Donnerstag, 5. März 2009

Magazine, London & Manchester, 13. & 14.02.09


Konzert: Magazine
Ort:
Forum, London & Academy, Manchester
Datum: 13. & 14.02.2009


Das Trauma eines jeden Musikfans: eine geniale Band hat sich aufgelöst und es gibt keine Chance mehr, sie jemals auf einer Bühne zu sehen. Eine der Bands, der ich immer hinterher getrauert habe, ist Magazine. Von 1977 bis 1981 existierte sie unter der Regie von Howard Devoto, der zusammen mit
Dave Formula, Barry Adamson oder John McGeoch Meilensteine zustande brachten. Noch heute wird Magazine als Referenz herangezogen (wie z.B. von Radiohead). Aber manchmal geschehen Wunder! Im August letzten Jahres wurden zwei Konzerte für Februar angekündigt: mit allen noch lebenden Originalmitgliedern (John McGeoch, der dann später bei Siouxsie und PIL Gitarrist war, ist 2004 verstorben).

Nun ist grundsätzlich zu Reunions zu sagen, dass die auch fürchterlich in die Hose gehen können. Die Erwartung war insgesamt groß, was man an der Nachfrage an Tickets ablesen konnte. So wurden aus den ursprünglich zwei angesetzten Konzerten in London und Manchester insgesamt sechs. Gleichzeitig war die Nervosität zu spüren. Wie dem auch sei: mit zwei Tickets in der Tasche machte ich mich nach England auf, traf in London einige Freunde. Unser Vorteil war, dass am Tag vorher schon das erste Londoner Konzert und davor die Warmup-Show in Oxford stattgefunden hatte. Mein Freund Martin – der letztlich vier dieser sechs Konzerte gesehen hat – hatte ein Dauerlächeln drauf, so dass klar war: es muss gut gewesen sein! Soweit die Vorgeschichte.

Freitag der 13. Februar – London, Forum
Das Forum in London ist restlos ausverkauft. Mit Müh und Not hatten wir noch eine Karte für den Balkon erwischt und somit wenigstens das Glück, direkt an der Brüstung zu sitzen. Die Vorband – Ipso Facto – haben wir verpasst, da der Gang vorher in den Pub dann doch intensiver gewesen ist...

Am Ende des Intros hört man die Stimme Devotos aus dem Off, der erklärt, wie es zu der Reunion gekommen ist, wobei er dann schließt mit den Worten: ."..speaking personally there is this woman I have to impress...“. Britischer Humor steht am Anfang und wird gefolgt von einem grandiosen The Light pours out of me. Schon dieses erste Lied macht eines deutlich: die Band ist in bester Verfassung! Dave Formula ist immerhin schon über 60 und Howard Devotos Stimme ist nach wie vor gut. Auch der Ersatzgitarrist Noko, mit dem Devoto Ende der achtziger Jahre die Band Luxuria gründete, machte einen guten Job. Mit dem alten Equipment von John McGeoch kam er an dessen unverwechselbaren Gitarrensound sehr nach dran. Präzise und mit großer Spielfreude folgten eine überzeugende Auswahl aus den vier Alben, die die Band zwischen 1978 und 1981 veröffentlich hat. Hierbei überwiegen die Songs von den ersten drei Werken. Einer der Höhepunkte war sicherlich das grandiose A Song from under the Floorboards, das schon auf dem offiziellen Live-Album Play erahnen ließ, das es live noch viel stärker sein würde als als Studio-Version. Was natürlich nicht fehlen durfte und konnte war das Lied, das zum einem der Hit der Band schlechthin ist und das zum anderen 1978 auch aufgrund der schrägen Präsentation bei Top of the Tops zur kommerziellen Sackgasse beigetragen hat: Shot by two Sides. Als letztes Lied spielten sie den Captain Beefheart Song I Love You, You Big Dummy.

Das Berauschende des Konzertes war aber nicht nur die Auferstehung einer wunderbaren Band. Das durch und durch euphorische Publikum hatte nicht nur seinen Spaß, sondern verbreitete eine so positive Stimmung, so dass jedem im Forum klar war: heute ist ein besonderer Tag! Und am Ende – wo ich auch hinsah: nur zufriedene, glückliche Gesichter.

