Montag, 30. April 2012

Russian Red, Paris, 27.04.12

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Konzert: Russian Red

Ort: Le Café de la Danse, Paris

Datum: 27.04.2012
Zuschauer: etwa 300
Konzertdauer: Russian Red etwa 75 Minuten




Um es hier vorab schon mal klarzustellen: ja Lourdes Hernández alias Russian Red sieht fantastisch aus, ja in ihrem schwarzen Kleid und mit den mindestens 10 Zentimer hohen Schuhen war sie höllisch sexy und ja, ihre wundervollen (grünen?) Augen können einem ganz schön den Kopf verdrehen. Gebe ich alles unumwunden zu, auch, daß ich ihren Reizen nicht abgeneigt war.

Dennoch: nein, ich bin da nicht nur hingegangen, um das Mädel anzugaffen, nein, hübsche Sängerinnen haben bei mir keinen Bonus, der dazu führt, daß das selbst bei beschissener Musik mein Votum positiv ausfällt und nein, mir geht es nicht nur um Oberflächlichkeiten bei meiner Konzertauswahl.

Im Falle von Russian Red waren es drei Beweggründe, die dazu führten, daß ich sie live sehen wollte. Da war zunächst eine positive Erwähnung auf dem Klienicum, auf dessen Geschmack ich sehr viel halte, dann sah ich auch noch einen charmanten Videoclip, der mich weiter neugierig machte und schließlich warb der sehr ansprechend gemachte Flyer damit, daß ihr neues Album Fuerteventura von Tony Doogan ,dem Produzenten von Mogwai und Belle & Sebastian in Glasgow produziert worden sei.


Hinzu kam, daß ich für Cat Powersche Hauchstimmen grundsätzlich ein Faible habe. Und Lourdes hat wirklich eine ganz außergewöhnlich schöne Hauchstimme.

Langer Rede, kurzer Sinn, ich musste da hin!

Als ich im Café de la Danse ankam, spielte noch eine mexikanische Sängerin, die poppig klingende Lieder auf spanisch vortrug und anscheinend ihren eigenen kleinen Fanclub dabei hatte. In den ersten Reihen sah ich dunkelhaarige Mädchen, die ständig die mexikanische Fahne wehen ließen und durch lautstarke Beifallsbekundungen und kräftiges Mitsingen auffielen. Ich fühlte mich ehrlich gesagt etwas fehl amPlatze und war deshalb froh, als das Ganze vorbei war, ohne jetzt damit ein negatives Urteil über die Musik von Natalia Lafourcade fällen zu wollen. Sie war eine von zwei Supportacts, vorher war in meiner Abwesenheit bereits Carla Morrison , ebenfalls ausMexiko an den Start gegangen.

Ich kletterte nach oben und holte mir an der Bar ein großes (0,5) Bier für happige 7 Euro. Aber ich war alleine hier, kannte keine Sau (eine absolute Seltenheit für mich bei Konzerten) und brauchte moralischen Zuspruch, den der Alkohlgenuß mir bieten sollte.

Dann ging ich runter, setzte mich vor die Bühne und die Show ging pünktlich um 21 Uhr los. Ich war der einzige "Fotograf" (in Anführungszeichen, weil ich nun wahrlich kein Profi bin) weit und breit, was mich sehr wunderte, denn normalerweise wimmelt es vorne immer nur so vor Knipsern mit großen Rohren. Und das "Model" war wie erwähnt hinreißend. Erstaunlich wie die junge Dame aus Madrid es schaftte, mit ihren Stöckelschuhen die Balance zu halten und nicht auf die hübsche Schnauze zu fallen. Aber sie war nicht ganz allein hier, hatte zwei männliche Mitmusiker an Gitarre und Schlagzeug dabei, die den Sound aufmöbelten und ihm Dampf verliehen. So war denn stilistisch von einer Mischung aus Folk, Pop und Indierock zu sprechen, wobei die wunderbare Stimme von Lourdes immer im Vordergund stand. Wahnsinn, wie lieblich, fragil, aber auch kess und selbstbewusst sie intonierte, die Tonlagen und die Intensität wechselte und dabei nie daneben lag. Den Songs wohnte ein faszinierendes, mitunter peaciges Hippie-Feeling inne und oft hatte ich das Gefühl, daß wir es heutzutage besser haben als die echten Hippies in den späten 60 er Jahren. Bei den hatten die Weiber Achselhaare, Labberkleider und keine Schminke, wir haben heute Lourdes mit ihrem sexy Kleid und dem roten Kussmund.



Ob die Texte unbedingt Weltklassniveau hatten, muss hier nicht unbedingt entschieden werden. Sie schienen mir recht simpel und ein wenig banal zu sein, aber es ist natürlich auch schwierig in einer fremden Sprache zu schreiben. Zudem ist das Mädel ja noch so jung.

Kommen wir zu einzelnen Songs. Da stach natürlich Everyday, Every Night heraus, ein Lied, das mich von der betörenden Melodieführung her irgendwie angenehm an Syd Matters aus Frankreich erinnerte, aber auch Cigarettes, das so wehmütig und anschmiegsam rüberkam. The Sun, The Trees (der Song, dessen Video ich gesehen hate) versprühte schließlich unbeschwertes Sommerfeeling und war auch einer der fetzigsten und lautesten Titel im Set. Es klang fast wie ein Cover von Give It Up von KC & The Sunshine Band und dies war sicherlich kein Zufall, sondern so gewollt. Langeweile kam ohnehin keine auf, dafür waren die Lieder zu catchy, die Stimme von Lourdes zu elektrisierend. Und für weitere Abwechslung sorgte die Spanierin dadurch, daß sie sich ab und zu Drumsticks nahm und im Stehen auf ein Schlagzeug eindrosch, oder in einem einzigen Falle, hinten Steeldrum spielte und sich anscheinend köstlich dabei amüsierte. Sie kicherte jedenfalls durchgängig.


Amüsement ist ohne das Stichwort, ich fühte mich wirklich bestens unterhalten, genoß dann am Ende auch noch das gelungene Magnetic Fields Cover All My Little Words und hätte sicherlich die neue CD Fuerteventura gekauft, wenn sie denn am Merch erhältlich gewesen wäre. Seltsamerweise war dies aber nicht der Fall und so mussten sich die Fans mit Erinnerunsgfotos mit der sehr zugänglichen und netten Sängerin begnügen.

Ich denke wir werden noch von ihr hören, sie hat auch außerhalb Spaniens das Potential zum Publikumsmagneten. Schön aber dennoch, daß es heute in Paris noch nicht übermäßig voll war, das lehrt sie Demut und lässt sie nicht überschnappen. Junge Talente sollen schließlich nicht verheizt werden.



Setlist Russian Red, Café de la Danse, Paris:

01: The Memory Is Cruel
02: I Hate You But I Love You
03: Tarantino
04: The Sun The Trees
05: Braver Soldier
06: My Love Is Gone
07: Nick Drake
08: Conquer The World
09: Every Day Everynight
10: Cigarettes
11: Fuerteventura
12: Big Me (Foo Fighters)
13: They Don't Believe
14: January 14th

15: All My Little Words (Magnetic Fields)
16: Loving Strangers
17: Mi Canción

- Sehr schöner Post im Klienicum über Russian Red



Les concerts de la semaine à Paris du 30 avril au 6 mai 2012

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Les concerts de la semaine à Paris du 30 avril au 6 mai 2012


Les élections c'est dans une semaine mais avant vous aller sortir un peu pour décompresser. Il y quelques chouettes trucs quand même. Mon concert de la semaine aura lieu le 2 mai au Divan Du Monde, avec le magnifique Reza (photo) avec sa voix suave et la sublime Cleo T. Mes autres favoris en rouge comme d'ahbitude.

