Dienstag, 4. März 2008

Los Campesinos! (Oliver Part One), Paris, 03.03.08


Konzert: Los Campesinos!
Ort: Maison de Radio France, Studio 105 France Inter (Black Session 279), Paris Datum: 03.03.2008
Zuschauer: gut besetzte Ränge

Au weia! Vor diesem Konzert hatte ich ein wenig Bammel. Was, wenn es mir nicht gefallen sollte? Würde meine uralte Freundschaft zu Christoph zerbrechen?


Mein Kindheitsfreund undBloggerpartner schwärmt ja unglaublich für die junge Band, fast ähnlich stark wie damals Miriam K.* für Queen. Und Miriam K. war regelrecht besessen von Queen, dies nur als Information für diejenigen, die Miriam K. nicht kennen! Bei meinen letzten Telefonaten mit Christoph hatte ich fast den Eindruck, in jedem zweiten Satz, den er bildet, würden Los Campesinos! vorkommen. Dann redete er auch noch ständig von Gareth, Ollie, Ellen, Aleks (jaja, ich weiß, nicht mit x, bin ja schließlich nicht die Visions), Neil, Tom und Harriet, als seien das gemeinsame alte Schulkameraden, dabei habe ich immer noch ein wenig Probleme, die Namen den mir bereits vom "Festival des Inrocks" bekannten Gesichtern zuzuordnen.

Keine leichte Aufgabe also für mich, da unbefangen zuzuhören und die Eindrücke zu bewerten.

Und eigentlich sollte ja erst morgen, am Dienstag, meine persönliche Begutachtung von Christoph's Lieblingsband stattfinden. Aber es gibt nun einmal die schöne Sendung von dem leicht ergrauten Bernard Lenoir, zu der er regelmäßig interessante Gäste in sein Studio 105 (ich glaube manchmal ist es auch 106) bei France Inter einlädt. Heute war es wieder soweit, die 279. Black Session stand auf dem Programm und dank des zufällig vorbeikommenden Patrice, der eine Einladung für zwei Personen gewonnen hatte und mich netterweise als Gast mithinein nahm (Merci Patrice!), kam auch ich in den Genuß des Radiokonzertes.

Die Black Sessions bei France Inter fangen immer pünktlich um 22 Uhr an, denn die Sendung wird live für das Radio aufgezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt sitzen aber schon alle Besucher auf ihren bequem gepolsterten Kinosesselchen, denn man wird circa. eine viertel Stunde vorher durch diverse Flure in den an einen Uni-Hörssal erinnernden Raum geführt, damit alles reibungslos ablaufen kann. So bekam ich dann auch noch die Musik mit, die durch die Boxen vom Band lief. "Cassius" von Foals ertönte da gerade und ich war überrascht wie rund und kompakt die Band, die ich bisher immer nur live gehört habe, aus der Konserve klingt. "Zugegebenermaßen ein Hit", dachte ich vor mich hin. Aber auch überraschend radiotauglich! Nun, das passte ja, schließlich war ich ja beim Radio. Auch das mit dem Uni-Hörsaal schien einen thematischen Zusammenhang zu der heutigen Band zu haben. "Die jungen Menschen, die gleich auftreten, haben sich an der Uni in Cardiff kennengelernt", wußte Bernard Lenoir zu berichten (hatte er bestimmt von Wikipedia), nachdem er wie gewohnt durch die linke Kabinentür auf die Bühne geplatzt kam. Die tagesaktuellen Nachrichten, die man auch noch live mitbekommt, waren kurz vorher zu Ende gesprochen worden. "Die sind durch das Internet" bekannt geworden, erzählte Lenoir weiter, "ein enormer Buzz", wie er meinte. Hmm, ich hatte von Los Campesinos! eigentlich ganz klassisch beim NME zum ersten Male gelesen. Aber egal! "Die haben ein feuriges Temperament", schloß der Moderator am Ende, bevor er verschwand und Platz machte für jüngere Menschen.

