Dienstag, 31. August 2010

Roken is Dodelijk, Festival Rock en Seine, 27.08.10

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Konzert: Roken is Dodelijk

Ort: Festival Rock en Seine, Scène de l'Industrie

Datum: 27.08.10



Unbedingt ein paar Sätze sind noch zu den frischen Franzosen Roken is Dodelijk (holländisch für "Rauchen ist tödlich") zu sagen. Die vielköpfige Band spielte am ersten Tag des Rock en Seine Festivals vor den Toren von Paris und bereitete mir mit ihrem stimmungsvollen Power Pop einen glänzenden Einstieg in die Veranstaltung, die an weiteren Entdeckungen leider recht dürftig blieb. Roken is Dodelijk stammen aus dem nordfranzösischen Lille und haben sich bereits ein paar mal in der Kapitale blicken lassen. Bisher hatte ich es aber nie geschafft, sie mir einmal live anzusehen. Dieses Versäumnis habe ich nun nachgeholt und ich bin froh drum! Ihre melodiösen und charmant unschuldig klingenden Lieder boten sie mit viel Pfeffer dar und sorgten an einem eher sonnenarmen Tag für strahlende Gesichter im Publikum . Eine in der Presse sehr positiv beschriebene E.P. R.I.P. ist bereits erschienen und nach dem tollen Eindruck, die die Nordfranzosen hinterlassen haben, ist klar, daß ich dieses Machwerk auch unbedingt haben muss. Ansonsten ist noch erwähnenswert, daß die Keyboarderin der Band auch ihr eigenes Soloprojekt am Start hat. Lena Deluxe heißt die blondgelockte junge Dame und auch ihr Werk lohnt zumindest eine Stippvisite. Wer kann schon wie sie mit einem tollen Libertines Cover von You Can't Stand Me Now aufwarten?



Band Of Horses, Paris, 30.08.10

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Konzert: Band Of Horses

Ort: Maison de Radio France, France Inter, Black Session Bernard Lenoir
Datum: 30.08.2010
Zuschauer: viele
Konzertdauer: 1 Stunde


Band Of Horses = Band des Jahres!

Meine Begeisterung kennt keine Grenzen, euphorischer Bericht über die Black Session beim Radiosender France Inter morgen. Noch nie zuvor habe ich eine derart berauschende Session in den heiligen Hallen des Maison de Radio France erlebt. Einfach der helle Wahnsinn! Wer kann die Pferdeband auf ihrem unaufhaltsamen Weg an die Spitze noch stoppen?

Here's the whole story:

Meine Begeisterung für die Band Of Horses nimmt dieser Tage fast schon manische Züge an. Ich frage mich manchmal, ob das in meinem Alter noch angemessen ist. Mit 39 und annähernd 1000 Konzertbesuchen auf dem Buckel sollte man doch distanzierter und abgeklärter sein, oder nicht? Vielleicht sollte man das wirklich, das wäre sicherlich vernünftig. Vernünftig aber auch langweilig und trist! Musik setzt nun einmal Emotionen frei, das ist wie beim Fußball. Erwachsene Menschen weinen wie kleine Kinder, wenn ihr Team verloren hat und jubeln zügellos, wenn ihre Mannschaft erfolgreich war. Immer wieder schön.

Also, lasst mich jubeln! Los geht's:

Erst letzte Woche erfuhr ich beiläufig, daß die Band Of Horses eine Black Session beim Radiosender France Inter spielen würde. Ich war außer mir vor Vorfreude! Das einzige Problem war, daß ich wie immer keine Einladung für diese reservierungspflichtige Veranstaltung hatte. Aber von einer solchen Lappalie wollte ich mich nicht stoppen lassen. Ich lastschte durch den wunderschönen Pariser Nachthimmel an der Seine entlang Richtung Maison de Radio France. Irgendwie würde ich da schon reinkommen, schließlich hatte das bisher noch immer geklappt ("et hät noch immer jut jegange", würde der Kölner sagen). Wie immer kam ich kurz auf knapp an. Die Uhr zeigte 21 Uhr 55 an und um zehn Uhr beginnt die live ausgestrahlte Radiosendung. Etwa ein dutzend Leute standen in einer Schlange und hofften darauf, mit einer Einladung bedacht zu werden. Ein Ordner der Radiostation alberte rum: "Es gibt nur nich vier Plätze, die anderen muss ich leider nach Hause schicken", verkündete er diebisch grinsend. Zum Glück war das nur ein Scherz, denn wenn ich nicht reingekommen wäre, hätte ich möglicherweise die Mädels an der Rezeption als Geisel genommen, um den Einlass zu erzwingen. Haha, just joking...

Alle Übriggebliebenen bekamen also in letzter Minute den begehrten Pappkarton, der die Teilnahme an der Black Session ermöglicht. Im Studio 105 wurden gerade noch die Nachrichten gesendet, bevor Moderator Bernard Lenoir nach vorne trat und eine bereits reife Band ansagte. "Nicht solche gehypten Jungspunde aus England", irgendwas in dieser Art brabbelte Bernard im Bezug auf die Amis und er hatte natürlich recht. Die Band Of Horses gibt es nun schon ein paar Jährchen und Sänger Ben Bridwell und seine vier Mitstreiter wirkten in der Tat routiniert und gelassen. Ohne Hektik legten sie gegen 22 Uhr 5 ihre Gitarrengurte um, bezogen Stellung und ließen es krachen. Moment! Ließen es krachen? Nein! Die wunderschöne Ode To LRC performten sie in stark abgewandelter Form. Die erste Hälfte war rein akustisch und nur Ben Bridwell und Gitarrist Tyler Ramsey spielten, während die anderen reglos rumstanden. Dann aber wurde der Startschuß gegeben und alle 5 Musiker traten in Aktion. Zum ersten Mal wurde klar gemacht, daß die Band Of Horses eine lupenreine Gitarrenband ist, die richtig laut werden kann. Ben hatte zunächst Probleme gegen die hohe Dezibelzahl anzusingen, im Laufe des Konzertes wurde seine hohe Weltsensationsstimme aber so perfekt warm, daß er gegen den Wall of Sound mühelos ankam. Zu meiner größten Freude wurden gleich im ersten Drittel die drei besten Songs des neuen Albums Infinite Arms rausgehauen. Compliments ist ein lässig aus dem Ärmel geschüttelter Stampfer mit dem ohrwurmigsten Gitarrensolo (gespielt von Tylor Ramsey) des Musikjahres 2010, Factory eine amerikanische Antwort auf In My Place der britischen Coldplay und Laredo ein Stück, das man bestimmt wunderbar in einem Truck auf einem amerikanischen Higway hören könnte.