30.04.2012: Miles Kane, La Cigale, complet
30.04.2012: The Cribs, Point Ephémère
30.04.2012: Maud Lübeck, International
30.04.2012: Bowerbirds, Café de la Danse


Mai:

01.05.2012: Sea Of Bees, International
01.05.2012: Rachael Yamagata, Point Ephémère
02.05.2012: Alabama Shakes, La Flèche d'or
02.05.2012: Reza & Cleo T & Overhead, Divan Du Monde
03.05.2012: Micachu & The Shapes, Trabendo
03.05.2012: Keep Shelly In Athens & Tresors, Espace B
03.05.2012: Library Voices, Pop In
04.05.2012: Chelsea Wolfe & Boy & The Echo Choir & Odonis Odonis, Point Ephémère
04.05.2012: Fenster & Joy With Colors, Espace B
04.05.2012: Amon Düül, 104/ Cent Quatre
04.05.2012: One Night Only, La Maroquinerie
04.05.2012: Maud Lübeck & Edward Barrow, La Loge
04.05.2012: Ryan Adams, La Cigale
04.05.2012: Foster The People, Le Bataclan (complet)
05.04.2012: Foster The People, Le Bataclan (complet)



Sonntag, 29. April 2012

Susanna Berivan & Holly Mae, Berlin, 27.04.12

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Konzert: Susanna Berivan + Holly Mae
Ort: Sofa Salon (wechselnde Orte), Berlin
Datum: 27.04.2012
Zuschauer: „ausverkauft“ ca. 30
Konzertdauer: sicherlich über 2 Stunden

Bericht und Fotos von Markus aus Berlin


Es ist Freitag Abend - endlich setzt sich der Frühling durch und Berlin wird liebenswert. An diesem schönen Abend bin ich zum zweiten Mal mit dem Sofa Salon verabredet - und nachdem das erste Date bei mir einen unheimlich guten Eindruck hinterlassen hatte, kann ich mich von hohen Erwartungen nicht lossagen.

Dieses Mal ist der Sofa-Salon im aufstrebenden Neukölln - das mich an das Friedrichshain der 90er erinnert. So hat auch die schön dekorierte und sehr atmosphärische Wohnung passenderweise abgeschliffene Dielen und als Kontrast zur Moderne einen Kohleofen.

Sam Wareing, die Veranstalterin, sowie die sympathische Wohnungsinhaberin begrüßen mich sehr freundlich und ich werde schnell ein Teil der bunt gemischten Runde. Gestärkt mit einem Bier suche ich mir mein Plätzchen auf dem Sofa - zu dem sich auch noch zwei angenehme weitere Gäste gesellen. Es beginnt eine lustige Unterhaltung über Bücher, einen verdorrten Baum im Topf im Angesicht einer Gießkanne und die Notwendigkeit von Balkonen. Wie auch beim letzten Sofa Salon, so ist auch dieses Mal das Publikum sehr aufgeschlossen freundlich.

Auf dem Speiseplan stehen dieses Mal zwei Musikerinnen: Susanna Berivan, die sich wohl dem Blues und „seltsamen“ Folk und rauem Soul verschrieben hat.Ich versäumte es im Vorfeld mir ihre Musik anzuhören, sodass ich das erstmal so im Raum stehen lassen musste. Im Gegensatz dazu waren mir ein paar Lieder von Holly Mae, dem weiteren Gast des Abends, bekannt.

Sam eröffnet den Abend des 28. Sofa Salons wieder sehr galant, herzlich und gewinnend. Sie hat ein großartiges Talent mit ihrer Art die Künstler als auch das Publikum aufeinander einzustimmen.


Susanna Berivan sitzt auf einem einfachen Holzstuhl am Fenster und in ihren Händen hält sie eine stark bespielte Gitarre. Sie beginnt das erste Lied gleich mit ungewohnten Geräuschen - Wind und Vogelgezwischter aus ihrem Mund - und dazu leichtes Gitarrenspiel. „When You Are Hungry“ beginnt. Ein starkes Lied mit einem schönen Rhythmus und viel Gefühl durch ihre ausdrucksstarke Stimme. Kein einfaches Gitarrengeplänkel eines traurigen Mädchens. Eine interessante Mischung aus Country, Folk, Blues und was auch immer. Als sie zwischendurch immer wieder die Mund-Trompete in ihre Lieder einfließen lässt, muss ich sofort an Liz Green denken. Susanna Berivan steht ihr dabei in nichts nach. Überhaupt - sie überzeugt sofort durch ihre Stimme, die ihre Lieder nicht besser untermalen könnten. Sie ist nicht eine weitere junge Frau mit einer Gitarre in der Hand, die sehnsüchtig und verkitscht romatisch vor sich hinträllert. Susanna Berivan ist eine begnadete Musikerin. Sie redet während ihrer Lieder nicht sehr viel - das ist auch nicht weiter nötig. Ich ertappe mich, wie ich meine Augen schließe und mit dem Kopf im Rhythmus hin und her wippe. Nach einer anstrengenden Arbeitswoche wirken diese versöhnlichen und schönen Klänge wie Balsam auf die geschundene Großstadtseele. Als ich die Augen öffne, sehe ich, dass es mir nicht alleine so geht. Schön sind auch ihre kurzen Lieder, als würde der anfängliche Wind einen schönen Duft herbei wehen, um diesen im nächsten Augenblick fortzuwehen. Es ist nicht jedem Musiker vergönnt, so schön die Mundtrompete zu spielen, wie es Susanna Berivan und Liz Green es tun. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange es bei Liz Green dauerte, bis sie ihren Durchbruch schaffte, ich glaube es waren viele Jahre. Ich hoffe, dass Susanna Berivan die Geduld behält und sich und ihrer Musik treu bleibt. Auch wenn sie mit ihrer Band „Laing“ aktuell gerade deutlich mehr Aufmerksamkeit erhält.



Nach einer kurzen Pause geht der Abend weiter - mit der bezaubernden Holly Mae. Es ist immer schön mitzuerleben, wenn sich Künstler füreinander interessieren - und so war es auch schön zu bemerken, das Holly Mae das Konzert von Susanna Berivan ebenso verzaubert. Das machte sie schon weit vor ihrem Auftritt für mich sympathisch. Es ist ja keine Seltenheit, dass Künstler gerne gelangweilt warten, bis sie endlich selbst spielen dürfen. Auch Susanna Berivan ließ sich den Auftritt von Holly Mae nicht entgehen. Klasse!

Holly Mae solo. Dieses Experiment habe ich zuletzt mit Timber Timbre als auch mit Andreas Spechtl von Ja, Panik gewagt. Das eine Mal war es für mich grottenschlecht und das andere Mal phantastisch. Und - wie ist Holly Mae nun solo? Ebenso phantastisch. Sie hat eine herausragende Stimme und ihre dezente E-Gitarre am Mini-Verstärker ist nur leichte Untermalung. Eigentlich bräuchte sie das nicht zwingend. Anfänglich ist sie mit ihrer Stimme noch zögerlich - und je mehr sie singt, desto selbstbewusster spielt sie damit. Ihre Musik schafft diese intimen Momente, bei denen man das Gefühl bekommt eins mit sich und der Welt zu werden. Ihr Musik ist wie der Soundtrack des Lebens - so wandlungsfähig und so berührend. Auch bei ihr schließe ich oft die Augen und lasse mich treiben von der Gedankenwelt, die sich bei mir vor dem inneren Auge auftut. Und das was ich dann sehe ist schön. Holly Mae´s Musik ist wie eine Traumlandschaft, in der Erinnerungen behutsam geweckt werden. Diese Erinnerungen sind angenehm und so können sie mit der berührenden Musik von Holly Mae miteinander tanzen und sich in den Arm schließen. Das Konzert endet leider viel zu schnell und es stimmt mich nur versöhnlich, dass sie bald wieder auftreten wird - im legendären Schokoladen. Eine gute Wahl auf beiden Seiten.



Der Abend klingt aus und wie auch beim letzten Mal, bleiben viele der Gäste noch lange. Ich gehe dann auch so kurz vor eins und bin dankbar für die Gelegenheit so großartige Musik in so schöner Umgebung mit so lieben Menschen erlebt zu haben.Der Sofa Salon wird in meinem Kalender dauerhaft rot markiert sein.