Sehr schöne Menschen übrigens, allesamt schlank, hübsch, ansehnlich gekleidet. Und ich saß vorne links strategisch günstig, denn ich hatte die unfassbar niedliche Sängerin Aleks gleich in unmittelbarer Nähe! Ich wußte nicht so recht, wo ich hingucken sollte, auf die wohlgeformten Beine, die unter dem Kleidchen zum Vorscheine kamen, oder doch auf das makellose Gesicht mit der perfekt geschwungenen Nase. Auch Ellen, die blonde Bassistin sah nicht übel aus, auch sie zeigte Bein, war aber oft von Aleks etwas verdeckt und hatte auch nicht so ein umwerfendes Lächeln (sie zeigte es zumindest nicht) wie ihre brünette Nachbarin. Die dritte Frau der Runde, die Geigerin und Keyboarderin Harriet, war schließlich auch ein schöner Anblick, auch sie im enganliegenden Kleid, aber, äußerst rechts stehend, leider ziemlich weit von mir entfernt. Für die vier Männer der Band interessierte ich mich nicht. Zumindest nicht optisch. Aber sympathisch waren sie natürlich. Hochsympatisch sogar! Und manierlich und gebildet, Studenten halt eben (obwohl man das leider wahrlich nicht von allen Studenten behaupten kann!). Tom konnte sogar ein paar Sätzchen auf französisch beisteuern, obwohl man von dem Sohn einer Französischlehrerin vielleicht etwas mehr erwarten könnte. Seine rudimentären Sprachkenntnisse störten aber (im Gegensatz zu dem was ich leider von Haldern lesen mußte) niemanden hier. Im Gegenteil, der Wille zählt und Franzosen rechnen es jedem Ausländer hoch an, wenn er sich zumindest bemüht, ein paar Brocken in ihren schönen Sprache (der schönsten der Welt) zu stammeln. Nun, was sagte Tom eigentlich? - "Mon nom est Gareth et j'aime les chiens" (ich heiße Gareth und liebe Hunde). Oder auch: "Mon nom est Gareth et j'aime les chats" (ich heiße Gareth und liebe Katzen). Aber warum um alles in der Welt redet er von Gareth, der Gitarrist heißt doch schließlich Tom? Nun, weil Gareth, der Sänger und Glöckchenspieler ihn ständig gebeten hat, doch mal was auf französisch zu sagen und da hat es ihm Tom halt eben heimgezahlt, daß er diese undankbare Rolle übernehmen mußte. Und eigentlich sollte er ja ganz andere Phrasen übersetzen. Zum Beispiel, daß das nächste Lied ein Liebeslied sei, also Dinge die etwas mit der Musik zu tun hatten.

À propos Musik, habe ich eigentlich schon darüber geredet? Nein? - Nun, das ist ein wenig Absicht, denn schließlich sehe ich Los Campesinos! im Nouveau Casino schon wieder und dann werde ich ausführlich darüber schreiben, ob die Band denn nun nach Pavement klingt, die sie natürlich auch heute wieder gecovert ("Frontwards") haben und von denen sie wußten, daß sie an gleicher Stelle auch schon einmal eine Black Session absoviert hatten; oder aber nach Architecture in Helsinki, oder wem auch immer oder völlig neuartig und eigen sind.

Soviel sei aber schon verraten: Ich habe nicht nur auf die schönen Beine von Aleks geglotzt, sondern auch viel Spaß mit der erfrischenden und zackigen Musik der jungen Band gehabt. Das war Lebensfreude und ungestüme Jugend pur und rumgegähnt wie in Haldern (vielleicht fanden sie Haldern so gähnend langweilig, was ich im Hinblick auf den Ort - nicht die Musikveranstaltungen da!- allerdings verstehen kann) haben sie auch nicht. Stattdessen haben sie jede Menge Schwung und Charme in die leicht angestaubte Radioanstalt (was sich allerdings nicht auf die Sendungen von Lenoir bezieht, die sind immer gut und zeitgemäß!) gebracht und mir vor allem mit dem Ende drei sehr starke Titel in Folge beschert. "You! Me! Dancing!", "We Throw Parties You Throw Knives", "Sweet Dreams, Sweet Cheeks", Indie-Pop Herz, was willst Du mehr? - Natürlich morgen noch einmal Los Campesinos!

Und die alte Freundschaft zu Christoph wurde natürlich nicht im Geringsten erschüttert, das Konzert hat mir nämlich richtig gut gefallen!

