Sonntag, 11. April 2010

Sydney Wayser, Paris, 10.04.10


Konzert: Sydney Wayser

Ort: ein Wohnzimer irgendwo in Paris, Val3rie presents House Party # 2
Datum: 10.04.2010
Zuschauer: um die 15
Konzertdauer. etwa 50 Minuten



Valérie ist eine junge Pariser Videofilmerin, die sich - wie soll es auch anders sein -, auf das Filmen von Konzerten spezialisiert hat. Logisch, daß wir uns irgendwann kennengelernt haben, zumal wir einen ähnlichen Musikgeschmack haben. Natürlich habe ich sie auch schon zu meinen Oliver Peel Sessions eingeladen, gekommen ist sie aber leider nie. Einmal war sie schon im Auto unterwegs zu uns, aber da ist sie dummerweise im Stau der Großstadt steckengeblieben und hat die hinreißende Simone White verpasst. Durch ihre Filmerei (ihr Videokanal: hier!) kommt sie natürlich auch oft mit Bands und Künstlern in Kontakt und irgendwann berichtete sie mir, daß sie die in Frankreich sehr geschätzte Band Holden (sie singen sogar auf französisch, eine Seltenheit!) gefragt hätte, ob sie nicht bei ihr zu Hause eine Home Show spielen würde. Holden kamen im Dezember 2009 tatsächlich zu Valérie, aber ich glänzte, gestresst von Weihnachsteinkäufen, durch Abwesenheit.

Heute also die zweite Chance zu testen, ob Valerie's Sessions etwas taugen. Nein falsch formuliert: die zweite Chance, um zu sehen, ob wir beide in Zukunft kooperieren und uns gegenseitig Künstler zuschanzen können. Man muss nämlich wissen, daß ich irrerweise so viele Anfragen von Künstlern und deren Betreuern habe, daß ich unmöglich mit jedem eine Oliver Peel Session machen kann. Ohne hier prahlen zu wollen, kann ich verraten, daß ich allein für den Mai 5 verschiedene Interessenten hatte und vier davon einen Korb geben musste. Valérie kann also gerne in Zukunft Künstler von mir vermittelt und weitergericht bekommen, auf die ich keinen Bock habe. Haha, ich Schelm! Ist natürlich kompletter Unsinn, zumal die gute Valérie mit Sydney Wayser nach Holden schon den zweiten hochkarätigen Act für ihre House Party gewinnen konnte. Die blonde New Yorkerin Sydney hat immerhin kürzlich erst auf dem erlesenen Festival "Les fêmmes s'en mêlent" in der Pariser Maroquinerie gespielt und positiv überrascht. Und am 16. April kommt sie sogar in den Berliner Bang Bang Club, ebenfalls im Rahmen des Festivals "Les femmes s'en mêlent", daß nun die Grenzen Frankreichs überschreitet und sich immer weiter ausdehnt.

Valérie wohnt übrigens auf der gleichen Metro Linie wie ich, bloß ihre Hütte ist 25 (!) Stationen von meiner entfernt. Entsprechend früh machte ich mich auf die Söckchen , um nicht zu spät anzutanzen. Bei ihr angekommen, stellte ich aber erleichtert fest, daß ich fast zu früh dran war. Außer meinem Freund Michael, der immer saupünktlich ist, waren nur Valérie, ihr Bruder Stéphane und Sydney Wayser und ihr männlicher Gitarrist im Raume. Es roch im ganzen Zimmer verführerisch nach hausgemachten Quiches und anderen Köstlichkeiten. Eine sehr gute Note für das Catering konnte ich also ohne Bedenken bescheinigen. Fehlten nur noch ein paar Gäste. Letztendlich waren wir um die 15 Leute, nicht sehr viele also, aber da darunter etliche unverschämt hübsche Mädchen waren, konnte ich mich nicht beklagen. Zudem hatte ich ein Plätzchen auf dem Sofa ergattert und saß da wie so ein fetter Pascha.

Sydney Wayser legte gegen 22 Uhr los. Die aufgeweckte Blondine hat eine wunderschöne Stimme mit leicht jazzigem Einschlag, was zur Folge hatte, daß hinterher etliche Leute sagten: "Klingt wie Feist." Damit lagen sie auch nicht ganz falsch, aber ich persönlich hatte nach ihrem Konzert in der Maroquinerie gesagt: "Klingt wie eine Mischung aus Feist, Cat Power, Alela Diane und vor allem Regina Spektor. Dabei bleibe ich auch nach den heutigen Höreindrücken. Achso, Sydney ist übrigens Pianistin und spielt im Gegensatz zu ihren ganzen folkigen Kolleginnen keine Akustikgitarre. Womit wir ein kniffliges Problem im Vorfeld dieser Session ansprechen. Die Amerikanerin hatte kein Piano mit dabei! Bei ihren Clubkonzerten bekam sie die Ausrüstung immer von den jeweiligen Läden geliehen, aber Valerie hatte nicht eben mal zufällig ein Klavier zur Hand. Noch zwei Tage vorher wurde fieberhaft nach dem benötigen Instrument gesucht, aber schließlich stand das Ding pünktlich zur House Party in Valéries Wohnzimmer. Das Piano klang einwandfrei und überhaupt war der Sound tadellos. Wer sagt da noch, daß man bei sich zu Hause keine vernünftigen Konzerte organisieren kann?

Sydney spielte überwiegend Lieder ihres zweiten Albums The Colourful. Besonders schön finde ich den Song Lullaby, zu dem die Wayser im Schneidersitz ein Glockenspiel in Schwingung brachte. Bei anderen Titel kam auch eine Ukulele zum Einsatz, so z.B. bei dem gelungen Beach Boys Cover Would'It Be Nice. Highlight war für mich aber das sentimentale Bells, bei dem die Stimme von Sydney einen unwiderstehlichen Zartschmelz hat und das sich sofort tief in die Gehörgänge bohrte. Herrlich! Aber auch das erste Album The Silent Parade wurde nicht ganz ausgespart und wir kamen in den Genuß des süffigen und federleichten Carousel, welches die Musikerin wohl zur Zeit nur noch selten spielt. Schließlich blieb sogar noch Raum für zwei ganz neue, unveröffentlichte Tracks, die auf einem in Planung befindlichen dritten Album ihren Platz finden werden. Darunter auch das allerletzte Lied des geselligen und gelungenen Abends, den man sich noch mit CD Käufen oder einem netten Flirt mit den hübschen Mädchen im Publikum versüßen konnte.

Bravo, Valérie gut gemacht! Weiter so! Et merci, merci,merci!






 

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