Mittwoch, 31. August 2011

Konzertankündigung Scout Niblett, Köln, 14. Oktober 2011

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Konzertankündigung: Scout Niblett

Ort: King Georg, Köln

Datum: 14.10.2011



Die Nachricht wurde schon vor ein paar Tagen auf der Facebook-Seite von Scout Niblett publik gemacht, aber sie ist einfach zu schön, um sie nicht noch einmal an dieser Stelle in die Welt zu posaunen. Die Rede ist von dem Kölner Konzert von Scout, das am 14.Oktober im King Georg stattfinden wird. Ein wunderbares Geschenk an die Kölner Fans, die sich jetzt schon einmal in Vorfreude üben können und sich schnell ihre Karte sichern sollten. Eventuell wird Niblett noch einen Termin in Hamburg dranhängen und wer weiß vielleicht auch noch einen in Berlin? Aber das ist Spekulation, festzuhalten ist also vorerst der 14. Oktober in Köln.



Aus unserem Archiv:

Scout Niblett, Paris, 09.05.11
Scout Niblett, Paris, 07.06.10
Scout Niblett, Paris, 30.11.09
Scout Niblett, Paris, 24.05.08
Scout Niblett, Paris, 17.12.07


Dienstag, 30. August 2011

Amanda King & Vera Vinter & Cajsa Siik, Paris, 29.08.11

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Konzert: Amanda King & Cajsa Siik & Vera Vinter

Ort: ein Wohnzimmer irgendwo in Paris, House Party # 5 bei Valérie Toumayan
Datum: 29.08.2011
Zuschauer: 10 + 6 Musiker


Houseparty bei Valérie mit drei charmanten und sehr talentierten schwedischen Künstlerinnen. Ganz wundervoll war's. Mehr dazu in Kürze!

Zur Einstimmung:

Amanda King
Vera Vinter
Casja Siik







Montag, 29. August 2011

Festival Rock en Seine bei Paris, 3. Festivaltag, 28.09.11

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Konzert: Festival Rock en Seine, 3. Festivaltag mit Anna Calvi, Cat's Eyes, Lykke Li, The La's und vielen anderen

Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris
Datum: 28.09.2011
Zuschauer: ausverkauft


Eine Unverschämtheit! Diese ganzen jungen Pariser Frauen in ihren engen Jeans-Short. Knackige Hintern wo meine lüsternen alten Augen auch nur hinschauten. Hilfe! Wie geil die aussahen! Die schönen Beine, die langen Haare, die lässigen Hütchen, die hübschen Gesichter, alles so geil, geil, geil. Und immer wieder diese Hinterteile. Direkt vor meiner Nase. Den ganzen lieben langen Tag. Das hat mich irgendwie ganz fertig gemacht. Ist doch auch gemein. Das ist so, als würde man in einen Paradiesgarten gelangen, überhall hängen reife, verlockende Früchte von den Bäumen und man darf nicht davon naschen (Habe ich schon erwähnt, daß ich mit meiner Frau da war?).

Ein junger Festivalbesucher hat mir am Abend auch sein Leid geklagt. In gebrochenem englisch (er war kein Franzose, aber wo kam er dann her?) meinte er die Pariserinnen seien sehr hübsch, aber "very closed" ("closed" das Gegenteil von "open", also offen. Kann man das sagen?). Er hätte keine Ahnung von Musik, sei über den Zaun geklettert, um zu campen und den Frauen hinterherzugucken. Nie würde sie einem richtig in die Augen schauen, jammerte er (ich habe von einem Springbreak auf der Krim gelesen, vielleicht sollte er da mal hin, die Mädels waren da alle oben ohne, hier!) und ohnehin sei er nur auf der Durchreise. Nach Brasilien. Wer jetzt eigentlich spiele? "Lykke Li" antwortete ich und ich hätte jetzt auch Nina Hagen oder Jaques Chirac sagen können, er hätte mit dem Namen eh nix anfangen können. Aber das war schon ganz am Ende des Festivals.

Wie dieser Tag musikalisch war? Drei bis fünf Adjektive pro gesehener Band müssen reichen, denn es ist schon wieder verdammt spät...

Cat's Eyes: Düster (am hellen Nachmittag), okkult, sphärisch, postpunkig, abwechslungsreich: Fazit: muss ich mir noch einmal in einem Club ansehen

The La's: Hier reicht ein Adjektiv: traurig!* Noch nie habe ich so viele Menschen (zu Recht!) frühzeitig ein Konzert verlassen sehen. Fazit: bitte das Comeback sofort beenden und wieder in den Pub zurück.

Miles Kane: energisch, ungestüm, melodiös. Fazit: muss ich mir trotzdem nicht noch mal ansehen, Miles Kane ist irgendwie nicht mein Fall.

Concrete Knives: frisch, unbekümmert, schwungvoll. Fazit: diese Franzosen mit attraktiver Frontlady* behalte ich im Auge.


Concrete Knives - Brand New Start par LeMouv

Anna Calvi: graziös, elegant, spannungsgeladen, druckvoll, atemberaubend: Fazit: Anna Calvi war wie schon in Haldern die beste von allen. Ein Wahnsinnstalent! Spätestens in zwei Jahren Headlinerin, jede Wette.

Lykke Li: bombastisch, kitschig, mainstreampoppig, schauderhaft. Fazit: Wer braucht eine Kylie Minogue mit pseudo-gothischer Soße? Ich nicht!

* die Frage, die sich hinterher jeder stellte: wo war der Drummer der La's?? Sein Stühlchen blieb während des ganzen unfassbar lahmen und unendlich peinlichen Konzerts unbesetzt. Hatten die alten Haudegen sich fünf Minuten vor dem Auftritt gestritten?

* so sieht das Mädel aus.



Sonntag, 28. August 2011

Festival Rock en Seine bei Paris, 2. Festivaltag Interpol & Guests, 27.08.11

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Konzert: Festival Rock en Seine bei Paris, 2. Festivaltag, Interpol + Support Acts
Ort: Domaine National de Saint Cloud
Datum: 27.08.11
Zuschauer: ausverkauft


"Incroyable"

Paul Banks (Interpol)

Setlist Interpol Rock en Seine, klick!




Samstag, 27. August 2011

Festival Rock en Seine bei Paris, 1. Festivaltag, 26.08.11

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Konzert: Festival Rock en Seine, erster Tag mit: Foo Fighters, The Kills, Grouplove, CSS, Herman Dune, Funeral Party, Wolf Gang, Biffy Clyro, Smith Westerns, u.v.a.

Ort: Domaine National de Saint Cloud bei Paris
Datum: 26.08.2011
Zuschauer: ausverkauft


"Frühstück" (um viertel nach vier) mit Biffy Clyro, Nachthupferl mit den Foo Fighters. Am ersten Festivaltag bei Rock en Seine wurde mir mein verpoppter Arsch gewaltig versohlt. Nichts für Pussies also das heutige Line-Up, aber auch Softies kamen zumindest teilweise auf ihre Kosten. Warme Brüder erfreuten sich sicherlich am kitschigen Achtziger Jahre-Synthiesound von Wolf Gang (eine abscheuliche Band), während Party Animals bei den Brasilanern CSS abtanzten, Freunde sonniger Melodien bei Herman Dune mitschunkelten, gothische Teenager bei den ziemlich beschissenen Funeral Party voll abgingen, stylische Trendsetter sich am aufgesexten Blues-Rock der Kills ergötzen und Indie Popper ihren Spaß mit Grouplove hatten.

Postkarte von Rock en Seine:

Wetter: bescheiden
Frauen: scharf
Essen: passabel

Klatsch von Rock en Seine:

Alison Mosshart von den Kills süffelt Backstage beim Konzert der Foo Fighters Champagner und amüsiert sich mit einer Freundin wie Bolle, während Jamie Hince (mit Designertuch um den Hals) weit von Alison entfernt in die Luft starrt und sich offensichtlich tierisch langweilt (wo ist Kate Moss??). Dave Grohl spuckt unterdessen rum wie ein Lama und säuft gutes deutsches Becks Bier. Richtig so, die französische Affenpisse, die hier als "bière" verkauft wird, kann man ja auch niemandem anbieten!

Ob Iracema Trevisan, kurz Ira, die ehemalige Bassistin von CSS auch bei Rock en Seine war? Sie läuft uns in unserer U-Bahnstation mit hochhackigen Schuhen über den Weg. Sie wohnt in unserem Viertel, ich weiß es. Ist sie eigentlich noch mit dem Kerl von Air zusammen?



Freitag, 26. August 2011

Konzertankündigung Rachael Dadd

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Konzertankündigung: Rachael Dadd
Orte & Daten: siehe unten


Könnte ich mir eigentlich eine zauberhaftere Künstlerin als Rachael Dadd für meine nächste und vielleicht letzte Oliver Peel Session wünschen?



Die herzensgute Rachael, sie hat mir wirklich den Gefallen getan und wird zu Session Nummer 40 mit ihrem Banjo, ihrem zauberhaften Lächeln und ihrer so ungemein sanften, lieblichen, wunderschönen Stimme antreten. Ich freue mich wahnsinnig!

Aber auch die Fans in Deutschland haben Grund zur Freude, denn die Britin wird Germany beehren und hat auch ihr neues Album und ihre mit Liebe hergestellten Stoffarbeiten im Gepäck.

Geht hin, Konzerte mit Rachael Dadd sind etwas ganz Besonderes, bei ihr geht wirklich die Sonne auf. Herzerwärmender geht es nicht!



