Donnerstag, 31. März 2011

Arbouretum, Paris, 28.03.11

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Konzert: Arbouretum & The Last Morning Soundtrack

Ort: La Maroquinerie, Paris

Datum: 28.03.2011
Zuschauer: höchstens 70 (Kapazität Maroquinerie 500), schade!
Konzertdauer: Arbouretum etwa 75 Minuten



Saftiger, steinschwerer, psychedelischer Bluesrock. Mit dem Stil der Amerikaner Arbouretum konnten Mädchen anscheinend nichts anfangen, denn das sehr spärlich erschienene Publikum bestand zu 85 Prozent aus Männern. Typen mit Vollbärten und wuscheligen Haaren, also genau passend zum Look der Band, die auf der Bühne stand, bevölkerten die Maroquinerie an jenem Montagabend.

Drei Besucher jenseits der vierzig waren besonders wild drauf und tanzten in der ersten Reihe unermüdlich zu den staubtrockenen Rhythmen von Arbouretum (nicht zu verwechseln mit Arborea! ) ab. Sie schienen wie in Trance, rissen die Hände nach oben, spielten Luftgitarre, bewegten sich headbangend vor und zurück und hüpften rum, als hätten sie Sprungfedern unter den Füßen. Man konnte von Glück reden, daß diese drei Komiker heute da waren, denn ansonsten wäre die gespenstische Leere in der Maroquinerie noch wesentlich deutlicher aufgefallen. Vielleicht gab es zu viele Konkurrenzveranstaltungen, in anderen Locations spielten u.a. die Shout Out Louds, Miles Kanes (der von den Rasclas und den Last Shadow Puppets), oder auch Immanu El.

Aber sei's drum, wir Männer ließen uns den Spaß an Arbouretum nicht nehmen. War irgendwie auch mal schön, ohne die ganzen heißen Weiber im Publikum, ein richtig zünftiger Herrenabend, so wie man (n) ihn öfter veranstalten sollte. Was wollen wir denn auch eigentlich mit den Weibern? Sollen sie doch shoppen gehen, oder sich die Augenbrauen zupfen, diese arroganten Ziegen!

Wir ließen es uns unterdessen heute richtig besorgen. Das Schlagzeug knallte tonnenschwer, die Gitarren jaulten bluesig, die Orgel klimperte hypnotisch und Sänger Dave Heumann hatte eine wirklich geile Stimme. Die Amis klangen ein wenig wie die frühen (und tollen!) Black Keys, oder auch die Gutter Twins. Oft gab es minutenlange Gitarrensoli (wer mag sowas nicht? haltet eure verfluchten Schnautzen, ihr habt keine Ahnung!), brachiale Schlagzeugsalven und Lieder, die anscheinend nie enden wollten. Die Band steigerte sich regelrecht in hypnotische Zustände, rockte was das Zeug hielt und stachelte vor allem unsere drei Komiker in der ersten Reihe saumäßig auf. Heavy, trocken, laut, genauso muß guter Rock klingen. Über eine Stunde ging das so, immer roh, immer wuchtig, bevor mit einer herzerweichenden Ballade abgeschlossen wurde.... kam keine Spur kitschig rüber, sondern balsamierte vielmehr die geschundenen Seelen der geplagten Großstädter, die einmütig mit der Zunge schnalzten und allesamt angaben, ein starkes Konzert gesehen zu haben, das ohne Zugabe dafür aber mit Umarmungen der drei Komiker seitens des Drummers endete.

Bewundernswert, daß die Band gespielt hat, als sei der Raum richtig voll gewesen. Sie gaben wirklich alles und das kann man neben dem hochkarätigen Set gar nicht hoch genug einschätzen!

Gut auch die Vorgruppe The Last Morning Soundtrack aus der französischen Bretagne. Arrangements aus Samt und Seide, wundervolle Harmonien zwischen Akustikgitarre, Piano und Cello und ein wehklagender Gesang, der an Damien Rice oder Chris Garneau erinnerte. Von denen wird man noch hören! Ihr erstes Album ist gerade erst erschienen.

Setlist Arbouretum, La Maroquinerie, Paris, siehe Foto.



The Big Crunch Theory & Glasser & Anika, Paris, 30.03.11

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Konzert: The Big Crunch Theory, Glasser, Anika, Festival les femmes s'en mêlent

Ort: Le Divan Du monde, Paris
Datum: 30.03.2011
Zuschauer: nicht ganz ausverkauft, vielleicht 300
Konzertdauer: pro Künstlerin etwa 40 Minuten


Gar nicht so einfach nach einem solch grandiosen Konzert wie dem gestrigen zur Tagesordnung überzugehen. Syd Matters hatten mich mit ihrer atemberaubenden Show im Olympia über alle Maßen berauscht und heute hatte ich eine Art Post- Syd Matters Depression zu erleiden.

Insofern eine kuriose Sache, daß ich im Divan Du Monde zu meiner Überraschung Olivier Marguerit, den Gitarristen, Pianisten und Querflötenspieler meiner Helden von gestern traf (Foto). Er hatte seinerseits den Sensationsauftritt mit seiner Band schon wieder abgehakt und sagte mir als Erstes, daß er die Show der Deutsch-Engländerin Anika sehr gemocht habe. Kein Wort zum Gig im Olympia. So etwas nenne ich Nüchternheit! Ich selbst hätte wohl an seiner Stelle durch keine Tür mehr gepasst, weil meine Brust vor Stolz so angeschwollen gewesen wäre.

Aber Olivier hatte recht, Anika war in der Tat erneut positiv aufgefallen. Genau in der gleichen Location hatte ich sie vor 5 Monaten gesehen und war auf Anhieb von ihrem düsteren Dubstep und ihrer apatischen Erscheinung sehr angetan gewesen. Seitdem ist etwas Zeit ins Land gegangen, Albert Koch vom Musikexpress hatte Anikas Album sehr gelobt (alle plappern sie mir nach) und die junge Blondine hat auch ein paar neue, nicht auf dem Album erhältliche Songs einstudiert, die in den nächsten Wochen auf einer EP veröffentlicht werden sollen. 2-3 davon spielte sie auch heute und die Songs waren wirklich klasse. Stilistisch bleibt sich Anika treu. Minimalistischer, bassgeprägter Sound mit gespenstisch anmutenden Synthiepassagen, verhallter, tiefer Gesang im Stile von Nico und eine eiskalte, depressive Atmosphäre, die mir kurioserweise Glücksgefühle bereitete. Auch die neuen Sachen sollen zum Teil originelle Cover sein, aber nicht ausschließlich. Die Kaltschnäuzigkeit, Klassiker wie den Bob Dylan Song Masters Of War oder Yang Yang von der ollen Yoko Ono so zu covern, das man sie nicht wiedererkennt, war ohnehin eine der großen Stärken des Debütalbums, das auf dem Label von Geoff Barrow (Portishead) erschienen war. Natürlich spielte sie auch die Albumtracks fast vollständig, schließlich kannte längst nicht jeder anwesende Gast dieses Material.