Die 5 Typen der Band Of Horses lassen ohnehin keine Zweifel darüber zu, wo sie herkommen. Alles an ihnen wirkt amerikanisch. Die Cowboystiefel, die Karohemden, die dunklen Blue Jeans, die Bärte. Eine Truppe die wiztig anzusehen ist. Sänger und Gitarrist Ben Bridwell ist dünn wie ein Handtuch, genau wie sein Bassist Bill Reynolds, Lead- Gitarrist Tylor Ramsey riesengroß und dürr wie eine Bohnstange, während der rundliche Orgler Ryan Monroe (der Sohn von Marilyn? Nein!) deutlich zu viele Burger gegessen haben dürfte. Den sehr effizient trommelnden Schlagzeuger Creighton Barrett sah man hingegen fast gar nicht. Neben dem Chef Bridwell begeisterte mich Tyler Ramsey am meisten. Er war es, der mit seinen unfassbar langen, dünnen Fingern diese ganzen kleinen Zuckermelodien aus seiner Elektrischen zupfte. Kein einziges Fehlerchen unterlief diesem sanften Riesen, der auch unter eigenem Namen Songs veröffentlicht. Für die Band Of Horses hat er die reduzierte Ballade Evening Kitchen geschrieben, die er zusammen mit Bridwell auch hier und heute vortrug. Bei diesem Lied hatte die Stimme von Ben die meiste Luft zum Atmen, weil keine lauten Gitarren seinen Gesang torpedierten. Herzergreifend erklomm sein Falsett luftige Höhen und auch Songwriter Tyler selbst sang famos im Duett mit. Das genaue Gegenteil zu dieser Akustiknummer stellte der krönende Abschluss mit dem Klassiker The Funeral dar. Höllisch laute, aber dennoch hochmelodische Gitarren, ein Refrain den fast jeder im Studio kannte und die durch Mark und Bein gehenden Jodelgesänge des Herrn Bridwell sorgten für einen Abgang nach Maß. Das Publikum toste. Eine Zugabe gab es trotzdem nicht mehr. Nun ja, man soll halt eben aufhören, wenn es am schönsten ist. In diesem Sinne: bis bald mal wieder!

Setlist Band Of Horses, Black Session # 316, Bernard Lenoir, Paris:

01: Ode To LRC
02: Compliments
03: Marry Song
04: For Annabelle
05: Factory
06: Laredo
07: Older
08: Is There A Ghost
09: The General Specific
10: Evening Kitchen
11: Blue Beard
12: No One Gonna Love You
13: The Funeral


Montag, 30. August 2010

Arcade Fire & Guests, 3. Festivaltag, Rock en Seine, 29.08.10

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Konzert: Arcade Fire (u. a.)

Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris, Festival Rock en Seine
Datum: 29.08.2010
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: netto oder brutto? Ohne oder mit Regenpause? 1 Stunde


Rock en seine = Flop en Seine! Anders kann man es wohl nicht ausdrücken. Zum vierten Mal hintereinander steckte beim Headliner des Pariser Festivals der Wurm drin. Im letzten Jahr prügelten sich die Gebrüder Gallagher kurz vor ihrem Auftritt und lösten Oasis ohne angetreten zu sein, gleich im Anschluß auf und in den beiden vorangegangenen Editionen sagte Amy Winhehouse in letzter Minute ab.

Heute gab es zumindest ein halbes Konzert. Die texanischen Kanadier (ihr wisst was ich meine) Arcade Fire performten 11 Songs, als während We Used To Wait ein heftiger Regen einsetzte, der bedingt durch böige Winde auf die Bühne fegte. Die warmduschenden Weicheier aus Montreal* brachen daraufhin nach Ende des Songs ab. Regine erklärte kichernd auf französisch, daß es zu gefährlich sei weiterzuspielen (ist das wie mit dem Fön, der in die Badewanne fällt? Stromschlag und so?) und schwuppdiwupp lagen Planen auf den Instrumenten. Die Band saß unterdessen im Warmen in der Kabine, während die Festivalbesucher tropfnass wurden. 10 Minuten später kamen die Musiker dann zurück und Optimisten (darunter auch ich; Pessimist = der einzige Mist auf dem nichts wächst) glaubten, daß es nun normal weitergehen würde. Großzügig verkündeten Régine und Win, daß sie versuchen würden, ein weiteres Liedchen für uns zu spielen und stimmten unter großem Jubel den Schunkel- und Mitgröhlsong Wake Up an. Die durchnässten Zuschauer summten aus voller Kehle mit, getreu dem Motto: " Wir lassen uns den Spaß nicht verderben, jetzt erst recht!" Sie hatten aber die Rechnung ohne den Wirt, sprich die Band gemacht. Die nämlich machte nach dem Verklingen der letzten Note erneut den langen Schuh und winkte zum Abschluss (?!) noch einmal in die Menge. Ich glaubte zu viele halluzinogene Pilze gegessen zu haben. "Wie jetzt? Das war schon alles?" Wie gerne hätte ich jetzt das bandeigene Megaphon gehabt, um die Truppe augenblicklich aufzufordern, zurückzukommen. "Halt, stehengeblieben! Macht gefälligst weiter!" Mir wären schon die richtigen Sprüche eingefallen, aber mir stand nun einmal kein Megaphon zur Verfügung und meine lauten Buhrufe interessierten auch keinen Arsch. Schluß, aus, Ende! Das half auch kein treudoofes Warten und Hoffen, die Messe war gelesen. Nun ja, wenigstens hatten wir Intervention (allerdings ohne Kirchenorgel) geboten bekommen und auch noch ein paar andere Klassiker wie Laika oder No Cars Go. Aber 12 Lieder, darunter Neulinge wie Ready To Start (sehr guter Opener) waren eindeutig zu wenig. Es fehlten Kracher wie Rebellion, Tunnels, Power Out oder der fetzige Neuling Month Of March. Es war wie bei einem Coitus Interruptus. Man wurde heiß gemacht ohne Ende, durfte aber den Orgasmus nicht genießen. Ein scheiß Gefühl!

Rock en Seine = Flop en Seine! Blame it on the Veranstalter, die nicht gegen Regengüsse gewappnet sind?

Zum Glück waren vorher wenigstens die Oldies Roxy Music brillant und auch Beirut enttäuschten nicht...

Setlist Arcade Fire, Festival Rock en Seine 2010:

01: Ready To Start
02: Keep The Car Running
03: Neighborhood # 2 (Laika)
04: No Cars Go
05: Haiti
06: Modern Man
07: Rococo
08: The Suburbs
09: Ocean Of Noise (mit Zach Condon von Beirut an der Trompete)
10: Intervention
11: We Used To Wait

12: Wake Up

* ist jetzt nur so ein Spruch, höchstwahrscheinlich war es wirklich zu riskant weiterzumachen. Und total naß waren sie auch.

