gesehen zu haben.Als ich davon erfuhr, wollte ich sie dann prompt gegen Scheiben von Piano Magic eintauschen... Damit war klar, daß der DJ, der zuerst aufgetreten war auch anders hieß. Wie ich später erfuhr, nennt er sich Estinenne.

Cyann& Ben kamen foglich erst noch und ich war fast zu müde, mich auf die Band und die Schwarz-Weiß Videos zu konzentrieren. Bei den Parisern handelt es sich eigentlich um ein Quartett, von denen es allerding nur die Sängerin und Pianistin Cyann und ihr männliches Pendant Ben in den Bandnamen geschafft hat...

Ihr Stil ist sehr interessant, sehr sphärisch ebenfalls, aber auch sehr melancholisch bis depressiv. Eine komplexe Geschichte also, interesssant für Leute, die keine konventionellen Songstrukturen mögen. Ans Herz gelegt sei ihnen das dritte Album "Sweet beliefs". Insgesamt ein hochinteressanter Konzertabend.

von Oliver



 

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