Mittwoch, 19. Juni 2013

Body/Head, Köln, 18.06.13


Konzert: Body/Head
Ort: Museum Ludwig, Köln (King Ludwig #3)
Datum: 18.06.2013
Zuschauer: rund 200 (ausverkauft)
Dauer: Body/Head 40 min, Mike Donovan 30 min



Nach dem Konzertende hatte ich jetzt gut anderthalb Stunden Zeit, über den Abend nachzudenken. Ich hasse das, weil sich Konzertberichte eigentlich während der Show schreiben und hinterher nur getippt werden müssen. Sobald ich über das Konzert nachdenken muß, wird mir alles viel zu kompliziert. Musik muß man mit dem Körper, nicht mit dem Kopf* erleben.

Body/Head ist die neue Band (oder das neue Projekt) von Kim Gordon. Ich habe leider Sonic Youth nie gesehen, mittlerweile ist das eine der drei wichtigsten Bands, die ich nie live erlebt habe. Daher weiß ich bei vielem heute nicht, ob Kim Gordon bei ihrer alten Gruppe ähnlich aufgetreten ist wie heute.

Die Indie-Heldin sah schlecht aus. Auch das muß ich näher beschreiben. Natürlich sieht Kim für eine 60jährige Frau nicht partout schlecht aus, sie ist schlank (an den Armen viel zu abgemagert), sie sah aber ausgemergelt und gebrechlich aus, hatte strohige Haare und sicher nicht wegen der tiefstehenden Sonne eine Brille auf (zumal sie nach Osten guckte).

Das Konzert fing um fünf nach neun an und war viel weniger anstrengend, als wir es uns vorher ausgemalt hatten. Kim sprach / sang in ein stark verzerrtes Mikro, hatte über große Teile nur "wah wah"** als Text. Das Stück (sofern es nur eines war) könnte durchaus auch eine Improvisation gewesen sein. Während es sich so hinentwickelte, passierte immer mal wieder etwas. Kim spielte ihre Gitarre mal mit einem Trommerschlägel, mal mit dem Mikro. Irgendwann drehte sie sich zur Efeu-Wand um und strich die Gitarre über das Laub und schließlich an den Zaundrähten entlang.


Dazu spielte Bill Nace eine zweite Gitarre. Obwohl er über lange Strecken nur sehr überschaubare Rhythmen spielte, bewegte er sich dabei wie ein großer Rockstar. Das wirkte ein wenig bizarr. Aber bizarr war heute vieles.

Das Schlagzeug bediente Ikue Mori, eine seit Jahrzehnten in New York lebende Japanerin. Ihrem Spiel hätte ich gerne länger zugesehen, weil es packend war. Das wollte ich irgendwann im Verlaufe des Konzerts näher beobachten. 

Und da war es ganz plötzlich schon vorbei. "Thanks", nach exakt 25 min und nach einem Stück. Der erste Applaus war also gleichzeitig der letzte!

Gestern habe ich vom Auftritt von Low bei einem Festival in Minneapolis gelesen, bei denen die Band ein Stück 27 min lang gespielt hatte und dann von der Bühne gegangen war. Ob Kim Gordon das auch gehört hatte? 

Body/Head kamen allerdings nach ein paar Minuten zu einer Zugabe zurück. Das Stück hatte ein wenig mehr Text, viel mehr Samples als das erste, einen kurzen Auftritt einer Mundharmonika und viele Geräusch, die wie dieser "singende" Straßenbelag klangen, der vor Kurven oder dem Verlassen der Spur warnen soll. Das hört sich speziell an? So war es auch. Allerdings waren die am Ende mit Pause dann 40 min viel weniger kompliziert anzuhören, als ich mir ausgemalt hatte. Wenn ich nicht Kim gegenüber sehr positiv eingestellt wäre, hätte ich das kurze Konzert vielleicht als banal empfunden. Aber hey, das war Kim Gordon, die da gerade die Gitarre durch den Zaun steckte!

Es war spannend, dieses Projekt einmal zu sehen. Dafür erneut ein großer Dank an das Team vom King Georg (Jan & André) und das Museum Ludwig, dessen Direktor Dr. Phillipp Kaiser eine kurze Begrüßung sprach. Aber es war eben auch mehr speziell als hervorragend.

Auch wenn ich viel über den Abend gegrübelt habe, ist der Bericht wirr geworden, das weiß ich. Am Ende setzt sich eben doch mehr der Körper als der Kopf durch. Und der spricht wirr.

Setlist Body/Head, King Ludwig #3, Museum Ludwig, Köln:

01: Lied 1

02: Lied 2 (Z)

Das Vorprogramm bestritt erneut Mike Donovan von Sic Alps. Das packte mich heute weniger als vergangene Woche vor Scout Niblett. Neben einigen Stücken seiner Band Sic Alps spielte Mike Sololieder, deren Titel ich leider nicht kenne.

Setlist Mike Donovan, King Ludwig #3, Museum Ludwig, Köln:

01: Kid (neu)
02: Nathan Livingston Maddox (Sic Alps)
03: Sing song waitress (Sic Alps)
04: Who has time to protest (Sic Alps)
05: ? ("all that I need is right here in front of me") 
06: Breadhead (Sic Alps)
07: ? ("long distance dream")
08: CO/CA (Sic Alps)
09: ? ("she collects the magazines")
10: ? ("mirror in your face")

* mit dem Inneren des Kopf, also mir jetzt nicht mit Ohren und Augen kommen!
** oder so




3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Ja, hätte etwas mehr sein dürfen. So wie Bill Nace geschwitzt hat, sei die Kürze des Auftrits gegönnt - aber es war insgesamt fast schüchtern.

Falls du sie noch nicht kennst, empfehle ich die Platte SYR 5 von 2000, ebenfalls mit Ikue Mori/Kim Gordon. Ruhiges, aber vielfältiges Geräusch.

Anonym hat gesagt…

Wirr wird es, wenn zuviel über das Aussehen von 60jährigen Musikern
geschrieben wird, deren Aussehen so rein gar nichts mit ihrer Live-Performance zu tun hat. Mehr Contenonce ob der Beschreibung von AUSSEHEN wäre wünschenswert und weniger respektlos. Im direkten vergleich der beiden Body/Head Shows aber, kann man sicher sagen, dass die Besucher der zweiten (indoor)Show, die sicher Glücklicheren waren.

Anonym hat gesagt…

oh, das macht mich jetzt neugierig! wie verlief denn der darauffolgende abend im king georg?

 

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