Mittwoch, 31. Oktober 2012

Verity Susman; Laura J Martin & Diane Cluck, Paris, 13 & 27.10.12

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Konzerte: Festival Ladyfest, Paris: Verity Susman (Electrelane); Laura J Martin & Diane Cluck
Orte: Espace B (Verity); La Loge (Laura J & Diane)
Daten: 13.10.2012 und 27.10.2012
Zuschauer: Verity: etwa 180; Diane und Laura J etwa 80
Konzertdauer: Verity: eine gute Stunde; Laura J etwa 35 Minuten, Diane eine Stunde


Das Festival Ladyfest ist eine feine Sache, nicht nur für Ladies. Im Jahre 2000 in Olympia, Washington zum ersten Male ausgetragen*, ist die Veranstaltung, die sich für die weibliche Musik- und Kunstszene, Frauenrechte, die DIY-Kultur und gegen Sexismus einsetzt, ein globaler Event geworden. Das Ladyfest gibt es nun in zahlreichen Städten in der ganzen Welt und natürlich auch in Paris. Wobei das mit dem "natürlich" für Paris gar nicht so richtig zutreffend ist, denn das Festival fand hier 2011 zum ersten Mal statt. Zum Vergleich: in England gab es ein Ladyfest bereits 2001.


Heuer nun also die zweite Pariser Edition und mit den zwei Konzertabenden, die ich hier beschreiben werde, habe ich mir sicherlich bereits die Rosinen herausgepickt, wobei ich keineswegs sagen würde, daß der Rest des mehrwöchigen Programms schlecht war, im Gegenteil*. Ich kann eben bloß nicht überall gleichzeitig sein, hätte vor allem natürlich gerne Sharon van Etten am 1.Oktober im Café de la Danse gesehen.

Aber jetzt genug der Einleitung und ran an den Speck, sprich die Berichte!:

Verity Susman, Espace B, 13.10.2012

Hoppla, hier brauche ich noch ein wenig Anlauf, um den extrem experientellen Auftritt der Electrelane-Frau in Worte zu fassen

Laura J Martin und Diane Cluck, La Loge, 27.10.2012




Kennt ihr Laura J Martin? Nein? Ich bis vor kurzem auch nicht. Erst das Line Up des Ladyfests Paris hat mich auf die junge, rothaarige Dame aus Liverpool aufmerksam werden lassen. Euphorische Medienberichte und jeweils 4 Sterne Ratings für ihr Debütalbum The Hangman Tree in Q und Uncut machten mich dann noch neugieriger. Die wollte ich nicht verpassen! Zu dumm nur, daß ich vorher zu lange auf dem MaMa Festival in Pigalle war und zu spät in La Loge erschien. Laura J Martin hatte bereits ohne mich (aber vor etwa 80 anderen Leuten) angefangen, mir aber glücklicherweise immerhin noch 3 Songs gegönnt, bei denen ich schnell erahnen konnte, was da für ein Talent unterwegs ist. Das recht dürre Mädel performte ohne Schuhe und ohne Bandunterstützung auf ihrer Querflöte und ihrer hübschen Mandoline. Oft hörte man in einem Lied aber beide Instrumente, die moderne und inzwischen sehr beliebte Looptechnik machte dies möglich. Flöten- und Madolinenklänge boten die passende Untermalung für die markante, stark an Kate Bush und Joanna Newsom erinnernde Kleinmädchenstimme. An ein Plagiat dachte man dennoch keine Sekunde, denn das gebotene Set war sehr eigen und originell. Den roten Faden verloren die Songs nie, ein inneres Band hielt die Stücke zusammen, verhinderte daß sie auseinanderdrifteten und zu experimentell wurden. Deshalb musste ich mir hinterher ihr oben erwähntes Album The Hangman Tree zulegen, von denen die meisten Stücke des gut halbstündigen Sets stammten. Lieder von einer bereits Ende 2012 erhältlichen EP gab es aber noch nicht, obwohl man das Artwork bereits im Netz genießen kann.

Von Laura J Martin werden wir zukünftig noch viel öfter hören und lesen, dessen bin ich mir sicher. Vielleicht sagen dann irgendwann Folkfans: "Laura Marling? Die kenne ich nicht! Ich kenne nur Laura J Martin!"

  Spy by Laura J Martin 

Diane Cluck:


Die Singer/Songwriterin aus den USA ist eine Künstlerin, die man in Europa nur sehr selten zu Gesicht bekommt. Ihr letzter Pariser Auftritt fand 2008 statt und den Gig in einer mir unbekannten Galerie hatte ich verpasst. Ihren Namen jedoch, den hatte ich oft gelesen und immer äußerten sich die Schreiberlinge sehr positiv über die damals in die Freak Folk Ecke gestellte Sängerin. Kurzum, ich war neugierig, sehr neugierig sogar. 



Die brünette Folkeuse erschien in einem roten Kleid und passend zu diesem steckte eine rote Rose in ihrem Haar und an ihrem Mikrofonständer. Diane war nicht alleine gekommen, hatte ihre niedliche Cellistin Isabel Catellvi dabei. Die beiden Musikerinnen agierten sehr harmonisch zusammen und die karge Seite der düsteren Musik wurde durch das angenehme Brummen des Cellos mit Leben erfüllt. Isabel trat mit ihrem Spiel hierbei nie in den Vordergrund sondern untermalte dezent die Songs von Miss Cluck. Die Grundatmosphäre der Lieder war sanft, dunkel und gefahrverheißend und erinnerte mich stark an die Stimmungen, die eine Nina Nastasia erzeugt. Man merkt da als Zuhörer immer, daß da vorne eine immens kluge und sprachgewaltige, aber auch vom Leben angegangene Person zu Werke ist, die ihre Gefühle in poetische, aber auch mit Bitterniß gefüllte Texte packt und gegen alle möglichen Ängste und Unbill ankämpft. Eine ernste Frau, diese Diane Cluck, aber keine humorlose. In einigen Szenen zwischen den Songs lächelte sie, ulkte mit ihrer Cellistin, ging dann aber wieder zu ihrem Werk über. Eun umfangreiches Werk, das inzwischen sieben Alben umfasst und auch eine aktuelle EP beinhaltet, die es wohl nur auf dieser Tour live zu erweben gibt. Davon stammten dann sehr viele Lieder, z.B. das schwermütige, wolkenverhangene Maybe A Bird, das eine leicht mittelalterliche Note besaß (man dachte auch an Meg Baird oder Sharron Kraus), oder das warmherzige Draw Me Out, bei dem ich irgendwie an die Decemberists oder REM dachten musste, sicherlich der Melodieführung wegen.




Content To Reform von der besagten EP war das einzige Lied, das Cluck am Piano vortrug und am Anfang ein wenig verpatzte, was aber nichts an der hohen handwerklichen Qualität des Vortrages änderte. Hier gab es keine Note zu viel, keine überfrachteten Arrangements, keine Affektierheit. Stattdessen einfach die unglaubliche Reinheit der Stimme, ihr schönes, trostspendendes Timbre, ein paar Gitarrenakkorde und natürlich das himmliche Cello. Ganz wundervoll klang auch Heatloose, bei dem Isabel ihr Cello zu Beginn nur anzupfte, später aber wieder zur Streichtechnik überging und ihr Instrument fast wie eine Geige ertönen ließ.