Highlights für mich die klaustrophob jaulende Yoko Ono Nummer Yang Yang ("join the revolution"), der großartige Orgelsong I Go To Sleep, vor allem aber das schnellste Stück in ihrem Repertoire, der an Joy Division gemahnende Feger Officer Officer. Ein schneller, bedrohlich- polternder Bass, ein gothischer Keyboardsound und ein weltentrückter Gesang, Zutaten, die einen faszinierenden Song ergaben, der der beste des heutigen Abends bleiben sollte.

Hinterher zeigte sich Anika dennoch ein wenig unzufrieden mit ihrer eigenen Leistung, war mit dem Sound nicht so recht glücklich gewesen und meinte, sie hätte eines ihrer neuen Lieder in den Sand gesetzt. Der rege Absatz ihres roten Vinylalbums (nur auf der Tour erhältlich) widerlegte aber ihre Skepsis. Viele Besucher trugen die Scheibe hinterher stolz aus dem Divan Du Monde und schließlich kann sich ja wohl auch ein Olivier Marguerit kaum täuschen, oder?

Zuvor hatte die Schwedin/Französin Lisa Li Lund, vor den Augen ihres berühmten Brüders Herman Dune und ihren Eltern, zusammen mit ihrem neuen Bandprojekt The Big Crunch Theory ein abwechslungsreiches Set geboten. Die Stücke klangen sehr unterschiedlich und waren je nachdem in die Schubladen Folk, Indierock, New Wave oder Elektropop einzuordnen. Der Tonfall und die Rhythmik beim Gesang trug aber ziemlich deutlich die Handschrift ihres Bruders David-Ivar. Ähnlicher Akzent, gleicher textlicher Sinn für Absurdes und Kurioses und immer mit einem Augenzwinkern versehen. Ihre Band war eine Art Supergroup, denn neben zwei Damen an Schlagzeug und Bass, agierten Guillaumes Léglise von My Broken Frame (und Go Go Charlton) und Etienne Chaumet, der nerdige Compterfreak von Zombie- Zombie, mit denen er sogar in England in Insiderkreisen sehr bekannt und angesehen ist.

Der Abend wurde schließlich von der Amerikanerin Cameron Mesirow alias Glasser abgeschlossen. Die rotblonde Sängerin war mit einem sehr extravaganten Kleid erschienen, zu dessen Beschreibung mir die passenden Worte fehlen. Da fragt man besser bei Modeblogs nach, die verstehen sich auf so was. Für mich sah das Ganze so ähnlich aus wie der Fummel von Cindy Lauper und auf dem Kopf trug Glasser ein schwarzes Mützchen, um das sie sicherlich deutsche Autofahrer beneiden werden. Jene Autofahrer nämlich (bevorzugte Marken: Mercedes, Audi), die gerne ihre Klopapierrollen auf dem Rücksitz ihrer Karre in ein Häkelteil wickeln und gleich neben den Regenschirm legen. Krass, Alter!

Über die Musik hüllen wir ohnehin besser den Mantel des Schweigens, denn welcher Mitbürger mit Geschmack steht schon auf kitschigen 1980 er Jahre Synthiepop mit Operndiva Gesang? Und wer mag eigentlich Björk, Camerons offensichtliches Vorbild? Keine Sau, genau!




Mittwoch, 30. März 2011

Syd Matters, Paris, 29.03.11

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Konzert: Syd Matters

Ort: L'Olympia, Paris (!)
Datum: 29.03.2011
Zuschauer: fast ausverkauft
Konzertdauer: etwa 2 Stunden



Unglaublich bewegende Szenen, die sich während und nach dem sensationellen Konzert von Syd Matters im und vor dem Olympia in Paris abspielten. Sänger und Songwriter Jonathan Morali, der kurz vor Schluß sein Herz öffnet und von den Albträumen erzählt, die ihn in den Wochen vor diesem Auftritt heimgesucht haben. Vor allem von der Wahnvorstellung, daß er und seine Band vor fast leerem Hause spielen würden. Sich dann aber ob des regen Andrangs sichtlich erleichtert herzlich bei seinen Großeltern fürs Kommen bedankt und Richtung Loge zeigt, wo die alten Herrschaften sitzen. Gitarrist Remi Alexandre, der bei der Verabschiedung der Band seine ganze Anspannung herausschreit und über beide Ohren grinst. Pianist und Gitarrist Olivier Marguerit, der sich sehr höflich, ja fast demütig, beim Publikum bedankt und ein wunderbares Glänzen in seinen blauen Augen hat. Die beiden hübschen Backgroundsängerinnen, die ihr schönstes Lächeln zeigen. Drummer Clement und Bassist Yean-Yves, die wie immer mannschaftsdienlich, aber hocheffizient gespielt haben und sich auch bei der Verabschiedung dezent zurückhalten. Stéphan Milochevitch aka Thousand, der nicht nur als zweiter Drummer zum Einsatz kam, sondern auch das feine Artwork der CD und der exklusiven Poster gestaltet hat. Und natürlich nicht zu vergessen das Publikum, das den Helden des Abends minutenlange Ovationen bereitet und mit Schmetterlingen im Bauch den Saal verlässt.

Draußen vor der Tür geht es dann emotional aufgeladen weiter. Alle sind begeistert, alle schwärmen in höchsten Tönen. Sylvain, der selbst in einer Band (Game & Watch) spielt und Syd Matters so einige Male gefilmt hat und sagt, daß Jonathan Morali und seine Jungs die Allerbesten in Frankreich sind. Dorothée von The Rodeo, die neidlos die große Klasse von Syd Matters anerkannt. Laurie, die Duopartnerin von Gitarrist Olivier Marguerit, die gekommen ist, obwohl (bestätigten) Gerüchten zu Folge, die Partnerschaft und das musikalische Projekt mit Olivier (My Girlfriend Is Better Than Yours) beendet ist.