Links:

Sofa Salon www.sofasalon.de

Susanna Berivan

http://www.facebook.com/pages/Susanna-Berivan-music-page/153850311312878?v=app_178091127385

Holly Mae & The Painted Room

http://www.hollymaeandthepaintedroom.com
http://hollymaeandthepaintedroom.bandcamp.com/releases

Nächstes Konzert: 10.5.2012 Schokoladen Berlin (mit Band)



Samstag, 28. April 2012

Liz Green, Paris, 26.04.12

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Konzert: Liz Green (+ Amy Musser)
Ort: Le Café de la Danse, Paris
Datum: 26.04.12
Zuschauer: etwa 300



Was stand nicht an diesem 26. April in Paris alles auf dem Programm! Die Great Lake Swimmers spielten im Petit Bain, Tara Jane O'Neil und Mirah in der Gaité Lyrique, die Lemonheads in der Maroquinerie, The Rapture im Olympia, Jonathan Morali (Syd Matters) Im Musée d'Art Moderne. So viele gute Künstler, die ich sehr mag, alle am gleichen Abend, verrückt!


Ich entschied mich doch erneut für die Britin Liz Green und hinterher bereute ich diese Entscheidung nicht im Geringsten. Eigentlich wollte ich ja für mich und unsere Leser für etwas Abwechslung sorgen, da wir Liz hier in den letzten Monaten gleich mehrfach hatten. Aber andererseits mag ich es auch, gesammelte Eindrücke zu vertiefen, alte und neue Auftritte des gleichen Künstlers miteinander zu vergleichen und zu sehen, wohin die Reise geht. Und da kann ich bei Miss Green ganz klar sagen, daß sie weiterhin entzückend anzusehen- und zu hören ist. Ist schon allein toll, daß sie trotz der erheblich gestiegenen Medienpräsenz immer noch so natürlich und liebenswürdig geblieben ist (mir wurde kürzlich zu Ohren getragen, daß ihr Label sie zu einer neuen Adele machen wollte, Gott bewahre!) und keinerlei Allüren zeigte, sondern viele Späßchen machte.


Und in musikalischer Hinischt kam ich heute in den Genuß etlicher neuer, unveröffentlichter Lieder, die Liz Green am Piano vortrug, so daß auch dahingehend keine Monotonie zu beklagen war. Etwas mehr Jazz und weniger Blues, so könnte man das neue Material stilistisch ungefähr einordnen, aber ihre wundervolle Grammofonstimme ist natürlich geblieben. Auch an der so verführerischen Melancholie hält sie fest und tut gut daran. Anzeichen von kommerziellem Jazzpop fürs Mainstream-Radio waren jedenfalls nicht auszumachen.

Ansonsten gab es aber natürlich viel Altbekanntes von dem vorzüglichen Album O, Devotion! für das sie gut und gerne 5 Jahre gebraucht hat. Die Lieder sind ja jetzt schon so was wie Klassiker. Midnight Blues, Bad Medecine oder Displacement Song, die Spatzen pfeifen sie von den Dächern und meine Katze swingt mit seinen Pfoten dazu.

Aber speziell zu Bad Medicine (heute wie immer mit der Liz Greenschen Mundtrompete vorgetragen) ist gerade erst vor Kurzem ein verblüffendes Zeichentrickvideo (die Technik heißt Stop Motion) mit Papierpüppchen enstanden, daß in einem Cowboy Saloon spielt und sehr blutig endet.



Beweis dafür, daß Miss Green auch etwas für visuelle Aspekte übrig hat, wie auch ihre wundervollen, handgestalteten Booklets eindrucksvoll zeigen.


Zurück zum Konzert. Das flutschte gut, schließlich ist die Band nach wochenlangem Touren (Liz witzelte darüber, daß sie das gleiche Hemd wie vor ein paar Monaten im Point Ephémère trage, da sie nicht die Zeit hatte, nach England zurückzukehren) nahezu perfekt eingespielt und beherrscht die Songs im Schlaf. Heute fehlte allerdings der rundliche Tubaspieler, aber Trombone, Schlagzeug Saxofon und Kontrabass gab es sehr wohl im Instrumentarium, was zu einer schummrigen Baratmosphäre der 20 er oder 30 er Jahre führte. Die Musiker verstanden sich auch gut untereinander, das wirkte alles sehr friedlich und harmonisch.


So verging dann die Zeit sehr schnell und da man im Café de la Danse pünktlich um 22 Uhr 30 schließen muss, wurde auch keine übermäßige Überziehung geduldet. Dennoch gab es noch 3 Zugaben. French Singer brachte die Frau aus Manchester allein deshalb, weil es so gut zu Paris passte, merkte aber an, daß die Albumversion auf dem Piano eingespielt worden sei, sie aber hier und heute das Ganze mit der Akustischen vortragen werde, wie es eigentlich ursprünglich war, bevor sie das Andre Sister Cover (angeblich ein beliebtes Lied bei Nazifeiern während des dritten Reiches, später aber wegen jüdischen Ursprungs gebannt) Bei mir bist du schön vortrug und mit dem sentimentalen Gallows endeute ("you always bring me down").

Bei Mir Bis du Shoen by Liz Green

Bereits der Beginn des Konzerte wurde übrigens mit einem Cover, dem a'capella gesungenen Grinnin' in your Face von Son House bestritten und kurz vorher hatte auch die Amerikanerin Amy Musser ihren Teil zum Gelingen des Abends beigetragen. Die in Paris lebende Singer/Songwriterin spielte mit ihrer eleganten Hauchstimme zarte Folkballaden, die perfekt zur Einstimmung waren und uns die Wartezeit auf Liz Green versüßten. Für die junge Chanteuse war es eines ihrer ersten Konzerte in Paris überhaupt und dannn gleich vor 300 Leuten! Trotzdem schaffte sie es ziemlich gut, ihre Nerven im Zaum zu halten und überraschte das Publikum sogar mit zwei französischen Liedern. In einem ging es um Champagner, ihrem Lieblingsgetränk wie sie schmunzelnd anmerkte und wer Frankreich kennt, weiß, daß wir es hier nicht mit einem Schickimicki- sondern (freilich kostspieligen) Volksgetränk zu tun haben, das Franzosen aller Kreise trinken.




Am besten gefiel mir mit der zartschmelzenden Ballade Hades aber trotzdem ein englischer Song , der von der träumerischen Stimmung her ein wenig an Marissa Nadler erinnerte und im Lofi Stil in ihrem Schlafzimmer aufgenommen wurde.

Ich denke von Amy Musser werden wir noch hören.


Insgesamt ein denkwürdiger Abend von dessen Ende ich gleich noch ein wenig berichten möchte...






Of Monsters And Men, Köln, 27.04.12

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Konzert: Of Monsters And Men
Ort: Luxor, Köln
Datum: 27.04.2012
Zuschauer: ausverkauft
Dauer: 70 min


von Karina aus Bonn

An diesem Freitagabend war es sehr sehr voll im kleinen Luxor. Of Monsters and
Men spielten vor ausverkauftem Publikum. Entsprechend eng war es also. Auf der Bühne aber ebenso – sieben Musiker drängten sich dort zusammen.

Das erste Lied des Abends war gleichzeitig der Opener des Albums „Dirty Paws“ und es war für mein Empfinden eine sehr gute Wahl. Es machte schnell klar, was der Abend zu bieten hatte: männlich/weiblicher Wechselgesang, wunderschöne Melodien, aber auch laute Töne und natürlich sehr viel „lalala“, „ohohoo“ und „heys“. Sehr schöne gute Laune Musik, die gefiel und direkt in die Füße ging. Beste Stimmung von Anfang an!

Die Akteure auf der Bühne hatten auch sichtlich Spaß und so widmete erst Nanna „Mountain Sound“ ihrem Co-Vocalisten, der sich dann später mit „Lakehouse“ revanchierte. Was mir hier an „Mountain Sound“ besonders gefällt ist, dass man erkennen kann zu welchen Stimmlagen Ragnar in der Lage ist. Der kann nämlich nicht nur sanft ins Mikro singen, sondern beherrscht auch die lauteren fordernden Töne. Allgemein gefiel mir die Variation im Gesang sehr gut. Mal abwechselnd, mal nur er, mal nur sie, nie zu viel des Guten sondern immer genau das richtige Maß. Beeindruckend.