Konzerttermine Rachael Dadd:

15.09.2011: Feinkost Lampe, Hannover
16.09.2011: Volksbad Buckau, Magdeburg
17.09.2011: House Show 68 Corinthstr., Berlin
18.09.2011: Fischbar, Leipzig
20.09.2011: Fluc, Wien
22.09.2011: Hafen 2, Offenbach
23.09.2011: Kohi, Karlsruhe
24.09.2011: Oliver Peel Session, Paris

Guckt euch auch bitte die obigen Videos von Le Cargo.org an. Das ist eine solch wundervolle Seite, die so unglaublich viele gute Künstler gefilmt hat. Gedreht hat Renaud, der einen sehr bewegenden, sehr persönlich gehaltenen Kommentar beifügt. Kurz nach Abdrehen der Session hat ihn sein im Sterben liegender Vater angerufen, plötzlich einsetzender Regen vermischte sich mit Renaud's Tränen. Ein Wechselbad der Gefühle für den famosen Videofilmer. Sein Vater hat ihm gelehrt, wertvolle Momente wie die Sessions mit solch außergewöhnlichen Künstlern wie Rachael Dadd zu genießen. Schön!



Dienstag, 23. August 2011

Timber Timbre, Haldern Pop Festival, 13.08.11

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Konzert: Timbre Timbre

Ort: Spiegelzelt des Haldern Pop Festivals
Datum: 13.08.2011
Zuschauer: viele, aber es war nicht gar so eng Konzertdauer: gute 45 Minuten


Ein Konzert des Haldern Pop Festivals 2011 muss noch einmal gesondert betrachtet werden. Es handelt sich um den überragenden Auftritt der Kanadier Timber Timbre. Ein Projekt um den kauzigen und lichtscheuen Sänger und Liedschreiber Taylor Kirk, der so reserviert ist, daß er in der Vergangenheit Journalisten Foto-und Filmverbote erteilt hatte.

Auch am 13. August im Spiegelzelt zu Haldern tat Kirk alles dafür, weitgehend unerkannt zu bleiben. Seine schwarze Kappe und Hornbrille und ein tiefrotes, schummriges Licht sorgten dafür, daß er auch hinterher unbehelligt über das Festivalgelände hätte schlendern können. Aber Kirk war nicht ganz alleine da, sondern hatte weibliche Verstärkung an der Violine und männliche an Autoharp und Pedalsteel dabei. Die drei Musiker schufen mitten am Nachmittag eine mitternächtliche Atmosphäre, die fast gespenstische Züge hatte. Ein pechschwarzer, mysteriöser Sound erfüllte das stickige Spiegelzelt und die erzeugte Spannung war knisternd, schwül und sinnlich. Überragend die Stimme von Taylor Kirk, bluesig, samtweich und mit einem Timbre versehen, das an Morrissey aber auch Patrick Watson erinnerte. Auch sein Gitarrenspiel war hochkarätig, er riss oft die Saiten nur scharf, aber sehr wirkungsvoll an und spielte keine Note zuviel. Mit dem Fuß betätigte er die Pedale, während von den Seiten Pedalsteel und Geige das Klangbild bereicherten. Das Ganze hatte ungemein viel Klasse, Eleganz und Erhabenheit, es war zum mit der Zunge schnalzen. Und trotz des reduzierten Instrumentariums war das Set abwechslunsgreich und vielseitig. Zum Ende hin wurde es rockiger und wilder (Woman, ein schaurig schöner Schoker!), manchmal wurde ich gar an Gun Club erinnert, während ansonsten ehr Nick Cave and The Bad Seeds und andere Nachtschattengewächse Pate standen.



Leider kann ich keine Setlist liefern, aber die Songs stammten in der großen Mehrheit von Creep On Creepin' On oder von dem selbstbetitelten Vorgänger.

Definitiv ein Highlight des Haldern Pop Festivals 2011!



Montag, 22. August 2011

Wir Sind Helden, Gisbert zu Knyphausen, Bodi Bill, Haldern pop Festival, 11.-13.08.11

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Konzerte: Wir Sind Helden, Gisbert Zu Knyphausen, Bodi Bill

Orte: Hauptbühne und Spiegelzelt, Festivalgelände Rees-Haldern
Daten: 12 & 13.08.2011
Zuschauer: 'ne Menge


Zu den Freuden des Lebens in Frankreich gehört es, von deutscher Musik weitgehend unbehelligt zu sein. Kein Mensch hier redet über Tomte, Kante oder Kettcar und was die Frau Holofernes gerade wieder so altklug daherlabert, bekomme ich in Paris nicht mit. Kein einziges deutsches Musikmagazin kann man hier am Kiosk kaufen und wenn ich ehrlich bin fehlt mir Musik mit deutschen Texten wie Matjes Filets (igitt), Currywurst (bäh), Grünkohl mit Pinkel (röchel), Leute mit Socken in den Sandalen oder germanische Frauen mit Achseln unter den Haaren, sprich überhaupt nicht. Aber es gibt natürlich Ausnahmen, Element Of Crime und Tocotronic mag ich sehr und es gibt sicherlich auch noch andere tolle Künstler aus Germany, die in der Sprache Goethes texten und singen.

Gisbert zu Knyphausen zum Beispiel, Winzerssohn aus dem malerischen Eltville, gehört zweifelsohne dazu. Und dies obwohl ich mich hinterher an keine einziges Strophe erinnern konnte (fragt mich nicht wie das geht, keine Ahnung). Als völlig Uneingeweihter in dieses Konzert gegangen, war ich vielmehr darauf konzentriert, die Reaktionen der Zuschauer zu beobachten (sehr viele sangen die Texte mit) und auch der Aufkleber auf der Gitarre lenkte mich ab: "Musik ist scheiße" stand dort zu lesen und ich fragte mich, ob der Barde seine eigene Musik miteinbezog. Scheiße fand ich sie nämlich nicht. Besonders die knackigen Gitarren und die packenden Melodien hatten es mir angetan und da wurden die Texte plötzlich völlig zweitrangig. Warum sollte man da bei deutschen Lyrics auch strengere Maßstäbe anlegen als bei englischen, auf die auch nicht sonderlich viele Leute besonders achten?

Auch geil: die ausgezehrt, aber prima aufspielende Begleitband von Gisbert, vor allem der Bassist mit den tiefen Augenringen (der einzige Schmuck den ein Mann tragen sollte). Was für eine kuriose Truppe!



Ähnliche Eindrücke bei Wir Sind Helden: Texte piepegal, Gitarren saftig und berauschend, Melodien ohrwurmig und die Tanzeinlagen von Judith waren auch hübsch anzusehen, da ihre Beine ein Hingucker sind. Die besten Momente hatte das Konzert für mich bei Wenn es passiert, Nur Ein Wort und dem unvermeidlichen Abschluss mit Denkmal. Wenn ich ehrlich bin, fand ich das Lied damals durfte und eigentlich höre ich es immer noch recht gerne. Ein ordentliches Konzert also, das allerdings auch ein paar sehr mittelprickende Phasen hatte, das Zitieren von Titeln zur Verdeutlichung erspar ich mir lieber.

Eine gewisse Enttäuschung jedoch der Auftritt von Bodi Bill im Spiegelzelt. Sich hinter englischen Texten versteckend (ist jetzt nur so ein Spruch von mir), ließen die Berliner vor allem ihre Synthesizer sprechen und dies war wahrscheinlich mein Problem. Sicherlich machen Bodi Bill Elektromusik mit Grips und Ideen, Folkrock oder Indierock sind mir im Zweifel jedoch deutlich lieber und so verließ ich frühzeitig das Zelt. Nicht unterschlagen werden sollte aber, daß Bodi Bill sogar in Frankreich recht erfolgreich sind und schon ein paar Mal in Paris gespielt haben, was man von Gisbert zu Knyphausen bislang nicht behaupten kann. Er war zumindest als Sänger noch nie in Paris. Schade! Wenn er aus seiner Wahlheimat Hamburg keine Matjesfilets mitbringt darf er nämlich sehr gerne in der Stadt der Liebe aufkreuzen. Musik mit deutschen Texten ist also letztlich doch gar nicht so schlimm...





Fleet Foxes, Dan Mangan, Okkervil River u.a., Haldern Pop Festival, 11-13.08.11

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Konzert: Fleet Foxes, Dan Mangan, Okkervil River, Matthew & The Atlas, Golden Kanine, Dry The River, The Low Anthem, The Avett Brothers u.a., Haldern Pop Festival 2011

Orte: Spiegelzelt und Hauptbühne
Datum: 11-13.08.2011 Zuschauer: jeweils viele


Kommen wir zum Vergleich der Folkrockbands beim Haldern Festival 2011. Folk und Folkrock gehören zu meinen bevorzugten Musikstilen, das weiß jeder, der uns regelmäßig liest. Und weil Haldern immer wieder feinste Acts aus diesem Genre an den Niederrhein kommen lässt, gehört das Festival unweit von Holland zu meinen absoluten Lieblingen.

