Mittwoch, 11. September 2013

Frontier Ruckus, End Of The Road Festival, 01.09.13


Konzert: Frontier Ruckus
Ort: Larmer Tree Gardens (End Of The Road Festival)
Datum: 01.09.2013
Dauer: 45 min



"Wir haben nicht geschlafen. Wir sind aus Deutschland hierher gefahren und um vier Uhr angekommen." Und zwar nicht aus Aachen sondern aus Dresden, wo die Band aus Detroit beim Sound Of Bronkow am Freitag aufgetreten war (auch darüber haben wir berichtet). Sehr viel Aufwand für ein 45-minütiges Konzert an einem Sonntag um 11.45 Uhr.

Trockener Folk mit Banjo und Mundharmonika ist normalerweise nichts, für das ich mich nach einer kurzen Festivalnacht aufraffen kann, den nächsten langen Tag bereits mit der ersten Band zu eröffnen. Aber das bisherige End Of The Road Festival war so gut, warum sollten mich nicht auch Frontier Ruckus begeistern? 

Meine Vorurteile erwiesen sich schnell als Quatsch. Daß Sänger Matthew Milia seinen Kollegen Zachary Nichols vor dem ersten Lied als Belle & Sebastian Fan outete, war da sicher hilfreich, aber nicht der Grund, warum mich die drei Musiker aus Michigan so schnell in ihren Bann gezogen haben. Die melancholischen, sehr poetischen Lieder, die phänomenal schön mit Gitarre, Banjo, singender Säge, Trompete, Keyboard und Melodica intrumentiert waren, hatten nichts mit meinem Vorurteil von einem Huckleberry-Finn-Bluesfolk zu tun. Frontier Ruckus spielen stattdessen einen Folk-Pop, der an Bands wie Okkervil River erinnert.


What you are, das mich nicht nur wegen der Mundharmonika an The river von Bruce Springsteen erinnerte, war eines der schönsten Stücke des Sets. Am meisten beeindruckte mich aber Eternity of dimming, das die schönste singende Säge enthielt, die ich je gehört habe und die die Melodie zu solchen Zeilen wie "an eternity of dimming, you turn to me, I’m slimming, the graininess is winning every night, clarity’s a rarity and it once was young and brimming" spielte. Frontier Ruckus kommen aus der Gegend um Detroit, dem sterbenden Industrieherz der USA. Daß man da keinen Miley Cyrus-Pop schreibt, liegt auf der Hand, die düstere Umgebung in solche Liedperlen zu verwandeln und die dann noch mit Trompete, Melodica und singender Säge in solche Schönheiten aufzufrischen, ist aber dann noch einmal ein weiterer Schritt - einer der herausragend gut funktionierte!



Dazu passte ganz wunderbar der kleine Pausenfüller, als Matthew seine Gitarre stimmen musste. Banjo-Spieler Matthew (der mit seiner Fönfrisur und dem buschigen Schnauz Trio mit vier Fäusten entsprungen zu sein schien) und Zachary stimmten Over the rainbow an und Zachs Säge übernahm Judy Garlands Gesangspart. Das hört sich fies-kitschig an und bei einem Band aus Detroit klischeehaft. Es war nichts davon, es war das schönste Stück Musik, das man sich vorstellen kann!



Weitere herausragende Lieder des kurzen Sets waren ein Stück über Ungeziefer (Silverfishes) oder das unfassbar bittere Dealerships

Nein, es war wirklich keine doofe Idee, so früh zum Festival aufzubrechen. Sie bescherte mir ein unverhofftes Konzerthighlight und die Erkenntnis, daß musikalische Vorurteile zwar oft helfen aber manchmal eben auch die Sicht zu sehr einschränken.

Setlist Frontier Ruckus, End Of The Road Festival:

01: The latter days
02: Mona and Emmy
03: Dealerships
04: Over the rainbow (Judy Garland Cover)
05: Eternity of dimming
06: Careening catalog immemorial
07: What you are
08: Splendid world
09: Silverfishes
10: Nerves of the nightmind

Links:

- aus unserem Archiv:
- Frontier Ruckus, Dresden, 30.08.13



2 Kommentare :

Gudrun hat gesagt…

Da hätte ich den netten Jungs ja glatt einen Gruß mitgeben können!

E. hat gesagt…

eine der aktuell besten bands der welt.

 

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