Die Stimmung war natürlich auf dem Höhepunkt als „Little Talks“ gespielt wurde. Die Menge im Luxor war textsicher und sang begeistert mit. Spätestens hier wurde dann klar, was zu erwarten ist, wenn die Band im Herbst (so verspricht es jedenfalls das Luxor) zurück kommt und größere Hallen spielt (und das Album bekannter ist): Ausgelassene Stimmung, Jubelausbrüche für die Dame an der Trompete, munteres Klatschen und das ein oder andere geschwungene Tanzbein. Leider war es für Letzteres gestern abend viel zu eng.

Meine Highlights: (natürlich) „Little Talks“, „Mountain Sound“, „Lakehous“ und das The Cure Cover „Close to me“ – ach eigentlich waren alle Stücke toll!

Wenn sie wieder kommen, bin ich auf jeden Fall dabei und bis dahin höre ich das Album rauf und runter und lächele vor mich hin.

Freitag, 27. April 2012

Of Monsters And Men, Köln, 27.04.12

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Konzert: Of Monsters And Men
Ort: Luxor, Köln

Datum: 27.04.2012
Zuschauer: ausverkauft (400 etwa)
Dauer: Of Monsters And Men 70 min, Elle King 22 min



Ein Großteil meines Freundeskreises hört nur passiv Musik, also nur das, was ihm im Radio oder Supermarkt vorgesetzt wird. Wenn ich euphorisch von Bands erzähle, ernte ich nur Schulterzucken (wenn es gut läuft - oder eben mitleidige Blicke). Veronica Falls, Wild Flag, Big Deal, meine aktuellen Lieblinge, kennt niemand, sie laufen nicht im Dudelradio. Auch Konzerte haben einen enormen Erklärungsbedarf. Wenn ich gerne zu Westernhagen ginge, gäbe es den nicht. Aber zu Blouse nach Luxemburg? Blouse? Wer ist das und was macht der? Oder die?

Auf morgen freue ich mich, denn ich war bei einem Konzert einer Band, die im Radio läuft und die bekannt ist. Warum genau Of Monsters And Men so viel Radioaufmerksamkeit bekamen, daß vor dem Luxor bestimmt 20 Leute mit Karten-Such-Schildern standen, weiß ich nicht. Little talks, ihr Hit, ist ein großer Knüller und verdient jede Aufmerksamkeit. Aber gerecht ist die Musikbranche ja für gewöhnlich nicht, normalerweise bleiben solche Perlen von der Masse unentdeckt. Übrigens ist es kein Snobismus, sondern harter Fakt, daß bei vielen Indie-Bands, die einen echten Welthit hatten, gerade dieses Lied das schlechteste der Band ist, Chasing cars, Our house zum Beispiel. Bei den jungen Isländern ist es anders. Little talks ist ein echter Hit und eines der Highlights der Debütplatte My head is an animal, das heute in Deutschland veröffentlicht wurde. Aber auch der Rest, irgendwo zwischen Fanfarlo, Arcade Fire und Efterklang mit den Stimmen von Talking To Turtles angesiedelt, überzeugt.

Das Luxor war um halb acht schon fast voll. Der Club ist in der Mitte schmal und wird erst vor der Bühne breiter. Der Übergang zur etwas tiefer liegenden Tanzfläche vorne ist wegen einer Metallreling besonders schmal. Allerdings sind die Plätze da auch sehr beliebt, weil man etwas erhöht hinter diesen Metallstangen vor Gedrängel von vorne geschützt ist. Es war also kaum noch ein Durchkommen da. Ich fand noch vorne Platz, allerdings im Schatten einer der Lautsprecherburgen. Die Bühne selbst war durch Wellenbrecher abgeschirmt.

Um kurz nach halb acht erschien eine blondierte Musikerin auf der Bühne. Sie stellte sich später als Elle King vor. Elle lebt in Brooklyn und ist die Stieftochter von Schauspieler Rob Schneider (Goldene Himbeere Preisträger). Elle hat eine Stimme, die nach einer Mischung aus Duffy und Axl Rose klingt. Die Sängerin mit Major-Vertrag sang fünf, sechs Stücke, nur von ihrer Gitarre begleitet. Lediglich beim letzten Lied tauschte sie die gegen ein Banjo aus. Alle Titel hatten gemeinsam, daß sie von Elles eindrucksvoll lautem Organ lebten und das Wort "mean" enthielten ("mean" ist aber auch toll, da es sich einigermaßen auf "dream" reimt, wie Elle zeigte). Die Lieder beeindruckten mich nicht sonderlich, weil ich mit weiblichen Rockstimmen nichts anfangen kann (mit männlichen auch nicht, aber das war ja nicht gefragt). Das Publikum schien Elle aber zu lieben und wirkte sichtlich angetan! Ohne da zu wissen, daß Elle bei RCA unter Vertrag steht, war ich sicher, daß die Sängerin Karriere machen wird. Das war radiotauglich. Sollte es wider Erwarten nichts mit dieser Karriere werden, hat sich Elle auch Standbeine als Schauspielerin (u.a. in Wild Cherry mit Rumer Willis und ihrem Stiefvater Rob) und als Mitarbeiterin bei East Side Ink in New York gemacht. Vermutlich stammen von da auch ihre Schmetterlingstattoos, die sie am Arm trug. Auch musikalisch langweilige Vorgruppen können richtig spannend sein.

Der Umbau für die Isländer dauerte dann nicht mehr schrecklich lang, um kurz nach halb neun erschienen die Musiker - von meinem Standort konnte ich nur die rechte Hälfte der Bühne sehen, ich weiß also nicht, wie viele. Als es losging, sah man auch die Deko der Isländer: alle Mikros, die Monitorboxen waren mit Lichterketten behangen. Auch wenn das Konzert fast durchgängig in rotem Licht stattfand, machten die kleinen Lämpchen eine schöne Atmosphäre und waren weit weniger kitschig, als es sich anhört.

Das Konzert begann mit wabernden, sphärischen Gitarrenklängen (von drei Gitarristen erzeugt), und damit ganz anders als erwartet. Die psychedelischen Klänge gingen dann aber schnell in den Startsong Dirty paws über, der schon typisch für den Sound der Band ist. Zentrales Element sind der gemeinsame Gesang der beiden Frontleute Ragnar Þórhallsson und Nanna Bryndís Hilmarsdóttir. Beide haben hohe Stimmen, die hervorragend zu einander passen. Auch wenn Of Monsters And Men mich in erster Linie an die oben erwähnten Referenzen erinnern, dabei aber immer skandinavisch klingen, hört man in der Struktur der Songs auch die Stars raus. Die Duette, gerade Ragnars Stimme, hatten immer wieder Stars-Momente, bei From finner zum Beispiel.

Die Lieder sind aber nicht immer Duette, es gibt auch Stücke, in denen abwechselnd oder getrennt gesungen wird. Allen gemeinsam sind große Eingängigkeit, viele "la las" oder "heys", geschmetterte Melodien, mal unterstützt von Akkordeon, mal von einer Trompete.

Of Monsters And Men spielten bis auf eine Ausnahme nur Stücke vom Debütalbum. Die Ausnahme, ihr Cure Cover Close to me, war dabei das schwächste Stük im Set. Das Lied spricht für ihren Musikgeschmack. Auch die Instrumental-Stellen waren hervorragend. Nur der Gesang passte nicht richtig, war zu wenig düster. Ein Arcade Fire hätte mich vermutlich mehr überzeugt.

Ansonsten kann man der Band wirklich nichts vorwerfen. Ich habe also weiter keine Ahung, warum sie so erfolgreich ist. Of Monsters And Men sind zu gut fürs Radio, fürs ARD Morgenmagazin oder für Wetten Dass. Im ARD Morgenmagazin waren die Isländer nämlich früher am Tag.*

Of Monsters And Men sind eine äußerst charmante Band mit tollen Liedern, die sicher im Herbst die Live Music Hall füllen wird. Die werden groß!

Setlist Of Monsters And Men, Luxor, Köln:

01: Dirty paws
02: From finner
03: Slow and steady
04: Mountain sound
05: Close to me (The Cure Cover)
06: Love love love
07: Lakehouse
08: King and Lionheart
09: Little talks
10: Six weeks

11: Sloom (Z)
12: Yellow light (Z)

* wenn die ARD das Morgenmagazin bestreitet, gucke ich das nicht, weil die Moderatoren Lehrerlieblinge sind.



