Donnerstag, 30. August 2012

Beach House, Frankfurt, 29.08.12


Konzert: Beach House
Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 28.08.2012
Zuschauer: mindestens 300 (ausverkauft)
Dauer: Beach House gut 75 min, Jack November knapp 30 min


Schon wieder Beach House, muß das sein? Ehrlich gesagt hat sich mir die Frage nach dem Konzert gestern im Grammatikoff in Duisburg nicht mehr gestellt. Das Ticket für das ausverkaufte Konzert in Frankfurt hatte ich schon eine Weile, ich wäre es aber auch leicht noch losgeworden, wenn das Duisburger Konzert keinen erneuten Ausflug gerechtfertigt hätte. Weil ich aber so berechenbar bin, drehte sich mein gestriger Konzertkumpel nach den letzten Klängen von Irene schon zu mir um und sagte "du gehst morgen auch, oder?" Ja, natürlich.

Die extrem zuvorkommenden Duisburger Veranstalter hatten vorbildhaft über den Zeitplan des Konzerts und eine kurzfristige Verschiebung informiert, aus den Bett-Leuten war leider nichts an Informationen zum Ablauf rauszukitzeln. In Frankfurt fangen Konzerte eher spät an, ich wollte aber die Vorgruppe Jack November ganz gerne sehen, die ich 2010 in Köln auch schon als Support von Beach House gesehen hatte. Ich vermutete, daß es um neun losgehen würde, konnte auch kaum früher da sein. Es waren schließlich zehn Minuten, und ich betrat das Bett genau pünktlich zu den ersten Tönen der jungen Daniela Moos, die als Jack November reichlich düstere Musik macht. Damals hatten es mir die Lieder, die einen monotonen Grundton haben, durchaus angetan. Es klang ein wenig nach Anika oder Soap and Skin. Auch heute begleitete sich Daniela nur mit einem Harmonium selbst. Lediglich für ein Lied verließ sie ihren Hocker, stellte sich ans Mikro und sang zu einem an Portishead erinnernden Rhythmus vom Band. Ein tolles Lied! Insgesamt war es mir heute aber eine Spur zu dröge, auch wenn die Musik durchaus reizvoll ist. Allerdings war die Künstlerin auch eine Spur zu verhutscht. Nur ein gehauchtes "tschüß" am Ende und ein fluchtartiger Abgang von der Bühne, das kam nicht richtig gut an, bekam ich in meiner Nähe mit.

Knapp 30 Minuten hatte das Vorprogramm gedauert. Es war mittlerweile nicht mehr nur sehr warm, es war unerträglich heiß. An die offene Tür wollte ich mich aber nicht stellen, weil ich keine Lust auf quatschende oder spät kommende, drängelnde Menschen hatte. Also leider auf die andere Seite, mitten in die Sauna. Während des Konzerts lief allen der Schweiß in Strömen von der Stirn. Vor mir stand ein Mensch mit Handtuch um den Hals. Das sah albern aus, war aber clever. Läßt man bei ähnlichen Temperaturen einen Hund in seinem Auto, wird man sehr sicher angezeigt. Hier haben einige hundert Menschen das freiwillig ertragen. Verrückte Welt. Das Bett hat eine schöne Bühne, eine gute Sound- und Lichtanlage aber keine anständige Lüftung.

Der Club in der Schmidtstraße feiert diese Woche Geburtstag. Seit sieben Jahre gibt es das Bett, erst in Sachsenhausen, seit einiger Zeit in einem Gewerbegebiet im Gallusviertel. 2007 war ich zum ersten Mal in dem ursprünglich sehr kleinen Innenstadt-Club, seitdem haben wir eine Menge guter Konzerte in den beiden Betten gesehen. In der Geburtstagswoche finden sieben Konzerte bzw. Parties statt, das heutige war das dritte, nachdem bereits Bodi Bill aufgetreten war und Cäthe morgen spielt.

Als der Soundcheck erst um zwanzig vor zehn begann, stöhnte ich innerlich, weil ich mit einem Beginn nicht vor zehn rechnete. Glücklicherweise dauerte der letzte Checkup nur noch ein paar Augenblicke, und die Band erschien kurz danach.