Samstag, 14. Februar – Manchester, Academy
War London schon voll, so kam die Academy in Manchester an ihre klaren Grenzen. Dieses Konzert war wie London innerhalb von wenigen Stunden ausverkauft, so dass zusätzliche Konzerte vorher und hinterher angesetzt wurden. Das Besondere an Manchester ist, dass die Band hier her kommt. 1977 haben sie hier die ersten Auftritte gehabt, nachdem Howard Devoto die Buzzcocks verlassen hatte, um der beginnenden Unifomität des Punk zu entrinnen. Heimspiel. So sagte es Dovoto auch: „We are still Magazine and this is still Manchester.“

Um es auf einen Punkt zu bekommen: das Konzert war noch um einen Tacken besser als in London – auch wenn (und das wäre das einzige Negative an dieser Reunion) die Setlist die gleiche wie am Vortag war. Eine erwähnenswerte Einzelheit ist, dass die CD, die für das Intro benutzt wurde, einen Sprung hatte und dass Devotos Mikro bei seiner Ansprache aus dem Off nicht rechtzeitig aufgedreht war, so dass der Start nicht perfekt war. Glücklicherweise hat das aber keinen Einfluss auf das weitere genommen.

Anzufügen ist zudem, dass wir diesmal die Vorgruppe sehen konnten: Ipso Facto ist eine Frauenband, die – soweit ich mich erinnere – u.a. auch mit den Last Shadow Puppets in Berlin im Vorprogramm gespielt haben. Die waren gut, aber da ich sie vorher gar nicht kannte und sie dann auch nicht umwerfend fand, habe ich dann doch die Zeit genutzt, in der überfüllten Halle an ein Bier zu kommen.

Danach gab es – weil es ja Manchester war – eine Aftershow Party ein paar Häuser weiter. Nach einiger Zeit kamen alle Bandmitglieder – auch wenn sie nicht allzu lange blieben. Es war aber Zeit, nicht nur das eine oder andere signieren zu lassen (mein Freund Martin hatte einiges aus seiner Raritätensammlung herausgeholt), sondern auch um mit der Gruppe zu reden. Die Frage, die am häufigsten gestellt wurde: „Geht es weiter?“. Da gab es keine klare Antwort – und ich würde mich nicht wundern, wenn es bei dieser Reunion bleiben wird und nichts mehr nachfolgt. Was aber auch unübersehbar war: die waren alle happy. Keiner von ihnen hätte damit gerechnet, dass sie so gefeiert werden würden. Immerhin: die Formation hatte sich 1981 aufgelöst, weil der Erfolg sich einfach nicht einstellen wollte.

Setlist Magazine für beide Auftritte:

01: The Light pours out of me
02: Modelworker
03: The Great Beautician In The Sky
04: The Honeymoon Killers
05: Because you're frightened
06: You never knew me
07: Rythm of Cruelity
08: I want wo burn again
09: This Poison
10: A Song from under the Floorboards
11: Permafrost
12: The Book
13: Twenty Yeras
14: Definitive Gaze
15: Parade
16: Shot by two Sides
17: Thank you
18: Motorcade
19: Big Dummy

von DavidDevant



4 Kommentare :

Christoph hat gesagt…

Vielen Dank, DavidDevant! Was für eine tolle Chance, eine Lieblingsband einmal zu sehen! Auch wenn das, wie Du ja auch schreibst, auch in die Hose gehen kann.

Oliver Peel hat gesagt…

Ja, vielen herzlichen Dank auch meinerseits DavidDevant! Magazine würde ich auch gerne mal sehen. Gehst Du auch zu den Buzzcocks? Die touren doch gerade...

Anonym hat gesagt…

War mir ein Vergnügen. Buzzcocks haben dummerweise nur ein Konzert für Düsseldorf angesetzt - in Hamburg und das zwei Tage nachdem ich aus England wieder da war. Für mich - bin ja nicht mehr ganz jung :-) - war das dann doch zu viel. Aber die Band muss grandios gewesen sein. Freunde haben sie in London gesehen und das was auf FabChannel zu sehen ist, ist ziemlich gut. Ich habe die das letzte Mal 2000 gesehen und das war der Kracher schlechthin.

E. hat gesagt…

unglaublich! erst vor einigen tagen habe ich die peel session der band im örtlichen media markt abgegriffen. und gedacht: "hach!". und nun so was! gratuliere zum erlebten und bedanke mich auch für den bericht. irre.

 

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