Keep Portland Weird, Paris, 25.04.12

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Konzert: Keep Portland Weird mit Lovers, Tara Jane O'Neil & Vanessa Renwick
Ort: Le Centre Pompidou, Paris
Datum: 25.04.12
Zuschauer: etwa 300

Konzertdauer: am längsten spielte Tender Forever mit einer knappen Stunde


Keep Portland Weird
ist ein fantastisches Festival, das die Musikszene einer der kreativsten Städte der Welt abfeiert. Daß das Renommé von Portland/Oregon weit über Amerika hinausgeht, beweist dieses Festival, das in Paris, Metz und Nantes 10 Tage lang (19-29 April) die Indieszene der amerikanischen (Nord)-Westküstenstadt hochleben lässt.



In Paris finden die meisten Konzerte in der modernen Gaité Lyrique statt, die heutige Show wurde aber im Keller des Museums Centre Pompidou ausgetragen. Dort gibt es ein schickes Theater mit bequemen roten Kinosesseln ("la grande salle"), das knapp 400 Zuschauern Platz bietet.

Auf dem Programm standen Lovers, Vanessa Renwick, Tara Jane O'Neil und die seit ein paar Jahren in Portland lebende Französin Melanie Valera alias Tender Forever.

Lovers machten den Anfang und klangen auch nicht übel, langweilten mich aber nach einer Weile mit ihrem netten, aber nicht weltbewegenden Elektropop. Die 3 Bandmitglieder (Carolyn Berk, Kerby Ferris und Emily Kingan) standen für meinen Geschmack auch viel zu weit außeinander. Vor einer Leinwand mit bunten abstrakten Bildern spulten die knabenhaften und im Falle der Schlagzeugerin extrem stark tättowierten Mädels (man muss sicherlich nicht erwähnen, daß sie und das überwiegende Publikum heute überwiegend gay waren, deshalb auch der Spruch bei Facebook: "keep Portland weird ...and gay!") ihr Programm ab und spielten mich trotz recht hoher Lautstärke in den Schlaf. Ja, richtig gelesen, ich habe während der Show ziemlich tief gepennt! Lag aber auch vor allem an meiner extremen Müddigkeit und den vielen vielen Konzerten der letzten Wochen. Als es vorbei war, war ich jedenfalls ziemlich stark narkotisiert und hätte eigentlich einen tiefschwarzen doppelten Espresso gebraucht, um wieder richtig wach zu werden (aber den gab's natürlich nicht...).


Das nachfolgende Programm half mir nicht gerade dabei, wieder munter zu werden. Die Gitarristin Tara Jane O'Neil, für die ich hauptsächlich gekommen war, spielte nämlich im Halbschatten der Bühne sphärische und langgezogene Töne auf ihrer Elektrischen, um einen Film der Videokünstlerin Vanessa Renwick zu untermalen, in dem es auschließlich um ein einziges Thema ging: Quallen bzw. Medusen wie die Franzosen sagen. Die Farben waren absolut wundervoll, das Innere der Quallen sehr schön zu betrachten, aber 15 Minuten (anstatt 30) hätten sicherlich auch gereicht.


Nun hatte ich gehofft, daß Tara Jane ihre folkigen Solosachen präsentieren würde, aber zu meiner großen Enttäuschung schlurfte sie apathisch von der Bühne und kam später nur noch einmal kurz zu einem Gitarrenpart während des Konzerts von Tender Forever wieder. Kein richtiges Konzert also von ihr heute, das würde morgen in der Gaité Lyrique zusammen mit der ebenfalls von mir verehrten Mirah stattfinden. Ich Trottel hatte irgendwie das falsche Konzert besucht, soviel war mir nun klar....


Das es insgesamt aber kein Flop wurde, dafür sorgte die Französin Tender Forever. Die kesse Wahl-Portlanderin begeisterte erneut mit ihren zynisch-witzigen Sprüchen, den abgefahrenen Videos (headbangende Mädchen, Priester, die Skateboard fahren, langmähnige Typen die um ein Lagerfeuer hüpfen) und ihrem quirligen Elektropop der besondern Art.

Aus ihrer Homosexualität macht sie keinen Hehl (wieso eigentlich auch?) und sie äußert sich auch regelmäßig zu ihren Erlebnissen diesbezüglich. Es sei scheiße, daß man sie in Frankreich oft als "Monsieur" anspräche, damit müsse man erst mal klarkommen. Und auch damit, daß jeder fünfte Franzose dieser schlimmen Blondine seine Stimme gegeben habe. Dabei hatte sie doch so auf den Kandidaten der Linksfront Mélenchon gehofft. "Ich dachte wirklich der würde gewinnen", meinte sie schmunzelnd.

Aber es wurden nicht nur Anekdoten erzählt, sondern auch gute Musik gemacht. Ich mag die Stimme von Melanie sehr. Aus ihr spricht eine tiefe Verletzlichkeit, aber auch eine immense innere Stärke. Sie klingt unverfälscht, sehr direkt und berührend und diese Authenzität macht neben ihren verrückten Tanzeinlagen das Besondere ihrer Shows aus. Zwar können die Videos auf Dauer manchmal ganz schön nerven, aber die herzliche Art von Melanie (eine unehliche Tochter von Regine Hildebrand? Die gleiche Kodderschnauze hat sie jedenfalls und auch sonst sind gewisse Ähnlichkeiten nicht zu leugnen) gleicht das dann immer wieder aus.



Auch ist sie sehr spontan, hat normalerweise nie eine Setlist (heut aber schon und die hat sie mir hinterher gegeben) und spielt grundsätzlich quer druch den Garten ihres inzwischen recht reichhaltigen Repertoires. Hinzu kommen ziemlich krasse Cover von krassen Künstlern, die aber bei Tender Frover immer irgendwie toll klingen. So kamen dann auch Survivor (von Destiny's Child) und Believe (von Cher) richtig gut rüber, reichten jedoch nicht an das auf der Gitarre vorgetragende Ryan Adams Cover Pick Me Up ran. Das war einfach betörend schön.





Begleitet wurde Melanie von Musikerinnen aus Portland (woher auch sonst?), darunter wie erwähnt Tara Jan O'Neil bei einem Stück und ansonsten auch einer Xylophonspielerin, die die Französin als Multitalent vorstellte.

Insgesamt wieder mal eine coole Show von Tender Forever, sie hat mir definitiv den ansonst nur gehoben mitelmäßigen Abend gerettet. Und das Festival geht ja noch bis zum 29. Janur weiter.
..

Setlist Tender Forever, Keep Portland Weird, Paris:

01: Got To Let Go
02: Take It Off
03: Well I Can Take It
04: No One Will Tell No One
05: Like The Snare
06: If I'm Weird
07: Come Pick Me Up (R. Adams)
08: How Many
09: You Have The Woods
10: Survivor (Destiny's Child)
11: Make Out
12: Tender Forever

13: Feeling Of Love
14: Believe (Cher)



Donnerstag, 26. April 2012

Lisa Hannigan, Paris, 25.04.12

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Konzert: Lisa Hannigan

Ort: Fnac Forum des Halles, Paris
Datum: 25.04.12
Zuschauer: etwa 60
Konzertdauer: ungefähr 25 Minuten


Vor ihrem "richtigen" Konzert in der Fléche d'or stand für die umwerfend charmante Irin Lisa Hannigan noch ein Gratis- Showcase im Kulturkaufhaus Fnac auf dem Programm. Gelegenheit für Fans mit kleinem Geldbeutel umsonst in den Genuß von insgesamt fünf Songs zu kommen, die Lisa zusammen mit zwei männlichen Begleitmusikern spielte.

Wenn man denn pünktlich war! Ich Trottel hingegen irrte mindestens 10 Minten lang in dem scheußlichen Shoppin Center des Forum des Halles umher, bevor ich endlich die verfluchte Fnac fand und gerade noch zwei Lieder geboten bekam.

Aber allein für Knots hatte es sich gelohnt. Mit ihrer verrauchten bluesigen Stimme sang sie inbrünstig diese Uptempo-Nummer, die man auch auf ihrem zweiten Album Passenger finden kann.