Ein Stück, Petite Roses, trugen Castellvi und Cluck gemeinsam a cappela am gleichen Mikro vor, wobei die deutliche größere Cluck ihre kleinere Mitmusikernin zärtlich in den Arm nahm.


Der Song, der mich aber spontan am meisten berührte war Pray Headaches Away. Er stammte von dem Album Monarcana und ging mir vor allem des Textes wegn unter die Haut: "when I Was A kid I used to pray headaches away layed awhile on the bed I did and prayed headaches away." Starke Kopfschmerzen schon als Kind? Beten als letzte Lösung? Da liegt die Vermutung nahe, daß in der Familie tragische Dinge passiert sind. Wobei ich nur spekuliere, aber der Gedanke bewegte mich und ließ mich das ganze Konzert über nicht mehr los. Schwere Kost letztlich also, aber mit seichtem Folk Pop, der bei Starbucks läuft, kann ich nichts anfangen, die tieschürfende Musik von Diane Cluck fasziniert mich da einfach deutlich mehr.


Etwa eine Stunde dauerte der brillante Auftritt und hinterher war ich sehr aufgewühlt, aber auch sehr dankbar, daß ich endlich die aus Pennsylvania stammende Musikerin einmal live erlebt habe. Diane geht ihren eigenständigen Weg konsequent weiter, arbeitet nun ohne Label und schickt Fans, die sich in Mailinglisten eintragen regelmäßig Songs zu.

Aus der Setlist Von Diane Cluck, Ladyfest, Paris (nicht in dieser Reihenfolge)

Grandma Say 
Maybe A Bird
Draw Me Out
Content To Reform
Heartloose
Trophies
Easy To Be Around
Petite Roses
Pray Headaches Away
Red August (neu)
Why Feel Alone
A Phoenix & Doves
Sara
Wild Deer At Down

Stark! Lang lebe das Ladyfest!







* das erste Foto (von Christoph Konzerttagebuch) zeigt Carrie Brownstein, die im Jahre 2000 mit ihrer damaligen Band Sleater Kinney auf dem ersten Ladyfest spielte.

*einen Überblick über sämtliche Veranstaltungen gibt es hier







Dienstag, 30. Oktober 2012

I Like Trains, Köln, 29.10.12

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Konzert: I Like Trains
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 29.10.2012
Zuschauer: rund 200
Dauer: gut 80 min
 


So verwirrt hat mich lange kein Konzertabend mehr zurückgelassen. Die Frage, wie der Auftritt von I Like Trains heute im Gebäude 9 war, ist leicht zu beantworten, er war hervorragend. Aber warum? Hätte ich die Setlist vorher gekannt, wäre ich vielleicht zu Hause geblieben, zumindest wäre ich aber enttäuscht gewesen. Von meinen Lieblingen, die, das muß ich fairerweise gestehen, fast ausnahmslos von der Debüt-EP und -Platte stammen, spielten die Nordengländer kaum etwas. Dafür lag der Schwerpunkt, zumindest in meiner unmittelbaren Wahrnehmung auf dem zweiten Album, das zweifellos mit Abstand das schlechteste der Band ist. Diese programmatischen Schwächen wurden dann sicher durch brillanten Sound weggewischt? Nein, wurden sie nicht. Der Klang war weitestgehend ok, manchmal schlechter aber nie besser.


Trotzdem war es ein tolles Konzert. Keine Ahnung warum! Vielleicht bin ich toleranter geworden und sehe ein, daß eine Band gefälligst die Stücke spielen darf, auf die sie Lust hat und nicht die, die ich hören will. Und daß, wenn man wie I Like Trains seinen Stil fließend ändert, man als Band lieber das neuere, aktueller dem eigenen Geschmack entsprechende Material mag. Wären I Like Trains noch in der Stainless steel Phase (düsterer geht es nicht), klänge auch das dritte, wieder gute Album schließlich sehr viel dunkler. Oder es liegt an meinem miesem Gedächtnis. Ich weiß zwar noch, wie I Like Trains (als iLiKETRAiNS) damals waren (irre toll!), habe da aber wohl nur noch vage Erinnerungen, die nicht ausreichen, das heutige Konzert blaß erscheinen zu lassen.

Ich glaube, meine Verwirrtheit konnte ich gut darstellen, Erklärungen habe ich aber nicht. Es bleibt also die Erkenntnis, daß es ein sehr gutes Konzert war.

Warum auch immer.

Ok, ich trete noch mal nach... Die ausgelassenen Hits ergäben eine schöne Setlist:

- Twenty five sins
- A divorce before marriage
- Stainless steel
- The deception
- We go hunting
- We all fall down
- Victress
- The Beeching Report
- Spencer Perceval
- Death of an idealist

I Like Trains traten um kurz nach zehn auf. Ihre Eisenbahner-Jacken scheinen sie endgültig eingemottet zu haben, die Musiker trugen schwarze T-Shirts und Hosen. Das Lineup scheint unverändert zu den Konzerten, die ich zuletzt vor zwei Jahren gesehen hatte. Also Schlagzeug und bei drei Gitarren und Bass bei den älteren Liedern bzw. zwei Keyboards und zwei Gitarren bei den neueren (vereinfacht). Allerdings täuschte das einige Male. Bei Stücken, bei denen ich sicher war, daß bei ihnen Keyboards eingesetzt würden, gab es prlötzlich nur Gitarren. Der elektronisch klingende Rhythmus wurde einzig und allein vom überragenden Schlagzeuger Simon Fogal erzeugt.

Einer der Clous der ersten Tournees waren die bildlichen Unterstützungen der Songs. Die alten Lieder erzählen alle Geschichten von Tragödien und von großem Scheitern. Da ist 25 sins, die Geschichte des großen Feuers in London erzählt ("this time the French are not to blame"), Terra nova über das Rennen zum Südpol ("explorations last great price") oder mein Liebling, das Doppel The deception und Victress, zwei Lieder über unterschiedliche Teilnehmer eines Segelrennens um die Welt Ende der 60er Jahre, bei dem einer der Skipper betrogen hat (The deception), ein anderer (der der "Victress") sich von ihm wegen dessen falscher Positionsangaben verfolgt fühlte und sein angeschlagenes Boot weitertrieb, bis es sank. Diese Lieder untermalten I Like Trains mit eigens dafür gemachten Filmen, die die düsteren Geschichten (und den düsteren Klang) perfekt ergänzten.


Jetzt gab es auch wieder Filme und Animationen hinter der Bühne. Das hatte ich zuletzt vermisst. Die Videos waren hübsch, es fehlte ihnen aber der Pfiff von früher. Naja weitestgehend. Zu The shallows vom neuen Album lief ein Film, in dem offenbar eine Apple-Fabrik in China und viele iPhones vorkamen - vermutlich kein Werbevideo. Dazu leuchteten aber überall im Publikum Telefone auf, was sehr komisch war.

Wenig überraschend nach der kurzen Einleitung, daß mir A rook house for Bobby (über den tragischen Bobby Fischer) und The voice of reason (über denjenigen, der versucht hatte den englischen König zu töten, der dafür verantwortlich ist, daß in den USA solch ein dreckiges Englisch gesprochen wird) am Anfang mit Abstand am besten gefielen. Dagegen reichte meine Toleranz für Progress is a snake nicht mehr, das Stück von zweiten Album war das mit Abstand schlechteste der Show.

I Like Trains leben von den zuckenden Gitarrenwänden, von Tempowechseln, von den weit aufgerissenen Augen von Sänger David Martin beim Singen der Lieder (bei Sirens ("eyes wide open") war das besonders toll!).

