Donnerstag, 20. September 2012

Alin Coen Band & Naima Husseini, Karlsruhe, 19.09.12


Konzert: TVNoir Konzertreise #6 mit Alin Coen & Band und Naima Husseini
Datum: 19. 9. 2012
Ort: Karlsruhe, Jubez
Zuhörer: 300 (ausverkauft)
Dauer: 140 min


Wahrscheinlich ist das eine Zauberlampe... Wie sonst erklärt sich, dass nun schon im sechsten Duo, dass von TVNoir durch die Republik geschickt diese wundersame Magie wirkt: zwei acts gestalten einen Abend mit eigenem Material, mit spontanen Beteiligungen am Bandgefüge des jeweils anderen und im entwickeln von Material das aus der Konzertreihe zwischen ihnen entsteht. Äußeres Zeichen für die Wohnzimmeratmosphäre der TVNoir-Reihe auf der Bühne sind Sofa, besagte (Zauber?-)Lampe und Ölschinken über dem Sofa. Für das Publikum ist das ein dreifaches Geschenk: die Bands sind meist anders aufgestellt als bei ihren eigenen Konzerten, je nach Originalformat z.B. sehr viel akustischer, leiser und kleiner oder  einmal laut und mit Band. Die Abende bieten alle überraschendes Material sogar für die treuen Fans und man ist ein Stück weit dabei, wie sich dies Zusammenarbeit musikalisch entwickelt. Ein bisschen wie ein Werkstattbesuch oder eine Generalprobe. Nicht alles ist so richtig perfekt und erprobt, außer die Spielfreude der Akteure und die offenen Herzen des Publikums.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich doch etwas davon überrascht war, dass im dritten TVNoir Konzert im Karlsruher Jubez endlich das geschehen ist, was sich diese Reihe verdient hat: es war ausverkauft. Die Bestuhlung erstreckte sich bis auf einen schmalen Gang über jedes verfügbare Fitzelchen Platz und es war schon vor dem Konzert eine summende Aufmerksamkeit da - eine fast spürbare Vorfreude.

Alin Coen mit ihrer Band ist schon mehrfach in Karlsruhe aufgetreten und war in der Begrüßung darauf Bezug nehmend besonders nett zum Publikum: "Hallo Karlsruhe, altes Haus!" Tatsächlich saßen wohl einige ganz treue Fans dabei, die sich sogar noch genau auf das erste Konzert besinnen konnten. Für mich war es das erste Live-Erlebnis mit beiden Frauen. Trotzdem war ich mir im Vorfeld relativ sicher, dass es mir gefallen würde - einerseits im Vertrauen auf den Geist der Lampe, andererseits weil sie beide einfach unglaublich tolle Stimmen haben.

Es ist vielleicht ein bisschen unscharf zu sagen, dass die beiden auf mich sehr schwesterlich gewirkt haben (auch weil ich erst ziemlich erwachsen werden musste, um diese Vokabel positiv mit meinen eigenen Schwestern zu erleben...). Aber für den Moment fällt mir noch kein Wort ein, was es besser ausdrückt. Beide waren sich im Musikprogramm nahe und wirkten eindeutig an dem Konzert als einem einzigen ganzen mit. Jede nahm dabei eine etwas andere Rolle an, die sich jeweils so ausrichtete, dass es in der Summe gut passte ohne dabei verstellt oder angestrengt zu wirken. Alin Coen stand als Energiebündel in der Mitte ihrer Band (Schlagzeug, Bass und Gitarre). Sie ist beim hinsehen eine zarte Frau aber wenn sie singt, dann kann man sich nicht vorstellen, dass es auch nur einen Menschen gibt, den sie sich so nicht unterwerfen könnte. Und sie ist ständig in Bewegung. Daneben hat Naima Husseini eine bodenständige Präsenz schon beim ans Mikrofon stellen und das Wort ergreifen. Sie legt den Kopf ein wenig schief, aber sonst sind alle Bewegungen nur durch das Musizieren an und für sich bedingt. Wenn dann in der Zugabe (ein Ane Brun Cover) beide Frauen vierhändig am Klavier sitzen und singen, dann ist dies eine sehr interessant anzusehendes Erlebnis, wie ein Lied entsteht und jede der beiden ihr Temperament einbringt.

Aber auch, wenn Naima Husseini sich wandelt sobald sie mit Unterstützung durch Bass und Schlagzeug der Alin Coen Band spielt und sich dabei auf die anderen Musiker bezieht statt nur bei sich selbst und den loops zu bleiben.

Es gab große Begeisterung, heißen Applaus und zwei Zugaben. Alle gingen mit einem Glitzern im Auge in die Nacht und mit dem Wissen, an etwas ganz besonderem beteiligt gewesen zu sein.


Von mir die wärmste Empfehlung, einen der noch anstehenden Termine wahrzunehmen:

Do     20.09.2012     Freiburg (Jazzhaus)    
Fr     21.09.2012     Heidelberg (Karlstorbahnhof)    
So     23.09.2012     Bochum (Zeche)    
Mo     24.09.2012     Gießen (Konzertsaal im Neuen Rathaus)    
Di     25.09.2012     Köln (Gloria)    
Do     27.09.2012     Münster (Sputnikhalle)    
Fr     28.09.2012     Osnabrück (Haus der Jugend)    
Sa     29.09.2012     Magdeburg (Festung Mark)    
So     30.09.2012     Bremen (Schlachthof)    
Mo     01.10.2012     Hamburg (Uebel&Gefährlich)



 

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