Aus unserem Archiv:

Arcade Fire, 05.07.10 (bereits mit der Besprechung der neuen Lieder/chronique en français également)
Arcade Fire, Paris, 24.08.07
Arcade Fire, Köln, 22.08.07
Arcade Fire, Nimes, 22.07.07
Arcade Fire, Paris, 20.03.07

Setlist Roxy Music, Festival Rock en Seine 2010, Paris:

01: Re-Make/Re-Model
02: Out Of The Blue
03: While My Heart Is Still Beating
04: Avalon
05: Ladytron
06: Song For Europe (en partie en français)
07: In Every Dream Home A Heartache
08: Love Is The Drug
09: Editions Of You
10: Do The Strand

11: Let's Stick Together
12: Jealous Guy

Setlist Beirut, Festival Rock en Seine 2010, Paris:

01: Nantes
02: The Shrew
03: Elephant Gun
04: Cocek
05. Postcards From Italy
06: Scenic World
07: Carousels
08: Cherbourg
09: East Harlem
10: The Akara
11: A Sunday Smile
12: Mount Wroclai (Idle Days)
13: The Gulag Orkestar



Sonntag, 29. August 2010

Jónsi & Guests, 2. Festivaltag Rock en Seine, 28.08.2010

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Konzert: Jónsi (und ein paar andere)

Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris, Festival Rock en Seine
Datum: 28.08.2010

Zuschauer: unfassbar viele

Konzertdauer: etwa 50 Minuten



Der (heimliche) Headliner des 2. Festivaltags bei Rock en Seine war ohne Zweifel Jónsi, Sigur Ros-Frontmann auf Solopfaden. Er spielte zwar bereits um 19 Uhr 10 und durfte nur ungefähr 50 Minuten ran, dafür war aber sein Set einfach atemberaubend schön.

Angefangen hatte der heutige Samstag für mich sehr schwerfällig. Ich kam schlecht aus den Federn, hatte beschissen geschlafen und fühlte mich als hätte ich die Nacht unter einer Brücke verbracht. Erst um 17 Uhr 40 schaffte ich es auf das Festivalgelände. Im Gegensatz zu gestern spielte zwar der Wettergott mit,
dafür aber war es eklig voll auf den Wiesen der Domaine National de Saint Cloud vor den Toren von Paris. "Du brauchst dich nicht beunruhigen, es gibt nicht so viele Leute", hörte ich allen Ernstes ein deutsches Mädchen in ihr Handy sprechen. Wie bitte? Erstens heißt es "zu beunruhigen" verflucht noch einmal und zweitens war die Anlage schwarz vor Menschen! Es war zum Kotzen! Am liebsten wäre ich gleich wieder nach Hause gefahren. Mein Schädel brummte und es gab im Gegensatz zu den letzten Jahren keinerlei Rückzugsmöglichkeiten. Die Schlangen an den Verpflegungsständen und den Toiletten waren kilometerlang und man kam auch nicht nah an die Bühnen ran. Es sei denn man hatte sich lange vorher angestellt und auf ein Konzert auf einer der anderen Bühnen verzichtet. Das Set der jungen Nordiren Two Door Cinema Club bekam ich deshalb nur von Weitem mit. Aus musikalischer Sicht zu verschmerzen, denn die Songs der Senkrechtstarter sind zwar frisch, hochmelodiös und einprägsam, aber auch recht belanglos und seicht. Indiepop, der keinem weh tut, wie geschaffen für Leute, die zum Frühstück Milchkaffee (der Kenner trinkt natürlich Espresso, schwarz versteht sich!) und Nutellabrote konsumieren. Kein Wunder, daß ein Titel wie Something Good Can Work in Frankreich bereits für einen Werbespot verwendet wurde. Sommerlicher Pop zum Mitpfeifen oder unter der Dusche summen und darüber hinaus bestens geeignet, Fahrstühle zu beschallen bzw. die Wartezeit auf den Abflug des Flugzeugs mittels Kopfhörerberieselung zu verkürzen. Damals lief auf den Kanälen der Airlines immer Dido oder Keane, heutzutage sicherlich Two Door Cinema Club. Mein Hauptproblem: Die Musik der Nordiren ist unerträglich happy, so etwas deprimiert mich immer zutiefst! Irgendwann hatten Two Door Cinema Club aber all ihre Bubblegum-Nummern verschossen und ich trollte mich total genervt Richtung Hauptbühne. Auch dort wurde ich von fröhlichen Klängen geärgert. Diesmal war es Palo Nutini, der bei einem Reggaestück auf "weißer Bob Marley" machte. Ich hätte mir jetzt am liebsten mit einer Pistole in den Mund geschossen, aber ich hatte gerade keine Wumme zur Hand. Also blieb ich wie ein Maikäfer am Boden liegen und begaffte die vorbeilatschenden Weiber. Wieder einmal gab es ein paar zuckersüße Eisprinzessinen darunter. Wenigstens etwas. Meine Laune wurde einen kleinen Tick besser, aber wirklich nur einen kleinen. Ich trat mir nun selbst in den Hintern (moralisch nicht physisch, so beweglich bin ich steifer Sack nicht) und latschte Richtung Scène de la Cascade, wo Jónsi angesetzt war. Es waren noch zwanzig Minuten bis zum Konzertbeginn und eigentlich musste ich dringend pissen. Beim Anblick der Schlange vor den Toiletten entschied ich mich aber einzuhalten. Auch dem (schlechten) Vorbild einiger männlicher Mitbürger, die einfach gegen Absperrungen pinkelten, folgte ich nicht, denn meine Frau mag so etwas gar nicht. Sie war zwar nicht da, hat mich aber dermaßen streng erzogen, daß ich auch nicht in ihrer Abwesenheit wild rumpisse. Man weiß ja nie, vielleicht hat sie ja eine App' auf ihrem i-phone, wo sie mich rund um die Uhr beobachten kann...

Nun stand ich da also blöd rum und glotze mit voller Blase auf die noch leere Bühne. Ich hatte die Arschlochkarte gezogen, denn in meiner Nachbarschaft standen die dümmsten Mistkäfer rum, die man sich vorstellen kann. Infantile Jugendliche, die allesamt selbstgedrehte Joints und Zigareten rauchten und mir den Qualm in die Nase bliesen. In einer reaktionären Fantasie stellte ich mir vor, wie Hardliner Sarkozy heraneilt, die blöden Kiffer von der Polizei abführen lässt und dem zuständigen Staatsanwalt befiehlt, die Rotznasen für 15 Jahre einzubuchten. Überflüssig zu sagen, daß meine Laune nach wie vor scheiße war. Dann plötzlich kam ein Ansager auf die Bühne und erklärte in holprigem französisch, daß es Tonprobleme gäbe und man kein elektrisches Konzert duchführen könne. Das Set würde akustisch werden, klärte er die verdutzten Zuschauer auf.