Schade, schade, daß wir (Band und ich) einen in den entscheidenden Momenten dann doch so unterschiedlichen Geschmack haben. Wie gut wäre das Konzert erst gewesen, wenn statt einiger der mittelalten Lieder uralte gekommen wären! Spencer Perceval statt These feet of clay und The decpetion statt Progress is a snake...

Aber ich bin kein vollkommener Fundamentalist. Eines der großartigsten Stücke war Reykjavik vom aktuellen Album, dessen minutenlanges Gitarrenende am Ende des Sets sagenhaft gut war! Welch ein Knüller!

Es folgte leider nur noch Sea of regrets als einzige Zugabe. Das Lied ist das stärkste von der zweiten Platte, also war der Abschluß sehr gut, er kam aber unvermittelt, es hätte noch eine Weile weitergehen können. Da David das Gebäude 9 als ihr zweites Zuhause bezeichnete (ein Gefühl, das ich zu gut nachvollziehen kann)*, und weil er den Dom immer noch nicht besichtigt habe, kommen I Like Trains sicher bald zurück. Auch dann wird es wieder großartig, egal wie die vierte Platte werden wird!


Eines der Lieder, das mir fehlte (25 sins), griff wenigstens die Vorgruppe Der Rest thematisch auf. Auch die Hamburger Band mit den unterkühlten Ansagen und den manchmal sehr viel zu rockig klingenden Instrumenten sang über eine brennende Stadt. Heften geblieben beim gut halbstündigen Set des Trios sind mir aber vor allem die Zeilen "das Universum atmet, darum atme mit. Dieses eine Leben, ist alles, was wir sind" über die ich jetzt näher nachdenken muß.

Setlist I Like Trains, Gebäude 9, Köln:

01: Beacons
02: Sirens
03: A father's son
04: The shallows
05: A rook house for Bobby
06: We saw the deep
07: The voice of reason
08: The hive
09: Progress is a snake
10: We used to talk
11: Mnemosyne
12: Terra nova
13: These feet of clay
14: Reykjavik

15: Sea of regrets (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- I Like Trains, Wien, 24.10.11
- I Like Trains, Köln, 19.01.11
- I Like Trains, Haldern, 15.08.09
- I Like Trains, Köln, 06.03.09
- I Like Trains, Düsseldorf, 28.11.08
- iLiKETRAiNS, Frankfurt, 15.04.08
- iLiKETRAiNS, Paris, 08.04.08

- iLiKETRAiNS, Köln, 16.11.07
- iLiKETRAiNS, Paris, 31.10.07

- iLiKETRAiNS, Paris, 12.10.06

* ich war da aber auch lange nicht mehr auf den Toiletten 


Montag, 29. Oktober 2012

Les concerts de la semaine à Paris du 29 octobre au 4 novembre 2012

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Les concerts de la semaine à Paris du 29 octobre au 4 novembre 2012


Grand évènement de cette semaine à Paris: le Pitchfork Festival à la Grande Halle de la Villette. Grande fête des hipsters et des groupes hypes. Mais vous me connaissez, je vous conseille plutôt un petit, mais sûrement très beau concert: le concert de la canadienne Erin Lang (photo) qui se produira à la Galerie Goutte de Terre le jour de Halloween. Fans de Mazzy Star et des voix sensuelles, venez!!

29.10.2012: Alex June & Sydney Valette & VideoLove, International
30.10.2012: Patrick Watson, Le Trianon
30.10.2012: Inglenook, Divan Du Monde
30.10.2012: Micachu And The Shapes. Point Ephémère
31.10.2012: Tall Ships, Point Ephémère
31.10.2012: Get Well Soon, La Gaité Lyrique
31.10.2012: Clinic & College & Melody's Echo Chamber & LotusPlaza, Trabendo, Pitchfork Halloween Party
 

31.10.2012: Gotye, Le Zénith
31.10.2012: Erin Lang, Galerie Goutte de Terre, 46 rue Godefroy Cavaignac, /5011 Paris, Metro Voltaire 7 Euro
01.11.2012: Showcase Moon Rambler, La Fabrique des Balades Sonores, 19 h 30, gratuit
01.11.2012: Pitchfork Festival Paris (Grande Halle de la Villette): Japandroids, Chairlift, Alunageorge, John Talabot M83, Factory Floor, DIIV, How To Dress Well, Sebastian Tellier, James Blake
01.11.2012: Hell Shovel & Beat Mark, Espace B
02.11.2012:
Pitchfork Festival Paris (Grande Halle de la Villette): Robyn, Chromatics, Ratking, Wild Nothing, The Tallest Man On Earth, The Walkmen, Jessie Ware, Outfit, Fuck Buttons, Animal Collective
02.11.2012: Amanda Palmer, La Maroquinerie
, complet
02.11.2012: Six Organs Of Admittance , La Cantine de Belleville
03.11.2012: Dope Body, Espace B

03.11.2012: Cercueil, La Maroquinerie
03.11.2012: Pitchfork Festival Paris (Grande Halle de la Villette) Grizzly Bear, Twin Shadow, Cloud Nothings, Liars, Purity Ring, Isaac Delusion, Death Grips, Breton, Disclosure, Rustie, Totally Enormous Extinct Dinosaurs, Simian Mobile Disco, Juli Bashmore
04.11.2012: Gaslight Anthem & Blood Red Shoes, La Cigale
04.11.2012: Exitmusic & Edimbourg, Espace B

04.11.2012: Showcase Tresors, La Fabrique des Balades Sonores, 18 h, gratuit




Sonntag, 28. Oktober 2012

Sizarr, Köln, 27.10.12

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Konzert: Sizarr
Ort: Gebäude 9, Köln
Datum: 27.10.2012
Zuschauer: fast ausverkauft
Dauer: gut 70 min

 


Auf der Hinfahrt nach Köln fehlten mir die Ideen, welche Musik ich hören könnte, also blieb die beste Alternative, der Deutschlandfunk. Da diskutierten gerade Denis Scheck und Buchkritikerkollegen mit der Schriftstellerin Jenny Erpenbeck deren Buch "Aller Tage Abend". Dabei kam die Frage auf, wie man als endliches Wesen seine Lebenszeit freiwillig damit verbringen könne, drei Jahre an einem Roman zu arbeiten - oder als Kritiker schwierige (und oft schlechte) Bücher zu lesen und darüber zu schreiben. Solange ich Konzerte nur zum Spaß und nebenher angucke, gibt mir das die Sicherheit, daß dies nicht die unsinnigste Beschäftigung ist, mit der ich meine Lebenszeit verbringe. Kein Grund also auch, nicht zu Sizarr zu fahren und an der nächsten Ausfahrt zu wenden.

Allerdings hatte ich auch keine großen Zweifel daran, daß das Konzert gut werden würde. Die Debütplatte der Landauer, die so gar nicht nach Pfalz klingen (wenigstens wenn sie singen), ist schließlich sehr hörenswert.

Als ich um neun ankam, spielte der Support I Confess schon. Eine gute Viertelstunde des Sängers, der seine Songs mit akustischer Gitarre und Keyboard begleitete, bekam ich noch mit, das war nett, aber nicht ausreichend für ein richtiges Urteil. Beim Bericht vom Frankfurter Konzert gibt es mehr zu I Confess!