Aber wer hat sich innerhalb der Folkrockbands dieses Jahr am besten geschlagen? Keine leichte Entscheidung, denn es waren mit den Fleet Foxes, Okkervil River (1. Foto oben) und The Low Anthem drei richtige Schwergewichte dabei. Dennoch fällt meine Wahl auf Newcomer, die ich im Januar 2011 vor lediglich 15 Leuten in einem Pariser Wohnzimmer erleben durfte. Die Rede ist von Dry The River, die bei der damaligen Homeshow sehr reduziert, akustisch und melodieseelig zu Werke gingen. Notgedrungen, denn in einem Wohnzimmer darf man nun einmal nicht so viel Krach machen, wie man gerne möchte. Ohne die wundervollen Chorgesänge zu vernachlässigen, besannen sich Dry The River in Haldern auf ihre rockige Seite und ließen es insbesondere beim letzten Lied, dem überragenden Lion's Den, so richtig fetzen. Da konnte man so richtig schön sehen, was das für Heißsporne sind. Ihre langen Haare flogen in alle Richtungen, ihre schlanken Körper zuckten wie unter Strom und irgendwann knieten sie alle auf dem Boden und ließen die Gitarren aufjaulen, bis die Schwarte krachte. Das Publikum johlte, zu Recht!



Das Haldern Pop Label hat also alles richtig gemacht, als sie die Engländer in diesem Jahr signten, denn das Potential erscheint mir enorm. Die würzige Stimme des Sängers ist markant und geht einem durch Mark und Bein, die Refrains sind catchy und mitreißend und die feine Geige verleiht dem Ganzen die besondere Note. Definitiv eine Band, die in die Fußstapfe der auch kommerziell wahnsinnig erfolgreichen Mumford & Sons treten kann. Sie verbinden betörende Schönheit mit jugendlicher Ungestümheit, haben einen ausgeprägten Sinn für herzerwärmende Melodien und bringen eine Frische und Spielfreude mit, die einfach begeistert. Und Hits haben sie noch und nöcher! Besonders gelungen ist das herzblutgetränkte Weights & Measures, das auch textlich neugierig macht: " I was prepared to love you, never expect anything of you." Aber auch das an Arcade Fire (dieser Pomp, dieser an Bombast grenzende Gesang) New Ceremony und die neue Single No Rest sind ausgezeichnet und brachten das Halderner Publikum in Wallung.

Der bereits oben beschriebene Abgang mit Lions Den setzte dem Ganzen dann noch die Krone auf. Wie sagte der holländische Moderator später auf der Hauptbühne so treffend:" ich war eben bei Dry The River im Zelt, das war geil, das war supergeil!"

Aber nicht nur Dry The River, sondern auch der Kanadier Dan Mangan und seine Band konnten am Niederrhein auf ganzer Linie begeistern. Der bärtige Mann mit dem in der Folkszene obligatorischen Holzfällerhemd steigerte die Temperatur im ohnehin hin schon sauwarmen Zelt am Nachmittag noch einmal um mindestens 10 Grad. Mit einer ungekünstelt wirkenden Inbrunst und Emphase und seiner verrauchten Reibeisenstimme à la Tom Waits schmetterte er die Hits seines glänzenden Albums Nice, Nice, Very Nice (+ ein paar Neulinge) und hatte im Handumdrehen die Leute auf seine Seite gezogen. Die Zuschauer fraßen ihm förmlich aus der Hand, was Dan wiederum so glücklich machte, daß er sichtlich gerührt kundtat: "you guys in germany are the best crowd in the world, already at the OBs in Beverungen I had a fantastic time."

Am Ende ging es zum Schunkelsong Robots sogar zur Triumphrunde mitten durchs Publikum und wem das zu eng und heiß war, der tanzte einfach draußen vor dem Bildschirm, wie das eine Gruppe junger Mädchen tat. Mit dem Elliott Smith Cover (ich liebe Elliott, Dan hat Geschmack!) Waltz # 2 ging dann ein Konzert zu Ende, das die Geschichte des 2011 er Haldern Festivals entscheidend mitprägte.

Die großen Folkrockacts wiederum schlugen sich ebenfalls gut, wenngleich Okkervil River bei mir nicht die gleichen Glücksgefühle auslösten wie noch 2008, vielleicht weil ich mit den Lieder von dem neuen Album I Am Very Far noch nicht so vertraut bin. Und zu Low Anthem kann ich nicht viel sagen, weil ich da leider nur 3 bis vier Lieder hörte, die freilich wunderbarst waren.

Deutlich mehr bekam ich von den Fleet Foxes mit. Die besannen sich glücklicherweise auf ihre Stärken, sprich die bildhübschen Harmoniegesänge und konnten auch mit den neuen Liedern von Helplesness Blues punkten. Inzwischen sind sie so gut eingespielt, daß es kaum noch qualitative Unterschiede zwischen dem alten und dem aktuellen Material gibt und auch Morgan Henderson, das neue Bandmitglied an der Flöte, dem Saxophon und den Percussions ist in die Truppe integriert. Mein Ärger über die zwei für meine Begriffe viel zu rockigen und lauten Clubkonzerte ist verraucht, bei den Festiavls gingen die Fleet Foxes wieder deutlich filigraner und gefühlvoller zu Werke. Ein sehr ansprechendes Konzert.

Setlist Fleet Foxes, Haldern Pop Festival 2011:

01: The Cascades
02: Grown Ocean
03: Drops In The River
04: Battery Kinzie
05: Sim Sala Bim
06: Mykonos
07: Your Protector
08: White Winter Hymnal
09: Ragged Wood
10: He Doesn't Know Why
11: Lorelai
12: Tiger Mountain Peasant Song
13: The Shrine/An Argument
14; Blue Ridge Mountain
15: Helplessness Blues



Iron and Wine, Düsseldorf, 20.08.11

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Konzert: Iron and Wine
Ort: Zakk Düsseldorf
Datum: 20.08.2011
Zuschauer: 500?
90 Minuten + Zugabe


Von Micha von firstlovelastlove

Sam Beam konnte sich noch gut an sein Gastsspiel vor fast genau einem Jahr im Zakk erinnern. Seine Frage ins Publikum, wer im letzten Jahr dabei gewesen ist, war gar nicht so unclever, so bemerkte der Frontmann von Iron & Wine an, das es sich an diesem Abend um ein komplett unterschiedliches Konzert handeln würde. Da waren schon 45 Minuten gespielt.


Im letzten Jahr kam er alleine nach Düsseldorf, das Konzert war bestuhlt, es herrschte eine intime Atmosphäre. Für mich war das mein Konzert des Jahres, das wusste ich nach wenigen Momenten, er spielte sich in die Herzen seiner Zuhörer.

Ohne Vorband sollte es in diesem Jahr alles ganz anders werden. Ich glaube zu wissen, das Sam Beam ein Perfektionist ist. Jeder von den neun Musikern auf seiner Bühne beherrscht sein Instrument. Ich kann mir vorstellen, wie die Stücke immer und immer wieder bis zur Endlosigkeit geprobt werden, um wieder ein kleines Stück an der Struktur zu verändern.

Die Lieder fangen meistens bekannt an, dann meistens ab der zweiten Strophe, spielt die Band ihr Potential aus, das ist ein Genuss für jeden, der Veränderung auf Konzerten möchte.

Iron & Wine spielten an diesem Abend, wie schon im Frühjahr im Kölner Gloria, ein gemixtes Set aus mehr alten und weniger neuen Liedern. Die stärksten Momente sind immer dann zu finden wenn Sam Beam mit dem Publikum kommunizert, er zieht das Publikum dann geschickt auf seine Seite. Am heutigen Abend ist das leider viel zu selten passiert.

Der Funke ist bei mir nicht übergesprungen, ich wünsche mir das in Zukunft die Songs reduzierter dargeboten werden. Sam Beam muss niemanden mehr beweisen, dass er ein guter Musiker ist. Seine Stimme ist unverwechselbar. Diesen Trumpf sollte er mehr ausspielen.


Sonntag, 21. August 2011

James Vincent Mc Morrow, Alexi Murdoch, Josh T. Pearson, u.a., Haldern Pop Festival 11-13.08.11

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James Vincent Mc Morrow, Alexi Murdoch, Josh T. Pearson, u.a., Haldern Pop Festival 11-13.08.11

Orte: Haldern Pop Bar und Spiegelzelt
Datum: 12.08.2011
Zuschauer: jeweils viele


Man soll ja bekanntlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, das sagt uns schon ein Sprichwort. Bezogen auf Haldern Pop 2011 will das heißen: ich vergleiche am besten die Akteure innerhalb eines Genres. Macht doch auch Sinn. Wie will man denn bitte schön beurteilen, wer besser war, Josh T. Pearson oder Explosions In The Sky? Ein Mann ganz alleine mit Akustikklampfe gegen drei höllisch laute Gitarren, einen scharfen Bass und ein wahnsinnig wuchtiges Schlagzeug. Da herrscht einfach keine Waffengleichheit! Letztendlich waren ohnehin beide überragend.

Aber es gab noch andere mutige Männer, die sich alleine mit ihrer Stimme und ihrer Akustikgitarre in Szene setzten. Alle konnte ich leider nicht sehen, aber bei Johnny Flynn, Alexi Murdoch und James Vincent Mc Morrow war ich zumindest bei einigen Stücken dabei, im Falle von James Vincent hatte ich sogar das Glück, das ganze Konzert mitverfolgen zu können.