10 Minuten später erschien Jónsi ganz allein mit Akustikgitarre. Ich war gespannt, was mich erwarten würde. Langeweile pur oder tränentriefenden Momente? Zunächst überwog die Langeweile, aber mit jeder Minute wurde ich gelassener und ruhiger. Die bekloppten Jugendlichen, denen ständig die selbstgedrehten Zigaretten ausgingen und die deswegen auf nervtötende Weise ein Mächen neben mir permanent um Feuer anbettelten, versuchte ich so gut wie möglich zu ignorieren. Und dies gelang mir irgendwann! Jónsi hatte mich inzwischen mehr und mehr in seinen Bann gezogen und imponierte mir mit seiner unnachahmlichen Falsettstimme. Dabei war ich im Vorfeld trotz der euphorischen Berichte meines Kollegen Chistoph von Jonsis Auftritt beim Lattitude Festival skeptich gewesen. Schwülstiger Barockpop, vorgetragen mit viel Pathos, ist das wirklich etwas für mich? Im Falle des Sigur Ros Sängers: Ja! Der seltsam gekleidete Kerl (was war denn das für ein Fummel?) sang einfach so wunderschön, daß ich gar nicht anders konnte, als hinwegzuschmelzen. Zum Steine erweichen! Von den Worten seiner guttoralen Landessprache verstand ich kein Wort, aber das war egal, wichtiger war die Hingabe, die unwiderstehliche Melancholie seiner Stimme. Ab dem zweiten Lied hatte Jónsi Begleitung von etlichen Musikern bekommen, getreu der Regel: Sänger einer Band brauchen solo noch mehr Musiker als vorher, siehe Morrissey oder Peter Doherty, der im Bataclan neben den (fast) kompletten Babyshambles noch Streicher, Graham Coxon und Stephen Street aufgeboten hatte. Bei Jonsi waren es insgesamt 4 Mitstreiter. Am lustigsten anzusehen war der kahlköpfige Drummer, dessen lichtes Haupt von einer schwarzen Krone umrandet wurde. Aber auch der gutaussehende Bassist war ein Hingucker, denn er freute sich wie ein kleines Kind und lachte auf fast diebische Weise, als das Publikum von Lied zu Lied besser mitging und den Rhythmus mitklatschte. Für mich hätte es diese Klatscherei wie in der Hitparade mit Dieter Thomas Heck nicht gebraucht, aber der Band selbst gefiel dies offensichtlich gut, also war es in Ordnung. Der Chef Jónsi war ohnehin ganz auf seinen betörenden Votrag konzentriert und agierte unscheinbar und ohne großen Gesten. Seine ganze Art war bescheiden und überaus sympathisch, angesichts der Bekanntheit seiner Hauptband Sigur Ros eine ungemein schöne Erkenntnis. Auch als das Publikum nach dem Verklingen des letzten Liedes frenetisch jubelte, blieb er ganz ruhig und kostete den Triumph nicht aus. Fast schüchtern schlich er von der Bühne, dabei hatte er gerade große Kunst abgeliefert. Innerhalb einer knappen Stunde bin ich vom Skeptiker zum Fan geworden. Ich hatte befürchtet, Jónsi verfolge mit seinem mir vorher unbekannten Soloalbum den Weg zum international gefeierten, massenkompatiblen Popstar konsequent weiter, ohne künstlerisch voranzuschreiten. Bizarrer Pop für Millionen. Oder so. Übersehen hatte ich dabei aber, daß der Bursche einfach ein außergewöhnliches Talent ist. Daß man ihn mit unzähligen Fans teilen muss, ist deshalb zu verschmerzen.

Ein zauberhatfes Konzert, Ganz groß, Jonsi!

Die Setlist von Jónsi dürfte in etwa so ausgesehen haben.

Aus unserem Archiv:

Jónsi, Wien, 24.07.2010
Jónsi, Latitude Festival, 18.07.2010 (Christoph an die Arbeit, hop hop!)



Samstag, 28. August 2010

Band of Horses & Guests, 1. Festivaltag Rock en Seine, 27.08.10

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Konzert: Band Of Horses (und ein paar andere)

Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris, Festival Rock en Seine
Datum: 27.08.2010
Zuschauer: zigtausende

Konzertdauer: 40 Minuten

Erster Konzertbericht bei uns: 28.02.2008, Paris



Der (heimliche) Headliner des Festivals Rock en Seine vor den Toren von Paris spielte bereits um 16 Uhr 20 und durfte leider nur 40 Minuten ran. Die sagenhafte Band Of Horses hat mit der Kraft der tausend Pferde trotzdem alles platt getrampelt und keinen Stein auf dem anderen gelassen. Die beste Folkrockband aller Zeiten ließ sich auch durch Tonprobleme (man hörte die Sensationsstimme von Ben Bridwell anfänglich nicht sonderlich gut) nicht aus dem Tritt bringen und war ab Lied vier nicht mehr zu stoppen. Ob rockig oder balladesk, alles gelang ihnen. Von ihrem neuen Meisterwerk Infinite Arms spielten sie seltsamerweise aber nur 3 Lieder, darunter den Song des Jahres Compliments. Ansonsten domnierten die alten Welthits wie No One's Gonna Love You, Ode To LTRC und natürlich The Funeral als Closer. Der große Salzsee (The Great Saltlake) wurde allerdings nicht besungen, wobei wir beim Problem wären: Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die Band of Horses alle 3 Alben komplett durchgespielt und zwar drei mal hintereinander! Man merkt es meinen Worten schon an: Mit ihrem bisweilen kitschigen, klischeehaften Südstaatenrock haben mir die schnauzbärtigen Bastarde wieder einmal die Birne matschig gespielt. Coldplay mit Countrysoße, genau so klingt die Band Of Horses. Und ich steh drauf! Bei der Ode To LRC hätte ich ein Herz auf die Festivalwiese pissen können, so extrem schön war das schon wieder. "The World is such a wonderful place", keifte Ben mit seiner hohen, durch Mark und Bein gehenden Stimme und schoß mich waidwund. Ich sah Sternchen. Versüßt wurde mir das Konzert durch die euphorischen Jubelgesänge junger, etrem gut aufgelegter Mädchen, die sich als Australierinnen herausstellen sollten. Eines der Girls kam mir unfassbar nahe, als sie feststellte, daß ich auch Fan bin. Vor den Augen meiner verdutzten Frau (kein Grund zur Eifersucht, Baby!), die gleich neben mir stand, legte sie ihren Arm um meine Schulter und sang die Songzeilen aus voller Kehle mit. Sie zwinkerte mir mit ihren hübschen grünen Augen ständig zu. Es war wirklich ein sehr schönes Konzert...