Vor allem aber die Eltern von Olivier Marguerit, die einfach rührend sind. Obwohl ihr Sohn drinnen mit seinen Bandkumpels anstößt und feiert, harren sie noch eine halbe Stunde aus, zeigen sich gegenüber ihren Bekannten keine Spur eingebildet oder überheblich, sondern können selbst kaum fassen, daß ihr Sohn im Olympia, dem prestigeträchtigsten Konzertsaal Frankreichs, gespielt hat. Der Vater scheint das Ganze noch gar nicht so recht glauben zu wollen, schießt immer wieder mit seinem Handy Fotos von der Leuchtreklame. Dort steht auf roten Lettern vor schwarzem Hintergund: Syd Matters. Oben strahlt in weißen Buchstaben: Olympia

Ja, sie haben es wirklich geschafft, sind im Olymp des Pophimmels angekommen. Ganz ohne Medienrummel, Majorlabel, Werbekampagnen, Fernsehauftritte, Powerplay im Radio und ähnliche Dinge. Einfach nur, weil ihre Musik überragend gut ist und für sich selbst spricht. "Hier wollte ich schon als kleiner Junge hin" hatte Jonathan Morali in einer der bewegendsten Szenen sichtlich gerührt zugegeben. Aber sie haben nicht nur hier gespielt, sondern das beste Konzert geboten, das ich hier je sehen durfte. Es war grandios und einfach irreal stark. Auf einen Sportler gemünzt: sie haben nicht nur an den olympischen Spielen teilgenommen, sondern sogar die Goldmedaille gewonnen.

Bevor ich das Konzert zusammenfassen kann, muss ich aber erst einmal eine Nacht drüber schlafen. Zu viele, zu überwältigende Emotionen. Ich bin erst einmal sprachlos. Ich glaube ich habe an jenem 29. März die beste Band der Welt gesehen...

P.S: Super der Kommentar einer Besucherin auf der Facebook Seite von Syd Matters: "Ihr habt mich schlicht und einfach umgehauen! Super Sound, diabolisch gutes Licht und ihr mit zwei Backgroundsängerinnen. Einfach nur eine perfekte Nacht! Wahnsinn dieses Konzert! Danke von ganzem Herzen. I Love Syd Matters."







Dienstag, 29. März 2011

Promise & The Monster & Serafina Steer, Paris, 27.03.11

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Konzert: Promise & The Monster & Serafina Steer

Ort: Théatre de la Cité Internationale, Paris

Datum: 27.03.11
Zuschauer: 250-300 vielleicht? (Kapazität 500 Plätze)



Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, aber wer als Mann zu früh kommt, wird seine Frau nie glücklich machen können.
..

Ähem, ja. Lassen wir die Schlüpfrigkeiten und kommen zu den traumhaft schönen Konzerten, die im Rahmen des Festival les femme s'en mêlent, im Théatre de la Cité Internationale geboten wurden. Eine wundervolle Location, gelegen auf dem Campus der Universität des 14. Pariser Arrondissements. Man fühlte sich wie auf einem englischen Elite- College, wenn man die gepflegten Grünanlagen entlangschlenderte und einen Blick auf die Trutzburgen der Wissenschaft richtete.

Großartig Zeit für Rundgänge hatte ich allerdings nicht, ich war wie eingangs gesagt zu spät dran. Das Théatre dela Cité Internationale war für mich schwer zu erreichen, keine U-Bahn in der Nähe und die Tram, die als Transportmittel herhalten musste, war verflucht langsam unterwegs.

Als ich gegen 19 Uhr in das Theater eintrat, war die britische Harfespielerin Serafina Steer deshalb auch mit ihrem Programm schon so gut wie durch. Als ich auf die weiträumige Bühne schaute, war neben Serafina auch noch eine andere Dame zu erkennen. Es handelte sich um die Französin Emmanuelle Parrenin, die auf einem wundersamen Instrument namens vielle à roue (auf deutsch: Drehleier) performte. Ich glaube Regine Chassagne von Arcade Fire spielt auch gelegentlich auf so einem Ding, daß seltsame, mystische Laute ausstößt. Nach nur einem Lied verließ aber Emmanuelle wieder das Parkett und Serafina performte alleine bereits ihren letzten Sing des Abends. Unglaublich behände und agil sausten ihre Hände die Saiten ihres riesigen Instruments (gut und gerne 2 Meter hoch!) entlang und sie sang dazu im Stile einer Sandy Denny (Fairport Convention). Es war herrlich und ich war dementsprechend sauer, quasi das gesamte Konzert verpasst zu haben. Glücklicherweise kam Serafina nach Abschluß dieses Stücks noch einmal zu einer Zugabe zurück und spielte Tiger, einen ihrer bekanntesten Songs. Atemberaubend melancholisch, verstörend, betörend und mit einem tollen Rhythmus aufwartend. Wundervoll die Stimme von Serafina, voller Sehnsucht, auch in hohen Tonlagen absolut sicher und unglaublich bewegend.

Nicht nachvollziehbar, warum Serafina in Zeiten der riesigen Erfolge von Joanna Newsom noch kein Weltstar ist, der große Säle füllt. Sie hat eine klassische Ausbildung mit Bestnoten abgeschlossen und ist ein Wahnsinnstalent!



Hoch talentiert ist ohne jeden Zweifel auch die Schwedin Billie Lindahl aka Promise & The Monster. Die junge Dame trat nach Serafina Steer auf und wurde ab Song zwei von ihrer Landsfrau Lisa O Piu begleitet. Die beiden Skandinavierinnen (eine schwarz, die andere blond, für jeden etwas) schufen eine enorm dichte, knisternde Atmosphäre, fast wie in einer Kirche. Billie sang auf das Wundervollste und ihre ätherische Stimme schien durch den Raum zu gleiten. Unterdessen spielte Lisa Querflöte, ab und zu Autoharfe und in einer der spekatulärsten Momente brachte sie mit ihren zarten Fingern sogar zwei gefüllte Wassergläser zum Schwingen. Die beiden harmonierten perfekt miteinander und ein Lied war schöner als das andere. Gesanglich fühlte ich mich manchmal an Mariee Sioux erinnert, aber auch Marissa Nadler schien nie allzu weit zu sein. Alles klang so verwunschen, so weltentrückt, einfach so irreal schön. Die weichen Sessel im Theater trugen zusätzlich zu meiner Entspannung bei, so daß ich mich dabei ertappte, fast wegzunicken. Aber nicht etwa weil es langweilig war! Nein, vielmehr, weil mich das Ambiente so perfekt relaxte, daß ich jedwede Muskelspannung fallen und mich zu den engelsgleichen Gesängen hinabgleiten ließ.



Schade, daß man die gehörten Songs nicht anschließend auf einem Tonträger erwerben konnte. Bis auf The Delusioned And Insane, das von der hübschen Antarktis Ep stammt, handelte es sich um noch unveröffentlichte Tracks, die auf einem künftigen Album Platz finden sollen. Zumindest hatte ich aber die Gelegenheit, hinterher ein wenig mit Billie und Lisa zu plaudern. Die beiden Schwedinnen waren unglaublich nett und liebenswürdig, erzählten, daß sie auch noch andere Projekte hätten (Shore For Shelters für Promise The Monster, Birch Book für Lisa O' Piu) und versprachen, bald wiederzukommen.