Ganz beachtlich, wie sich der Ire schlug, vor allem wenn man bedenkt, daß er gegen die wesentlich lauteren Wombats anspielen musste, die auf der Hauptbühne rockten, während er die Leute im intimen Spiegelzelt bei Laune hielt. Dabei war ich sehr skeptisch in dieses Konzert gegangen. Noch vor ein paar Wochen hatte ich kein gutes Haar an Mc Morrow gelassen, nachdem ich ihn bei einem Showcase in Paris gesehen hatte. Seine Kunst wirkte auf mich wie ein Plagiat von Bon Iver und den Fleet Foxes und die Story, daß er die Lieder in einer Fischerhütte geschrieben haben soll, erinnerte mich so dermaßen an die Entstehungsgeschichte von Emma, Forever Ago, (dem Erstling von Bon Iver) daß ich mich angewidert abwendete. Alles nur geklaut, so mein vernichtendes Urteil. Dies muss ich nach Haldern zumidest zum Teil revidieren getreu dem Motto von Konrad Adenauer: "was interessiert mich mein dummes Geschwätz von gestern?". Die Stimme des Iren nämlich ist einfach zu stark, um an ihr vorbeizukommen. Ein markantes, äußerst kräftiges, souliges Kehlchen darf er sein Eigen nennen und die Kompositionen sind letztlich auch nicht übel, trotz der offensichtlichen Ähnlichkeiten zu den Fleet Foxes und Bon Iver. Opener We Are Ghosts und We Don't Eat gefielen mir sogar ausnehmend gut. Dem bärtigen Mann mit dem ansetzenden Haarausfall gelang es, das Publikum rund 40 Minuten lang zu fesseln und auch ohne Begleitband keinerlei Langeweile aufkommen zu lassen. Eine Kunst, die nicht jeder Singer/Songwriter beherrscht und ein Zeichen dafür, daß die Lieder stark genug sind, um auch akustisch zu bestehen. Oft genug geprobt hat er sie ja, dieser urige Bursche, der nach eigener Aussage dieses Jahr schon etwa 100 Konzerte gespielt hat. Die Songs hätten sich im Laufe der Zeit gewandelt, eine Entwicklung die man nicht selten sieht. So hörte man dann im Spiegelzelt auch Versionen, die ziemlich anders klangen als auf dem Studioalbum Early In The Morning (eine Nummer eins in Irland). Noch mehr Soul, noch mehr Power legte er in die Stimme und so war er zumindest in Haldern stimmlich eher mit Ray La Montagne als mit Bon Iver zu vergleichen. Auch textlich ließ er mich aufhorchen (vor allem bei We Don't Eat: "I'd rember all the things my mother wrote that we don't eat until your father's at the table, we don't drink until the devil's turned to dust", das kam mir irgendwie bekannt vor) und so musste ich schließlich anerkennen, daß James Vincent Mc Morrow kein Schlechter ist. Selbst wenn er bei der Zugabe mit Wicked Game eine Coverversion von Chris Isaak präentierte, die ich eigentlich längst verdrängt hatte. Chris Isaak, brr!



Vor James Vincent hatte der Brite Alexi Murdoch im Spiegelzelt gespielt. Bei ihm ging es wesentlich sanftmütiger und fragiler zu als bei seinem temperamentvollen irischen Kollegen. Er zelebrierte feinfühligen Folk in der Tadition von Nick Drake und war stimmlich mit Sam Amidon vergleichbar. Innerhalb weniger Minuten hatte er mich verzaubert und ich hätte ihm noch stundenlang zuhören könne, seinen Songs wohnte eine ungemeine Ruhe inne und es war, als erzählte ein guter Freund Geschichten aus seinem Leben.



Allerdings war ich erst spät ins Zelt gekommen und erlebte lediglich drei Lieder mit. Definitiv zu wenig, so daß ich mir fest vorgenommenn habe, Alexi Murdoch in Zukunft mal in einem Solokonzert zu genießen. Von dem Auftritt des jungen Briten Johnny Flynn (Foto) bekam ich sogar noch weniger mit, vieleicht zwei Lieder. Aber ich wusste ja schon, daß der Blondschopf riesiges Talen hat und auch live absolut überzeugend ist. Ihm gehört sicherlich die Zukunft.

Bester Singer/Songwriter in Haldern war aber für mich Josh T. Pearson. Über dessen bewegendes Konzert in der Haldern Pop Bar hatte ich ja umfangreich berichtet!

Setlist James Vincent Mc Morrow, Haldern Pop Festival 2011:

01: We Are Ghosts

02: This Old Dark Machine
03: Follow You Down To The Red Oak Tree
04: Sparrow And The Wolf
05: Hear The Noise That Moves So Soft & Low
06: Down The Burning Ropes
07: We Don'Eat
08: If I Had A Boat
09: Red Dust

10: Wicked Game (Chris Isaak Cover)



Samstag, 20. August 2011

Explosions In The Sky, Haldern Pop Festival, Rees-Haldern, 13.08.11

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Konzert: Explosions In The Sky

Ort: Hauptbühne des Haldern Pop Festivals
Datum: 13.08.2011, 0 Uhr 45

Zuschauer: ein paar Leute waren schon gegangen, als es losging...



"Explosions In The Sky are next" hatte Ober-Fleet Foxes Robin Pecknold nach dem Ende der absolut gelungenen Show seiner Band gesagt und dabei einen vielversprechenden Unterton in seiner Stimme gehabt, so als würde die Zuschauer Großes erwarten.

Die Fleet Foxes Fans von Explosions In The Sky? Wirklich? Nun, zumindest haben beide in den zwei letzten Jahren etliche Festivals rund um den Globus gemeinsam bestritten, da ist es kein Wunder, wenn eine Folkband aus Seattle, die für ihre wundervollen Harmoniegesänge bekannt ist, Zugang zum epischen, instrumentalen Gitarrenrock einer Truppe aus Texas bekommt. Musikfans sollten ohnehin offen für alle möglichen Stile sein, sich auf ein Genre festzulegen zeugt von Verbohrtheit und Voreingenommenheit.


Last Known Surroundings from Explosions in the Sky on Vimeo.



Aber wer kann etwas mit Instrumentalmusik anfangen? Meine Frau jedenfalls nicht! Immer wenn ich im Urlaub die neue CD Take Care Take Care Take Care im Auto laufen lassen wollte, meckerte sie: "können wir nicht was anderes hören? irgend etwas mit Gesang?" Überflüsig zu sagen, daß mich diese Nörgeleien nervten. Im Falle von Explosions In The Sky stehe ich nämlich auf dem Standpunkt, daß auch ganz ohne Lyrics alle denkbaren Stimmungen perfekt ausgedrückt werden. Die Palette der Emotionen reicht von Hoffnung über Aufbegehren bis hin zur Euphorie, aber auch Momente des Innehaltens, des Träumens, des Besinnens werden wunderbar vertont. Durch den Wechsel von ruhigen hin zu stürmischen Passagen und das Variieren von Tempo und Lautstärke durchläuft der Hörer ein schaurig-schönes Wechselbad der Gefühle und fühlt sich am Ende überglücklich, schwerelos und unendlich berauscht. Zumindest mir ergeht es so.

Ob die Halderner beim Auftritt der Texaner ähnliche Glücksmomente empfanden, mag ich zumindest bezweifeln. Ein Teil des Publikums schien sich ein wenig zu langweilen, als die monumentalen Gitarrenwände hochgezogen wurden und wuchtigste Schlagzeugsalven abgeschossen wurden. Ihnen fehlte wohl der Zugang zu dieser Art von Musik, die so heroisch, ästhetisch und stolz ist wie keine Zweite. Aber diese Musik hatte kein Gesicht, die Visagen der Bandmitglieder hatte man hinterher schnell wieder vergessen und wenn einem einer der Burschen beim Pizzastand über den Weg gelaufen ist, fiel das sicherlich niemandem auf. Und dies obwohl die Explosionsinthesklyer wesentlich dynamischer, theatralischer und bewegunsgfreudiger ihren Sound darbieten als die enorm hüftsteifen und statischen Kollegen von Mogwai. Besonders cool, war daß der vermeintliche Chef der Band (der rotblonde, vom Haarausfall geplagte Kerl in der Mitte) manchmal sogar Luftgitarre spielte. Ich habe ihn genau beobachtet, manchmal flog seine Hand an den Saiten vorbei, die Aktion diente nur der Unterstreichung der Dramatik, musikalisch hatte sie keine Bedeutung. Aber natürlich wurde auch richtig gespielt. Und wie! Gleich mit drei Gitarren und einem Bass wurde einem die Birne windelweichgeklopft und wenn das Schlagzeug losgaloppierte, donnerte es aus dem Hintergund wie verrückt. Die ganze zuvor aufgebaute Spanung entlud sich in einem Gewitterhagel, den der Niederrhein so nocht nicht erlebt hatte (siehe Video beim Rockpalast), es schepperte und krachte aus allen Ecken und die Protagonisten auf der Bühne schrammelten sich in einen veritablen Rausch. Köpfe flogen, Gitarren wurden in die Luft gerissen und der Schweiß tropfte den modernen Helden in Rinnsälen von der Stirne. Extase pur, zumindest oben auf der Bühne. Unten im Publikum ging es indess gemächlicher zu. Ein heftiges Kopfnicken war das höchste der Gefühle, mehr Enthusiasmus war den Haldenern nicht zu entlocken. Dennoch bin ich überzeugt, daß die Fans keineswegs entäuscht und neue Anhänger hinzugewonnen wurden. So manch einer äußerte sich hinterher euphorisch auf Facebook und wer das epische Konzert gesehen hat, wird die Begeisterung nachvollziehen können.

