Freitag, 7. Juni 2013

Thees Uhlmann & Band feat. Casper, Maifeld Derby 2013, 01.06.2013


Konzert: Thees Uhlmann & Band feat. Casper
Ort: Maifeld Derby 2013, Mannheim
Datum: 01.06.2013
Dauer: 70min
Zuschauer: sehr gut gefülltes Palastzelt, max. ca. 3000


Sämtliche großartige Bilder von Christoph! Danke!

Was kann man zu Thees Uhlmann schon noch groß sagen? Oder besser gesagt was kann man nicht über ihn sagen? Lebende Legende! Gevatter Indie (für diesen Ausspruch immer und immer wieder Credits an Casper!)! Die Liste der persönlichen Errungenschaften nimmt kein Ende, wenn man nur mal an Tomte denkt oder die kleine Tatsache, dass Herr Uhlmann mit Reimer Bustorff und Marcus Wiebusch vor nun mehr als 10 Jahren das legendäre Indie-Label „Grand Hotel van Cleef“ ins Leben rief und zwar einfach „weil unsere Musik einfach Niemand wollte und dann haben wir das eben selbst gemacht“. Das Thees Uhlmann immer noch kompromisslos für Indie-Musik steht und dafür eintritt, sollte sein Auftritt an diesem Abend mehr als deutlich machen!

Sowie Thees endlich nach seiner Band die Bühne betrat, brach das gesamte Palastzelt sofort in tosenden, sympathisierenden Beifall aus. Das Set bestand selbstredend zum Großteil aus Songs seines ersten Solo-Albums „Thees Uhlmann“, die dem Publikum mittlerweile merklich ans Herz gewachsen sind (Fanboys in der ersten Reihe, die Thees mit herzzereißender Begeisterung jede Silbe entgegenschrien, auch wenn viele unter ihnen sich vermutlich immer noch fragen werde, was denn nun mit Tomte werden wird). Los ging es mit „Römer am Ende Roms“, das noch mit einer vergleichsweise kurzen Ansage angekündigt wurde. Wer Thees Uhlmann schon einmal live erleben durfte, der weiß, dass er ein Mann der vielen Worte ist. Das mag manchen vielleicht nicht gefallen, ist ihm aber glücklicherweise vollkommen egal, wie man bei der Ansage zu „Sommer in der Stadt“ live miterleben durfte. Thees trug eine einigermaßen lange Anekdote vor und irgendein respektloser Mensch im Publikum meinte wohl, es sei total witzig ihn mit einem Gummiband abzuwerfen. Das Geschoss mit einem kurzen, abfälligen Blick bedenkend, meinte Thees nur „Also bei uns in Hamburg wirft man wenigstens mit Bengalos und nicht so beschissenen Raverbändern!“ Recht hat er und unbeirrt ging es weiter.


Genau dies meine ich mit Kompromisslosigkeit und der gesamte Auftritt trug eine deutliche eigene Handschrift, da Thees Uhlmann einfach das macht, was er gerne macht und sich auch nicht scheut es auf eigene Art und Weise zu machen. Ein weiteres Highlight auch die Tatsache, dass Thees es erwähnenswert fand das Maifeld an sich und das „kleine Dorf namens Indie“ und die gesamte Szene zu zelebrieren und das Lied „Lat:53.7 Lon 9.11667“ allen Anwesenden und Helfern beim Maifeld zu widmen. Obwohl der Tag wirklich schon lang und anstrengend gewesen war, so belebte mich der Auftritt wieder mit Energie und es war toll dabei sein zu dürfen. Spannend erwartet selbstverständlich auch die neuen Lieder des im Spätsommer erscheinenden zweiten Soloalbums von Thees. Auf Uhlmann'sche Art anmoderiert, gab es zunächst „Zugvögel“, das man bereits in einer Videogrußbotschaft vor den Festivals auszugsweise hören durfte und auch live sehr vielversprechend klang und gegen Ende des Sets noch „Die Bomben meiner Stadt“, das mir zugegebenermaßen eine Portion Skepsis abverlangte, aber man wird sehen, wie das im Endeffekt auf dem Album klingt.


