Mittwoch, 8. August 2012

Sóley, Darmstadt, 06.08.12



Konzert: Freakish Atlantic und Sóley 
Ort: Darmstadt (Bedroomdisco) 
Datum: 6. August 2012 
Zuhörer: etwa 200 
Dauer: 35 min + 45 min

 
'Wenn man keine Ahnung hat - einfach mal die Klappe halten!'' 

So sollte ich das wahrscheinlich mit der Bedroomdisco halten. Gerade erst zur Phono Pop war mir ein T-Shirt Bedroomdisco aufgefallen. Das ist irgendwie hängen geblieben. Aber ich habe bisher wohl in einem Paralleluniversum zur Bedroomdisco gelebt in kompletter Ignoranz. Ich verstehe nicht, wie das geschehen konnte (*) und es ist mir auch ein bisschen unangenehm. Also einfach die Klappe halten? Nee, das würde mich auch nicht befriedigen. Ich versuche es einfach mal ganz vorsichtig und alle sind herzlich eingeladen sich die Hände zu reiben und mit dem Finger auf mich zu zeigen!

Also auf Anfang: Ich liebe Sóleys Musik und Sóley macht es ihren deutschen Fans eigentlich leicht. Sie tourt durch Deutschland und macht nicht nur in den großen Städten halt. Aber wir beide haben uns andauernd verpasst. Langsam glaubte ich schon an einen Fluch. Aber dann kam im Juni die Ankündigung eines Konzerts in Karlsruhe im Cafe Nun für einen Tag, wo ich auch in Karlsruhe sein würde! Wow, sollte es so einfach gewesen sein - ich sollte mit meinem Sóley Konzert nur abwarten bis zu dem Tag, wo ich nicht zu reisen brauchte?


Das konnte ich nicht so recht glauben. Vor allem, da das Cafe Nun nur etwa 100 Leute fasst und ich im Januar schon einmal erlebt hatte, wie sehr viele potentielle Konzertbesucher nach Hause geschickt wurden, weil der Laden 20:15 Uhr voll war (Konzertbeginn 21:00 Uhr). Aber das Schicksal hielt mir einen Olivenzweig hin: Zum allerersten Mal gab es Karten im Vorverkauf zu erwerben und ich konnte mir tatsächlich so schon ein Ticket sichern! Nun sollte ich doch eigentlich ganz ruhig auf den 9. August warten können... Konnte ich nicht.

 
Am Wochenende hatte ich sowieso den Blues, weil die Konzertsaison in Karlsruhe nun zu Ende geht mit Pause bis weit in den September hinein (und ich hatte im Juli so eine tolle Zeit!). Ein Trost nur: Endlich kommt ja das Sóley Konzert im Cafe Nun in greifbare Nähe. Aber ob es kommt? Oder ob wieder was schief geht?

Seinen Ängsten soll man sich ja stellen und möglichst etwas dagegen unternehmen. Z.B. nach Darmstadt oder Offenbach fahren, um dort schon Sóley zu erleben und den Bann zu brechen! Aber das war leichter gesagt als getan. Nach ökonomischen Grundsätzen und um die Verweildauer im Konzert zu maximieren, war Darmstadt besser als Offenbach - außerdem auch einen Tag eher.

Aber nachdem diese Entscheidung fast gefallen war, musste ich feststellen, dass man sich für dieses Konzert per e-mail bewerben musste - bei der ... BEDROOMDISCO ... ! Äh what?

Immerhin war ich gerade noch rechtzeitig dran damit. Die Bewerbungsfrist endete heute. Nun war es spannend - hätte ich tatsächlich Glück? Immerhin gab es ja noch Plan B einen Tag später in Offenbach (aber dort sollte ich mir dann besser auch eine Übernachtung besorgen....)

Naja, die geneigten Leser sind schon schlauer - ich war unter den glücklichen Gewinnern und nun wirklich neugierig! Was ist das mit der bedroomdisco? Sie selbst sagen über sich ''ein kleines Projekt, das 2008 von Franziska Maurer und Dominik Schmidt ins Leben gerufen wurde, um jetzt 2012 eine Großbaustelle zu sein. Bedroomdisco ist nämlich nicht nur ein ziemlich cooler Name, sondern auch eine Radiosendung, ein DJ-Set, ein Musikblog, eine Konzertreihe und besitzt – man glaubt es kaum – auch einen Youtube-Channel mit eigens gedrehten Videos von Stars und Sternchen. Heißt also: Viel zu tun, viele Überlegungen, aber auch viel Enthusiasmus und Liebe, die in Bedroomdisco stecken. Immer schön nach dem Motto `Spread Love For Great Music!´''
  Geplant war das Konzert als Open Air, aber das Wetter war dann doch zu unsicher. Deshalb gab es per e-mail Regieanweisungen, eine Halle aufzusuchen in zentraler Lage von Darmstadt. Nach Aussage der e-mail, die ich erhalten hatte, waren die Plätze sehr nachgefragt gewesen und viele mussten mit einer Absage klar kommen. Einlass wäre ab 19 Uhr, Türen schließen 19:50 Uhr, damit es 20 Uhr pünktlich losgehen kann (sehr sehr schönes Prinzip für Leute wie mich!). Als ich 19:25 Uhr eintraf, war der Ort schon gut gefüllt, aber ich fand noch einen Platz unmittelbar an der Bühne. Es gingen wohl so etwas über 200 Leute hinein und die waren auch da! Als erstes fiel mir auf, wie aufwändig und nett der Raum geschmückt war. Aus dem Cafe Nun kenne ich das auch, aber hier war das in einer ganz anderen Skala geschehen.

