Sonntag, 3. April 2011

Austra u.a., Paris, 01.04.11


Konzert: Austra (und viele andere), Festival les femmes s'en mêlent

Ort: La Machine du Moulin Rouge, Paris
Datum: 01.04.2011
Zuschauer: knapp 1000
Konzertdauer: Austra etwa 50 Minuten


Ich zusammen mit meiner Frau in einer Disco.

Das gab es zuletzt wohl in den 1990er Jahren, kurz nachdem wir uns an der Uni kennengelernt haben. Damals war ich so besoffen, daß ich ihr in dem doofen Schuppen auf Anhieb einen Heiratsantrag gemacht habe. Aber auch nüchtern kam ich zu keinem anderen Ergebnis, ich musste sie haben und so ziert mein Ehering immer noch meine Wurstfinger. Gut so.

Inzwischen ist mein Bauch rund und mein Gesicht feist geworden. Meine Süße sieht hingegen immer noch so gut wie früher aus. Grund genug, um sie mal auszuführen und meinen konzertsüchtigen Freuden zu zeigen. Die meisten kennen sie eh von den Sessions her, aber ein paar neue Bekannte fragten schon desöfteren ganz blöd: "Wo ist denn deine Frau gerade? Kommt sie denn nie mal mit?" Genau diesen Nervensägen wollte ich mal den Wind aus den Segeln nehmen.

Cool wie wir beide nun mal sind, kamen wir erst um 1 Uhr morgens in der Machine de la Moulin Rouge an, einer ehemals unter dem Namen La Locomotiv bekannten Disco, mitten im sündigen Pigalle-Viertel gelegen. Zuvor hatten schon etliche andere Bands, u. a. das tolle Konki Duet , gespielt, aber ich persönlich wollte mir nur Austra ansehen und dann wieder Leine ziehen. Heute abend wurde der letzte Abend des Festivals les femmes s'en mêlent gefeiert und der Hauptfokus lag auf elektronischem Pop, passend zur Location.

Der Laden war gut gefühlt, mehrere Hundertschaften junger, tanzwütiger Menschen bevölkerten die weiträumige Fläche vor der Bühne. Es schien, als seien viele von ihnen auch hauptsächlich für Astra gekommen. Allerdings war Kondition gefragt, denn die blonde Kanadierin begann ihre gothische Discoshow erst um 1 Uhr 40.

Lauter Jubel toste auf, als Austra mit zwei männlichen Mitmusikern und einer Schlagzeugerin einlief. Ich persönlich war allerdings enttäuscht, daß ihre zwei schnuckelsüßen brünetten Tänzerinnen vom letzten Mal nicht dabei waren. Aber egal!


Schon beim zweiten Song Lose It war die Stimmung im Saal ausgezeichnet. Die Fans reckten ausgestreckte Zeigefinger in die Höhe und tanzten als gäbe es kein Morgen. Der an Kate Bush erinnernde Singalong in dem Stück wurde ausgelassen mitgegröhlt. Kein Zweifel Lose It ist bewies sich als Hit, als Floorfiller. Auch ich amüsierte mich richtig gut, obwohl der wabernde, basslastige 80 er Discosound und die feste durchdringende Knödelstimme von Austra eigentlich so gar nicht meinem Beuteschema entsprechen. Aber man muss ja nicht immer reduzierten Folk oder Indierock hören, manchmal tut etwas Abwechslung Not.

Kurzum: ich verbrachte sehr unterhaltsame 50 Minuten, die gespickt waren mit fetzigen Popnummern, die die Meute so richtig schön aufwühlten. Austra hat sich als hervorragende Zugnummer des letzten Festivalabends herausgestellt und selbst meine Frau konnte der Sache etwas abgewinnen. Überraschender war allerdings, daß selbst Isabelle von Pollyanna angetan war. Ihr geschmackssicherer Folk/Indierock hat stilistisch ja so gar nichts mit einer Austra zu tun.

Fazit: Ich sollte öfter mit meiner Frau in die Disco gehen. Also 2017 können wir gerne mal wieder gemeinsam unsere Aufwartung machen.




 

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