Christian Kühn (I Confess) war um Viertel nach neun durch. Da Sizarrs Equipment schon aufgebaut war, ging deren Vorbereitung erfreulich flott über die Bühne. Es war nämlich warm im Gebäude 9. Der WDR Rockpalast war da, um das Konzert aufzuzeichnen und hatte LKW-Ladungen Scheinwerfer mitgebracht. Dafür sind Kameras heutzutage erfreulich klein geworden. Noch vor kurzem bedeuteten Konzerte mit dem Rockpalast miese Sicht, weil überall diese lokomotivgroßen Monster standen. Heute scheinen Kameraleute nur noch mit aufgemotzten Spiegelreflexkameras zu filmen, es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die gegen Smartphones eintauschen. Die WDR Leute standen als nicht im Weg, also bestand die Haupteinschränkung der Filmerei darin, auszuweichen, um nicht im Bild zu sein. 


Blöderweise hatte man beim Sounddesign offenbar mehr ans Fernsehen als an die zahlenden Besucher gedacht. Wenigstens am Anfang war der Klang vorne immer wieder mies, viel zu basslastig, und der Gesang kaum verständlich. Das wurde besser, aber es gab immer wieder Aussetzer.

Das schöne Licht entschädigte aber für die anderen Einschränkungen. Es war schon manchmal fast zu hell, bei einigen der Fotos dachte ich vorhin, ich hätte irgendwelche Hinterköpfe erwischt, es war aber nur sehr helles Scheinwerferlicht.


Sizarr hatte ich bisher nicht gesehen. Der Name macht schon eine ganze Weile die Runde. Beim Maifeld-Derby waren Sizarr auf der Openair-Bühne angesetzt, mussten aber wegen eines heftigen Unwetters gestrichen werden, was Festival-Chef Timo Kumpf (Get Well Soon) sehr niedergeschlagen ankündigen musste. Damals kannte ich noch nichts von Sizarr, sie hatten mich aber auf dem Papier sehr gereizt. Sizarr stammen aus Landau und bestehen aus Fabian Altstötter (Gesang, Gitarre), Philipp Hülsenbeck (Gitarre, Keyboard) und Marc Übel (Schlagzeug). Das Cover ihrer Debütplatte Psycho Boy Happy erweckt noch den falschen Eindruck, es handele sich um Rockmusik mit psychedelischen Einschlag, womit man mich jagen kann. Glücklicherweise ist Sizarr deutlich spannender - aber auch schwieriger zu beschreiben. Live drängte sich mir immer wieder Wu Lyf als vergleichbare Musik auf, nicht nur wegen Fabians toller (und dreckiger) Stimme. Bands aus meiner Musiksammlung wie Bréton, die Maccabees oder die Foals sind auch nicht schrecklich weit von Sizarr entfernt. Nur eins hört man sicher bei ihnen nicht raus: die rheinland-pfälzische Provinz, aus der sie stammen. Das gilt allerdings nur für die Lieder, in den Pausen dazwischen redete Fabian viel und mit pfälzischen Einschlag. Das - und das Bemühen, dabei möglichst cool zu klingen, waren deutlich sympathischer, als dies sich hier anhört. Die Situation war für die Band sicher herausfordernd. Ein fast ausverkauftes Gebäude 9, dazu die Fernsehaufzeichnung mit den vielen hellen Scheinwerfern und (wichtigen WDR-Mitarbeitern) sind sicher nicht nervenneutral. Sizarr meisterten dies hervorragend. Allerdings waren die Umstände nicht nur erschwerdend, das Publikum kannte die Band zum Großteil gut und schien sie im Gegensatz zu mir schon häufiger gesehen zu haben. 


Sizarr spielten alle Titel vom Album sowie Fake foxes, das es nicht auf die Platte geschafft hatte, wofür sich der Sänger entschuldigte. Auf die Zugabe nach rund einer Stunde war ich durch Ursulas und Dirks Bericht aus Frankfurt schon vorbereitet. Would I lie to you von Charles und Eddie, eines der scheußlichsten Stücke der Popgeschichte und von mir bis Samstag erfolgreich verdrängt, klang zwar von Sizarr schon besser, blieb aber sehr fies. Wirsing bleibt ja auch widerlich, wenn er von einem Sternekoch zubereitet wird. 

Die Single Boarding time beendete das sehr kurzweilige Konzert. Ich bin ziemlich sicher, daß wir von Sizarr noch viel hören werden. Auch was das Styling angeht sind die drei schon auf größere Auftritte vorbereitet, alle schienen frisch frisiert und Schlagzeuger Marc hatte mit seinem Hündchen-Shirt auch modisch alles richtig gemacht!

Setlist Sizarr, Gebäude 9, Köln:

01: Mushin 
02: Word up 
03: Pocket Walt
04: PBEW
05: Run dry 
06: Fake foxes 
07: Cat mountaineer 
08: Blade 
09: Icy Martini 
10: Mulo 
11: Tagedieb 
12: Purple fried

13: Would I lie to you (Charles & Eddie Cover) (Z)
14: Boarding time (Z)



Samstag, 27. Oktober 2012

MaMa Festival, 25 & 26. 10.12

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Konzert: MaMa Festival, Paris, mit Erevan Tusk, Peter Kernel, Clara Luzia, Me And My Drummer (und vielen anderen, die ich nicht gesehen habe)
Orte: Galerie W, Le Petit Moulin und Café de la Cigale
Daten: 25 & 26.10.2012
Zuschauer: Erevan Tusk erstes Set etwa 80, zweites Set etwa 20, Peter Kernel zweites Set etwa 80 Leute; Clara Luzia erstes Set etwa 15 Zuschauer, zweites Set ungefähr 40, Me and My Drummer circa 60
Konzertdauer: pro Set 30 Minuten





Bei dem MaMa Festival handelt es sich um ein Event, das in kleinen und mittelgroßen Bars und Clubs im verruchten Pigalle-Viertel von Paris stattfindet. Hier in der Nähe der berühmten Moulin Rouge, der unzähligen Sexshops und des Sacré Coeur mühen sich Newcomer und bereits etablierte Bands ab und bereichern so das kulturelle Leben des ohnehin schon trubeligen Viertels. Die Showcases sind teilweise gratis, teilweise bezahlpflichtig, je nachdem wo sie stattfinden. Ich habe mich wie gewohnt an die kleineren Acts gehalten und die Konzerte in der überfüllten Cigale vermieden. So konnte ich gratis in den Genuß erstaunlicher Musik kommen. Im Einzelnen.

Erevan Tusk (Galerie W)

Die Pariser Band trat in der Galerie W auf. Diese befindet sich in der Nähe einer Bar, die in einer Filmszene für Amélie Poulain verwendet worden war. Die Galerie verfügt über zwei Räumlichkeiten, einem großen, kargen Ausstellungsraum und einer kleinen Ladenboutique. Erevan Tusk spielten in dem größeren Raum , Peter Kernel in der Boutique. Die Franzosen agierten schwungvoll und hochmelodisch wie eh und jeh. Ein betörender Ohrwurm nach dem anderen wurde abgefeuert und die Harmoniegesänge waren unfassbar schön. Wenn Erevan Tusk Amerikaner wären spielten sie wie die Fleet Foyes vor 2000 Zuschauern, so aber dürfte ihre aktive Fangemeinde auf 500 zahlende Konzertgäste beziffert werden. 


