Sonntag, 23. November 2008

The Rascals, Essen, 22.11.08


Konzert: The Rascals
Ort: Grugahalle Essen (Rockpalast Festival)
Datum: 22.11.2008
Zuschauer: wenige
Dauer: 30 min


Eigentlich hatte ich nicht vor, zum Rockpalast Festival zu fahren, weil mich eine
solche Großveranstaltung sehr abgeschreckt hatte. Leider war nur das Programm so ausgezeichnet... Trotzdem! Der November ist so voll mit hervorragenden Konzerten, auch an diesem Samstag gab es mehrere Optionen. Da bleibt eben einiges auf der Strecke!

Hauptgrund dafür, daß ich irgendwie doch gerne hingehen wollte (und das letztlich dann auch tat), waren die Rascals, diese Gruppe, die ich erst belächelt, dann gehört und seitdem in mein Herz geschlossen habe!

Belächelt, weil es den Rascals so wie dem Klimawandel ging. Irgendwann fing jeder
an, darüber zu sprechen, meist voller Erfurcht, ohne allerdings nur den Hauch einer Ahnung von diesem Thema zu haben. Bei den Rascals hatte es natürlich mit den Last Shadow Puppets zu tun, der Band von Miles Kane und Arctic Monkey Alex Turner. Im Zusammenhang mit dieser Gruppe war immer vom "Rascals-Sänger" die Rede, lange bevor irgendwer je ein Lied der Band gehört hätte. Uuiiihhh, der Klimawandel!

Das Belächeln ist mir schnell vergangen, als ich dann Rascals-Lieder gehört hatte. Dieser Miles Kane hat offenbar Talent bis unter die Fingernägel. Denn nicht nur die Last Shadow Puppets sondern auch die Hauptband strotzen vor Hits und Ideenreichtum.

Leider gab es bisher für mich keine Gelegenheit, die Rascals live zu sehen. Dann also in der Grugahalle! Leider waren die drei Engländer da ärgerlich früh angesetzt, sodaß ihr Konzert um halb sechs bei viel zu leerem Saal stattfand. Als wir eine Ecke vor
Einlass vor der sagenhaft häßlichen Grugahalle ankamen, standen da erst zwei, drei Handvoll Leute - aber einige Schwarzhändler! "Habt ihr noch Karten übrig?" Nein, aber die Kasse...

Der Innenraum der Grugahalle war durch Vorhänge hinten und eine tief in den Saal gehende Bühne ziemlich
kompakt, trotzdem guckten Miles Kane, Joe Edwards und Greg Mighall vor allem auf Lücken. Aber das schien ihre Lust nicht zu trüben. Das begeisterte mich schon einmal. Der Rascals-Sänger (haha!) tritt mit seiner Zweitband in riesigen Hallen auf und geht mit unglaublicher Professionalität und Freude auch an solch einen undankbaren Job ran. Etwas Alkohol hat dabei sicher auch eine Rolle gespielt (diese Stimme kann nicht natürlich sein), vor allem aber Lust an seinem Beruf. Hinterher stand die Band bei Glasvegas und den Fleet Foxes im Publikum und sah sie sich als Fans singend und mittanzend an.

Aber genug ausgeholt... Nach dem Intro Rascalize, das von Band kam, war Out of
dreams vom Debütalbum der erste Song. Ganz eindeutig prägt Miles' Stimme die Musik der Rascals. Sie, und die melodiösen Gitarren geben den Liedern den 60er Jahre Touch, ohne sie bloß nach einer Retrogruppe zu klingen, so wie das ja zum Beispiel auch den Corals gelingt. Dazu kommt ein ordentlicher Schlag englischer Schnodderigkeit. Daß das alles auf Platte funktioniert, wußte ich. Bei den Last Shadow Puppets auch. Und nach ein paar Takten hatten mich die kleinen Strolche auch live vollkommen in ihren Bann gezogen! Unglaublich, was die drei jungen Kerle für einen satten Klang erzeugen!

Die ersten vier Lieder stammten alle von Rascalize. Neben Out of dreams mit
Freakbeat phantom eine zweite Single, sowie das herausragende Fear invicted into the perfect stranger und Stockings to suit. Danach - und das ist bei einem halbstündigen Auftritt sicher Zeichen eines gesunden Selbstvertrauens (aber eines mit solidem Fundament) kam ein neues Lied! Und danach eine B-Seite. Herrlich! Aber auch das funktionierte, denn die beiden waren hervorragend. Das neue Stück heißt Chills & fever und ist kein Tom Jones Cover, sondern wieder eine Bewerbung für den nächsten Bond-Soundtrack! Die B-Seite Better in the shadows stammt von der Suspicios wit EP und war qualitativ alles andere als ein Abfall.

I'll give you sympathy (ein Ohrwurm!) und It's too late (eine weitere B-Seite - von der Out of dreams EP) beendeten dieses wunderbare Konzert! Die letzten Minuten gehörten dabei psychedelischen Soli (klingt eklig, war es aber nicht!) bei It's too late. Das und der galoppierende Rhythmus des Stücks machten es zu einem triumphalen Abschluß! Von den Rascals werden wir noch viel hören, gar kein Zweifel!

Nur Reden ist nicht so Miles' Sache. Zwar unterhielt er sich von der Bühne kurz mit
den zahlreichen britischen Fans im Saal - herrlicher Austausch nach einem Zwischenruf aus dem Publikum: Miles: "You're from London?", dem viele andere Rufe folgten, woher die Leute waren - "Lancashire!" - "Duisburg!" - "What was that?" - seine Ansagen waren aber ansonsten eher knapp. Das "It's a new song, hope you like it!" war vermutlich der längste Satz. Aber wer braucht mehr, wenn die Musik so grandios ist.

Setlist The Rascals, Rockpalast Festival, Grugahalle, Essen:

00: Rascalize (von Band)
01: Out of dreams
02: Freakbeat phantom
03: Stockings to suit
04: Fear invicted into the perfect stranger
05: Chills & fever (neu)
06: Better in the shadows
07: I'll give you sympathy
08: It's too late

Links:

- The Rascals in Paris
- The Last Shadow Puppets in Brüssel
- und in Paris
- mehr Fotos von den Rascals in Essen



 

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