* Name von der Redaktion geändert

Setlist Los Campesinos!, France Inter (Black Session 279), Paris:

01: Broken Heartbeats Sound Like Heartbeats
02: Don't Tell Me To Do The Math (s)
03: Death To Los Campesinos!
04: This Is How You Spell "Hahaha", We Destroyed The Hopes And Dreams Of A Generation Of Faux Romantics
05: Drop It Doe Eyes
06: The International Tweexcore Underground
07: Knee Deep At ATP
08: My Year In Lists
09: Frontwards (Pavement Cover)
10: We Are All Accelerated Readers
11: ... And We Exhale And Roll Our Eyes In Unison
12: You! Me! Dancing!
13: We Throw Parties You Throw Knives
14: Sweet Dreams, Sweet Cheeks

Links:

- Los Campesinos! in Haldern (Rock im Saal)
- Im Februar 2008 in Köln
- Und live in Paris im November 2007
- In Brüssel 2007
- Los Campesinos! beim Wireless Festival in London 2007
- mehr Fotos von LC! bei Rock im Saal
- noch viel mehr schöne Fotos von den Los Campesinos! in Paris





7 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Oh Oliver! Ich hatte so schreckliche Angst dass du an dieser Stelle gemeine Dinge schreiben würdest und wir und streiten würden...

...diese Fotos sind einfach wunderbar geworden (auch wenn ich finde, du hättest ein paar mehr von den männlichen Bandmitgliedern machen können) :) Ich finde, sie sehen dort fast besser aus als in echt ;) Und ich würde so gerne heute abend nach Paris kommen. Ich meine, ich müsste einfach gleich ein bißchen länger im Zug sitzen bleiben und ich wäre dort. Das ist so gemein!!

Christoph hat gesagt…

Ich bin außerordentlich neidisch! Aber wie kannst Du meine objektiv nachvollziehbare Schwärmerei für LC! mit ... QUEEN ... vergleichen? Pfff!

Freut mich, daß es Dir gefallen hat!

Bekannt geworden durchs Internet ist doch gar nicht schlecht...

Anonym hat gesagt…

Ich frage mich übrigens, was das (Oliver) in der Überschrift zu bedeuten hat? "So Leute, jetzt könnt ihr mal endlich eine seriöse Berichterstattung über diese Band erwarten" vielleicht?

Oliver Peel hat gesagt…

Zu den Fotos: Ich habe noch viel mehr brauchbares Material, auch von den männlichen Bandmitgliedern, Christina :) Werde sie gleich mal hochladen. Diese Gruppe ist einfach so unglaublich fotogen!

Zu Queen: Der Vergleich war doch auf die Schwärmerei von Miriam K. bezogen, nicht auf die Band von Freddie, Christoph!

Zu der Überschrift: Das (Oliver) habe ich gesetzt, damit verblüffte Leser sofort wissen, daß Christoph nicht zigmal in Folge über die gleiche Band schreibt und Ihnen auch nicht durch ganz Europa hinterreist (wozu er ja in der Lage ist, siehe Brüssel 2007, bzw. Stocholm 2008, selbst wenn dort aus Los Campesinos! plötzlich die Second Band wurde ). Mit Seriösität hatte das nichts zu tun :)

Anonym hat gesagt…

oh, noch mehr Fotos, sehr gut :)

(ich wollte dir eigentlich gerade genaue Fotoaufträge für heute abend mit auf den Weg geben, damit ich meine Obsessionen befriedigen kann. Würde es dir beispielsweise ein brauchbares Bild von einem auf dem Boden sitzenden und Glockenspiel spielenden Gareth gelingen, dann wäre dir meine ewige Dankbarkeit sicher!)

Ha, und ich wette, wenn es keine finanziellen, zeitlichen oder vernuftsbedingten Beschränkungen geben würde, dann kenne ich mindestens 3 Leute die für den Rest des Jahres nichts anderes machen würde als Konzerte dieser Band zu besuchen ;))

Unknown hat gesagt…

Der offizielle Los Campesinos! Blog - und ich liebe euch dafür!
Leider haben sie es nicht nach Österreich geschafft :/

Christoph hat gesagt…

Vielen Dank! :-)

Drücke Dir sehr die Daumen, daß sie bald nach Österreich kommen!

 

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