Locations wie das Café de la Danse füllen sie also immerhin schon. Insofern erstaunlich, daß heute deutlich weniger Leute da waren. Lag aber vor allem an der frühen Uhrzeit (das erste Set fand um 18 Uhr 40 statt) und an dem Umstand, daß viele Musikfans gar nichts von den Konzerten im Rahmen des MaMa Festivals wussten. Da bedurfte es schon ein wenig Eigeninitiative, um alle Veranstaltungsorte und die Spielzeiten der jeweiligen Bands herauszufinden. Diejneigen, die da waren, genossen allerdings das Set in vollen Zügen. Songs wie Frostbitten, In Your Shadow oder Cassidy warem aber auch einfach unwiderstehlich! Was für ein Drive! Welche ein Rhythmus! Welch fantastische Melodien! Kurzum , das Ganze gefiel mir wieder so gut, daß ich mir von Erevan Tusk später auch noch das zweite Set ansah.


Peter Kernel (Galerie W)



Zwischen den beiden Sets von Erevan Tusk fand aber auch ein 30- minütiges Konzert von Peter Kernel statt und zwar in der anderen Räumlichkeit der Galerie W, von der ich oben schon erzählt hatte. Hier war es so eng und voll, daß man die Musiker auf der Bühne nicht richtig sah. Den männlichen Part (Aris an der Gitarre) bekam ich ein paar mal halbwegs zu Gesicht, die wie eine Furie schreiende blonde Sängerin und Bassistin namens Barbara allerdings nie. Die beiden bezeichen ihre Musik als Art-Punk, man könnte allerdings auch mit Kategorien wie Noise oder Post Rock kommen. Aris und Barbara stammen aus Kanada bzw der Schweiz und leben in Paris. Dennoch hatte ich sie live nie erlebt, ein Versäumnis, wie sich herausstellte. Die Musik von Peter Kernel war nämlich herrlich explosiv, aggressiv und durch und durch indie. Als Vorgruppe haben sie immerhin schon für Wolf Parade, Sunset Rubdown und Why? fungiert und wenn sie so weitermachen, werden sie selbst mal zumindest mittelgroße Indieclubs füllen. Eine schöne Entdeckung!


 

Clara Luzia (Le Petit Moulin)




Die talentierte junge Dame aus Östterreich hatte ich in der Vergangenheit bereits schon einmal mit einer ausgewachsenen Band erlebt. Im atmosphärischen Divan Du Monde war das, anläßlich des Festivals "les femme s'en mêlent". Der Auftritt ist mir in bester Erinnerung geblieben. Ich war schwer angetan von den hochmelancholischen Indie Pop Liedern, den feinen Arrangements, der wundervollen Instumentierung (Cello, Akkordeon!), der berührend-brüchigen Stimme von Clara Luzia und den klugen Texten. Heute musizierte Clara Luzia allerdings alleine auf ihrer E-Gitarre. Das Ganze spielte sich in einem urigen Gewölbekeller eines Kaffes ab und war genau das Richtige für Freunde intimer, authentischer Musik. Ohne Netz und doppelten Boden gab die hübsche Songwriterin Zeugnis ihres Seelenlebens, hauchte, greinte, klagte in ihr Mikro und berührte mich enorm. Für ihre emotionale Art der Liedkunst bin ich äußerst empfänglich und die Lieder sind auch so herrlich markant, das sie im Ohr hängenbleiben. Das Mädel mit dem Karohemd, den original Bue Jeans und den Cowboyboots  perfomte alte und neue Stücke, wobei die neueren Sachen auf einem 2013 erscheinenden Album drauf sein werden. Absolute Perle war für mich das altbekannte The Waving Ones: "the waving ones are us, don't you recognize us? been waiting here for years for someone to guide us home"...
Ich schmolz wirklich dahin, als ich diese Zeilen hörte. Seelentröster dieses Kalibers gab es gleich mehrfach, manchmal war ich fast den Tränen nah.

Nach einem dreißigmiütigen Set gab es eine kurze Pause und dann später nochmal einen ebenfalls halbstündigen Nachschlag. Wow, das war sooo schön! Mit wundervoll ist nicht hinreichend beschrieben, wie die Musik von Clara Luzia klingt.


Me And My Drummer (Le Café de la Cigale)

Für mich ging es nach Clara Luzia aber dennoch weiter, schließlich will man ja bei einem solchen Festival mehrere Bands für sich entdecken. Ich rannte also von der Petit Moulin rüber ins Café de la Cigale, welches... drei mal dürft ihr raten!... gleich neben der berühmten Cigale liegt. Eigentlich kein richtiger Konzertort, aber anläßlich des Festivals wurden alle möglichen Locations genutzt, um Musik erklingen zu lassen. Im vorderen Teil des Cafés hingen Leute rum, die mit dem Café nix am Hut hatten, hinten drängten sich die Musikfans und lauschten dem deutschen gemischten Duo, Charlotte Brandi (Gesang und Keybord) und Matze Prölloch (Schlagzeug). Schon nach einer kurzen Zeit kamen mir so manche Assoziationen und Referenzen in den Sinn. Das erinnerte mich an Lykke Li, Dillon, Bat For Lashes oder Wildbirds and Peacedrums und ging auf Anhieb gut ins Ohr. 

Zwar war die soulig angehauchte Stimme der aparten Blondine Charlotte nicht unbedingt mein Fall, aber sie steckte so viele aufrichtig erscheinende Emotionen in ihren Gesang, unterstrich das alles noch durch eine expressive Gestik, daß ich keinesfalls gleichhgültig bleib. Von dem Set (Highlight natürlich der Hit You're A Runner) sah ich allerdings nur gut 15 Minuten, so daß meine Eindrücke nicht sehr fundiert sind. Angenehm fiel mir auf, wie gerührt die Band über den Empfang in Paris war. Man merkte, daß es etwas Besonderes für sie war, in der Stadt der Liebe aufzutreten und ich denke sie haben die Chance genutzt, sich hier ein paar neue Fans hinzuzugewinnen. Wir werden sie in Paris 2012 wiedersehen, dessen bin ich mir sicher.


CD Kritik: Me And My Drummer- The Hawk, The Beak, The Prey bei http://www.plattentests.de/rezi.php?show=9346





Sizarr, Frankfurt, 26.10.12

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Konzert: Sizarr
Datum: 26.10.2012
Ort: Zoom, Frankfurt
Zuschauer: ca. 300
Dauer: ca. 60 Minuten Sizarr, ca. 30 Minuten I Confess


von Ursula von neulich als ich dachte und Dirk von Platten vor Gericht


Sizarr sind mir namentlich seit dem diesjährigen Maifeld-Derby ein Begriff. Die sehr junge deutsche Band war für einen Zeitpunkt eingeplant gewesen, an dem ein gewaltiges Gewitter jegliche Musikausübung verhinderte. Letztlich musste der Auftritt ganz abgesagt werden.

Fürs nächstjährige Maifeld Derby haben wir nun auch schon „Überraschungstickets“ (es sind noch keine Bands bestätigt), vielleicht wird es dann ja etwas mit Sizarr. Allerdings kenne ich die Band mittlerweile sowieso, denn inzwischen erschien das Debütalbum, und gestern trat sie im Rahmen ihrer ersten Tournee im Frankfurter Zoom auf.