Wenn ihr wissen wollt, wie das ungefähr klang, bitte sehr:




Setlist Lisa Hannigan, Showcase Fnac:

01: Little Bird
02: Passenger
03: O sleep
04: Knots
05: What'll I do

Konzerttermine Lisa Hannigan:

26.04.2012: Theaterhaus, Stuttgart
28.04.2012: Ampère, München
29.04.2012: Das Bett, Frankfurt
03.05.2012: Bi Nuu, Berlin
04.05.2012: BeatPol, Dresden
06.05.2012: Chaya Fuera, Wien
08.05.2012: Bleu Lézard, Lausanne
10.05.2012: abart, Zürich
11.05.2012: Gebäude 9, Köln


Aus unserem Archiv:

Lisa Hannigan, Paris, 6 & 8.04.12




Happy New Year, Paris, 24.04.12

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Konzert: Happy New Year

Ort: La Fabrique des Balades Sonores, Paris
Datum: 24.04.12
Zuschauer: etwa 20-25


Sehr coole Sache schon wieder. Happy New Year, ein spannendes Noisepop Trio aus New York machte in der winzigen Fabrique der Balades Sonores wahnsinnigen Krach und sorgte sogar dafür, daß sich Nachbarn telefonisch beschwerten. Das führte zwar nicht zum Abbruch, wohl aber zu einer Verkürzung des tollen Auftritts.

Auf winzigem Raume hatten die Amis ihre vielen Apparaturen aufgebaut und sogar ein richtiges Schlagzeug Kit untergebracht. Angeführt von der massiv am Arm tättowierten sexy Frontlady Eleanor Logan begeisterten Hapy New Year mit düsterem, experimentellen und bisweilen klaustrophob klingenden Avantgarde Pop.

Besonders gelungen war ihre auch auf Vinyl erhältliche Single Gold Medaillon, die einen New Orderschen Bass, wummernde Synthies und verhallten Gesang in die Wagschale zu werfen zu hatte.




Twins hingegen klang deutlich verzerrter, metallischer, sperriger, aber nicht weniger faszinierend. Irgenwie schafften es die Amerikaner kleine Melodien in den reichen Klangteppich mit einzubauen.




Das Iggy Pop Cover The Endless Sea fiel aber leider dem vorzeitigen Konzertabbruch zum Opfer. Man kann es sich jedoch in Ruhe auf Bandcamp (oder gleich hier bei uns!) anhören.




Eine aufregende Band, diese Happy New Year, obwohl es wohl eher das alleinige Projekt von Elanor Logan ist.

Das Trio spielt übrigens auch in Deutschland. Am 25. April 2012 in München, am 26. April 2012 im Berliner King Kong Club.

Setlist Happy New Year, Fabrique des Balades Sonores, Paris

01: Cranes
02: Summer
03: Gold Medaillon
04: Winter Sun
05: Movies



Laura Gibson, Frankfurt, 25.04.12

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Konzert: Laura Gibson
Ort: Das Bett, Frankfurt
Datum: 25.04.2012
Zuschauer: 120
Dauer: gut 70 min


Oh war das gut!

In den ersten ein, zwei Minuten wäre ich noch nicht unbedingt zu diesem Schluß gekommen, ich brauchte ein wenig, um mich auf Laura Gibsons Stimme einzulassen, die nicht nur dann ungewöhnlich klang, wenn die Amerikanerin das neben dem normalen befestigte verzerrende Mikro besang. Daß das Konzert mit jedem Stück besser, aufregender und kurzweiliger wurde, war sicher Resultat dieses Einlassens auf ihre Musik und nicht das einer besonders brillanten Dramaturgie. Gestern beim guten Maps & Atlases Konzert im Gebäude 9 war ich nach 70 Minuten einverstanden, als das letzte Lied verklang, heute hätte ich gerne viel länger zugehört, als die Sängerin mit ihren Begleitern nach der selben Zeit die letzte Zugabe beendete.

Das Bett ist ein eher kühl eingerichteter Club, mit einer bestuhlten Einrichtung (doofe Formulierung; mit Bestuhlung...) hatte ich nicht gerechnet. In der Mitte waren Sessel, Stühle und Bierbänke und einige Couchtische aufgestellt. Es passte nicht so richtig, machte aber bei Lauras Musik absolut Sinn. Durch die Möblierung wirkte der große Saal auch angenehm gefüllt, ohne die Sitzgelegenheiten hätten sich die vielleicht 120 Zuschauer im Bett verloren.

Bei den Vorbereitungen der Band die nächste Überraschung: ein Fagott wurde auf der Bühne abgelegt. Ich bin nicht sicher, ob das einer musikwissenschaftlichen Überprüfung standhalten würde, ich liebe aber Fagott und Oboe, während ich deren schmutzige Halbschwester Klarinette so gar nicht leiden kann. Oboen sieht man ab und zu bei Konzerten, aber ein Fagott? Wow!

Zunächst blieb das tolle Instrument aber liegen, Laura wurde von einem Bassisten, einem Schlagzeuger und einem Keyboarder begleitet. Den Auftakt bildete der Titelsong ihres aktuellen Albums, ein Stück, das ich mir auch in Musikclubs der 20er Jahre vorstellen könnte. La grande klingt nach Schellack und gedämpften Trompeten (die im Laufe des Abends wirklich immer wieder vorkamen). Spätestens beim dritten Lied des Konzerts, Skin warming skin, hatte es mich endgültig gepackt. Eine Theorie für den zögerlichen Beginn ist, daß Lauras Stimme nicht zu ihr passt - man (ich) erwartet zu einer solchen Stimme eine andere Person.

Zum übernächsten Song rief Laura ihren Tourbegleiter Fritz auf die Bühne. Der Gastmusiker habe ihr bislang verheimlicht, daß er Fagott spiele, diese Fähigkeit wolle man jetzt auf Tour nutzen. In der Studioversion kommen leise Bläser vor, ich kann aber nicht erkennen, ob das nicht doch eher ein Horn ist.

Beide Blasinstrumente kamen im Anschluß bei Milk-heavy, pollen-eyed zum Einsatz. Das Stück war aber nicht deshalb eines der schönsten des Abends! Milk-heavy... ist einfach von wundervoll getragener Schönheit. Wenn man jemanden erklären will, warum auch viele Musikzeitungen von Laura Gibson schwärmen, empfehle ich, dieses Lied stattdessen laufen zu lassen!

Bis dahin hatte die Sängerin aus dem Nordwesten der USA nur Lieder von La grande gespielt. Hands in pockets vom 2006er Debüt If you come to greet me war der erste Sprung zurück. Danach schickte die Sängerin die Band von der Bühne. "They'll play Angry birds on their phones!" - Laura spielte Sleepers von ihrer zweiten Platte. In einer der Pausen zwischen den Strophen krachte ein Glas auf den Boden, im Takt. Ansonsten war es glücklicherweise meist (angemessen) ruhig, quatschendes Volk hätte heute wirklich ganz besonders gestört.

Die Band spielte noch ein weiteres Level Angry birds, und Laura coverte (wie Nirvana) In the pines, das wegen ihrer besonderen Stimme wie ein eigenes Lied klang!

Lauras Begleiter hatten das Level endlich geschafft und kamen zurück. Gemeinsam spielten sie Spirited und die drei La grande Lieder Time is not (toll!) und The fire, um zum Abschluß das extrem reduzierte aber um die mitbrummenden Zuschauer ergänzte
The rushing dark vorzutragen. Ich bilde mir ein, auf solche inszenierten schönen Momente nicht zu reagieren, es klappte aber nicht.

Zur ersten Zugabe kam Laura wieder alleine. The longest day stammt auch von ihrem ersten Album und verzückte mich sehr! Die Sängerin spielte das Lied unverstärkt am Bühnenrand, die Cowboystiefel halb über der Kante. Wieder so ein geplantes Highlight, und wieder wäre es herzlos gewesen, dies zu kritisieren!

Die Band kam zurück - mit Fritz und dem Fagott - und beendete den Abend mit dem fehlenden Song von La grande. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, einen solch tollen Auftritt zu erleben. Umso schöner!

