Montag, 27. Mai 2013

Woodpecker Wooliams, Darmstadt, 26.05.13

Konzert: Woodpecker Wooliams
Ort: Gute Stube in Darmstadt
Datum: 26. Mai 2013
Dauer: 60 min
Zuhörer: knapp 50


Auf den Ausflug in die Gute Stube hatte ich mich schon länger sehr gefreut. Es kamen einige günstige Umstände zusammen, dass ich mal wieder der Einladung der Darmstädter folgen konnte.


Nachdem ich die Musik von Woodpecker Wooliams ja in Paris schon begutachtet hatte, konnte ich meinen Mann überreden, mitzukommen, d.h. wir konnten zusammen mit dem Auto fahren. Das macht das Heimkommen sehr viel einfacher und die Vorfreude ist nicht durch Bedenken getrübt, ob ich den letzten Zug kriege und die Anschlüsse alle klappen. Ganz auf die letzte Minute gab es noch die Nachricht, dass wir auch Sebastian aus Berlin dort antreffen würden, der uns die Gäste für unsere ersten Wohnzimmerkonzerte zu treuen Händen überlassen hatte. Wir hatten uns aber zuvor noch nie persönlich getroffen. Das würde nun an einem so netten Ort nachgeholt werden können. Wie schön!



Anfahrt und Eintreffen verliefen gut und es war eine herzliche halbe Stunde vor Beginn des Konzerts drin, in der wir viele Leute in die Arme nehmen konnten und Neuigkeiten austauschen. Die Gute Stube füllte sich auch recht gut und wie immer direkt nach der Tagesschau ging es los.



Gemma war diesmal ohne Begleitband da. Sie trat wie eine Schauspielerin auf die Bühne: Schlurfend kam sie hinter dem Vorhang hervor, legte ihre Jacken ab, drehte eine in der Dekoration stehende Fotographie auf's Gesicht, setzte sich auf den Boden vor dem Telefon, klemmte sich den Hörer zwischen Schulter und Ohr und begann ihr erstes herzzerreissendes Lied an der Harfe:




Auch später im Set gab es stets vollen Körpereinsatz und zum Teil bühnenreife Einlagen. Z.B. wiegte sie ihre Gitarre wie ein Baby in den Schlaf und bettet es anschließend weich mit ihrer Strickjacke als "Kopfkissen" auf den Boden.



Ganz am Ende saß sie mit einer Harfe auf dem Schoß im Publikum und sang von dort aus unverstärkt. Schließlich zog sie sich wieder an und verließ die Bühne so, dass eine Zugabe ausgeschlossen war. Das Publikum klatschte zu allen Stücken wohlwollend und ließ sich auf die teils fast hysterisch zu nennenden Stücke ein. 


Ich ging aber mit gespaltenem Herzen heim. So schön es in der Stube war und so sehr ich die Musik interessant und intensiv finde, bei mehreren Stücken setzte sie Elektronikschnipsel als Hintergrund ein, die ich nicht anders als Körperverletzend beschreiben kann. Gleich im zweiten Stück gab es hohes Gefiepe auf wechselnden Frequenzen während der ganzen Dauer des Stücks von dem mir heute noch die Ohren klingeln (trotz Hörschutz) und auch später spielte sie zum Teil gegen Krach an.  Ich kann darin keinen Sinn erkennen und ich weiß auch nicht, was sie dazu bringt, ausgerechnet die Ohren der Zuhörer so zu behandeln. Der Aspekt hat mich ziemlich runtergezogen. Ich hätte es normalerweise auch direkt Gemma gegenüber angesprochen, aber ich wollte meinen Mann (der dem entflohen war) nicht unnötig lange im Regen warten lassen. So ein Konzert ist ja auch so eine gewisse Vertrauenssache: Ich höre aufgeschlossen zu, was die Künstlerin erzählt. Aber ich fühlte dieses Vertrauen ziemlich grob mißbraucht. In Karlsruhe wäre ich wahrscheinlich während des Fiepsstückes gegangen und nach Hause gefahren.




Aus unserem Archiv:
Woodpecker Wooliams, Paris, 2. April 2013 (Oliver)
Woodpecker Wooliams, Paris, 2. April 2013 (Gudrun).


1 Kommentare :

E. hat gesagt…

ach mensch, die junge dame habt Ihr mir wirklich voraus. nicht nur dass ich längst über sie geschrieben haben wollte, auch live zu erleben war mir noch nicht vergönnt. und was gäbe ich für körperverletzendes gefiepe! ;-)

 

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