Unter dem Strich: ein wahnsinnig gelunger Konzertabend. Stilvolles Ambiente, entzückende Artistinnen und ein vorbildlich leises Publikum. Genuß pur!

Setlist Promise & The Monster, Théatre de la Cité Internationale, Paris

01: The Delusioned and Insane
02: Wither
03: Night Out
04: Spine
05. Nico
06: Sheets
07: Sharp
08: Slopes
09: Sand
10: Dorothy



Konzertankündigung: Le Prince Miiaou

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Konzertankündigung: Le Prince Miiaou

Orte und Daten: siehe unten


Etwas vollmundig habe ich neulich Maud-Elisa Mandeau aka Le Prince Miiaou als größtes französisches Talent aller Zeiten bezeichnet. Aber Euphorie gehört nun mal nicht gebremst, sondern in vollen Zügen ausgelebt. Wer sich beim Schwärmen selbst Fesseln anlegt, wird nie den völligen Endorphinausstoß genießen können und das Leben ist schon nüchtern genug, um nicht auch ab und zu mal high zu sein.



Wer Le Prince Miiaou live erleben möchte, muss allerdings in französischen Städten aufkreuzen, Deutschland, Österreich und die Schweiz werden erst etwas später erobert werden.



Gerade erst ist das dritte Album (nach zwei Scheiben im Selbstversuch) auf einem "richtigen" Label erscheinen und es heißt Fill The Blank With Your Own Emptiness. Ein Hammer, meine Damen und Herren! Melodisch melancholischer Indierock mit einem gelegentlich experimentellen oder postrockigen Einschlag und kuriosen französischen und englischen Texten ist angesagt.

Live ist Maud-Elisa unfassbar toll, das kann jeder bestätigen, der die sensible Blondine schon einmal auf einer Bühne erlebt hat. Sie ist über alle Maßen leidenschaftlich, zügellos , unverfälscht und intim. Sie gibt es einem süß-sauer und am Ende, weiß man nicht mehr wo einem der Kopf steht. Ein ungemein verstörendes Erlebnis.

Pour nos lecteurs français:

Maud-Elia Mandeau alias Le Prince Miiaou le plus grand talent français de tous le temps? Ça se discute, mais en live elle est tout simplement énorme . Elle m'a mis une sacré gifle à chaque fois. Au Festival Les femmes s'en mêlent elle défendra les nouveau titres de son sublime troisième album Fill The Blank With Your Own Emptiness.

C'est ce soir 29 mars à 19 h 30 au Divan du Monde à Paris dans le cadre du Festival les femmes s'en mêlent. Ils restent des places!

Autres dates de la tournée du Prince Miiaou sur sa page Facebook, ici







Montag, 28. März 2011

I Blame Coco, Köln, 27.03.11

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Konzert: I Blame Coco
Ort: Essigfabrik, Köln
Datum: 27.03.11
Zuschauer: 400 vielleicht?


von Kathrin aus Köln


Für die meisten Künstler muss es schwierig sein, ein deutsches Publikum richtig zu interpretieren. Meistens geniessen wir für uns, in uns, als laut mit anderen. Die Fans von "I blame Coco" jedoch teilen ihre Freude jedoch ganz ohne Scheu und Scham.


Obwohl das Konzert vom kleinen, überschaubaren Luxor auf die Essigfabrik verlegt wurde, wird es trotzdem ganz schnell kuschelig warm um mich und ich kann den Weg zur Toilette nur mit andauerndem Ellebogen-Kampf bewältigen. Eine halbe Stunde lang lässt Eliot Paulina „Coco“ Sumner die Menge auf sie warten. Es bleibt Zeit sich umzuschauen, und selbst das Umfeld zu analysieren. Doch egal in welche Richtung ich mich drehe - schaue ich über Köpfe, auf Hinterköpfe, in junge und in alte Gesichter, über Gruppen, Pärchen und einzelne Männer. Unmöglich zu beurteilen, wie der "I blame Coco"-Fan typischerweise aussieht. Warum auch. Während ich darüber nachdenke gehen die Lichter aus und Coco stürmt mit ihrer 4-köpfigen Band auf die Bühne. Weisse Bluse, schwarzer Anzug (ja, ein Anzug) ein schmales, ganz feminines Gesicht und die Haare offen, so wie sie gerade gefallen sind. Die Stimme - rauchig tief erklingt aus diesem zarten Körper so viel Kraft, dass nach dem ersten Vers sich keine Füße mehr auf dem Boden halten können und alle Hände nach oben zeigen. Das ist das Faszinierende an diesem jungen Mädchen. Die Vibration, die ihr Vater Sting ihr vererbt zu haben scheint und ihre kantigen Bewegungen, die die rauhen Töne unterstreichen. Kein Glitzer, Glamour oder zu viel Make-Up, aber viele Gitarren und viel Rock. Mit "Partybag" und "Selfmachine" an zweiter Stelle ist die Stimmung zu Beginn schon fast auf dem Höhepunkt. Einige Fans werden von Zuckungen durchströmt und können nur schwer noch die Kontrolle über ihre Körperteile behalten. Doch wie auch immer - jeder ist in Bewegung.


Erstaunlich, was der Band hier gelingt. Die Zurückhaltung scheint wie weggeblasen. Nach meinen Favorits "No Smile", "The Constant" und "Ceasar" in der Zugabe lässt die Menge sich erst nach 10 Minuten Applaus aus der Halle bewegen. Alles in allem eine große Leistung für ein so zartes Wesen. Nur ein paar Lieder mehr hätte ich mir gewünscht..vielleicht mit dem nächsten Album.




Konzertankündigung Immanu El

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Konzertankündigung: Immanu El
Orte & Daten: siehe unten

Postrock, Postpop, Ambient? Immanu El sind ein Fall für die kreativen Köpfe unter den Musik-Schreiberlingen, wer sich auch an dieser schwierigen Aufgabe versuchen will, dem seien untenstehende Daten schwerstens ans Herz gelegt.

In der Zwischenzeit dürft ihr euch über deren aktuelle Twitterei wundern: "
day off in Paris is nice - tonights nightride to Vienna is not as nice..."
Will da etwa jemand behaupten, in Paris zu faulenzen sei schöner???



Ausgewählte Konzerttermine Immanu El:

28.03.2011: L'International, Paris
30.03.2011: Chelsea, Wien
05.04.2011: Ex Haus, Trier
15.04.2011: Druckluft, Oberhausen
16.04.2011: AMP, Münster


Sonntag, 27. März 2011

Mohna & Oy, Paris, 26.03.11

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Konzert: Mohna & Oy

Ort: Théatre de la Cité Internationale, Paris
Datum: 26.03.11

Zuschauer: hmm, 200 vielleicht?



