Freitag, 18. Januar 2008

The Hoosiers, Paris, 17.01.08


Konzert: The Hoosiers

Ort: La Maroquinerie, Paris (Inrocks Indie Club)
Datum: 17.01.2008
Zuschauer: gut gefüllt, aber wohl nicht ganz ausverkauft


Aus dem Konzertteil des britischen NME:

The Hoosiers

February:

11: Bristol Academy - Sold Out
15: Liverpool Carling Academy - Sold Out
17 Preston 53 Degrees - Sold Out
25 Newcastle Academy - Sold Out
28 Manchester Academy - Sold Out

March:
01: Oxford Academy - Sold Out
02: Norwich UEA - Sold Out
04: London Shepherds Bush Empire - Sold Out
05: London Shepherds Bush Empire - Extra Date Added Due To Demand
09: Northhampton Roadmender - Sold Out
10: Cambridge Corn Exchange - Sold Out
11: Portsmouth Pyramid - Sold Out
14: Exeter University - Sold Out

Dress Code: Optional, Fancy Dress Preferred!
The Number 1 Album "The Hoosiers & The The Trick to Life" Out Now

Unglaublich, oder? - Fast alle Termine in Großbritannien ausverkauft, das Album ging bis auf eins, 1 000 000 Profilaufrufe bei Myspace, haben wir es hier etwa mit einer neuen englischen Sensation zu tun? The Hoosiers, kennt die denn jemand in Deutschland, oder Frankreich?? Und was meinen die damit: "Fancy Dress Preferred?". Sind wohl Witzbolde, oder wie?

Also, die Geschichte mit dem Fancy Dress ist schon einmal nicht bis Paris durchgesickert. Was auch immer damit gemeint war, in der Maroquinerie erschienen alle normal angezogen. Allerdings auch sehr zahlreich, möglicherweise war schon der erste Inrocks Indie Club ausverkauft. Ursache für den Anstrom war aber eher ein Heißhunger auf Konzerte nach mehrerer Wochen Feiertag bedingten Entzuges als die angesetzten Bands. So versammelte sich denn auch schon recht frühzeitig ein größeres Grüppchen an Konzertjunkies in dem szenigen Kellerverlies. Alle meine Freunde waren da, sowohl Philippe, als auch Filmer Stéphane in seinem ersten Einsatz im neuen Jahr, Starfotograf Robert Gil und etliche andere. Auch lokale Bandprominenz zog es nach Menilmontant, Olivier Jourdan von den Huspuppies war zugegen, natürlich die Mädels von Plastiscines, die aufstrebenden Go Go Charlton (klingen nach den Smiths und den Go-Betweens), Sheraff und so weiter.