Der Merchandise-Stand am Eingang verfügte neben dem normalen Sortiment von T-Shirts, CDs, Platten und Jutetaschen auch über Ungewöhnliches wie Jo-Jos, Turnbeutel und sogar Bandwein.  Nicht nur die Jo-Jos erinnerten mich an meine Schulzeit, auch das Publikum schein sich frisurentechnisch und modisch in dieser Epoche sehr wohl zu fühlen – es sah aus, als hätte es vor dem Konzert noch schnell einen Gruppenausflug zu „Urban Outfitters“ gegeben.

Als Sizarrs Vorband zu spielen begann, füllte sich langsam aber sicher der Zuschauerraum vor der Bühne. I Confess, der mit echtem Namen Christian Kühn heißt, ist ein 23jähriger Singer / Songwriter, der seine zumeist ruhigen Songs zu Gitarre und gelegentlichen Beats aus dem Laptop vortrug.  Ein Album  hat I Confess noch nicht.  Seine verhuschten Ansagen waren nur schwer verständlich, so konnte der Name erst durch eine Internetrecherche geklärt werden. Er tritt bei 4 Konzerten im Vorprogramm von Sizarr auf, die sich sein Konzert von vor der Bühne aus ansahen. Philipp bekam auch eines seiner Lieder gewidmet.

Der Hauptact Sizarr war zunächst wenig zeremoniell mit dem Aufbauen beschäftigt, so dass es keinen beklatschen Einzug gab, sondern die Band, als alles fertig war, einfach mit „Mushin“ begann. Die drei  Musiker waren live, anders als nach dem Hören des recht elektronischen Albums befürchtet, viel mit ihren „richtigen“ Instrumenten zugange: Fabian (Gesang, Gitarre) machte sich gelegentlich auch am Synthesizer zu schaffen und schwang Rasseln, Philipp (Synthesizer, Gitarre) und Marc (Schlagzeug) waren sowieso mit ihren Instrumenten beschäftigt, wobei Philipp auch mitsang.

Die Band wies zwischendurch darauf hin, dass heute Abend viele Freunde von ihnen gekommen seien (diese bekamen auch ein Lied gewidmet), auch sonst wäre uns aufgefallen, dass viele der Anwesenden die Bandmitglieder zu kennen schienen. Das war vielleicht der Grund für die etwas widersprüchliche Stimmung im Zoom: Mir erschien die grundsätzliche Begeisterung für die Band sehr groß zu sein, gleichzeitig wurde aber gerade beiden ruhigen Liedern unglaublich viel geredet, so dass ich den Eindruck bekam, das Interesse an diesem konkreten Auftritt sei nicht gerade riesig.

Das folgende Lied wurde dem gesamten Publikum („also allen unseren neuen Freunden“) gewidmet, außerdem wurden wir aufgefordert, an einem Fotowettbewerb teilzunehmen, in dessen Rahmen man Bilder zu dieser Tour (aber nicht von der Band) einreichen soll.  Und wir bekamen erklärt, dass Fabians Vater Winzer sei, was den Sizarr-Wein am Merchandise-Stand erklärte.

Bei Bands mit nur einem Album fallen die Liveauftritte materialmangelbedingt immer recht kurz aus, und tatsächlich wurde jeder Song von „Psycho Boy Happy“ plus ein zusätzlicher („Fake Foxes“) gespielt. Mit der besonders umjubelten Single „Purple Fried“ endete das reguläre Set, natürlich kam aber auch noch eine Zugabe. Als eine Coverversion angekündigt wurde, rechneten wir bereits fest mit Radioheads „Lucky“, das die Band für einen Musik Express-Beileger aufgenommen hatte, stattdessen hörten wir das im Original unsägliche „Would I Lie To You“ von Charles & Eddie, das aber in der gespielten Version zu einem geradezu guten Song mutierte. Danach folgte noch die ebenfalls stark umjubelte erste Single „Boarding Time“.

Die erste Reihe des Publikums bestand übrigens ausschließlich aus sehr jungen Mädchen, so dass möglicherweise auch das Teenie-Segment fantechnisch erschlossen werden kann – wobei ich vermute, dass die Band das nicht möchte.


Setlist Sizarr, Zoom, Frankfurt:01: Mushin02: Word Up03: Pocket Walt04: PBEW05: Run Dry06: Fake Foxes07: Cat Mountaineer08: Blade09: Icy Martini10: Mulo11: Tagedieb12: Purple Fried

13: Would I Lie To You (Charles & Eddie Cover) (Z)
14: Boarding Time (Z)


Sea + Air, Köln, 24.10.12

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Konzert: Sea + Air
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 24.10.2012
Zuschauer: sehr gut gefüllt, mindestens 100
Dauer: gut 80 min


So richtig traue ich mich nicht, vom Auftritt von Sea + Air im Blue Shell in Köln zu schwärmen, weil das Konzert neben seiner musikalischen Qualität wegen einer herrlichen Pannenserie besonders charmant war. Wenn ein Abend in Erinnerung bleibt, weil einiges schief ging, ist das ja eigentlich kein gutes Zeichen. Das Konzert der wundervollen Sea + Air überzeugte aber eben vor allem musikalisch und wäre auch ohne die vielen Lacher in den Liedpausen erinnerungswürdig gewesen! 

Sea + Air sind Eleni und Daniel Benjamin aus Frickenhausen, das ich vorher nur wegen seines Tischtennis-Teams kannte.

Das Duo begann um kurz nach halb zehn mit dramatischen Instrumental-Klängen, bevor mit Take me for a ride gleich ein großer Hit das eigentliche Konzert eröffnete. Das Stück, dessen Beginn mich sehr an Get Well Soon erinnert, vereint einige der Besonderheiten der Band. Zum einen ist da das Cembalo, dessen barocker Klang unglaublich gut zu dieser Art Indie-Folk passt. Erstaunlich! Meine Begeisterung lag nicht etwa an meiner allgemeinen Vorliebe, exotischer Instrumentierungen, wobei unter Exotik um Himmels Willen nicht solche schrecklichen Instrumente wie Didgeridoos zu verstehen sind. Ich mag klassische Musikintrumente, die eigentlich keine - oder zumindest selten - Verwendung in der Popmusik finden. Wie oft mich schon ein Horn oder eine Oboe (die hübsche Schwester der eklig-schreckschraubigen Klarinette!) begeistert haben! Oder eine Querflöte! Solche wohlklingenden Instrumente haben etwa den genau gegenteiligen Effekt eines Saxophons: sie machen selbst aus dem schlechtesten Song noch etwas zumindest einigermaßen Brauchbares.

Das Sea + Air Cembalo hat dies nicht nötig, es passt zum einem wundervoll zu den Kompositionen, zum anderen ist in den Liedern des Ehepaars nun wahrlich nichts Schlechtes zu finden. Das olle Tasteninstrument mit dem Spieluhr-Klang gemeinsam mit den beiden enorm gut zueinander passenden Stimmen, das hatte schon sehr viel Charme! 

Aber auch die Lieder ohne das "besondere" Tasteninstrument taugten sehr viel. Dabei war erstaunlich, wie weit das Spektrum der beiden reicht. Mal klingen Sea + Air sehr popig und eingängig (also, wenn das keine Beleidigung wäre radiotauglich) (Do animals cry? - das sogar in einem Eurodisco-Elektrostampf endete oder The heart of a rainbow, ihr Sommerhit), mal extrem abgespeckt ruhig (You are, nur mit akustischer Gitarre und den beiden Stimmen), mal durch das Cembalo versponnen alt, dann wieder rockig (Dirty love). Dabei erstaunte mich vor allem, wie die beiden, speziell Daniel, auch ihre Stimmen variieren konnten. Gerade bei Dirty love hatte der Gesang plötzlich einen viel dreckigeren Klang! Toll!