Bei der Setlist ging es übrigens quer durch den Garten und das neue Album wurde lediglich mit zwei Titeln gewürdigt. Dafür gab es mit Your Hand in Mine einen der schönsten und heroischsten Titel im Katalog der Texaner und mit The Birth And Death Of The Day einen hochmelodischen Hammer luftigster Gitarren, der in der Vergangenheit unzählige Male auf meinem Ipod lief.

Seht euch Explosions in The Sky an, wenn sie in eurer Nähe aufkreuzen und lasst euch verzaubern von Instrumentalmusik, die viel mehr sagt, alsso mancher schwache Singer /Songwriter mit gestelzten Texten!

Achso: die Fahne, die über einer Box hing war natürlich die Fahne von Texas und nicht von Chile, obwohl sie dieser sehr ähnelt.

Setlist Explosions In The Sky, Haldern Pop Festival 2o11:

01: Let Me Back In (Take Care, Take Care, Take Care)
02: Catastrophe And The Cure (All Of A Sudden...)
03: Last Known Surroundings
04: Your Hand In Mine (The Earth is...)
05: The Birth And Death Of The Day (All Of A Sudden I Miss Everyone)
06: Postcard Form 1952 (Take Care...)
07: The Only Moment We Were Alone (The Earth Is Not A Cold Dead Place)



Freitag, 19. August 2011

My Brightest Diamond, Haldern Pop Festival, Rees-Haldern, 13.08.11

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Konzert: My Brightest Diamond

Ort: Spiegelzelt, Haldern Pop Festival
Datum: 13.08.2011
Zuschauer: viele
Konzertdauer: etwa 45 Minuten


Zu Recht haben wir hier kürzlich den starken Auftritt von Anna Calvi beim Haldern Pop abgefeiert.





Es gab aber auch noch andere talentierte Damen, die Lob verdient haben. In besonderem Maße trifft das auf Shara Worden aka My Brightest Diamond zu, die am Samstag ihre neuen, noch unveröffentlichten Songs (Album All Things Will Unwind, erhältlch am 18. Oktober) präsentierte und natürlich auch ein paar altbekannte Stücke zum Besten gab. Die zierliche Amerikanerin und (relativ) frisch gebackene Mutter (Name des Sohns: Konstantin) war erneut ganz alleine auf der Bühne und zeigte die ganze Bandbreite ihres großen Könnens. Ukulele, Kalimba, Autoharp, Glockenspiel, Synthesizer oder E-Gitarre kamen zum Einsatz und untermalten perfekt den in stimmlicher Hinsicht absolut beeindruckenden Auftritt. Unglaublich wie lieblich sie trällern, dann aber auch zum Angriff blasen kann und plötzlich feurig und leidenschaftlich wird. In dem kleinen Persönchen lodert ein Vulkan, das wurde wieder überdeutlich, vor allem bei den rockigen Stücken aus dem Backkatalog wie Golden Star oder Inside A Boy. In anderen Phasen wurde sie hingegen besinnlich, ja fast sentimental (vor allem bei der Country Ballade I Have Never Loved Someone), oder aber melodramatisch und in einem Falle, dem Neuling High Low, Middle sogar tanzbar. Erstaunlich wandelbar und vielseitig also diese Shara Worden, die bei ihren Konzerten nie mit witzigen und selbstironischen Anekdoten geizt. Besonders viele Lacher erntete sie, als sie von ihren prägenden Erlebnissen mit deutschen Brötchen berichtete. Als 13 Jährige sei sie zum ersten mal nach Germany gereist und hätte nach anfänglichen Bedenken ("they were so hard!") die Brötchen so köstlich gefunden, daß sie als anderer Mensch in die USA zurückreist sei. Auch die Tatsache, daß es in Deutschland im Gegensatz zu ihrer Heimat keine Werbeschilder an Autobahnen gibt, stellte sie als positiv heraus ("you have no billboards on the autobahn, so you can watch the trees") und lobte schließlich noch die deusche Standhaftigkeit, Präzision und Handwerkskunst ("when elsewhere the houses fall down, yours is still there").

Aufgelockert wurde ihre Show zudem durch Gimmicks wie das Tragen einer Maske und spektakuläre Tanzeinlagen. Mit Maske auf dem Gesicht entfernte sich Shara schließlich auch nach gut vierzig Miunten Spielzeit wortlos von der Bühne und rannte zum Hinterausgang raus. Vom Band lief Kammerpopmusik (Klarinette, Oboe, Violine), wie es sie teilweise auf dem zweiten Album zu hören gab. Zurück kam sie dann nimmer.

Mit My Brightest Diamond ist also erneut zu rechnen. Die neuen Songs klangen sehr vielversprechend und es dürfte mit dem Teufel zugehen, wenn das dritte Album kein kleines Meisterwerk wird. Ich freu' mich drauf!

Setlist My Brightest Diamond, Haldern Pop Festival 2011 (exklusiv!)

01: We Added It Up
02: Golden Star
03: Apples
04: Escape Routes (It takes more than a livetime to learn how to love)
05: Instrumentaleinlage
06: Neues Lied
07: She Does Not Brave The War But She Saves The Day
08: High, Low, Middle
09: Inside A Boy
10: I Have Never Loved Someone

Aus unserem Archiv:

My Brightest Diamond, Paris, 07.10.08
My Brightest Diamond, Haldern, 08.08.08
My Brightest Diamond, Evreux, 27.06.08
My Brightest Diamond, Paris, 22.04.08
My Brightest Diamond, Paris, 02.10.07
My Brightest Diamond, Paris, 26.02.07





Donnerstag, 18. August 2011

Cults, Köln, 17.08.11

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Konzert: Cults
Ort: Studio 672, Köln
Datum: 17.08.11
Dauer: ca. 35 Minuten
Zuschauer: ca. 70


von Dirk von Platten vor Gericht

Der Kölner Stadtgarten empfing uns nicht nur mit einem strahlenden Regenbogen, sondern auch mit einem Parkplatz direkt vor dem Eingang des Studio 672. Die Parkgebühren grenzten jedoch schon fast an Wegelagerei und nachdem der Automat all' unsere Münzen geschluckt hatte - kleinere Beträge als 50 Cent weigerte er sich generell zu nehmen - wies unser Ticket gerade einmal eine Parkdauer von 90 Minuten aus. Da wir kurz vor Einlass erschienen waren, musste also jemand wohl oder übel während des Konzertes nachzahlen gehen.

Im noch recht spärlichen besuchten Kellerraum des Studios betraten um 20:30 Uhr drei Jungs die Bühne, die wohl eins gemeinsam mit uns hatten - nämlich am Vormittag noch Unterricht. Wenn auch auf der anderen Seite des Pults. Die Drei stellten sich als List aus Traunstein vor und schienen daher tatsächlich nur aufgrund der derzeitigen bayerischen Sommerferien mit Cults auf Tour sein zu können. Möglicherweise sahen wir die Teilnehmer der AG "Indierock-Band" des Traunsteiner Gymnasiums - definitiv aber die beste Band der Stadt. In ihrer Arbeitsgemeinschaft hatten die Jungs wohl alles von der richtigen Indiefrisur bis zur angesagten Klamotte und lässigen Posen gelernt und uns so eine knappe halbe Stunde im Stil von Muse (nur ohne Piano und weniger hysterisch) gut unterhalten. Von mir hätten sie den Zeugnisvermerk "...hat an der Arbeitsgemeinschaft Indierock-Band mit Erfolg teilgenommen" erhalten.

Nach einer kurzen Umbaupause betraten Madeline Follin und Brian Oblivion, alias Cults, die Bühne. Für seine Live-Auftritte wurde das Duo um einen Schlagzeuger (Marc Deriso), Bassisten (Nathan Aguilar) und Keyboarder (Gabriel Rodriguez) zu einem Quintett erweitert worden, dessen markantestes Merkmal brustlange, strähnige Haare waren. Eine Einheitsfrisur, der sich nur Rodriguez, der auch für das tolle und für den Cults-Sound so typische Glockenspiel zu sorgen hatte, widersetzte.

Nach dem Opener "Abducted" folgten mit "The Curse" und "Slow Song" zwei Titel, die sich nicht auf dem Debütalbum "Cults" befindet, so dass wir die Hoffnung hatten, vielleicht doch mehr Songs als die uns 11 bekannten zu hören.

Die Musik wurde deutlich gitarriger und noisiger dargeboten als der süßlich-charmante Indie-Girl-Pop auf Platte, besonders klar wurde dies beim eigentlich fast zu lieblichen "Never Saw". Die Temperatur im mittlerweile gut gefüllten Kellerraum stieg unaufhörlich, so dass Brian Oblivion wiederholt das Ausschalten der Scheinwerfer einforderte, so dass sich die Band nach und nach in Dunkelheit hüllte. Er selbst fand es surreal in Deutschland Konzerte spielen zu können und zeigte sich positiv überrascht über den Zuschauerzuspruch.

Einige Jungs vor uns waren vor dem Konzert gespannt auf "die charismatische Sängerin" und dürften sicherlich nicht enttäuscht worden sein, denn Madeline Follin gab in einem äußerst kurzen schwarzen Kleid aus Spitze - genau so wie stimmlich - eine gute Figur ab.

Den frischesten Eindruck hinterließen Cults an diesem Abend jedoch nicht, gaben aber auch selbst an, seit 72 Stunden in Deutschland zu sein, kaum Schlaf gefunden, aber viel Bier getrunken zu haben - und damit auch recht zufrieden zu sein. Wir wären dies auch gewesen, wenn die New Yorker nach den abschließenden "Go Outside" und "Oh My God" noch zu einer Zugabe erschienen wären.