Das Programm war das gleiche vom Vortag, das war erwartbar. Allerdings fehlte die kleine schwächere Einlaufphase, Victoria, Alex und Dan waren sofort in vorzüglicher Form. Norway, das in Duisburg noch ein wenig lieblos daherkam, funktionierte im Bett wieder blendend und war mit dem nachfolgenden Other people ein frühes Highlight. Auch wenn der Sound im Grammatikoff schon sehr gut war, punktete die Anlage des Betts hier besonders. Akustisch war der Abend ein Hochgenuß! Glasklare Songs, Wucht an Stellen, denen Wucht guttut, perfekte Gitarrenklänge und die eindrucksvoll präsente Stimme von Victoria, das kann man sicher nicht viel besser hinbekommen. Auch das Licht (oder die optische Atmosphäre, das klingt mehr nach Musikjournalismus) schienen mir mehr den Vorstellungen der Band zu entsprechen als am Vorabend, es war deutlich düsterer und nebliger. Natürlich ist das zum Fotografieren ärgerlich, entspricht aber dem Konzept der Band.

Der Mann mit dem Handtuch hatte mittlerweile aufgegeben, so wie einige andere auch und war raus oder Richtung eines Luftzugs gegangen. Ich hatte irgendwann Glück und ein paar Frauen neben mir, die sich mit Pappstücken Luft zufächerten, und hatte damit eine Passivlüftung. Auch die Band litt mit. "Wenn es euch zu heiß ist, macht doch eine kurze Pause und geht kurz raus," riet die Sängerin, nachdem sie selbst über die Hitze geflucht hatte. Später erkundigte sie sich "are you alive", obwohl ihr die Begeisterung am Ende der Stücke nicht entgangen sein kann (Klatschen war aber auch aus einem anderen Grund toll, es bewegte die Luft). Gitarrist Alex beschrieb die Anstrengungen, die sein Instrument und die Metallsaiten bei den Temperaturen für die Finger bedeutete.

Die Setlist - überhaupt die Auswahl der Lieder - kann man sicher nicht besser machen, es gibt da keinerlei schwächere Phasen. Daher ist die fehlende Abwechslung verziehen. Auf der größeren Tour im Herbst kann Beach House ja ein wenig variieren.

Am zweiten Tag in Folge ist noch viel verwunderlicher, wie extrem kurzweilig das 75minütige Programm war! Das Trio aus Baltimore (Victoria ist bekanntlich aber gebürtige Französin) flog nur so durch seine Hits. Diesmal war es das Ende, das mich besonders begeisterte, weil ab Myth alles noch eine Spur lauter und druckvoller wurde. Bei der ersten Zugabe 10 mile stereo war dies besonders fabelhaft! Welch ein Highlight! Aber auch Irene als Abschluß (bei dem ich diesmal nicht warten wollte, ob wie auf Platte nach 12 Minuten noch der hidden track kommt) war vorzüglich - ach, das waren sie ja alle. Musikalisch unterm Strich noch einmal eine Spur besser als das Konzert am Dienstag (Duisburg war Blake, Frankfurt Bolt), dafür war das Duisburger Ausverkauft eine ganze Ecke angenehmer. Aber natürlich war es eine gute Idee, Beach House noch einmal zu sehen. Beim nächsten Mal dann eben auch mit Handtuch, passt ja auch thematisch.


Setlist Beach House, Das Bett, Frankfurt:

01: Wild
02: Gila
03: Norway
04: Other people
05: Lazuli
06: Used to be
07: Silver soul
08: The hours
09: New year
10: Zebra
11: Wishes
12: Take care
13: Myth

14: 10 mile stereo (Z)
15: Irene (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Beach House, Duisburg, 28.08.12
- Beach House, Barcelona, 03.06.12
- Beach House, Paris, 29.05.12
- Beach House, Köln, 14.11.10
- Beach House, Paris, 04.11.10
- Beach House, Frankfurt, 16.08.10
- Beach House, Paris, 03.06.10
- Beach House, Paris, 20.02.10
- Beach House, Paris, 24.05.08




2 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Guido:
Ich bringe mir nächstens in jedem Fall mal ein Wechselshirt mit, denn nach zwei Stunden Sauna auch noch zwei Stunden im total verschwitzten Poloshirt auf der Autobahn, das ist NO FUN.

Christoph hat gesagt…

Dann hatte ich ja noch fast Glück, bei mir war die Autobahn gesperrt, ich konnte gemütlich (und verschwitzt) durch den nächtlichen Taunus fahren (mit imposanten Höhenunterschieden!).

 

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