Musikalisch also ein lohnender Ausflug nach Köln, gar keine Frage! Am besten gefielen mir wohl Take me for a ride, You are und You don't care about me wegen seiner fabelhaften Cembalo-Melodie.

Aber Eleni und Daniel sahen das wohl anders. "Hinten könnt ihr auch CDs kaufen, da könnt ihr euch anhören, wie es eigentlich gedacht ist" oder "das mit den Rocksongs hat ja heute nicht geklappt." Dann war bei einem Stück das falsche Keyboard Programm eingestellt (The sea after a storm). Als dann auch das Ende kritisches Stirnrunzeln der Musiker zurück ließ, weil die Gitarre nicht gestimmt war, mag sie das genervt haben, sie ließen es sich nicht anmerken - und mich störte das so wenig!

Aber Sea + Air hatten auch den Grund für die Pannen parat. Am Club lag es. Auf dem Blue Shell liege nämlich eh ein Fluch. Ein weiterer Grund war der Ehepartner: irgendwann beschimpften sich Eleni und Daniel nämlich gegenseitig als Loser. Verfluchte Loser mit dreckiger Stimme und versponnenem Lieblingsinstrument und gezwirbeltem Schnurrbart, hinterließe als Zusammenfassung wohl einen schlechten Eindruck, oder? Egal, meiner war hervorragend, die werde ich gerne wiedersehen, auch wenn dann vielleicht alles funktionieren sollte!

Setlist Sea + Air, Blue Shell, Köln: 

01: Intro 
02: Take me for a ride 
03: You & I 
04: Do animals cry 
05: Mery Street 
06: You don't care about me 
07: The heart of the rainbow 
08: Yeah I know 
09: The sea after the storm 
10: Dig (Adam Again Cover) 
11: Dirty love 

12: ? (Z) 
13:You are (Z)


Freitag, 26. Oktober 2012

Honig, Köln, 22.10.12

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Konzert: Honig, support Hello Piedpiper
Ort: Blue Shell, Köln
Datum: 22.10.2012
Zuschauer:  ausverkauft, vielleicht 200
Dauer: 40 min + 80 min 


Es gab im laufenden Jahr sehr viele Gelegenheiten die zahlreichen Musikfestivals des Sommers am Fernseher mit zu verfolgen. Sehr selten ist das wirklich die Zeit wert, denn das Liveerlebnis vor Ort und zu Hause sind einfach zu verschieden und zu Hause kann es langweilig und öde sein, was vor Ort ganz große Klasse ist. Umso erstaunlicher fand ich es, als mich das Set von Honig beim Haldern Festival sogar am Fernsehen ganz in seinen Bann schlug und mich zum Fan dieses Musiker, dieser Band machte. Dass sie nun auf Tour gehen, bot mir die Gelegenheit, das Konzerterlebnis live nachzuholen. 

Angenehmer Nebeneffekt dabei war, dass ausgerechnet Hello Piedpiper als Support mit von der Party ist, denn Fabio Bacchets Projekt hatte ich schon länger auf dem Radar. In Köln haben wir uns schon einmal um einen Tag verpasst im Juni. Ehrlich gesagt kann ich mich gar nicht mehr genau erinnern, aber im Frühjahr irgendwann war ich darauf aufmerksam geworden, dass es diesen Liedermacher in Köln gibt, von dem ich nicht genau beschreiben kann, warum er mir so gut gefällt oder worin er sich heraushebt, dessen Musik mich aber doch sehr fasziniert (vielleicht übers klienicum?).

Im Verfolgen seiner Aktivitäten über die letzten Monate hatte sich bei mir natürlich ein Eindruck gebildet. Die Äußerungen ließen einen sehr sympatischen und mit beiden Beinen im hier und jetzt stehenden jungen Mann vermuten. Im Blue Shell wurde das mehr als bestätigt. Ich persönlich finde es ja immer ziemlich problematisch, wenn ich als Publikum unmotiviert warten muss. Umso sympatischer fand ich es, dass an diesem Abend der Support schon 10 min vor der angekündigten Anfangszeit die Bühne betrat. Er bahnte sich höflich von hinten seinen Weg durch das zahlreich erschienene Publikum, betrat mit seiner Gitarre die Bühne, stöpselte sie in die Anlage und begann ganz unprätentiös sein etwa 40 min langes Set.

Das war an diesem Abend nicht die erste angenehme Kleinigkeit. Ich stand vorn mit zwei unglaublich höflichen jungen Mädchen und als gegen Ende des Sets von Hello Piedpiper jemand ein Stück hinter uns in Ohnmacht fiel, kümmerten sich gleich mehrere Leute sehr kompetent und zupackend. Mit so einem Publikum macht es viel Spaß den schönen Abend zu teilen.  Es war auch musikalisch beim Support dabei (bis auf ein paar Quatschnasen an der Bar) und ermutigte Fabio (meiner Meinung nach zurecht) mit ordentlichem Applaus und Gejohle. Es fällt mir schwer, Höhepunkte herauszufischen, weil eigentlich das ganze Set der leisen Töne in all seiner Ernsthaftigkeit einfach nur schön anzusehen und zu hören war.

Nachdem Hello Piedpiper gegen 21:30 Uhr die Bühne verlassen hatte, wurde auch nicht lange rumgefackelt. Nach nur 15 min Sortieren betraten die Musiker von Honig die Bühne. Es war fühlbar ein besonderer Moment - Tourauftakt mit all den inneren Unsicherheiten der Band aber doch auch in der Sicherheit, dass das Blue Shell an dem Abend ausverkauft war und sich alle sehr auf den Auftritt freuten.

Darauf bezog sich auch gleich eine der ersten Ansagen: Es sei ja schade dass man so viele Leute hätte wegschicken müssen, aber das wäre doch ein guter Grund, dass wir drinnen nun doppelten Spaß haben müßten. Auf meinen Fotos vom Abend sehe ich Stefan Honig auch viel lachen und lächeln.



Spaß hatte wohl in jedem Fall der Mann am Schlagzeug - die reinste Stimmungskanone. Dagegen war die
Multiinstrumentalistin Julie an Klarinette, Xylophon, Akkordeon und Banjo in  der dunkelsten Ecke der Bühne geradezu versteckt. Das fand ich persönlich ein bisschen schade, aber noch unglücklicher war, dass alle diese Instrumente ziemlich vom Schlagzeug zugedeckt wurden, sobald es zum Einsatz kam.

Spaß machte neben der Musik auch, dass spontan Jonas David und später auch Fabio auf die Bühne geholt wurden, um die Drums zu verstärken. Und vielleicht am lustigsten war der Moment wo sich der Kapodaster versteckt hatte (es stellte sich später heraus, dass er an Stefans Mikrophonständer hing) und sich ein menschlicher Kapo zur Verfügung stellte. Grandios war das lalalala für uns als Publikum emotional zusammenfassend was das doch für ein wunderschönes Fest ist, das wir da im Blue Shell zusammen feierten im letzten Stück der eigentlichen Sets (For those lost at sea). Sympatisch auch, dass Stefan gleich auf der Bühne blieb für den Zugabenteil und solo Homesick von Radical Face coverte bevor die Band für die beiden weiteren Zugabenlieder auf die Bühne zurück kam. Und dann war kurz vor 23 Uhr der Zauber vorbei. An der Strassenbahnhaltestelle versicherten wir uns noch gegenseitig wie sehr uns der Abend allen gefallen hatte und es bleiben die Fotos und die inneren Bilder der Erinnerung an einen ganz besondern Montag Abend in Köln.