Doch so ging es für uns nach gerade einmal 10 Titeln doch früher als erwartet, nur über die Kürze eines tollen Konzertes ein wenig enttäuscht, zurück zum Auto, und das ohne weitere Münzen in die Parkuhr werfen zu müssen.

Setlist Cults, Studio 672, Köln:

01: Abducted
02: The Curse
03: Slow Song
04: Most Wanted
05: You Know What I Mean
06: Bumper
07: Never Saw The Point
08: Go Outside
09: Rave On
10: Oh My God

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Mittwoch, 17. August 2011

Josh T. Pearson, Haldern Pop Festival, 12.08.11

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Konzert: Josh T. Pearson

Ort: Haldern Pop Bar, Rees-Haldern
Datum: 12.08.2011
Zuschauer: volle Bar, nicht jeder kam rein





Den bärtigen Texaner Josh T. Pearson hatte ich schon am Donnerstag Abend im Spiegelzelt getroffen. Ziemlich müde und ausgezehrt stand der hagere und baumlange Mann da, berichtete, daß er gerade aus Oslo gekommen sei und nach Haldern sofort in die Bretagne zur Route Du Rock aufbrechen werde. Er habe 2011 unzählige Konzerte gespielt und sei nun reichlich platt.

Sein smarter Manager Peter, der immer dabei ist, schien hingegen relativ frisch und berichtete, daß er sich auf den morgigen Tag freue, weil dann Warpaint auftreten würden, die er kürzlich kennen- und liebengelernt hatte (die Musik, nicht die Mädchen. Obwohl?...).

Glücklicherweise machte Josh aber bei seinem Auftritt in der proppevollen Haldern Pop Bar am Freitag aber noch einmal letzte Kraftreserven frei. Und er war zu Scherzen aufgelegt und dies nicht zu knapp! "Ich habe einen großen Schwanz!", oder "du bist doch verrückt", mit deutschen Satzfetzen wusste er großzügig zu dienen. Kein Wunder, hatte er doch eine Weile in Berlin gelebt und war zudem auch mit einer deutschen Frau verheiratet. Das Ende dieser Beziehung hat er kreativ genutzt und in tottraurigen Songs verarbeitet, die er heute auf atemberaubend intime Weise einem verzauberten Publikum zum Besten gab. Er ließ emotional die Hosen runter, freilich nur im übertragenen Sinne, denn die enge gerade geschnittene schwarze Hose blieb an und die Größe seines besten Stücks mussten die Frauen sich deshalb vor dem geistigen Auge vorstellen.

Die Größe seines Talentes und seiner Songwriterkunst dürften eh immenser sein, als sein Schniedelwoods. Ein wahrer Sternenhagel ging hernieder als in diesem Frühjahr das erste Soloalbum des ehemaligen Lift To Experience Sängers erschien. Mojo, Q, Uncut, alle renommierten Magazine waren sich einig, daß der Texaner ein veritables Meisterwerk veröffentlicht hatte. Der Künstler selbst hingegen äußerte sich oft irritiert hinsichtlich seiner Platte: "diese Lieder sind so traurig, daß ich sie eigentlich nie wieder hören will", soll er gesagt haben. Gut für uns, daß er sie trotzdem spielt. Sweetheart I Ain't Your Christ, Woman When I've Raised Hell (heuer gespielt für eine Zuschuerin namens Franzsika), Sorry With A Song, ein Stück war schöner als das andere und nur Hartgesottene konnten sich ein innerliches Schluchzen verkneifen. Sensationell wie Pearson die Inbrunst, Lautstärke und Intensität variierte. Mal zupfte er nur ganz sanft an den Saiten seiner Gitarre, mal ließ er seine langen Finger so schnell fliegen, daß seine Klampfe perlte wie ein frisch geöffneter Champagner. Er war in der Lage mit Stimme und Akustischer jede gewünschte Emotion auszudrücken. Vom winselnden Greinen bis zur barschen Anklage war alles dabei. Pearson versteht es immer wieder aufs Beste, seine Zuhörer zu fesseln und sie auf seine Reise durch sein Gefühlsleben mitzunehmen, Haldern machte da keine Ausnahme. Mir persönlich ging das wahnsinnig unter die Haut, auch deshalb, weil ich mich mit den Stücken bereits beschäftigt und den Amerikaner schon mehrfach live gesehen hatte. Wenn er da bei Sorry With A Song um Verzeihung bitte ("but please accept my humble song") dann ist das schon ein Frontalaufgriff auf die Tränendrüse, jedoch ohne Kitsch und schmalzige Attitüde. Man fragt sich ohnehin, was er falsch gemacht haben kann in seiner Beziehung. Wenn man ihn so sieht, ist es schwer vorstellbar, daß er mal ausrastet oder böswillig wird (du bist so gemein!") und er hat zudem ein solch entwaffnendes Lächeln, daß man ihm fast jeden Unsinn verzeiht.

Auch den Witz über die Deutschen ("how do you get 50 germans out of a swimming pool? you just go to the edge of the pool and say very loudly: please get out of the pool now!") nahm ihm niemand übel, schließlich traf der Kalauer ja die Sache auf den Punkt.

"Toll, klasse, prima", diese von Josh am Ende auf deutsch in die Runde geworfenen Vokabeln beschrieben das Abgelieferte ziemlich gut, das Konzert war in der Tat toll und dürfte sich auch in ein paar CD Verkäufe umgemünzt haben. Es sei denn die Leute sind vorgegangen wie ihnen Pearson das vorschlug: "you can give me the money and download this shit for free!"...

Setlist Josh T. Pearson, Haldern Pop Bar, Haldern Festival 2011:

01: Sweetheart I Ain't Your Christ
02: Woman, When I've Raised Hell...
03: Sorry With A Song
04: Country Dumb
05: The Singer To The Crowd (Thousand Cover)




Haldern Pop, 1., 2. & 3. Festivaltag, 11 & 12 & 13. 08.11, die Noten

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Haldern Pop, 1, 2 & 3. Festivaltag, 11& 12 & 13. 08.2011

Orte: Spiegelzelt, Hauptbühne, Haldern Pop Bar

So, Freunde. Mit den ausführlichen Berichten und den Fotos müsst ihr euch noch etwas gedulden, aber dafür habe ich ein neues Feature eingeführt. Ich verteile Noten/Bewertungen für die von mir gesehenen Konzerte. Natürlich alles sehr subjektiv, das sollte sich von selbst verstehen. Hinzu kommt, daß man bei so vielen Konzerten nicht immer gleichmäßig gut konzentriert ist, manchmal einen miesen Platz erwischt hat, oder aus irgendwelchen anderen Gründen abgelenkt ist. Außerdem konnte ich wegen der terminlichen Überschneidungen nicht alle Konzerte komplett sehen. Ich versuch's dennoch:

Yuck: gut
Julia Marcell: eher nich so doll
Anna Calvi: überragend
Brandt Brauer Frick Ensemble: gut
Matthew & The Atlas: gut
Josh T. Pearson: überragend
Bodi Bill: gehobener Durchschnitt
Golden Kanine: geht so
Johnny Flynn: gut
The Antlers: eher nich so doll
Selah Sue: geht so
Gisbert Zu Knyphausen: gut
Dry The River: überragend
Miss Li: eher nich so doll (laut Christoph)
Okkervil River: gehobener Durchschnitt
Alexi Murdoch: gut
James Vincent Mc Morrow: gut
Moss: gehobener Durchschnitt
Alex Winston: eher nich so doll
Destroyer: gehobener Durchschnitt
Timber Timbre: überragend
James Blake: geht so
Dan Mangan: gut
My Brightest Diamond: gut
Wir Sind Helden: gehobener Durchschnitt
The Low Anthem: gut
Warpaint: gut
Fleet Foxes: gut
Explosions In The Sky: überragend

Und jetzt die Frage an unsere Leser:

Wart ihr auch beim Haldern Pop 2011? Wie würden eure Bewertungen ausfallen? Schickt uns bitte eure Einschätzungen. Danke!



Dienstag, 16. August 2011

Haldern Pop, 2. Festivaltag, 12.08.11

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Konzert: Haldern Pop, 2. Festivaltag mit Matthew & The Atlas, Josh T. Pearson, Dry The River, Gibstert zu Knyphausen und vielen anderen

Ort: Haldern Pop Bar, Spiegelzelt und Hauptbühne, Rees-Haldern, Niederrhein
Zuschauer: ausverkauftes Festival und allerorten viele Leute


Hatte ich erwähnt, daß mir ein übler Jetlag in den alten Knochen steckte? Dass ich seit vier Wochen nicht mehr in meinem eigenen Bett geschlafen hatte, ich inzwischen biblische 40 Jahre alt bin und für Festivals eigentlich nicht mehr genügend Kondition habe?

Darauf war am Freitag, dem 12. Agust 2011 geschissen! Dann war ich eben müde, ausgelaugt und durch den Wind, die ersten Bands, die in der gemütlichen Haldern Pop Bar auftraten, wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen! Freilich rächte sich mein Ehrgeiz am Ende, denn den feinen Erased Tapes Special Abend im Spiegelzelt musste ich platt wie eine Flunder absagen, obwohl ich liebend gerne den feinfühligen Pianisten Nils Frahm und seine Labelkollegen, darunter die sublime Cellistin Anne Müller, erlebt hätte. 0 Uhr 45 war mir dann doch zu spät.