Setlist Laura Gibson, Das Bett, Frankfurt:

01: La grande
02: Lion/lamb
03: Skin warming skin
04: Red moon
05: Feather lungs
06: Milk-heavy, pollen-eyed
07: Hands in pockets
08: Sleeper (Laura Gibson solo)
09: In the pines (Lead Belly Cover) (Laura Gibson solo)
10: Time is not
11: Spirited
12: The fire
13: The rushing dark

14: The longest day (Z)
15: Crow/swallow (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Laura Gibson, Paris, 16.04.12
- Laura Gibson, Paris, 18.01.12
- Laura Gibson, Paris, 20.04.10
- Laura Gibson, Olivers Wohnzimmer, 12.12.09



Mittwoch, 25. April 2012

Arlt & Mariee Sioux, Paris, 22.04.12

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Konzert: Arlt & Mariee Sioux

Ort: La Fabrique des Balades Sonores
Datum: 22.04.2012

Zuschauer:mindestens 30, für den kleinen Laden waren das sehr viele
Konzertdauer: jeweils etwa 35-40 Minuten



Arlt gehören zu jener kleinen Gruppe französischer Bands, die ich noch nie gesehen hatte. Viele French-Poper- und Folker sind mir in den letzten Jahren nicht durch die Lappen gegangen und wenn dann hatte ich in der Regel keinen Bock ihre Konzerte zu besuchen.

Bei Arlt war das anders. Die Musik, die ich von ihnen kannte, mochte ich, ich kam lediglich nie dazu, einen ihrer Auftritte zu sehen.

Heute nun endlich die Gelegenheit Versäumtes nachzuholen. Tatort war der kleine Laden der Ballades Sonores, in dem immer häufiger kurze Gratiskonzerte veranstaltet werden. Viele Leute passen in den CD-und Klamottenshop nicht rein und so war es auch heute wieder proppenvoll in der "Fabrique." Aber Arlt bewiesen sehr viel Talent beim Performen auf engem Raum. Sängerin Eloise Decazes sang sogar oft genau vor oder zwischen den Leuten, wobei ihre verträumten Blicke anscheinend ins Leere gingen. Sie verstand sich auf ein sehr theatrales Spiel, agierte wie im Halbschlaf bzw. wie eine Traumwandlerin. Ihre hübschen blaßblauen Augen waren weit geöffnet, schauten aber niemand Bestimmten an. Auch ihr männlicher Partner Sing Sing sang und konterte jeweils ihre Parolen, so daß ein verführerisches Spiel entstand, daß wie ein Liebeswerben erschien. Man neckte und man bezirzte sich, näherte sich an, um dann wieder auf Distanz zu gehen und so weiter und so fort.

Die beiden Franzosen sangen in ihrer Landessprache und erinnerten mitunter an alte Größen des Chanson wie Brassens, Brigitte Fontaine, Barbara oder auch Serge Gainsbourg, obwohl ihrer folkig/bluesigen Musik auch eine moderne und internationale, bisweilen gar noisige Note innewohnte. Sie hatten auch noch einen dritten Musiker dabei, keinen Geringeren als Mocke Depret, der männliche Part des berühmten gemischten Duos Holden, der ganz im Hintergund E-Gitarre spielte, während Sing Sing vorne auf der Akustischen zupfte. Eloise spielte kein Instrument, sie konzentrierte sich auf ihren Gesang und ihre ausdrucksvolle Gestik und Mimik.

Gespielt wurden Chansons von beiden Alben, dem Erstling La Langue (2010) und dem nagelneuen Werk Feu La Figure, dessen Erscheinungstermin auf den 23. April festgelegt ist. Eher spartanisch instrumentierte Lieder, die deshalb auch unter den heutigen Konditionen gut reproduziert werden konnten. Arlt brauchen nicht viel technischen Schnickschnack um ihre Musik zu spielen, da lebt vieles von den beiden Stimmen (ihre sinnlich hoch, seine tief brummelnd), der sinnlich- melancholischen Grundstimmung, dem akutischen Guitarpicking von Sing Sing.


Aber ihre neuen Stücke schienen mir rauer, aggresiver zu sein, mehr Drive zu haben. Le Pistolet z.B, kam ganz schön gepeffert rüber. Die Lieder zum Schwofen wie Chien Mort, Mi Amor sind allerdings geblieben,obwohl die Elektrische von Mocke im Klangbild immer wichtiger zu werden scheint.

Arlt - Chien Mort, Mi Amor (7'' version) by AlmostMusique



Eine älteres Lied namens Je voudrai être mariée hatte einen ganz besonderen Text zu bieten. Da sang Elise eindringlich von dem Wunsch verheiratet und schwanger zu sein, sagte aber hinter schmunzelnd, daß sei nicht umbedingt auf sie anzuwenden.

Arlt - Je voudrais être mariée by AlmostMusique

Das dicht an dicht stehende Publikum zeigte sich enorm begeistert und applaudierte regelmäßig lang und ausdauernd und stürzte sich auf die neue CD, die es exklusiv bereits hier einen Tag vorher gab. Ich ging allerdings leer aus, alle Exemplare waren ruckzuck ausverkauft.

Arlt muss ich mir unbedingt noch eimal ansehen! Am 16. Mai im Café de la Danse wird hierzu die Gelegenheit sein.


Danach leerte sich der Shop etwas und ein paar Leute zogen schon ab. Da gerade die Sonne schien, bat man die Kalifornierin Mariee Sioux doch einfach draußen vor der Türe zu spielen. Da wiegelte sie aber sofort ab, sie ist wohl wärmere Temperaturen gewöhnt. Statt in der Pariser Aprilkälte zog es die 27 Jährige vor, im kuscheligen Inneren zu bleiben, wo sie es sich auf einer urigen Kommode bequem machte. Ihre beiden männlichen Mitmusiker halfen ihr erneut bei den meisten Liedern aus. Ihr Lebensgefährte Sean Kae spielte Autoharp, der Halbhandschuhe tragende Jeff Mason Bass. Die performten Songs enstprachen weitestgehend denjenigen, die sie auch in anderen Showcases gespielt hatte, allerdings klang kein Set genau wie das andere. Die jeweilige Interpretation wurde immer etwas variiert, so daß es nie langweilig wurde. Ein Stück, daß ihr offensichtlich sehr wichtig war, war Old Magic. Es sei ihrer Heimat Kalifornien gewidmet und handelte textlich von Delphinen, Elch-Zähnen und Schlangen, was ihren starken Bezug zur Natur-und Tierwelt unterstrich (die Lyrics von Mariie Sioux handeln oft von Schlangen, vermutlich auch im übertragenen Sinne).


Einen besonderen Bonus gab es mit Two Tongues. Dieses wundervolle Stück spielte sie im Rahmen ihrer fünf Paris-Konzerte nur hier heute und tat mir damit einen großen Gefallen, denn ich hatte es besonders beim Auftritt im Café de la Danse vermisst.

Insgesamt ein ganz toller Showcase mit zwei Acts, die beide beim hervorragenden französischen Label Almost Musique unter Vertag stehen.

Setlist Mariee Sioux @ Fabrique des Balades Sonores

01: Homeopathic
02: Ghosts On My Heart
03: Swimming Through Stone
04: Flowers & Blood
05: Old Magic
06: Two Tongues

- Sehr lesenswert: das Klienicum zu Arlt.




Maps & Atlases, Köln, 24.04.12

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Konzert: Maps & Atlases
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 24.04.2012
Zuschauer: ca. 70
Dauer: 70 min


Von Maps & Atlases habe ich hier schon häufiger gelesen, richtig beschäftigt habe ich mich mit der Band aus Chicago aber bislang noch nicht. Ich denke, daß das vor allem
an dem unästhetischen englischen Plural liegt, die Frisur von Sänger Dave Davison kannte ich nämlich da noch nicht. Der Soundmann allerdings schon, denn kurz vor dem Auftritt der Amerikaner schallte Cut your hair aus den Boxen. Subtil war das nicht, aber komisch.