Danach spielten auch noch ein paar andere Bands. Als Support für die Band of Horses sozusagen.

Setlist Band Of Horses, Rock en Seine 2010:

01: Islands On The Coast
02: North West Apartment
03: Is There A Ghost
04: Laredo
05: The General Specific
06: No One's Gonna Love You
07: Cigarettes, Wedding Bands
08: Compliments
09: Ode To LRC
10: The Funeral


Aus unserem Archiv:

Band Of Horses, Paris, 08.04.2010

Band Of Horses, Paris, 28.02.08

Die Setlisten der Supportacts der Band Of Horses:

Setlist Foals, Festival Rock en Seine 2010:

01: Total Live Forever
02: Cassius
03: Balloons
04: Miami
05: After Glow
06: Alabaster
07: Spanish Sahara
08: Red Socks Pugie
09: Electric Bloom
10: Two Steps Twice


Setlist The Kooks, Festival Rock en Seine 2010:

01: Always Where I Need To Be
02: Eddie's Gun
03: You Don't Love Me (The Way That I Love You)
04: Sway
05: Strange One
06: Ooh La
07: She Moves In Her Own Way
08: Sabateur
09: Do You Wanna (Make Love To Me)
10: Naive
11: Shine On
12: Down To The Market
13: Stormy Weather
14: Sofa Song

Setlist Black Rebel Motorcycle Club, Festival Rock en Seine 2010:

01: Beat The Devil's Tattoo
02: Love Burns
03: Mama Taught Me Better
04: Stop
05: Bad Blood
06: Ain't No Easy Way
07: Conscience Killer
08: Berlin
09: Weapon Of Choice
10: Whatever Happened To My Rock'n Roll
11: Spread Your Love

Aus unserem Archiv:

The Kooks, Paris, 17.11.08
The Kooks, Luxemburg, 21.06.08
The Kooks, Köln, 17.06.08
The Kooks, Köln, 12.04.08
The Kooks, Paris, 02.07.07
The Kooks, Köln, 03.12.06
The Kooks, Paris, 10.11.06

Foals, Haldern, 07.08.08
Foals, Evreux, 28.06.08
Foals, Paris, 16.04.08
Foals, Paris, 21.02.08
Foals, Paris, 09.11.07

BRMC, Paris, 12.05.2010 (chronique en français)



Donnerstag, 26. August 2010

The xx, Köln, 26.08.10

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Konzert: The xx
Ort: E-Werk, Köln
Datum: 26.08.2010
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: knapp unter einer Stunde


Man merkt der Band langsam an, durch was für eine Vermarktungshölle junge Musiker gehen, wenn ihr Label, ihr Management und alle anderen Blutegel in ihnen die Retter der Musikindustrie erkennen. Wenn sie ausgepresst werden wie Zitronen, weil seit langem kein anderes Obst zu finden ist.

The xx werden seit dem Zeitpunkt, als sie plötzlich vollkommen zurecht hip wurden, auf jede aufzutreibende Bühne gejagt. Die Band hat alle, wirklich alle wichtigen Festivals gespielt, Steigerungsmöglichkeiten für die spätere Karriere scheinen da ausgeschlossen. Es ist ein Teufelskreis. Die Industrie sieht die Gefahr, daß die Phase, mit The xx Geld verdienen zu können, schnell vorbei ist. Also wird jetzt alles mitgenommen - und dadurch die Chance, daß die Band lange durchhält und Lust hat und (aus Geldverdienersicht) nachhaltige Erträge erzielen kann, genauso nachhaltig zerstört. Vielleicht ist das eine zu pessimistische Sicht, ich fürchte aber, daß ich nicht sehr falsch liege.

Die Gefahr einer solchen Raketenkarriere liegt auf der Hand. Junge Bands verlieren die Bodenhaftung, spielen ihren Kram runter, arrogant und merkbar ohne viel Bock.

Nach dem Auftritt von The xx in Barcelona beim Primavera Sound Festival war ich sicher, daß die Band genau an dieser Schwelle zur Ekligkeit angekommen wäre. Der Auftritt bei Sonnenuntergang vor einer atemberaubenden Mittelmeerkulisse war perfekt, aber schon fast einen Ticken zu perfekt. Bassist Oliver Sim wirkte so erschreckend cool, wie es Neunzehn- oder Zwanzigjährige nun mal nicht sind. Auch der Sound schien schon am Ende der Entwicklung angekommen zu sein. Ein wenig kühler noch alles, und es würde richtig fies!

Genau mit dieser Erwartungshaltung war ich nach Köln gekommen. Zum E-Werk, zum mehrfach verschobenen Konzert, das eigentlich im Februar stattfinden sollte und das mir in jeder Beziehung ein halbes Jahr zu spät war. Das Interesse an The xx hatte merklich nachgelassen seit Mai. Praktischer Nebeneffekt, wenn man genau weiß, was einen erwartet: der Konzertbericht ist quasi schon geschrieben.

Dummerweise kam es anders. Eigentlich war mir schon vor dem ersten Lied klar, daß The xx wieder genauso spannend waren wie im Oktober, als wir sie zum ersten Mal im Luxor gesehen hatten (noch zu viert und sehr schüchtern). Vor Intro spielte die Band nämlich ein kurzes Stück Elektrogefrickel, daß nicht besonders aufregend war, das aber zeigte, es ist nicht alles wie bei jedem der letzten 200 Konzerte. Solche Variationen folgten immer wieder. Es waren keine neuen Versionen der Lieder, es waren Kleinigkeiten, die mir neu vorkamen. Mal ein paar neue elektronische Klänge, mal ein neues Ende Shelter, mal eine neue "Show", als Bassist Oliver bei Fantasy alleine vorne am Rand der Bühne steht.

Dazu kam all das, was mich schon bei den letzten Konzerten fasziniert hatte (solange es nicht zu viel wird), das fehlerfreie Spiel, die wundervollen wechselnden Gesänge. Das mit Abstand beste Liveerlebnis bei The xx ist aber, Jamie Smith zuzusehen. Der Elektro-Mann der Band spielt die Beats und Effekte alle live auf der Bühne. Ich kann nicht richtig beschreiben, wie faszinierend es ist, ihn dabei zu beobachten, den Rhythmus zu erzeugen, aber es ist es, ohne Zweifel! Allerdings habe ich mich neben dieser Perfektion genauso über die paar kleinen Fehler gefreut, die Oliver passiert sind.

Das Programm war nicht überraschend. The xx spielen ihre Platte und ein Cover, das war bisher immer so. Das Cover war heute wieder
Do you mind von Kyla (wer auch immer das sein mag). Die xx Version klingt jedenfalls so, als stamme das Stück von ihnen.