Aber rollen wir den Tag doch am besten chronologisch auf.

Zunächst brauchte ich Espresso und zwar in rauen Mengen. Fündig wurde ich beim Szeneitaliener in Bocholt (ja, so was gibt's da, Bocholt ist hip!), wo ich gleich zwei doppelte ("doppio" für Kenner) bestellte und so langsam wieder Mensch wurde. Dann war aber Zeit, nach Haldern aufzubrechen und Christoph und ich fuhren in den Ortskern, wo sich die inzwischen gut etablierte Haldern Pop Bar befindet. Die Schlangen vor der Tür waren gegen 12 Uhr/12 Uhr 30 bereits enorm, obwohl der Regen bereits jetzt viele Häupter benetzte. Glücklicherweise war ich als Presse akkreditiert und konnte mich deshalb vordrängeln. Viel von dem Konzert von Matthew & The Atlas sah ich dennoch nicht, da meine Vorderleute mich längemäßig deutlich überragten und die Bar proppenvoll war. Einige pfiffige Zeitgenossen hatten sich auf Stühle oder das Fensterbrett gestellt, um auch mit den eigenen Augen zu sehen, wer da vorne so schön sang. Es waren Matthew and The Atlas, fünf junge Menschen aus England, die mit Banjo und Akkordeon antraten und mit Lindsay West auch eine junge Frau in ihren Reihen hatten. Lindsay konnte ich allerdings nicht erkennen, da sie auf einem Stühlchen saß.

Die junge Band gehört zur neuen englischen Folkszene, in der Mumford & Sons die Leitwölfe, aber bei weitem nicht die eiizigen mit Herblut, Charme und Talent sind. Ein junger Musiker, der bei Mumford & Sons in Diensten steht, war es allerdings, der die Bewegung zusammen mit ein paar anderen ins Rollen gebracht hat. Die Rede ist von Ben Lovett, der im Jahre 2006 begann, in einem West Londoner Club monatliche Folkabende zu organisieren und schon sehr bald aufstrebenden Stars wie Noah & The Whale, Laura Marling, JJ Pistolet, Peggy Sue etc. eine Plattform bot. Communion war geboren und wurde im Jahre 2009 sogar ein Label, auf dem unter anderem Nathaniel Rateliff, Ben Howard (waren Donnerstag im Spiegelzelt), Marucs Foster und eben die uns an dieser Stelle interessierenden Matthew And The Atlas veröffentlichen.

Matthew und seine Mitstreiter machten ihrem Label Communion am heutigen Tage keine Schande, sondern vertraten es äußerst würdig. Die Stimmug in der Haldern Pop Bar hätte nicht besser sein können. Grund hierfür waren die ungemein eingängigen (aber nicht platten!) Melodien, die tollen Singalong Parts und nicht zuletzt die wahnsinnige Reibeisenstimme von Matthew, die neben Marcus Mumford auch ab udn zu an Bon Iver erinnerte.

Das Konzert entwickelte sich zu einem kleinen Trimuphzug, Titel wie I Will Remain, Within The Rose, In Winter oder Beneath The Sea wurden begeistert aufgenommen. Matthew and The Atlas fanden genau die richtige Mischung zwischen herzerwärmenden Balladen und schmissigen Gassenhauern. Besonders der Song Within The Rose hatte es mir ganz außerordentlich angetan. Ich bekam ihn in den nächsten Tagen nicht mehr aus dem Ohr: "ohohohoho, you 'll find me in the morning hidden within the rose, down beneath the great lake... my grandfather did ask me: "did you know what you have done?", diese Songfetzen schwirren mir noch heute durch den Schädel. Himmlisch wie sich hier die Stimmen ergänzen, auf der einen Seite die brüchige Stimme von Matthew, auf der anderen das liebliche Kehlche von Lindsay. Ein Lied, das einen Schwärmen lässt und bei weitem nicht die einzige Perle im feinen Repertoire der Band war. Logisch also, daß etliche EPs nach dem Konzert einen neuen Besitzer fanden und viele von dem besten Konzert des Tages sprachen.

Für mich hatte dieses aber trotz geteilter Begeisterung für Matthew And The Atlas der bärtige Texaner Josh T. Pearson abgeliefert. Denn der Bursche hat nicht nur einen großen Schwanz ("eigene Aussage"), sondern jede Menge unfassbar nahegehender Lieder.

Zu diesem Konzert und zu den anderen am Mittwoch mehr...





Konzertankündigung Reeperbahnfestival, Hamburg, 22-24.09.11

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Konzertankündigung: Reeperbahnfestival, Hamburg

Datum: 22-24.09.11


Keine Sorge, mit der Berichterstattung über das Haldern Festival 2011 geht es bald weiter. An dieser Stelle möchten wir aber auf ein Event in Hamburg hinweisen, daß jedes Jahre feine Acts in die Hansestadt lockt: das Reeperbahn Festival. Leider haben wir es bisher nie selbst geschaft, live vor Ort zu sein, aber angesichts des sehr ansprechenden Line-Ups wäre es wirklich eine Überlegung wert, vom 22. bis 24.09. auf der "geilen Meile" unterwegs zu sein. Euch empfehlen wir ohnehin die Reise nach Hamburg und das Begutachten der vielen tollen Bands, die dort auftreten werden (eine komplette Übersicht gibt es hier).

Vier davon möchten wir euch gerne vorstellen (Christoph legt morgen nach)

Liz Green:

Die britische Folk-und Bluessängerin Liz Green hat meines Erachtens mindetens genau soviel Talent wie Amy Winehouse, aber über sie kann man in den Mainstreammedien nie etwas lesen. Ihre Stimme scheint aus einer anderen Zeit (den Zwanziger und Dreißiger Jahren) zu stammen und ihr Songwriting ist angesichts ihres jungen Alters erstaunlich reif. Zudem hat die Frau aus Manchester Humor, das wird jeder bestätigen können, der sie schon einmal live gesehen hat. Ich selbst hatte bereits zweimal die Chance in den Genuß ihrer Konzerte zu kommen. Seid keine Frösche, sondern seid dabei beim Auftritt von Liz Green beim diesjährigen Reeperbahn Festival.



The War On Drugs:

Freiheistliebend, euphorisierend und irgendwo zwischen Folkrock und Indierock anzusiedeln, so ist der Sound der amerikanischen Band The War On Drugs. Gegründet von Adam Granduciel und Kurt Vile und zwischenzeitlich zu einem Quintett angewachsen, besteht die Truppe inzwischen nur noch aus Sänger Adam und zwei Mitspielern. Unbedingt ansehen!



Lanterns On The Lake:

Liz Green und The War On Drugs habe ich bereits live gesehen, Lanterns On The Lake aber leider noch nicht. Ich bin sehr neidisch auf die Hamburger, denn die junge, sechsköpfige Band aus dem Nordosten Englands macht solch wundervollen, anschmiegsamen Dream Pop, daß man weiche Knie bekommt! Und dann noch diese esoterische Bildschönstimme der Sängerin. Hach!





Sonntag, 14. August 2011

Haldern Pop, 1. Festivaltag, 11.08.11

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Konzert: erster Tag des Haldern Pop Festivals mit Yuck, Anna Calvi und vielen anderen

Ort: Spiegeltent, Festivalgelände Rees-Haldern, Niederrhein
Datum: 11.08.2011
Zuschauer: volle Hütte


Der erste Festivaltag verlangte mir meine letzten Kraftreserven ab. Erst am Vortag war ich von Seattle nach Paris geflogen, hatte kein Auge in dem eklig heißen und engen Flugzeug zugedrückt und war am Donnerstag Jetlag geplagt mit dem Zug nach Köln gefahren, wo mich mein Freund Christoph am Bahnhof abholte. Gemeinsam brachen wir Richtung Haldern auf, standen aber mehr im Stau als wirklich zu fahren. Die ersten Konzerte konnten wir uns deshalb knicken und auch die vielgelobten Auftritte in der Kirche fanden ohne uns statt. Allzu gerne hätte ich mir den Norweger Moddi und seine Band angesehen, aber da dieser in etwa zeitgleich mit Yuck im Zelt loslegte, wurde daraus nichts.

Dann aber endlich Livemusik und mit Yuck ein guter Start ins Haldern Festival 2011.

Meine Eindrücke des ersten Tages in Kurzform:

Yuck: jung, unverbraucht und trotz des 90 er Jahre Retrosounds frisch klingend. Mal lieblich, mal noisig und fast immer catchy und ohrwurmig, hier sollte eigentlich jeder auf seine Kosten gekommen sein. Abzüge allerdings für die lahme Performance, das mangelnde Charisma des verträumt wirkenden Sängers und die nichtexistente Kommunkation mit dem Publikum. Ach ich vergaß: das ist ja beim Shoegaze leider immer so...

Julia Marcell: was war das denn? War ich hier wirklich beim Haldern Pop? Pluckernder Elektropop mit starkem 80ies Einschlag und eine folkloristische Bühnenperformance ließen mich statt des ansonsten immer so geschmacksicheren Festivals an eine Russendisko denken. Tatu wären mir allerdings lieber gewesen, aber die gibt es ja nicht mehr. Aber jetzt mal ehrlich: hat Julia Marcell wirklich Fans in der Indieszene? Leute, die nicht nur wegen ihres unverschämt attraktiven Aussehens zu ihren Konzerten kommen? Mit viel Wohlwollen konnte man Referenzen wie Bat For Lashes oder Björk heraushören, wenn man ehrlich war, klang das aber oft nach obskuren Sängerinnen der Achtziger, die ich eigentlich längst verdrängt hatte. Trotzdem sah (Betonung liget auf sehen nicht hören!) ich mir das Konzert bis zum Ende an und schoss gefühlte 3200 Fotos von dem brünetten Schnuckelchen...