Maps & Atlases bestehen aus vier Musikern: Shiraz Dada* am Bass, Chris Hainey am Schlagzeug, Sänger und Gitarrist Dave Davison sowie Gitarrist und Keyboarder Erin Elders (v.l.n.r.). Dummerweise standen wir dem Bassisten mit den Weinliebhaber-Eltern am nächsten, denn der lenkte mich vom Start weg mit seinen Tanzschrittchen ungeheuer ab. Shiraz trippelte über die Bühne, tänzelte von vorne nach hinten und zurück - und das immer wieder. Von Ironie in Bands verstehe ich nichts. Schnurrbärte, die nun wirklich niemand hübsch finden kann, sind ja offenbar ein Zeichen solchen "Wir nehmen uns nicht so erst" Gehabes. Ich kann nur vermuten, daß auch Shiraz' Tänzeleien aus dem Kapitel Selbstironie des großen Rockstarhandbuchs stammen. Ernst gemeint kann er das wirklich nicht haben.

Glücklicherweise suchte das Pärchen vor uns unsere Nähe und spielte Hase und Igel
mit uns, wir einen Schritt zurück, und schon waren sie wieder da,** sodaß ich den tanzenden Shiraz nicht mehr gut sehen konnte.***

Maps & Atlases werden gerne als Math Rock Band bezeichnet. Sie selbst nennen sich (bei myspace) Vertreter des Deutsch-Pop, französischen bzw. italienischen Pops. Da ist sie wieder, die Tante Ironie.

Experimentell klingen die Amerikaner schon, ich empfand aber eine deutlich größere Nähe zu den Afrobeat-Sounds von Vampire Weekend als zu den Bands, die ich mit Math Rock verbinde. Die ganz kurzen Gitarrenklänge von Dave vor allem erinnerten mich oft sogar an karibische Klänge, aber auch die haben ihren Ursprung ja auf der anderen Seite des Atlantiks. Natürlich fehlen die großen Hits von Vampire Weekend, auch sind die Stücke von Maps & Atlases deutlich weniger eingängig, sie gefielen mir aber gerade wegen des spürbar experimentellen Einschlags sehr gut, wobei ich Vampire Weekend live immer als zu brav und langweilig empfunden habe.

So fies wie die Bassisten-Tänzeleien, so faszinierend war das Gitarrenspiel des Frontmanns. Dave hatte seine beiden Hände oft unmittelbar nebeneinander und spielte sein Instrument, als sei es eine Zither. Neben seinem hohen Gesang war dies das Hauptstilelement der Band, die schnellen, kurzen Gitarrentöne, die den speziellen afro-karibischen Sound bastelten. Herausragend schien mir aber auch der Schlagzeuger zu sein. Ich habe leider nicht viel Ahnung von gutem Trommeln, weiß
aber, daß Drummer in Bands viel wichtiger sind, als sie es mir als Zuschauer sind. Chris erzeugte sagenhafte Töne mit seinem Schlagzeug, wobei ich manchmal nicht sicher war, ob er wirklich alle Dinge live machte. In fast allen Stücken spielten Kuhglocken eine Rolle, einmal aber kamen sie ganz regelmäßig, während Chris einen anderen Teil seines Instruments bearbeitete. Die Glocken schienen mir da von Band zu kommen, das schmälert aber seine Leistung nicht. Gelogen wird eh bei vielen.

Ob die Bassdrum vor dem Bassisten auch von Chris über die Distanz bedient wurde, weiß ich nicht. Keine Ahnung, ob das überhaupt technisch möglich ist. Manchmal hatte ich das Gefühl, sie scheppere, obwohl Bassist Shiraz nur bei einem Lied auf sie einschlug.

Mir gefiel das unvorbereitete Konzert gut, ich war vorher nicht unbedingt so optimistisch nach den wenigen Liedern, die ich kannte. Es war auch nicht langweilig, davor hatte ich am ehesten Bedenken. Die Zugabe, die in einem minutenlangen stupiden Minirhytmus endete, hätte nicht viel länger sein dürfen, sonst war der Abend durchaus kurzweilig. Der Afrobeat und ich werden zwar keine großen Freunde mehr, so wie heute lasse ich mir das aber gerne immer mal wieder gefallen.

Und Fußball war ja auch nicht spannender, wollte ich jetzt eigentlich noch sagen, aber das stimmt ja nun wirklich nicht.

Links:

- aus unserem Archiv:
- Maps & Atlases, Paris, 03.02.11
- Maps & Atlases, Paris, 14.10.10
- Setlist evt. später, falls mir da meine spärlichen Notizen weiterhelfen
- Fotos folgen!

* ganz sicher ein Künstlername - ansonsten eine schöne Anregung für werdende Eltern. Ich will bald Shiraz-Autoaufkleber sehen!
** Agoraphobiker vermutlich. Vor ihnen war einfach zu viel Platz.
*** Merkt man eigentlich, daß mir zum Konzert selbst nicht viel einfällt?


Dienstag, 24. April 2012

Lizzie And The Yes Men, Paris, 21.04.12

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Konzert: Lizzie And The Yes Men

Ort: Le Bus Palladium, Paris

Datum: 21.04.12



"Mensch, Bruderherz, du hörst immer so traurige Musik, kein Wunder, daß du schwermütig wirst".

Diesen Spruch meiner Schwester muss ich mir öfter anhören, wenn wir uns denn mal sehen. Und er stimmt irgendwie ja auch, denn ich höre in der Tat oft ziemlich deprimierendeMusik.

Aber ich bin wandelbar und kann auch anders. Am vergangenen Samstag zum Beispiel. Da standen die ungemein frischen, euphorisierenden und wahnsinnig charmanten Briten von Lizzie And The Yes Men im kultigen Pariser Bus Palladium auf dem Programm. Ich hatte ihnen den Vorzug vor dem überaus melancholischen Schweden Loney Dear gegeben, der im Café de la Danse seine Schwermut verbreitete. Statt Katzenjammer also Frohsinn und Frühlingsgefühle. Und das tat mir gut!

Nach der durchaus gefälligen Vorband Secretive aus Frankreich (bei der mir aber vor allem die Blumentattoos der Sängerin an den hinteren Waden in Erinnerung geblieben sind) ging es dann gegen 22 Uhr 30 auch mit Lizzie und ihren Ja- Männern los.


Zunächst spielten die Herren ein längeres Gitarren-Intro, bevor dann die Diva Lizzie die Bühne betrat und mit ihren langen Beinen und ihrem todschicken Kurzhaarschnitt alle Blicke auf sich zog. Was für eine charismatische Frau! Eine neue Twiggy, eine Retro-Ikone! Und sie kann auch singen. Ihre Stimme versetzte uns in die 1960 er Jahre zurück, ließ uns an die Supremes, die Ronettes oder die Shirelles denken, während der flotte Gitarrensound der Männer eher dem Post Punk Revival à la Franz Ferdinand oder den Kaiser Chiefs zuzuordnen war. Alles kam wahnsinnig zackig und Laune machend rüber, Durchhänger oder musikalische Längen gab es nicht.


Ein Highlight an vierter Stelle. You And I Both Know begann mit einem dunklen, markanten Basslauf, bevor Lizzies Gesang und wilde Schrammelgitarren einsetzten und den Song gewaltig nach vorne peitschten.

Hits in diesem Stile gab es reichlich, was meine Vorfreude auf ein Album, das irgendwann im Laufe des Jahres 2012 erscheinen soll, massiv schürte.

Die Single Broadwalk dürfte aber schon vorher für hohe Wellen Sorgen. Der unbeschwerte und unwiderstehliche Pfeifsound, die absolut packende Melodie und die Tanzbarkeit könnten das Lied schon bald auf jeden I-pod, in jede Indie-Disco katapultieren. Man sah so einige Leute im Publikum bei dieser Klasse-Nummer mitwippen, kein Wunder!

Meine Schwester könnte stolz auf mich sein. Keine traurige Musik an diesem Samstag, keine Schwermut, sondern gute Laune pur.

Super Abend, klasse Band!





Setlist Lizzie And The Yes Men, Bus Palladium, Paris

01: Intro
02: Misdemeanour
03: Take What I Can Get
04: You And I Both Know
05: Trouble
06: Nasty Boy
07: Let Me Go
08: Baby No Go
09: Deserts
10: Loneliness
11: Broadwalk

Aus unserem Archiv:

Lizzie And The Yes Men, Paris, 16.04.12


 

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