Sonntag, 3. März 2013

Post Punk Revival mit Savages, The KVB und Motorama, Paris 2013


Konzerte: Savages, The KVB, Motorama
Orte: Le Nouveau Casino, La Mécanique Ondulatoire, La Maroquinerie 
Daten: 23/02/2013; 13/02/2013; 25/02/2013
Zuschauer: jeweils ausverkauft
Konzertdauer: jeweils in etwa eine Stunde

Wer glaubte, das Post Punk Revival sei schon wieder beendet, täuscht sich. In den frühen 2000 er Jahren durch Bands wie Interpol, Yeah Yeah Yeahs oder The Rapture losgetreten, und in den Jahren um 2005 auf seinem Höhepunkt (Bloc Party, Maximo Park, Kaiser Chiefs) angelangt, verlief sich die Bewegung in den letzten Jahren mehr und mehr im Sande. Viele Bands hörten auf (The Rakes, The Long Blondes, The Dead 60s, The Cooper Temple Clause), entwickelten sich in eine andere Richtung, oder liefen ihren einstigen Erfolgen hinterher.
Inzwischen sind aber andere Gruppen hinzugestoßen, die weiterhin in der Tradition von Joy Divsion, der Gang Of Four, oder Siouxsie and The Banshees komponieren. The XX und ihr Minimalsound wäre zu nennen, aber auch Warpaint, The Horros, Wu Lyf oder The Soft Moon.


Savages (Photo Gilles B, merci) aus England scheinen mir in der Tat eine Mischung aus Joy Division der Gang Of Four und Siouxsie Sioux zu sein. Zumindest würden sie gerne so klingen. Die vierköpfige Girlgroup, angeführt von der androgynen Französin Camille Berthomier (John et Jehn) spielten am 23. Februar vor ausverkauften Haus im Nouveau Casino und waren so bemüht und so krampfhaft "dark and mean", daß es schon fast lächerlich wirkte. Camille ließ stimmlich demonstrativ Siouxsie Sioux raushängen, klang dabei aber eher nach einen gescheiterten Blues Sängerin als der New Wave Ikone. Mit ausladenden Armbewegungen schien sie Aerobic auf der Bühne zu betreiben, guckte saumäßig grimmig und keifte in ihre Mikro. Ihre weibliche Begleitband machte hierzu ordentlich Dampf und viel Krach, wirkte aber wie eine ambitionierte Schülerinnenband auf mich. Das war wirklich viel Lärm um nicht viel, wenngleich mir grundsätzlich der Gitarrensound und der knarzige Bass zusagte. Dummerweise gab es aber keinen einzigen Song der hängenblieb und so war das Ganze mehr Pose als sonst was. Die üppigen Vorschusslorbeeren waren Savages definitiv nicht wert.




Interessanter scheinen mir da The KVB aus England zu sein. Kölner kommen beim Erklingen des Namens immer sofort auf die Assoziation Kölner Verkehrsbetriebe, aber die sind hier sicherlich nicht gemeint. Stattdessen reden wir von einem enorm jungen, gemischten Duos, bestehend aus Kat Day (Keyboards) und Klaus von Barrel (Gitarre, Gesang, Keyboard). Die beiden spielten im gut gefüllten Gewölbekeller la Mécanique Ondulatoire und wussten durch ein paar beeindruckende Passagen zu gefallen. Ihr Sound ist hypnotisch, verhallt, psychedelisch und höllisch laut, die kreierte Atmospähre düster und gefahrverheißend. Zwar erfinden sie im Grunde genommen auch nicht viel Neues, klingen vielmehr wie eine Kreuzung aus Joy Divison, My Bloody Valentine und A Place To Bury Strangers, aber Tracks wie Shadows sind schon faszinierend. Die Mischung aus den feuerspeienden Gitarren,den treibenden Beats und der Grabesstimme von.. ließ mich jedenfalls nicht kalt und trieb meine  Puls nach oben. Allerdings standen zwei Spanierinnen vor mir, die trotz des gewaltigen Lärms ohne Unterlass plauderten.

So war der Genuß leider nicht ungestört und dies obwohl ich ganz weit vorne stand.


Schön aber, daß The KVB bei ihren Songs variierten. Da gab es elektronischere Stücke wie Never Enough, psychdelisch verhallte Sachen wie Leaning und eben die Noisekeule wie bei Shadows.


Von The KVB werden wir deshalb sicherlich noch öfter hören und nicht nur im Zusammenhang mit dem Kölner Nahverkehr. Das neue Album Immaterial Visions ist gerade erst erscheinen und dürfte in Indie Kreisen für Aufmerksamkeit sorgen.


 

Abschließend möchte ich hier auch noch kurz Motorama erwähnen. Die russische Band performte wie berichtet am 25. Februar in der ausverkauften Maroquinerie und zeigte, daß man auch völlig bombastfrei und ohne bleiernde Monotonie und Düsternis Post Punk spielen kann. Die Mischung aus den unverschämt flotten Ryhthmen und den herrlichen Melodien ging voll in die Beine und bestätigte meine äußerst gute Meinung der Truppe aus Rostov-On-Don.

 Unter dem Strich kann man sicherlich sagen, daß das Post Punk Revival noch gute Tage vor sich hat. The Cure, Joy Division, Siouxsie Sioux und Wire werden nach wie vor unzählige junge Gruppen in den kommenden Jahren beinflussen.



 

Konzerttagebuch © 2010

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