Nach „17 Worte“ dann der große Moment, um den ich das Universum angefleht hatte: die zweite Strophe von „& Jay-Z singt uns ein Lied“ neigt sich dem Ende zu, der Refrain setzt wieder ein, mein Puls liegt bei circa 200 und dann passiert es tatsächlich genauso verrückterweise, wie ich es bereits letztes Jahr bei „10 Jahre GhvC“ miterleben durfte: Casper springt auf die Bühne und rappt seinen Part in „& Jay-Z singt uns ein Lied“! Das war einfach nur wundervoll. „Auf & Ab, Euphorie und zuckersüße Lethargie. Weg und Ziel zugleich, nur noch Fragen die blieben, für die Komödie gezahlt, aber für das Drama geblieben.“ Eine meiner persönlichen Lieblingspassagen, in einem an sich bereits wundervollen Song. Casper rappt mit solcher Vehemenz und Kraft, wie man es gewohnt ist und das sowieso schon tobende Palastzelt nimmt den Lautstärkepegel an, den man von Caspers Konzerten gewohnt ist: ohrenbetäubend! Ich persönlich war zu diesem Moment und von diesem Moment an schon etwas weggetreten, einfach da ich mir das genauso so sehr gewünscht habe und Caspers geschriene Frage „MANNHEIM? HABT IHR NOCH BOCK?!“ konnte ich vor lauter Begeisterung schon gar nicht mehr richtig beantworten.



Pure Gänsehaut und Glückseeligkeit, als die ersten Töne von „XOXO“ das Zelt erfüllen und ich kann nicht mehr klardenken. Ein Privileg für jeden Fan diese Kombination aus den beiden Features im Original einmal miterleben zu dürfen und ich weiß nicht wohin mit meiner Begeisterung. Im Zweifelsfall einfach Springen und Mitschreien, bis man nicht mehr kann und genau das mache ich dann auch! Das Casper, der meines Wissens nach an diesem Abend zum ersten Mal seit Dezember 2012 auf der Bühne stand und einfach nur noch vor sich hingrinste und strahlte, das Publikum beobachtete und auf die gewohnte rauhe Art und Weise anwies angebrachterweise auszurasten, war auch wunderbar mitzuerleben, da man ihm spürbar anmerkte, wie sehr er es genoss wieder auf der Bühne zu stehen und gar nicht wusste, wohin mit der aufgestauten Energie. Um mich herum nur noch Fangesänge des Refrains von „XOXO“, Gekreische von Indiegirls, man springt, liegt sich in den Armen und genießt diesen besonderen Moment. Wie perfekt sich Thees Uhlmann und Casper widersprechen und zugleich ergänzen lässt sich bereits an den beiden Features ablesen, allerdings nimmt das live noch eine andere Dimension an, wenn sich die beiden förmlich in den Armen liegen und Casper vor lauter Begeisterung seinen Einsatz zur zweiten Stophe von „XOXO“ verpasst. So muss das sein! Ich werde jetzt nicht die passende Textstelle aus „XOXO“ dazu zitieren, da sich jeder Casper-Fan genau denken kann, was man hier jetzt schreiben könnte! Es war einfach wunderbar.



Auch wenn die beiden neuen Songs mich noch nicht hundertprozentig überzeugen konnten, konnte Thees Uhlmann an diesem Abend abermals seinen Status als lebende Legende, als Hamburger Original (ja, ich weiß, dass er eigentlich aus Hemmoor kommt!), als kompromisslos guter, sehr souveräner Entertainer unterstreichen und lieferte mir insbesonders durch den Gastauftritt von Casper die Kirsche auf der Sahnehaube auf dem Törtchen, dass sich Maifeld Derby Wochenende nannte – und das bereits am Samstagabend. Man könnte mir vorwerfen, dass der Vergleich minimal dick aufgetragen ist, aber für mich fühlte es sich haargenau so an. Wir verließen schweigend das Gelände, stiegen schweigend ins Auto und fuhren schweigend nach Hause. Und zwar vor Begeisterung strahlend, weil wir ausnahmsweise mal keine Worte mehr fanden. Das muss man erstmal hinbekommen. Einfach nur „DANKE!“ für das erste Highlight des noch jungen Festivalsommers!


Setlist: Thees Uhlmann & Band feat. Casper, Maifeld Derby 2013, 01.06.2013

01: Römer am Ende Roms
02: Das Mädchen von Kasse 2
03: Vom Delta bis zur Quelle
04: Zugvögel (neu)
05: Lat: 53.7 Lon: 9.11667
06: Sommer in der Stadt
07: Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf
08: 17 Worte
09: & Jay-Z singt uns ein Lied (mit Casper)
10: XOXO (mit Casper)
11: Die Bomben meiner Stadt (neu)

12: Die Nacht war kurz (ich steh früh auf) (Z)
13: Die Toten auf dem Rücksitz (Z) 

Das gesamte Fotoset von Christoph hier: http://www.flickr.com/photos/-christoph-/with/8971731165/


 

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