Sie alle sahen...ein recht scheußliches Konzert! Zumindest was die Hoosiers betrifft. Wer auf mainstreamlastigen Radiopop mit eunuchenhaft hoher Stimme im Stile von Mika, oder den Scissor Sisters steht, kam mit Sicherheit auf seine Kosten, alle anderen aber (und das war wohl ein recht großer Teil) fanden es größtenteils grauenhaft. Dabei war die Stimmung gar nicht mal so schlecht, zumindest Freunde gezuckerten Pops hatten ein breites Grinsen im Gesicht. Und bei einigen Liedern, vor allem bei "Cops And Robbers" und der Hitsingle "Worried About Ray" (nicht zu verwechseln mit "It's A Shame About Ray" von den Lemonheads!) ging sogar der ganze Saal gut mit. Ansonsten überwog aber bei Leuten mit gutem Geschmack ein Gefühl der Abneigung. Vor allem bei denjenigen, die hinsichtlich des Lebensalters die 3 vorne recht weit hinten gelassen haben. Klang das nicht irgendwie nach ELO?- Doch, irgendwie schon und auch nach anderen Bands aus den 80ern (Supertramp?), deren Platten man mit Sicherheit damals gekauft hat, mit denen man sich aber heutzutage nicht mehr allzugern schmückt. Wenn man eine zeitgenössische Gruppe nennen möchte, die so ähnlich wie die Hoosiers klingt, wird man bei The Feeling fündig. Auch diese haben sich, kommerziell ziemlich erfolgreich, an Formierungen oder Künstlern an den 80ern angelehnt, die man lieber vergessen möchte. Beispiel gefällig? - Wer kennt noch Billy Joel? Auch so eine Heulboje aus dem Jahrzent des schlechten Geschmacks, der damals omnipräsent war. Und ausgerechnet diesen Schmalzbubi gruben die Hoosiers prompt wieder aus. "We Didn't Start The Fire" hieß die Scheußlichkeit, die ich glücklicherweise fast vergessen hatte, an die ich aber bei der zweiten Zugabe (der offizielle Teil war nach kurzen 40 Minuten gelaufen) der Hoosiers wieder erinnert wurde. O.k., o.k., es haben sich auch schon Bands mit Niveau an grausamen Songs bedient und diese gecovert. Ich erinnere mich da insbesondere an Arab Strap, die allen Ernstes "It's A Heartache" von Bonnie Tyler verwurstet haben, oder Rio en Medios Version von "Staying Alive". Der Unterschied bestand aber darin, daß es sich ganz offensichtlich um gewollt- komische Einlagen handelte, während ich mir da gestern in der Maroquinerie nicht so sicher war...

Um auch mal etwas Positives zu sagen. Die Hoosiers sind ausgeprochen nette und symphatische Kerle. Der kleingewachsene ( dafür aber sehr durchtranierte) Sänger Irwin Sparkes hat darüber hinaus durchaus Charisma und Bühnenpräsenz und spricht sogar ein paar Brocken französisch. Optisch handelt es sich bei ihm um ein Kreuzung aus Schauspieler Ben Stiller und Mehmet Scholl, was ja auch schon einmal bemerkenswert ist. Mit seinen witzigen Grimassen brachte er mich dann auch manchmal zum Schmunzeln und auch der schwedische Bassist Martin Skarendahl und Drummer Alfonso Sharlando hatten ein gewinnendes Wesen. Dieser Sympathiebonus allein wird aber freilich nicht dazu führen, daß ich mir ihr Debütalbum "The Trick To Life" zulege. Die Hoosiers werden dies auf Grund ihrer großen Erfolge in England (auch zwei ihrer Singles platzierten sich schon in den Top Ten) verkraften können.

Anzumerken ist noch, daß die Vorgruppen zu gefallen wußten. Die extrem jungen Kid Bombardos aus Bordeaux (ich glaube der Drummer ist erst 15!) spielten flotten, melodieverliebten Indie-Rock im Stile der Strokes und die nicht wesentlich älteren Pariser Dodoz (nicht zu verwechseln mit den Kaliforniern Dodos) unterhielten mich ansprechend mit knackigem Garagen-Punk à la Yeah Yeah Yeahs. Sogar ein kleiner Hit fiel dabei ab. Als die kleine Rockröhre Géraldine, die für den Gesang verantwortlich ist, "I hate Boys" schmetterte (das Lied heißt eigentlich "Do You Like Boys"), ging in den vorderen Reihen ordentlich der Punk ab!





3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ich bin scheinbar nicht mehr wirklich auf dem neuesten Stand, was Brithypes betrifft. Bis zu diesem Bericht ist mir das Wort Hoosiers noch nie begegenet! Aber ich bin mir sicher, jetzt werden sie mich verfolgen :(

Oliver Peel hat gesagt…

Und mich verfolgt seit dem Konzert "Worried About Ray". Diesen Hit muß man den Hoosiers lassen!

E. hat gesagt…

und hier: http://dasklienicum.blogspot.com/2007/11/ein-pfund-mp3-72.html
hatte ich im november schon ein heiteres "hallo!?" entsendet!

 

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