Vom Wohnzimmer in ein stimmungsvolles Theater. Voilà der Werdegang der Hamburger Pianistin Mohna, zumindest was ihre Auftritte in Paris anbelangt.

Etwa ein Jahr nachdem Mohna in unserer guten Stube musiziert hat, ist sie zurück in der Seine Metropole und gibt im Théatre de la Cité Internationale ein wundervolles Konzert. Überflüssig zu sagen, daß dies für mich eine sehr emotionale Angelegenheit war und ich still vor mich hinschluchzend in meinem bequemen Sessel die Show verfolgte.

Etliche fabelhafte neue Lieder hatte die stilvolle Musikerin dabei und mein Heißhunger auf ein neues Album (nach dem bildhübschen Erstling Mohna 1985-1994) könnte deshalb auch kaum größer sein.

Ein ausführlicher Bericht und ein Interview folgen in Kürze.

Foto: Archivaufnahme.

Aus unserem Archiv:

Mohna, Paris, 16.03.10
Mohna, Paris, 14.03.10*



Clara Luzia & Lail Arad, Paris, 25.03.11

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Konzert: Clara Luzia & Lail Arad (N'Relax), Festival les femmes s'en mêlent # 14
Ort: Le Divan Du Monde, Paris
Datum: 26.03.2011
Zuschauer: relativ viele


Ja, was ist denn in Österreich bloß los? Seit geraumer Zeit schicken uns unsere alpenländischen Nachbarn die tollsten Sängerinnen und wir Musikfans kommen gar nicht mehr hinterher. Aber beklagen wollen wir uns darüber nicht, im Gegenteil! Nach Gustav und Soap & Skin nun also Clara Luzia. Wobei die junge Frau mit dem Bubihaarschnitt und den feinen Gesichtszügen alles andere als Novizin ist und schon sage und schreibe vier Longplayer und eine EP auf ihrer Habenseite zu verzeichnen hat. Seltsam, daß man zumindest in Frankreich bis vor kurzem nicht viel Wind davon bekommen hat. Denn Clara Luzia ist wirklich etwas Besonderes. Großartig motzige Mädchenstimme mit einem außergewöhnlichen Timbre, intelligentes Songwriting und feine Arrangements mit Cello und Akkordeon, Freunde melancholischen Kammerpops kamen heute im Divan Du Monde wirklich voll auf ihre Kosten. Und die gespielten Lieder waren samt und sonders fabelhaft, eines schöner und bewegender als das andere. Bei soviel Ohrenschmaus war es fast eine Randnotiz, daß auch eine umwerfend hübsche Cellistin (Heidi) mit blauen Gletscheraugen und unwiderstehlichem Sonnenaufgangslächeln auf der Bühne agierte. Ein männlicher Bassist namens Max (und gelegentlicher Akkordeonspieler, Pianist) und eine weibliche Drummerin (Ines) komplettierten das Line-Up. Eine sympathische Truppe, die mir einen wunderbaren Konzertabend bereitet hat und mich zum CD-Kauf verleitete. Schade, daß ich so geizig war und nur das aktuelle Album erworben habe, denn die Scheibe ist so großartig, daß ich auch die anderen drei Longplayer haben muss. Gegen Zahlung von 40 Euro konnte man übrigens das Gesamtwerk erwerben.

Fünf Herzen für Clara Luzia!






Bericht Lail Arad morgen, dann auch Fotos und Setlisten.



Samstag, 26. März 2011

Konzertankündigung: Festival Les femmes s'en mêlent, Paris

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Konzertankündigung: Festival Les femmes s'en mêlent # 14, Paris (und in der französischen Provinz)

Orte: verschiedene Locations in Paris (Divan Du Monde, Institut Suédois, Théatre de la Cité Internationale, la Machine du Moulin Rouge)
Daten: vom 23 März bis zum 1. April (Paris)


Ihr wisst es schon von den vorangegangenen Jahren, ich bin Fan des Festivals Les femmes s'en mêlent, wo die Frauen den Ton angeben, sprich weibliche Musikerinnen im Vordergrund stehen. Auch dieses Jahr gibt es ein spannendes Programm und meine persönlichen Highlights sind Mohna (weltberühmt geworden durch eine Oliver Peel Session) aus Hamburg, Anika (Berlin/Bristol) und natürlich die Französin Le Prince Miiaou, eines der größten französischen Talente aller Zeiten.

Alle Infos gibt es unter http://www.lfsm.net

Hello les Parisiens, le celèbre Festival les femmes s'en mêlent à commencé en Province et à Paris et ils restent encore des billets pour découvrir des artistes plein de talent et de charme. Comme chaque année l'équipe d'Impérial Prod a concocté un programme éclectique et passionant. Mes favoris personnels sont les concerts de Mohna (une pianiste allemande), d'Anika (la nouvelle Nico) et du Prince Miiaou, un des plus grands talent français de tous les temps.

Tous les infos sous http://www.lfsm.net



Freitag, 25. März 2011

Dark Dark Dark & Matt Elliott, Paris, 24.03.11

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Konzert: Dark Dark Dark & Matt Elliott

Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 24.03.2011
Zuschauer: viele, aber nicht ausverkauft


Kurios, zum zweiten Male an diesem Tag bekam ich eine Band aus Minnesota (könnte ich das auf Anhieb auf einer Landkarte finden? Hmm?) geboten. Dark Dark Dark heißt die sechsköpfige Truppe (die heute zu fünft erschienen war), die bald in aller Munde sein wird. Unsere Stammleser werden sie schon kennen, ich hatte Ende letzten Jahres kurz von ihnen berichtet, aber spätestens wenn sie im Mai in Deutschland auf Tour gehen, werden sie auch einem größeren Publikum bekannt werden (und dann wisst ihr erneut, wo ihr zuerst von ihnen gelesen habt).



Heute im Café de la Danse haben mich Dark Dark Dark mit ihrer gelungenen Mischung aus Balkanklängen (Beirut lässt grüßen), Americana, Cabaret und Folk begeistert und vor allem von der versoffenen Stimme der Sängerin Nona Marie Invie konnte ich gar nicht genug bekommen.

Dabei hatte der Abend eigentlich recht zäh begonnen. Erstes Ärgernis war, daß erneut die Besucher vor der Bühne im Schneidersitz auf dem Boden kauerten. Diese Atmosphäre, die ich in einer marokkanischen Teestube durchaus schätze, kann ich bei öffentlichen Konzerten (bei meinen Wohnzimmersessions ist es etwa anderes) auf den Tod nicht ausstehen. Und außerdem schlafen mir im Sitzen immer die Füße ein. Entsprechend anstrengend war deshalb das Konzert von Matt Elliott. Der baumlange Brite mit Wohnsitz Frankreich performte ganz alleine auf der Gitarre, setzte aber seine Stimme und die Sampeltechnik so geschickt ein, daß das Ganze kraftvoll und wuchtig rüberkam und problemlos das nicht kleine Café de la Danse (Kapazität: 600) beschallte.