 
Auf vielleicht 12 m x 20 m war auf dem Boden grüner Teppichboden aufgeklebt als Rasenersatz. Man konnte sich da gemütlich setzen. Am Bühnenrand waren stilisierte Bäume als Berandung. Es hing ein Sternenhimmel über der Bühne und Lampions im Zuschauerraum. Es lag eine freudig erregte Stimmung in der Luft. Wirklich schön!

Es ging dann tatsächlich fast pünktlich los - zunächst mit einem Dank an viele Helfer bei Technik und Gestaltung und an Sóley, die der Einladung gefolgt war. Gegen 20:15 Uhr eröffnete das Duo Freakish Atlantic aus Berlin für etwa 35 min für Sóley. Es wirkte alles noch etwas provisorisch und ich denke, sie waren auch ein gutes Stück aufgeregt, aber mir hat es sehr gut gefallen, was da geboten wurde. Eine angenehme Sängerstimme mit nachdenklicher Gitarre und Synthieklängen - manchmal stimmte auch eine zweite Stimme mit ein und eine zweite Gitarre. Alles etwas verträumt aber in der Struktur interessant. Ich werde sie im Auge behalten.

Der Umbau dauerte mir natürlich zu lange, aber 21:05 Uhr war es so weit und Sóley mit einem Mann an der 7-saitigen Gitarre und einem am Schlagzeug konnte zu musizieren beginnen. Es war mir schon vorher klar gewesen, dass ich um meinen Zug zu erreichen etwas eher gehen müsste. Nun konnte ich abschätzen, dass mir so etwa 45 min Konzert bleiben würden und das war schon recht ordentlich. Als Trost hatte ich ja diesmal auch, dass ich sie (hoffentlich!) Donnerstag noch ganz in Ruhe sehen würde. Und die halbe Miete war ja schon dadurch herein, dass ich auch mal bei der bedroomdisco dabei gewesen sein durfte!

Sóley war live sehr nahbar, sympathisch und nahm kleine Fehler fast fröhlich auf. Sie kommentierte gleich zu Anfang, dass sie gerade eine Tour machten, wo viele Konzerte als open air Veranstaltungen geplant waren was ja eigentlich schön sei im Sommer, aber immer würde der Regen einsetzten wenn sie den Ort des nächsten Konzertes erreichten. Dass es ein schöne Abwechslung sei, mal indoor/outdoor zu spielen ohne Stress mit dem Wetter.

 
Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir I'll drown, Kill the Clown, Smash the bird und ein neues Lied, bei dem wir mitsingen durften. Sóley führte es ein als noch unfertiges Liebeslied - sie schob dann nach, es sei wohl ein Horrorliebeslied, denn es sei noch nicht klar, ob der von einer toten Frau geliebte Mann die Geschichte überleben würde ...

Die beiden mitmusizierenden Herren blieben sehr im Hintergrund. Pretty face - mein Lieblingslied war dann mein persönlicher Konzertabschluss. Ich stellte einen neuen persönlichen Rekord auf auf dem Weg zum Bahnhof und hatte noch Zeit, dort im Vorbeigehen Kunst zu fotografieren. Der Bahnhof grüßt den Vorplatz mit dem Spruch: If you celebrate it, it’s art if not it isn’t (John Cage).

Es war ein wirklich gelungener Abend im Darmstadt und ich bin vom bedroomdisco-Virus angefixt. Ich will da wieder hin! Außerdem stelle ich fest, dass ich nachdem ich live zugesehen habe, wie die Musik entsteht, auch die CD noch einmal neu höre (obwohl sie so wohlvertraut ist). Nun bin ich aber erst recht heiß auf den Donnerstag und das erste vollständige Konzert mit Sóley im Cafe Nun (drückt mir die Daumen, dass nix schiefgeht!)



Aus unserem Archiv:
Sóley, Paris, 09.09.11
 
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(*) Es gibt Veranstaltungsorte, die ich zwar noch nie von innen gesehen habe, die mir aber vertraut sind durch häufiges Erscheinen auf Konzertterminlisten. Z.B. würde ich zu gern mal ins ''Übel und Gefährlich'' in Hamburg gehen oder ''Feinkost Lampe'' in Hannover. Außerdem grinse ich jedes Mal wieder neu über den unsäglichen Namen ''Bei Chez Heinz'' (in Hannover)

1 Kommentare :

E. hat gesagt…

yeah, gudrun schmeisst den laden!

 

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