Meine Lieblinge waren aber Islands und Night time mit ihren unwiderstehlichen Rhythmen! Was für Knüller!

Es ist Quatsch, daß man der Band anmerkt, wie sehr sie ausgenommen und verheizt wird; meine Theorie: Unsinn. Aber das nehme ich gerne hin.

[Noch etwas in eigener Sache: Oliver berichtete mir neulich, daß bei allen Pariser Konzerten grundsätzlich drei Dinge reingebrüllt werden. 1) "Rock'n'roll!", insbesondere, wenn es gerade ruhig ist oder die Bands Ansagen macht - 2) "
à poil!" - ausziehen! bevorzugt, man ahnt es, bei weiblichen Musikern und... 3) "David Bowie!" Ich würde mich schrecklich freuen, die drei Rufe jetzt auch ab und zu bei Kölner Konzerten zu hören...]

Setlist The xx, E-Werk, Köln:


01: Intro
02: Crystalised
03: Heart skipped a beat
04: Basic space
05: Fantasy
06: Shelter
07: Do you mind (Kyla Cover)
08: VCR
09: Islands
10: Night time
11: Infinity

12: Stars (Z)

Links:

- The xx, Primavera Sound, 27.05.2010
- The xx, Paris, 18.02.2010
- The xx, Frankfurt, 03.11.2009
- The xx, Köln 15.10.2009


Anmerkung: Bei den Fotos handelt es sich um Archivbilder aus Paris



Tame Impala & Yeti Lane, Paris, 26.08.10

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Konzert: Tame Impala (Yeti Lane)

Ort: Le Nouveau Casino,Paris
Datum: 26.08.10
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: gut eine Stunde, Yeti Lane ungefähr eine halbe Stunde


Ein verrücktes Szenario: Kaum jemand kennt die Hauptgruppe des heutigen Abends und dennoch ist das Nouveau Casino trotz Sommerlochs in den Indieclubs ausverkauft. Dürstet es etwa die heimgekommenen Urlauber nach Konzerten, egal wer spielt? Fast könnte man das meinen, obwohl das natürlich keineswegs die Band Tame Impala aus Australien abwerten soll.

Der junge Vierer aus Down Under bot ein fetziges, psychedelisch angehauchtes Konzert, das musikalisch irgendwo zwischen Can, den Beach Boys, Blur, Pavement , Black Mountain und King Crimson anzusiedeln war. Krautrock, 60ies Pop, Indierock, Noise und Progrock, hier und heute waren fast alle Stilrichtungen vertreten. Ich kannte vorher kein einziges Lied, was mich aber nicht daran hinderte, einen guten Abend mit den Jungs zu verleben. Ob Tame Impala die kommende Musiksensation sind, vermag ich indessen nicht zu beurteilen. Immerhin spielen sie dieses Wochenende beim Leeds/Reading Festival, was ja bekanntlich keine so schlechte Referenz ist. Danach geht es aber erst einmal wieder für eine ausgedehnte Tour nach Australien. Wann Tame Impala in Deutschland aufkreuzen werden, steht noch in den Sternen. Wenn ihr nächstes Jahr den Namen irgendwo aufschnappt, erinnert euch bitte daran, daß ihr wie immer beim Konzerttagebuch den ersten Konzertbericht gelesen habt, wo auch sonst.

Yeti Lane aus Frankreich waren übrigens Vorband und gut wie immer, obwohl aus dem Trio ein Duo geworden ist und die Sensationssingle Lonesome George nicht mehr gespielt werden kann, weil der Sänger Loac (es gibt/gab bei Yeti Lane zwei Sänger, der andere ist Ben Pleng, der auch Gitarrist bei Herman Dune ist.) nicht mehr dabei ist.



Konzertankündigung The Libertines

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Konzertankündigung: The Libertines

Ort: Leeds/Reading Festival, England
Daten: 27 & 28. August 2010


Die Libertines sind zurück! Zunächst allerdings nur für 2 Termine im Rahmen des Leeds/Reading Festivals in England. Wir vom Konzerttagebuch haben Peter und Carl immer den Rücken gestärkt, egal was andere gesagt oder geschrieben haben. Unzählige Male haben wir in den letzten Jahren über Peter Doherty solo, die Babyshambles und die Dirty Pretty Things berichtet und oft gute Konzerte geboten bekommen. Nur Pete und Carl zusammen haben wir nie in Aktion erlebt. Verdammt schade, denn Konzerte der Libertines müssen legendär gewesen sein! Ud die draufgängerischen Exzentriker haben anscheinend nichts von ihrer alten Stärke verloren. Gestern am 25. August haben sie den Recordstore HMV in London unsicher gemacht ud die Fans in Verzückung versetzt. 21 Lieder, eine ekstatisch aufgeladene Atmosphäre und Anhänger, die am Schwarzmarkt ihre letzten Kröten locker gemacht haben. 21 Lieder bei einem Instore Gig, das muss man sich einmal vorstellen! Der helle Wahnsinn! Das Line Up: Pete Doherty, Carl Barat, John Hassall ( Bass), Gary Powell (Drums). Prominentester Gast: Amy Winehouse!

Setlist The Libertines HMV Forum, London (Quelle: NME, dort auch ein Bericht):

01: Horrorshow
02: The Delaney
03: Vertigo
04: Last Post On The Bugle
05: Tell The King
06: Boys In The Band
07: Music When The Lights Go Out
08: What Katie Did
09: Can't Stand Me Now
10: Death On The Stairs
11: The Ha Ha Wall
12: Don't Look Back Into The Sun
13: Time For Heroes
14: Campaign Of Hate
15: Begging
16: Lust Of The Libertines
17: What Became Of The Likely Lads
18: The Good Old Days
19: Radio America/Up The Bracket
20: What A Waster
21: I Get Along

Aus unserem Archiv:

Dirty Pretty Things, Paris, 25.11.08
Dirty Pretty Things, Köln, 20.11.08
Dirty Pretty Things, Paris, 28.08.08

Peter Doherty, Paris, 07.07.2010
Peter Doherty, Paris, 09.05.2010
Peter Doherty, Paris, 23.03.2010
Pete Doherty, Paris, 08.03.2010
Pete Doherty, Paris, 18.01.2010
Pete Doherty, Paris, 05.10.09
Pete Doherty, Berlin, 07.08.09
Pete Doherty, Paris, 10.03.09
Pete Doherty, Paris, 09.03.09 (ausführlicher)
Pete Doherty, Paris, 09.03.09
Pete Doherty, Paris, 28.11.08
Pete Doherty, Paris, 05.06.08

Babyshambles, Montreux, 15.07.08
Babyshambles, Paris, 04.02.08
Babyshambles, Köln, 22.01.08
Babyshambles, Paris, 14.01.08
Babyshambles, Paris, 18.10.07
Babyshambles, Paris, 14.11.06





Konzertankündigung I Am Kloot

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Konzertankündigung: I Am Kloot

Orte und Daten: siehe unten


Die Engländer I Am Kloot lieben wir auf dem Konzerttagebuch heiß und innig. Sie haben so viele fabelhafte Lieder, daß man an ihnen einfach nicht vorbeikommt. Das neuste Album Sky At Night hat erneut die Kritiker überzeugt und so langsam aber sicher strömen auch immer mehr Leute zu den stimmungsvollen Konzerten der Melancholiker aus Manchester. Sänger John Bramwell ist zudem immer für eine lustige Anekdote gut. Also: Karten kaufen! Hingehen!