Wenn er mit voller Inbrunst sang, legte er regelmäßig eine Hand hinter sein Ohr, als sei er ein moderner Tarzan. Alles klang düster, bedrohlich und oft regelrecht depressiv. Keine Musik, die man zum Frühstück konsumiert, aber dennoch so anziehend, daß die Leute im Café de la Danse gar nicht genug davon bekommen konnten und am Ende immer weitere Songs forderten. Der Künstler bedankte sich für diese Zuneigung in enem sehr ordentlichen französisch, erklärte, daß er hier die ganze Nacht noch weiterspielen würde, überließ aber nun die Bühne den Amerikanern Dark Dark Dark.

Die zu fünft erschienene Truppe hatte einen Trompeter und einen Klarinettisten dabei, aber auch das hübsche Schifferklavier kam oft zum Einsatz und prägte den Balkansound der tollen Truppe.

Die Brille tragende Sängerin Nona Marie Invie performte aber zunächst auf dem Piano, bevor sie sich ab Lied vier das Akkordeon umschnallte. Grandios ihre Stimme. Sehr markant, verraucht, soulig, ein Genuß ihr zuzuhören! Die Vocalparts teilte sie sich ab und zu mit einem männlichen Mitglied der Band, aber ihr sehnsüchtiger Gesang war neben den einprägsamen Melodien das Beste and diesem feinen Konzert.

Performt wurden Stücke, die mehrheitlich von den beiden Alben The Snow Magic (2008) und Wild Go (2010) stammten. Das gespielte Material war durchgängig gut, die absoluten Knaller kamen jedoch erst kurz vor Schluß.
Bright Bright Bright war so herrlich instrumentiert, daß ich eine Gänsehaut bekam. Drummer Mark Trecka rührte nur mit dem Schneebesen, während Nona Marie auf einfühlsamste Weise Piano spielte. "My pride my pride, you're the sweetest one, your the brightest one." intonierte sie und Tränen schossen mir in die Augen. Soviel melancholische Schönheit war selten. Ein Kleinod von einem Lied, ein funkelndes Juwel, ein Seelentröster par excellence.

Aber es kam noch besser. Mit Daydreaming schossen mir Dark Dark Dark engültig die Lampen aus. Eine fast süchtig machende Pianomelodie mit unwiderstehlicher Anziehungskraft durchdrang das Café de la Danse und die tätowierte Chanteuse sang samtweich und unglaublich bewegend ("oh if you knew what it meant to me").
Ich schwebte irgendwo auf Wolke sieben, hatte einen Rotweinrausch, ohne ein Glas getrunken zu haben. Nun erklang auch noch ein packender Singalong und setzte dem Ganzen die Krone auf!

Wie benebelt war ich als die letzten Noten verklungen waren und die Band unter verdientem Jubel die Bühne verließ. Sie kamen schließlich auch noch zwei Mal zurück, aber zu diesem Zeitpunkt hatten sie mich schon komplett auf ihre Seite gezogen. Welch grandiose Band! Dark Dark Dark werden 2011 noch viele Menschen beglücken, soviel ist sicher!


Setlist Dark Dark Dark, Café de la Danse, Paris

01: Something For Myself
02: Say The Word
03: Robert
04: Heavy Heart
05: In Your Dreams
06: Celebrate
07: All The Things
08: Right Path
09: Wild Goose Chase
10: Trouble No More
11: Bright Bright Bright
12:Daydreaming

12: Make Time
13: The Hand

Deutsche Konzerttermine Dark Dark Dark :

30.05.2011: Lido, Berlin
31.05.2011: Knust, Hamburg
01.06.2011: Gebäude 9, Köln


Aus unserem Archiv:

Dark Dark Dark, Paris, 10.11.10




Low (Alan Sparhawk solo), Paris, 24.03.11

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Konzert: Low (Alan Sparhawk solo), Sans Piles Session by Magic
Ort: le Truskel, Paris

Datum: 24.03.2011

Zuschauer: 100 vielleicht?

Konzertdauer: 30 Minuten



Wieder ein neuer Beleg dafür, daß in Paris konzerttechnisch so einiges geboten ist. Kein Geringer als Alan Sparhawk von Low spielte in dem kleinen Pub namens Truskel (kennt ihr alle von meinen Peter Doherty Konzertberichten) und präsentierte die nagelneuen, noch nicht veröffentlichten Lieder des am 12. April erscheinenden neuen Albums C'Mon. Und das gratis!

Als ich gegen 18 Uhr 25 vor dem Truskel erschien, standen da aber seltsamerweise nur maximal 10 Leute vor verschlossener Tür. Ob die Geschichte zu schlecht promotet war? Ich selbst hatte erst am Vortag zufällig davon Wind bekommen. Vielleicht war es Absicht und man wollte einfach nicht zu viele Leute hier haben, denn die Platzkapazität ist sehr begrenzt. Wie auch immer, als ich zusammen mit ein paar Freuden und Bekannten nach Türoffnung eintrat, konnten wir uns die besten Plätze frei aussuchen. Wir stellten uns natürlich gleich ganz nach vorne, um gut zu sehen und befanden uns direkt hinter dem Kameramann, der für die Internetseite des Printmusikmagazins Magic die Songs filmen sollte. Unter der Reihe "Les Sans Piles Sessions" (pile= Batterie, sans piles also ohne Batterien= Akustiksessions) wird man demnächst dort die Videos finden können. Zuvor hatten in den vergangenen Jahren schon Größen wie Jay Mascis, Au Revoir Simone (Archivfoto) und Camera Obscura an der Sache teilgenommen.

Heute ging es schließlich um 19 Uhr los. Alan Sparhawk erschien komplett in schwarz gekleidet (Hemd, Krawatte, Hose, Schuhe alles black) auf der kleinen Bühne und wünschte uns, daß unser Tag großartig sein würde ("I wish that your day will be grand!"). Ich war so nah dran, daß ich ihm in die weiße Gitarre hätte greifen können. Die Intimität war atemberaubend. Schon beim ersten Song bestach Sparhawk durch seine feste, markante, eindringliche Stimme und sorgte für offene Münder. Wow! "La classe" wie der Franzose in solchen Augenblicken zu sagen pflegt. Auch textlich wurden früh Highlights gesetzt: "you try to sleep, then you never wake up , try to sleep don't look at the camera." Genau in diesem Moment guckte Alan ironischerweise genau in die Linse meiner Kamera und ich sah seine stechenden blauen Augen. Fast schien es, als schiele er etwas, aber seine Blicke gingen trotzdem komplett durch mich hindurch. Selten ist man Musikern so nah wie heute.