Avett Brothers: "ein Freund, ein guter Freund, das ist das Schönste was es gibt auf der Welt!". Christoph hatte Fußprobleme und schlug vor sich ins Auto zu setzen, um sich zu erholen. Eigentlich wollte ich ihm nur kurz Gesellschaft leisten und dann zurück ins Spiegel-Zelt zu den Avett Brothers gehen, aber weil wir uns sehr lange nicht mehr gesehen hatten, verplauderten wir die Zeit. Aus dem Mirror Tent drang unterdessen folkige Stimmungsmusik. Das Publikum schien begeistert mitzugehen, der Applaus wurde von Lied zu Lied frenetischer und am Ende fragten wir uns, ob wir nicht das beste Konzert des Tages verpasst hatten.

Anna Calvi: Dieses beste Konzert des Tages bot aber sicherlich die blonde Engländerin Anna Calvi. In lediglich 35 Minuten zog sie mich mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrem virtuosen Gitarrenspiel in ihren Bann. Atemberaubend ihre Bühnenperformance, schwül, knisternd, erotisch aufgeladen die Stimmung im Zelt. Die Riffs kamen messerscharf, das Schlagzeug schepperte fetzig und das Harmonium sorgte für eine Prise Melancholie. Eleganter und stilvoller als die Calvi ist im Moment keine, aber im Gegensatz zu Julia Marcell ging es hier nicht nur um eine schöne Hülle. Anna hat sicherlich genug Talent, um die Musikszene über Jahre hinweg zu beleben. Suzanne And I oder Desire klangen fast schon wie moderne Klassiker.

Brandt Brauer Frick Ensemble:

Wäre der quälend lange Umbau nicht gewesen, hätte ich sicherlich deutlich mehr von diesem exquisten und innovativen Auftritt haben können. So hat sich vor allem ein Bild in mein Gedächtnis eingebrannt: die niedliche asiatische Geigerin bei Trockenübungen vor dem eigentlichen Beginn.

Irgendwann wurde dann doch noch richtig gespielt (und wie! so etwas hatte ich noch nie gehört!), aber meine Augen waren in der Zwischenzeit auf Halbmast gesunken. 9 Stunden Zeituntersscheid zu Seattle, wo ich noch am Vortag war und viel zu wenig Schlaf forderten ihren Tribut. Ich kackte förmlich ab und verließ nach drei bis vier Liedern das jazzige und sehr rhythmische Konzert, das mit vielen überraschenden Wendungen und dramatischen Verdichtungen aufwarten konnte.

Ich hoffe, daß das Brandt Brauer Frick Esemle auch mal nach Paris kommt, dann bin ich sicherlich dabei und auch wacher und aufnahmefähiger.




Warpaint, Haldern, 13.08.11

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Konzert: Warpaint

Ort: Haldern Pop Festival
Datum: 13.08.2011
Zuschauer: gut 800 (volles Zelt)
Dauer: 60 min


Das Konzerttagebuch wird dieser Tage fünf Jahre alt. In dieser
"musikalisch so spannenden" Zeit sind viele Bands gekommen, wurden (auch von uns) gefeiert, interessierten aber über kurz oder lang niemanden mehr. Leider sind darunter viele Künstler, die uns einmal sehr am Herzen lagen, die aber mittlerweile keine Emotionen mehr auslösen. Die, die über eine längere Spanne im Kreise der Lieblinge bleiben, haben sich entweder aufgelöst (und können daher nichts mehr versauen) oder sind wirklich so besonders, daß sie auch bleiben werden.

Vielleicht sollte man Warpaint jetzt also nahelegen, sich aufzulösen, für alle Fälle. Aber das ist Unsinn, die Amerikanerinnen werden in meiner Gunst bleiben, ohne jeden Zweifel. Denn diese Gunst ist nicht Resultat eines Hypes (an dem wir hier nicht unschuldig wären), sondern der wundervollen Musik der Band, auf Platte wie live. Zu den Livebesonderheiten aber später.

Daß Warpaint in Haldern spielen würden, kam nicht überraschend. Daß sie trotz der Verzückung darüber im Forum des Festivals
z.B. nur im Zelt angesetzt wurden, schon. Das Zelt, ein wirklich sehr schönes, ist nicht der Typ Zelt, der üblicherweise bei Festivals aufgebaut wird. Bei großen Veranstaltungen steht gerne ein ausgewachsenes Zirkuszelt, daß im Idealfall überall an den Seiten offen ist, und daher eher wie eine überdachte Bühne wirkt. Das in Haldern eingesetzte ist wunderhübsch, hat eine schöne Decke, ist gemütlich, hat Sitzecken; es ist ein Prachtexemplar eines Zelts. Diesen Vorzügen stehen die begrenzte Zuschauerzahl und die extrem miese Luft innen gegenüber. Wenn bei einem Festival mit 6.000 bis 7.000 Zuschauern Programmhighlights nur von vielleicht 800 Menschen gesehen werden können (mehr gehen wohl nicht rein), ist das ein Problem, auch wenn die Organisatoren dies nicht mehr hören können mögen. Daß Warpaint im Vorfeld haldernintern so begehrt waren, daß sie die Hauptbühne hätten füllen können, war leicht absehbar, daß sie dies auch musikalisch locker meistern würden, dazu brauchte man nicht viel Phantasie. Und wenn man das Glück hatte, die Band einmal bei einem Festival auf großer Bühne zu sehen, ohnehin nicht.

Aber genug der Besserwisserei. Das Festival ist insgesamt zu gut, um nachzutreten. Zurück also zum so sehr erwarteten Konzert der Band aus LA.

Eine halbe Stunde vor ihrem Auftritt hatten wir Gelegenheit, Schlagzeugerin Stella zu interviewen, die so kurz vorher erstaunlich redselig und locker war. Dabei sprachen
wir unter anderem über ihre Konzertdauer und über die Art, wie die vier Frauen ihre Lieder mittlerweile live spielen. Bei den beiden letzten Konzerten, die ich gesehen hatte, war mir aufgefallen, daß Warpaint viele Stücke enorm ausdehnen und geradezu ins Jammen geraten. In der KulturKirche in Nippes hatten die Kalifornierinnen Beetles scheinbar endlos ausgeweitet und in herrlichen Gitarrenkrach münden lassen. Bei kurzen, 45 minütigen Festivalauftritten ginge das aber leider nicht, sagte Stella.*

Ich stand doof an den Boxen, mit eingeschränkter Sicht (Gitarristin Emily tauchte nur ab und zu hinter dem Pfosten rechts auf). Viel dramatischer wäre aber gewesen,
wenn der Ton vor den Lautsprechern eingeschränkt gewesen wäre, der aber war von Beginn an glasklar, ganz wunderbar!

Warpaint begannen mit dem gleichnamigen Titel vom Album The Fool. Die getragene Stimmung des Songs,
das düstere Licht, die glücklichen Gesichter der vielen mitsingenden Leute, das war schon verflucht gut. Das Niveau blieb so, keine Minute des Konzerts war langweilig. Auch wenn mir mein Liebling Billie Holiday fehlte (von der Debüt EP Exquisite corpse spielten Warpaint stattdessen Elephants, Beetles und Burgundy), war der Auftritt durchweg fabelhaft und überzeugend (so nötig).

Ich bin nicht eingebildet genug, zu behaupten, ich hätte Stella auf die Idee gebracht, jedenfalls machten Warpaint nach Beetles das, wozu sie keine Zeit haben würden, sie jammten nach dem (Album-) Ende des Lieds lange weiter. Gut war das! Und so
dauerte das Konzert auch nicht 45 Minuten, es dauerte genau eine Stunde. Pete Doherty hat sich vor ein paar Jahren bei Rock am Ring durch eine verspätete Anreise mal zum Headliner gemacht. Den Warpaint Weg mag ich noch lieber.

Eine einzige kleine Panne gab es, und die war komisch. Bei Majesty war es plötzlich auf der Bühne hell, weg war das schummrige Licht. Zum Fotografieren wäre das perfekt gewesen, die Tourmanagerin machte es aber nervös, sie intervenierte schnell, um es wieder düster zu machen.

Am zehnten Konzerttagebuch-Geburtstag rede ich sicher immer noch über Warpaint, ich kann mir nicht vorstellen (und ich kann mir viel vorstellen), daß ich diese Band irgendwann einmal nicht mehr mögen könnte.

Setlist Warpaint, Haldern Pop Festival:

01: Warpaint
02: Bees
03: Composure
04: Undertow
05: Burgundy
06: Beetles
07: Majesty
08: Elephants

Links:

- aus unserem Archiv:
- Warpaint, Köln, 28.06.11
- Warpaint, Amsterdam, 19.06.11

- Warpaint, Barcelona, 28.05.11
- Warpaint, Frankfurt, 11.11.10
- Warpaint, Paris, 06.11.10
- Warpaint, Brüssel, 16.05.10


* das Interview folgt hier in den nächsten Tagen!



 

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