Ausgewählte Konzerttermine I Am Kloot (ohne Gewähr):

27. August 2010: Zürich Openair 2010 @ Festivalgelände
24. Oktober 2010: La Maroquinerie, Paris
25. Oktober 2010: Gleis 22, Münster
26. Oktober 2010: Übel & Gefährlich, Hamburg
27. Oktober 2010: Fritzclub, Berlin
29. Oktober 2010: LKA Longhorn, Stuttgart
30. Oktober 2010: Flex, Wien
31. Oktober 2010: PPC, Graz
01.November 2010: Backstage Halle, München
03. November 2010: zakk, Düsseldorf
04. November 2010: Brotfabrik, Frankfurt
06. November 2010:, Tivoli, Utrecht

Aus unserem Archiv:

- I Am Kloot, Rüsselsheim, 10.07.10
- I Am Kloot, Köln, 28.03.10
- I Am Kloot, Köln, 24.10.08
- I Am Kloot, Köln, 26.07.08
- I Am Kloot, Paris, 27.03.08




Konzertankündigung The Like

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Konzertankündigung: The Like
Orte: siehe unten

Daten: siehe unten



Reine Girlgroups sind in der Indeirockszene nach wie vor die Ausnahme, obwohl man seit den Dum Dum Girls (auf dem Foto) und den Vivian Girls den Eindruck bekommt, daß es täglich mehr werden. Mir solls recht sein. Wenn die Musik schrott ist, kann man dann ja wenigstens noch hübsche junge Frauen in Aktion sehen. Haha! Scherz bei Seite! Uns auf dem Konzerttagebuch interessieren natürlich nur Girlgroups, die nicht nur durch flottes Aussehen, sondern vor allem durch gute Songs überzeugen können. Die Spice Girls wären- hätte es das Konzerttagebuch damals schon gegeben, gar nichts für uns gewesen. Aber was ist nun von The Like aus Los Angeles zu halten? Dies kann man bald persönlich herausfinden. Die Musikpresse zeigt sich jedenfalls von den neuen Stücken des zweiten Albums Release Me sehr angetan. Sowohl Mojo als auch Q verteilen vier Sterne. Mal sehen, wie die Mädels die Liveumsetzung hinbekommen...

Ausgewählte Konzerttermine The Like (ohne Gewähr):

14. Oktober 2010: Rotonde, Brüssel
15. Oktober 2010: Nouveau Casino, Paris
16. Oktober 2010: Rotown, Rotterdam
17. Oktober 2010: Übel & Gefährlich, Hamburg
18. Oktober 2010: Magnet, Berlin
19. Oktober 2010: Gebäude 9, Köln

- Sehr schöne Fotos von den hübschen Girls von The Like hat Lorne Thomson, klick!


Dienstag, 24. August 2010

Konzertankündigung Eels

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Konzertankündigung: Eels

Orte: siehe unten
Daten: sieh unten


Auf atmosphärisch dichte, verstörend schöne Konzerte darf man sich sicherlich mit Eels freuen. Der kauzige Bandleader Mark Oliver Everett alias E ist nach dem Dahinscheiden von Elliott Smith und kürzlich Vic Chesnutt und Mark Linkous einer der letzten großen Melancholiker unserer Zeit, der seiner Seelenpain immer wieder in bewegenden Liedern Luft verschafft. Aus der tristen und grauen Vor-Konzerttagebuch.de- Ära erinnere ich noch ein sehr nahegehendes Konzert im Pariser Grand Rex. Schnief!

Ausgewählte Konzerttermine Eels (ohne Gewähr)

27.08.2010: Festival Rock en Seine bei Paris
28.08.2010: Steinberggasse, Winterthur, Schweiz
30 & 31.08.2010: Paradiso, Amsterdam
05.09.2010: Den Atelier, Luxemburg
07.09.2010: Große Freiheit 36, Hamburg
10.09.2010: Astra, Berlin
11.09.2010: Theaterfabrik, München
12.09.2010: Arena, Wien
13.09.2010: Orpheum, Graz
14.09.2010: Tennis Eventcenter, Hohenems, Österreich


Sonntag, 22. August 2010

Mumford & Sons, Haldern-Festival, 13.08.10

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Konzert: Mumford & Sons

Ort: Haldern-Pop Festival
Datum: 13.08.2010
Dauer: 60 min
Erster Konzertbericht bei uns: 24.04.08 (Paris)


Der Kommentar von Christoph:

Blöder Mainstream-Kram! Selbst bei SWR 3 laufen Mumford & Sons mittlerweile hoch und runter und natürlich spielen die Engländer demnächst im Palladium. Als echter indie Indie-Hörer gilt es, so etwas zu verachten!

Dummerweise ist die Truppe um Marcus Mumford so verdammt gut, daß man sie nicht ignorieren kann. Ich habe lange gebraucht, die Engländer zu sehen, obwohl mir mein Pariser Kollege Oliver seit 2 1/2 Jahren von den Musikern aus dem Umfeld von Laura Marling vorschwärmt. Daß der Haldern-Auftritt der Folkpop Band gut werden würde, dachte ich mir. Daß die Gruppe allerdings die danach folgenden Beirut so locker an die Wand spielen würden, hatte ich nicht erwartet.

Bei solch brillanter Musik macht es gar nichts, diese mit lalala-Radio-Hörern zu teilen. Schließlich wird der durchschnittliche deutsche Musikgeschmack so ein wenig besser.