Mit Nightingale ging es weiter. Eine schöne kleine Gitarrenmelodie eröffnete diesen verwunschenen Song, "Nightingale don't you cry", wunderbar melancholisch pluckerte das Lied voran, während Sparhawk immer wieder den Refrain mit weit aufgerissenem Mund intonierte und beim Gitarrenspiel immer energischer wurde. Es schien, als würde er auf einer Bergwiese stehen und den Hang hinunter singen. Es hallte selbst hier im Truskel.

Witches schloß sich an, ein dichter, wolkenverhangener Song mit einem kuriosen Tex": " all you guys, try to act like Al Green, you're all weak." Besonders die Zeile "you're all weak", sang Sparhawk mit herrlich verächtlichem Tonfall.

Kurz vor Ende dann noch ein Cover (Sparhawk: "the guys from Magic ask me to do one cover") eines Reggae Songs. Die Heptones kannte ich vorher noch nicht, obwohl sie in ihrer Sparte sicherlich Kult sind. "Rasta cool, rasta cool", sang der Mormone immer wieder...

Mit Nothing But Heart wurde schließlich prima abgeschlossen. "I would be your king, but you wanna be free." hieß es dort eingangs. Ein sehr langsames, dafür um so intensiveres Lied. "I'm nothing but heart" intonierte Sparhawk mehrfach und wurde dabei im Verlaufe immer inbrünstiger. Sein definiertes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse, die Nackenmuskel waren bis zum Platzen angespannt und der Sänger war in einer Art Parallelzustand. In diesem Moment hatte er sicherlich vergessen, daß er gerade in einer kleinen Pariser Kneipe ist, beglotzt von einem inzwischen sehr zahlreichen Publikum.

Nach einer halben Stunde war schließlich Schluss und das Ziel der Veranstaltung wurde mühelos erreicht: ich bin sehr neugierig auf das Album C'Mon geworden, das sicherlich ziemlich anders klingen wird, als die heutige abgespeckte Version.



Setlist Low, Le Truskel, Paris:

01: Try To Sleep
02: Nightingale
03: Witches
04: Cool Rasta (The Heptones Cover)
05: Nothing But Heart

Aus unserem Archiv:

Low, Paris, 05.05.07



Donnerstag, 24. März 2011

Laetitia Sadier & We//Are//Animal, Paris, 23.03.11

1 Kommentare

Konzert: Mon Petit Club # 6 présente: Laetitia Sadier & We//Are//Animal

Ort: L'International, Paris
Datum: 23.03.2011

Zuschauer: relativ viele
Konzertdauer: pro Act etwa 45 Minuten


Donnerwetter! Die walisischen Raubeine We/Are//Animal sind wirklich der Hammer! Unglaublich, was die fünf harten Jungs heute im International ablieferten. Gerade zurück aus Texas, wo sie beim Festival SXSW aufgetreten waren, gingen sie in Paris aufs Ganze und ließen die Funken sprühen. Kurt Cobains Enkel hätte man meinen können, aber Sänger Owen (ein ganz wilder Hund!) nannte mir gegenüber eher die Kinks und die Rolling Stones als Einflüsse. Außerdem mögen sie die Queens Of The Stone Age.



Ich muss lange zurückdenken, wann ich zuletzt von einer Garagenrockband so begeistert war. Ich glaube das dürfte bei meinen ersten Konzerten von und mit den Blood Red Shoes gewesen sein, oder auch als ich 2004 zum ersten Mal die Kings of Leon gesehen habe. Damals waren sie noch roh und ungeschliffen, heute posen sie nur noch und spielen sphärischen Stadionrock wie U2. Die Kings of Leon passen dennoch als Vergleich, weil Owen von We//Are//Animal eine unglaublich verrauchte, krächzige Stimme hat, die derjenigen von Caleb Followill sehr ähnelt.

In den Abend eingeleitet hatte die famose Laetitia Sadier, die auf ihrem ersten Soloalbum The Trip sehr persönliche und sehr traurige Themen wie den Suizid ihrer Schwester vertont hat. Enstprechend intim und melancholisch klangen die reduzierten Songs dann auch. Ich bin Fan der Stereolab und Monade Sängerin und nach dem heutigen Konzert bin ich es sogar noch ein wenig mehr, denn schließlich hatte ich den Abend mitorganisiert und Laetitia, die in London wohnt, spielt nur sehr selten in Paris. Was für eine Ehre für uns von Mon Petit Club, sie bei uns begrüßen zu dürfen! Und Laetitia ist sehr nett, natürlich und intelligent. Sie spricht auch gut deutsch, wußte sogar was "semoule" (vom Couscus) auf deutsch heißt: Gries.

So, Freunde, ich muss ins Bett, der Tag war lang, ich war schon beim Soundcheck der Bands um 15 Uhr dabei und habe bis zwei Uhr morgens noch mitgefeiert. Die Draufgänger von We//Are//Animal sind dann noch mit ein paar sehr hübschen (deutschen!) Mädels weitergezogen und haben sich sicherlich noch prächtig amüsiert. Es war ihr erstes Konzert in Paris überhaupt und ich denke, sie werden wiederkommen. Ich prohezeihe ihnen eine rosige Zukunft. They kick ass!



Mittwoch, 23. März 2011

The Kills, Paris, 22.03.11

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Konzert: The Kills

Ort: La Flèche d'or, Paris
Datum: 22.03.2011
Zuschauer: 600 (ausverkauft)
Konzertdauer: eine knappe Stunde



The Kills in der Flèche d'or und Oliver Peel kriegt noch nicht einmal mit, daß Kate Moss da war!


Paris entwickelt sich immer mehr zur einem der Leader innerhalb der wichtigsten Konzertstädte dieses Planeten. Nachdem dieses Jahr schon PJ Harvey ihre neuen Songs von Let England Shake exklusiv in Paris angetestet hat, waren es nun die Kills, die in der Seinemetropole die neuen Stücke ihres noch nicht erschienenen Albums Blood Pressures zum allerersten Male live einem Publikum präsentierten. Tatort war dieses Mal die nicht sonderlich große Flèche d'or (Zuschauerkapazität 600).

Erneut wurde das Konzert per Livestream von verschiedenen Internetseiten (vor allem vom Initiator sfr.fr) in die Wohnzimmer dieser Welt gesendet. Aber selbst vor Ort zu sein, ist nach wie vor allemal spannender, wenngleich ich mir die Schwitzerei in der bullenheißen Location gerne erspart hätte. Aber die schwüle, schweißdurchtränkte Atmosphäre, passte genau zum flirrenden, staubtrockenen Wüstensound der Kills. Diese scheinen bei den jungen, trendigen Leuten eine der coolsten Bands der Welt zu sein, zumindest hatte dies heute abend für mich den Anschein. Wobei auch Kritik darüber laut wurde, daß von den 600 Plätzen nur 350 in den freien Handel kamen, während 250 geladene Gäste auf Listen vermerkt waren. Ich gehörte zu jenen Auserwählten, die hier gratis rein kamen und musste nicht am Tage x pünktlichst hinter dem Computer hängen, als innerhalb von 10 Minuten sämtliche Karten weggingen wie die warmen Semmeln.

