Mittwoch, 23. Januar 2008

Cat Power, Paris, 22.01.08


Konzert: Cat Power

Ort: Studios des Senders Canal +, Paris ("Album de la semaine")
Datum: 22.01.2008
Zuschauer: kein Plätzchen mehr frei


"Je suis un peu resté sur ma faim" hatte ich einer Freundin hinsichtlich der Beurteilung des Cat Power Konzertes im Bataclan geschrieben. Ich mag diesen Ausdruck, "Rester sur sa faim" bedeutet soviel wie "Ich hab' den Hals noch nicht voll genug bekommen", oder aber "Ich hätte gerne noch einen Nachschlag". Da traf es sich bestens, daß mein Freund Philippe nachfragte, ob ich Intereresse daran hätte, mit ihm nach St.Denis rauszufahren, um Cat Power in den Sudios des Privatsenders Canal + wiederzusehen. Natürlich hatte ich Bock darauf! Seiner Einladung (er hatte mal wieder zwei Sitzplätze gewonnen) folgte ich deshalb nur zu gerne, obwohl ich von den Vortagen ein beträchtliches Schlafdefizit mitbrachte.

Aber wenn Chan Marshall in der Stadt der Liebe weilt, bleibt einfach keine Zeit rumzudösen, da gilt es am Ball, bzw. den Fersen der hübschen Dame, zu bleiben. Ich also ohne Abendessen raus nach St Denis und rein in das mir bereits bekannte Studio. Wie immer gab es zunächst die Guignols, dieses politische Kasperletheater, in dem hochaktuell das Börsenbeben aufs Korn genommen wurde und auch die aktuelle Justizministerin Rachida Dati ihr Fett wegbekam. Besonders ihr im Wahlkampf ständig gebrachter Spruch "mir wurde nie etwas geschenkt" wurde durch den Kakao gezogen und sorgte für so einige Schmunzler im Publikum.

Danach ging es rüber, auf die Stühlchen vor der improvisierten Konzertbühne. Der auf tapsige Weise nette, aber dennoch wahnsinnig nervige Moderator, übte mit den Besuchern wie gewohnt das richtige Klatschverhalten. Nicht nur dadurch (wir mußten den Vorgang als Trockenübung 10 mal wiederholen), sondern vor allem durch seine Ignoranz hinsichtlich Cat Power ("Cat Power? Wer is'n das? Kann mir das mal jemand erklären?) brachte er mich regelrecht auf die Palme. Zudem war es unerträglich heiß mit all den Kameras und Scheinwerferlichtern und meine Zunge klebte fest. Ich hatte seit langem nichts mehr getrunken und hechelte wie ein Hund. All dies war aber vergessen, als endlich Chan Marshall und ihre mir inzwischen bekannte Dirty Delta Blue Band einmarschierte und loslegte. Der Pianist war wieder der Allercoolste, mit seiner Fluppe im Mundwinkel, der schwarzen Sonnenbrille und der Vokuhila - Frisur. Aber die Band interessierte mich zumindest in optischer Hinsicht reichlich wenig, weil ich erneut wie gebannt auf Chan Marshall starrte. Sie war noch hübscher als schon am Vortag im Bataclan! Heute trug sie eine schwarze Skinny Jeans, weiße Schuhe im Stile von Serge Gainsbourg, ein schwarzes Hemd und darüber eine graue Anzugsweste. Selbstredend hatte sie natürlich auch heute ihre schwarzen Halbhandschuhe an. Ich war hin und weg und zugegebenermaßen ein wenig verknallt, was neben ihrer Attraktivität aber auch mit ihrer rauchigen Stimme zu tun hatte. Heute war ihr Gesangesorgan allerdings besonders kratzig, was nicht weiter verwunderte, da sie am Vortag ihren 35. Geburtstag gefeiert hatte. Um ihr Kehlchen zu ölen, hatte sie deshalb gleich zwei große Tassen Tee mitgebracht, an denen sie in den Pausen zwischen den Liedern immer wieder nippte. Das Gesöff hatte es ihr wirklich angetan, einmal hielt sie sogar völlig begeistert die Tasse hoch und sagte: "Mensch dieser Tee ist sowas von köstlich, zeigt den Mal im Bild!" - Dies war allerdings keine Schleichwerbung, es wurde kein Name genannt und das Schildchen des Teebeutels war auch nicht zu entziffern. Chan Marshall ist schließlich nicht Andrea Kiewel!

Musikalisch gefielen mir wie schon am Vortag "Don't Explain" und "Metal Heart" besonders gut, aber schon der Auftakt mit "New York, New York" war nicht von schlechten Eltern. Im Gegensatz zu dem "regulären" Konzert gab es aber keine Kostproben von "The Greatest", sondern ausschließlich Stücke von der "Jukebox". Schließlich war Thema des Abends ja auch das Album der Woche. Erfreulicherweise wurde aber diesmal "Song To Bobby" (Bob Dylan) gespielt. Wenn ich nicht völlig gepennt habe, fehlte diese Ballade im Bataclan. Insofern eine gute Ergänzung, wie überhaupt dieses Fernsehkonzert seinen Zweck erfüllte, am Vortag Gehörtes noch einmal tiefer aufzusagen und mit dem neuen Album vertrauter zu werden. So konnte ich dann auch noch einmal "Lost Someone", "Ramblin' Woman" und "Aretha, Sing One For Me" genießen. Letzgenanntes Stück sogar gleich zweimal, da es bei der Zugabe wiederholt wurde. Chan war der Meinung, sie hätten es im regulären Teil etwas verpatzt. Dies war mir nicht aufgefallen. Ich persönlich hatte ein sehr hörenswertes Konzert mitbekommen, daß netto sogar fast 50 Minuten dauerte. Es hatte sich gelohnt, raus nach St.Denis zu fahren. Der Hunger auf Cat Power war nun befriedigender gestillt.

Setlist Cat Power, Canal +, Album de la Semaine, Paris:

01: New York, New York
02: Silver Stallion
03: Metal Heart
04: Don't Explain
05: Song To Bobby
06: Aretha, Sing One For Me
07: Lost Someone
08: Rumblin' (Wo) Man

09: She's Got You
10: Aretha, Sing One For Me
11: She's Got You



3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Die Redewendung gefällt mir :) Das wird ja immer mehr zum Französischlernblog hier, sehr gut!

Oliver Peel hat gesagt…

Schön, wenn das gefällt :-)

Möchtest Du Malajube Texte übersetzt bekommen, Christina??

Anonym hat gesagt…

öhm, lieber nicht, ich verstehe ja einigermaßen worum es geht und wortwörtliche Übersetzungen machen alles kaputt ;)
aber danke fürs Angebot!

 

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