Setlist Hello Piedpiper
Birdsongs=Warsongs
(The Pawn that beats the drake)
The Fear
War
The Taciturn Fool
(Of people and the left)
Life in Autarky
Not waving but drowning
new song




Setlist Honig
Hometowns
The morning chorus
Song for Julie
Look what the tide brought in
full makeup
Swimming lessons
This old house
Burning down bookshops
In my drunken head
A body of water
John Wayne Gacy Jr.
For those lost at sea

Sufjan Stevens cover (Solo Z)
Brand new bike (Z)
Sleep driver (Z)


The Wedding Present, Paris, 24.10.12

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Konzert: The Wedding Present
Ort: La Boule Noire, Paris
Datum: 24.10.2012
Zuschauer: ausverkauft
Konzertdauer: 90 Minuten



"The Girl from the DDR", schon amüsant, daß die (halb)- legendären ("semi-legendary" wie Frontman Dave Gedge zu scherzen pflegte) The Wedding Present aus Leeds in England diesen Song spielten und meine gute Kumpanin Claudia aus Cottbus gleich neben mir stand. Sie musste lächeln und meinte kichernd: "oh, damit bin ja ich gemeint?! 



Es schien ohnehin fast so, als sei ein bestimmter Teil des Sets unserer kleinen deuschen Gruppe gewidmet (neben Claudia war auch Uschi aus Dortmund da), die in der zweiten Reihe das schwungvolle Konzert verfolgte. Außer The Girl From The DDR* gab es nämlich mit dem Klee Cover Erinner' dich sogar ein ganzes Lied in der Sprache Goethes, vorgetragen von der heißen schweizer Bassistin Pepe Le Moko, die mir mit ihren sexy Tattoos an den Armen und der verruchten Strumpfhose den Atem raubte. "Knips nicht immer nur die Mädchen ab" meinte Claudia irgendwann einmal zu mir, denn sie konnte von hinten sehen, daß ich wie ein Gestörter fast ausschließlich die Bassistin fotografierte. "Der Dave ist mir eben zu alt" erwiderte ich schroff und hielt wieder wie so ein Weltmeister auf die Bassfrau drauf. Aber auch die Blondine, die Dave immer die neuen Gitarren brachte (und in einer witzigen Szene dem Gitarristen auch ein Bier), wurde Opfer meiner Knipserei. Sie saß hinten seitlich an der Bühne und ich versuchte krampfhaft, ihre hübschen blauen Augen und ihren noblen blassen Teint für die Nachwelt einzufangen. Ich fragte mich die ganze Zeit, ob sie Daves Frau oder Freundin sei.





Aber kommen wir nach diser yellowpressartigen Einleitung zum musikalischen Teil, denn der hatte es in sich. Vor allem die erste halbe Stunde, in denen Klassiker aus dem Repertoire der Band gespielt wurden, war hochklassig und fetzig. Gedge und seine Mitstreiter, neben der Bassistin Pepe LeMoko gehörten auch Patrick Alexander an der Gitarre und Charles Layton an den Drums zur Band, spielten volle Pulle und feuerten Hits wie My Favourite Dress oder Sports Car ab. 


Und dann gab es eben das oben zitierte Klee Cover, bei der die Bassistin ihre hübsche, wenngleich ein wenig dünne, Stimme unter Beweis stellen konnte und die agressiven Gitarren dafür sorgten, daß aus dem netten Popliedchen ein richtig guter Indierocker wurde (zumindest wenn man über den banalen Text hinweghörte). Super war auch Deer Caught In The Headlights von der aktuellen Platte Valentina. Da kamen die ganzen Stärken der Engländer voll zur Geltung. Das kompromisslos schnelle Gitarrenspiel, das explosive Schlagzeug und vor allem am Ende eine fulminante Tempobeschleunigung, die alles in den Schatten stellte, was später noch  folgen sollte. Zwar waren natürlich auch Dare, Suck und Corduroy (nach wie vor ein geiler Song!) von Seamonsters (um die erneute Vermarktung dieses alten Albums ging es ja heute im Wesentlichen) grandios, aber irgendwann, so etwa nach einer Stunde Spielzeit, verpuffte ein wenig die hohe Spannung und Intensität der Anfangsphase, gab es einen klitzekleinen Hänger, wo auch ein paar Leute, die vorne standen, nach hinten gingen, um ein Bier zu trinken oder aufs Kloo zu gehen.



Nach etwa einer Stunde und 15 Minuten war nach Octopussy Seamonsters dann abgearbeitet, Balladen hatte es natürlich keine gegeben und der Schweiß rann bei den Musikern in Strömen. Gedge wirkte aber nicht sonderlich erschöpft, im Gegenteil, sein in die Jahre gekommenen Körper schien drahtig, seine Leibesfülle hielt sich in Grenzen. Er war in Form, soviel stand fest und er hatte noch ein wenig Saft über. Genau wie in Köln gab es zunächts Click Click (von dem 1994 er Album Watusi), und dann das heiter wirkende What Have I Said Now? (Bizarro). Zwei Lieder, die nicht unbedingt zu den besten des Sets gehörten. Da hätte ich mir doch ein wenig mehr Fantasie und eine Abwandlung der Setlist gewünscht. The Wedding Present haben so viele stärkere Lieder, hätten mit Sachen wie Interstate 5, A Million Miles oder California aus einem guten Konzert ein sehr gutes Konzert werden lassen.



So aber verblieb unter dem Strich ein grundsolider Auftritt, der tausend mal besser war als das, was man von den meisten jungen britischen Bands so zu hören bekommt, der aber Luft nach oben hatte. Auf die Schule bezogen: es wäre eine eins drin gewesen, wurde aber "nur" eine zwei.

Die Höchstnote konnte allerdings für die Mimik des Drummers gezückt werden. Der wirkte wie ein Fisch im Trockenen, blies immer mal wieder die Backen auf, pumpte Luft in seinen Lungen, zog die Augenbrauen nach oben, glotzte debil aus der Wäsche. In einem Monty Python Film wäre er glänzend besetzt gewesen. "Die spinnen eben die Engländer", diese ständig wiederkehrende Aussage der Franzosen über ihre Erzfeinde stimmt zumindest immer ein wenig. Aber was wäre das Leben ohne britische Pomusik?

P.S. : Vorgruppe war eine junge japanische Girlgroup namens Toquiwa, die rotzigen Garagenrock spielte. Die Mädels waren nicht gut, aber sehr unterhaltsam, coverten am Ende sogar Wedding Present und soffen meinem Kumpel David das Bier aus.

Setlist The Wedding  Present, La Boule Noire, Paris

01: End Credits
02: Sports Car
03: Girl From The DDR
04: My Favourite Dress
05: Erinner Dich (Klee)
06: Don't Touch That Dial
07: Deer Caught In The Headlights

Seamonsters:

08: Dalliance
09: Dare
10: Suck
11: Blonde
12: Rotterdam
13: Lovenest
14: Corduroy
15: Carolyn
16: Heather
17: Octopussy

18: Click Click
19: What Have I Said Now?




* bei dem Pepe Le Moko wie auf der CD ein paar deutsche Brocken sang


 

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