Ganz relaxt konnte ich somit mit meinem schicken Gratisticket (hat mir Kate Moss geschenkt; nö, ein Witz!) auf wichtig machen und problemlos die bulligen Türsteher passieren. Drinnen war es schon ordentlich voll, aber es standen auch noch ein paar süchtige Mitbürger draußen rum und rauchten Zigaretten. Eine Vorgruppe gab es keine, getreu dem Motto: "du sollst keine anderen Götter neben mir haben." Und diese Götter der Coolness waren natürlich Alison Mosshart und Jamie Hince.

Gegen 21 Uhr kamen sie auf die Bühne geschlurft und Alison verkündete, daß sie heute abend ein paar Neuheiten testen würden. Diese Ansage sollte einer der wenigen des einstündigen Sets bleiben, ansonsten wurde die brünette Rocklady nur noch einmal gesprächig, als sie etwa in der Mitte des Konzertes inständig und mit Nachdruck darum bat, die Lichter runterzudrehen ("turn it down, seriously I mean it"), sie hätten keinen Bock auf Fotos, auf denen man sie verschwitzt sehen könne. Für viele Fans eine gewissse Enttäuschung, denn jeder wollte die beiden heißen Rockstars mit seiner Kamera ablichten und das Fotografierverbot wirkte ernüchternd. Zudem sorgten die Aufpasser vor der Bühne dafür, daß bloß keiner mehr knipste.

Aber vielleicht auch gar nicht schlecht so, denn nun konnte man sich auf die Musik konzentrieren, ohne den Ellenbogen seines Vordermannes, bei dessen Versuch einen Schnappschuss zu landen, in die Rippen zu kriegen. Ohnehin hätte die Stimmung wesentlich ausgelassener und wilder sein können. Obwohl vorne laut und roh gerockt wurde, wirkten die Hitze und die Enge lähmend auf die Besucher und kaum jemand bewegte sich großartig zu den rasiermesserscharfen Gitarrenriffs und dem greinenden Gesang von Alison. Die Hüftsteife kann natürlich auch daran gelegen haben, daß so viel neues, unbekanntes Material gespielt wurde. Material, das allerdings schon nach dem ersten Mal Livehören zu gefallen wusste. Die tyischen Merkmale des Killschen Sounds sind geblieben. Eine düster polternde, bedrohlich wirkende Gitarre, die jederzeit ausbrechen und höllisch laut werden kann, eine Alison Mosshart, die sexy und lasziv singt, als würde sie gerade von hinten genommen, und ein Jamie Hince, der mit seiner tiefen Mark Knopfler Stimme einen schönen Kontrast zu Alisons Gezwitschere bildet. Wie immer natürlich so rockstarlike performt wie es im Lehrbuch steht. Er ganz lässig mit seiner Elektrischen posend und nie zu viel Energie verschwendend, sie wild wie eine Furie und fast genauso wie man es aus dem Helge Schneider Song Baby Es Gibt Reis kennt: "wildes Mädchen, schüttel dein Haar für mich, Baby Baby schüttel dein Haupthaar für mich."



Welches neue Lied jetzt im Einzelnen wie gut ist, vermag ich freilich noch nicht zu sagen, aber zumindest die Mutter von Alison hat sich schon auf einen Favoriten festgelegt: ein Lied, bei dem eine Orgel zum Einsatz kam (ich glaube das war Lost Goodbye) und das rockige Moment ein wenig in den Hintergrund rückte. Mir persönlich hatte es aber am meisten ein Stück angetan, bei dem Jamies Gitarre ausnahmsweise auch einmal sehr melodische Töne anschlug und insgesamt eine poppigere Grundstimmung herrschte (weiß der Geier, wie der Song hieß).

Letztlich war die ganze Sache aber ziemlich schnell vorbei. Nach höchstens 50 Minuten verließen die beiden Sexysmbole die Bühne, bevor es noch zwei Zugaben gab, bei denen die Fesseln im Publikum gelöst wurden. Plötzlich war Crowdsurfen angesagt und viele Fanhände flogen in die Luft. Eine ausgelassene Stimmung, die ich mir so schon eher gewünscht hätte, aber vielleicht war es zum Dauertanzen einfach zu heiß heute.

Wie auch immer, das Konzert war gut, wenngleich nicht unbedingt weltbewegend. Es erfüllte auf jeden Fall seine Rolle: Lust darauf zu machen, sich demnächst "offiziellere" und längere Konzerte als das heutige anzusehen.

Und wo war jetzt Kate Moss? Laut Aussagen meiner aufmerksamen Freunde gleich rechts am Bühnenrand stehend und angeblich so hübsch, wie man das von einem Topmodel erwartet. Mit ihrem Lover Jamie Hince ging es nach der Show ins Hotel Ritz, wo sie unbedingt pennen wollte, obwohl eigentlich schon das der Location gleich gegenüber liegende Hotel gebucht worden war.

Setlist The Kills, La Flèche d,'or, Paris:

01: Future Starts Here
02: Satellite
03: Heart Is A Beating Drum
04: No Wow
05: Kissy Kissy
06: DNA
07: Baby Says
08: The Last Goodbye
09: You Don't Own The Road
10: Pots And Pan

11: Fried My Little Brains (Z)
12: Sour Cherry (Z)

Links:

- The Kills, Frankfurt, 17.03.09
- The Kills, Paris, 18.03.08




Dienstag, 22. März 2011

Konzertankündigung: Laetitia Sadier (Stereolab) et We//Are//Animal, Paris, 23.03.11

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Konzertankündigung: Laetitia Sadier (Stereolab) et We//Are//Animal

Ort: L'international, Paris

Datum: 23.03.11: 20.30



Verdammt coole Sache! Laetitia Sadier, die traumhaft schöne Stimme der Kultband Stereolab (und von Monade) spielt solo bei dem von mir mitorganisierten Konzertabend Mon Petit Club im Pariser International! Mit dabei auch die explosiven Jungs von We//Are//Animal aus Wales. Und das alles umsonst!

Mittwoch, 23. März um 20 Uhr 30. Kommt vorbei!

Très chouette soirée en perspective:

Laetitia Sadier, la magnifique voix de Stereolab et Monade et les tonitruants We//Are //Animal (Pay de Galles) vont donner un concert gratuit à L'international à Paris. Ça va être super, venez nombreux!








































 

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