Der Kommentar von Oliver Peel:

Wenn man Mumford And Suns die Verwendung des Wörtchens "Heart" untersagen würde, dann hätten die temperamentvollen Engländer Probleme, Texte für ihre Songs hinzubekommen. Da strotzt es in jedem einzelnen Lied nur so vor Herzen. Man kommt locker auf 20 oder mehr "Hearts" auf dem gefeierten Debütalbum Sigh No More. Auch sonst trieft der Schmalz aus allen Ecken und Enden. "You are the mother, the mother of your baby child, the one to whom you gave your life", heißt es beispielsweise auf Timshel. Viel schwülstiger geht es nimmer, zumindest nicht in Indiekreisen. Nur Schlagersänger-und Bands schreiben ähnlich kitschige Texte. Und dennoch nimmt man diesen bodenständig und aufrichtig wirkenden jungen Burschen ihre nach außen getragene Herzlichkeit, ihr Herzblut ab. Wenn Marcus Mumford mit seiner whiskeygetränkten Stimme loslegt, die Gitarre zwischen seine strammen Beine nimmt (ich könnte ihn mir gut mit bayrischer Lederhose vorstellen!) und mit der Klampfe wie eine Hexe auf ihrem Besenstiel über die Bühne düst, dann bleibt wirklich kein Auge trocken. Vielleicht sind Mumford & Sons einfach Theaterschauspieler, von denen der Professor verlangt hat, ein in Musik vertontes Stück zum Thema "Inbrunst und Herzblut" aufzuführen. Die Prüfung würden sie auf jeden Fall locker bestehen! Irgendwie erschienen mir die Jungs in Haldern wie eine folkigere Variante der Kaiser Chiefs. Kirmesmusik mit Herz. Oder so. Da ich aber die Kaiser Chiefs mochte und mag, war das kein großes Problem für mich. Nicht zu sehr auf die Qualität der Texte achten und einfach Mitgröhlen-bzw. Mithüpfen war wohl nicht nur meine Devise. "But it was not your fault but mine. It was your heart on the line, I really fucked it up this time, didn't I, my dear." (aus Little Lion Man), mit solchen im Chor geschmetterten Refrainzeilen steckten die Herzblutler das Halderner Publikum ganz locker in ihre Hosentasche. Die Masche muß auch schon beim Glastonbury Festival gezogen haben, zumindest wenn man den euphorischen Berichten im NME glauben schenken darf. Kernaussage der Fans: "Die meinen das so wie es singen." - Na dann ist ja gut!

Highlighst hervorzuheben ist nicht einfach, alle Songs wurden von der Meute euphorisch aufgenommen, aber die stärkste Phase dürfte der Auftritt wohl gehabt haben, als die hintereinander weg gespielten White Blank Page und Little Lion Man die Festivalwiese so richtig schön ducheinanderwirbelte. Der Refrain von White Blank Page war so eingängig, daß ihn das Publikum nach Verklingen des Liedes noch minutenlang mitsummte. Die Band war gezwungen zu warten, bevor sie mit dem Programm weitermachen konnte, bedankte sich bei ihren Fans aber auf ihre Weise. Sie klatschten ihnen gerührt Beifall, so wie man das nach Abpfiff von Fußbalspielen her kennt.

Ich glaube wirklich, daß Mumford & Sons so nett und aufrichtig sind, wie sie sich geben. Kann der Dackelblick von Marcus Mumford etwa lügen? Selbst Laura Marling konnte da nicht widerstehen...

Setlist Mumford & Sons, Haldern-Pop Festival:
01: Sigh no more
02: Awake my soul
03: Winter winds
04: Roll away your stone
05: Nothing is written
06: White blank page
07: Little lion man
08: Lover of the light
09: Thistle & weeds
10: Timshel
11: The cave
12: Dust bowl

Links:

- Mumford & Sons, Paris, 21.02.10
- Mumford & Sons, München, 02.11.09
- Mumford & Sons, Paris, 24.04.08
- Marcus Mumford zusammen mit Laura Marling, Paris, 19.04.08




Klee, Köln, 22.08.10

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Konzert: Klee
Ort: gamescom Festival, Köln
Datum: 22.08.2010
Dauer: ca. 60 min
Regen/qm: 45 l


Nach Olli Schulz folgte am letzten Tag des gamescom Festivals Klee. Die Band um Frontfrau Suzie hatte ein wirkliches Heimspiel, die Bühne zwischen Ehrenstraße und Belgischem Viertel liege in Laufweite, sagte die Sängerin, als wir noch nicht über das Wetter sprachen.

Am Anfang war der Auftritt ein normales Konzert für beide Seiten. Klee begannen ein best-off Konzert sondergleichen - Indiepop-Perlen wie Die Stadt, Zwei Herzen und Tausendfach können nicht viele Bands an den Anfang eines Sets stellen.


Suzie Kerstgens, die sich normalerweise beim Geschichtenerzählen nicht hinter Olli Schulz verstecken muß, war heute deutlich ruhiger als sonst. Allerdings nur das Erzählen betreffend. Ansonsten legte die Sängerin
vermutlich wegen des vielen Laufpublikums eine besonders große Show hin. Sie tanzte, streckte sich, hob Bein um Bein in wahnwitzige Höhen, um wieder zu tanzen oder sich zu drehen. Offenbar hatte Suzie auch ihr Turnoutfit angezogen. Als der Welt-Volleyball-Verband vor einigen Jahren Kleidervorschriften für Volleyballerinnen erlassen hat, um den Sport sexier zu machen, schwebten den Herren vermutlich Suzies Hot Pants vor. Die knallrote kaum-Hose, dazu ein rot-weiß geringeltes Oberteil und rote Schuhe; das war schon ein Hingucker.

Trotz des vielen Rots fiel mir gleich auf, daß Gitarrist Tom und sein rotes Instrument fehlten, den Grund dafür kenne ich allerdings nicht. Toms Ersatz spielte seinen Part für meine Ohren vollkommen souverän, nur waren die Gitarren insgesamt recht leise, das lag aber sicher nicht am Spieler.

Zwischen Zwei Herzen und Tausendfach setzte dann das ein, was Wettervorherseher Starkregen nennen. Es schüttete dermaßen stark, daß das Wasser vom Platz kaum ablaufen konnte. Hektisch zog jeder Jacke an oder spannte Schirme auf - oder flüchtete, an ein entspanntes Zusehen war kaum noch zu denken.

Dabei lohnte sich das Konzert so sehr, weil eine Art Single-Collection gespielt wurde. Klee spielten zwar nichts Neues (die Band arbeitet gerade im Studio), die geballten Hits nacheinander, trösteten allerdings ein wenig über das Wetter hinweg.

Und als sie dann nach 55 Minuten eigentlich fertig waren, kamen die fünf Klees wohl aus Mitgefühl noch einmal raus und stimmten als Zugabe Erinner dich an. "Die Sonne schien, es riecht wie früher, die Farben leuchten."

Bei allem anderen wären wir wohl weggelaufen, hier war ich froh, den Regen bis zuletzt zu ertragen.

Setlist Klee, gamescom Festival, Köln:


01: Die Stadt
02: Zwei Herzen
03: Tausendfach
04: Berge versetzen
05: 2 Fragen
06: Für alle die
07: 7 Schritt
08: Standard kompakt
09: Solang du lebst
10: Die Königin
11: Nicht immer aber jetzt
12: Gold

13: Erinner dich (Z)



 

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