Dienstag, 21. Januar 2014

My Year In Lists- die 30 besten Konzerte (Oliver Peel)



My Year In Lists- die 30 besten Konzerte (Oliver Peel)

Auch in diesem Jahr dürfte ich deutlich über 230 Konzerte gesehen haben. Leider habe ich aber viel seltener als früher davon berichtet. Meine Ausrede ist hierfür Zeitmangel, denn ich habe 17 Wohnzimmerkonzerte organisiert und das hat mich ziemlich in Anspruch genommen. Was wiederum eigentlich dann doch nicht als Ausrede taugt, weil Jens und Gudrun sebst ihr Wohnzimmer zu Konzertvenues hochsterilisert haben und trotzdem fleißig Berichte abgeliefert haben. Nun ja, wie auch immer, ich hoffe 2014 wieder mehr zu schreiben.

Zu meiner Liste ist zu sagen, daß von einer Band, die ich mehrere Male gesehen habe, jeweils nur das beste Konzert in die Wertung eingeht. Oliver Peel Sessions wurden wie immer gar nicht berücksichtigt, die liefen außer Konkurrenz. Die Plätze 1 bis 5 waren alle sagenhaft gut, 5-15 auch noch äußerst denkwürdig und 15-30 auch noch überdurchschnittlich gut. Wobei die Plätze zwischen 15 und 30 hinsichtlich der Rangfolge auch hätten anders ausfallen können, eine Differenzierung fiel mir da enorm schwer.

30: Jens Lekman, End Of The Road Festival, England. 1. September 2013


Alter Schwede! War wirklich ein euphorisierendes Konzert von Jens bei dem herrlichen End Of The Road Festival! Dabei hatte ich eigentlich noch einen höchst mittelmäßigen Auftritt von Lekman beim Pitchfork Paris 2011 in Erinnerung. Im Sommer in England gab es aber nix zu meckern, das hat wirklich Laune gemacht und war umwerfend charmant!

29: Angel Olsen, End Of The Road Festival, England, 31. August 2013


Gleiches Festival, gleiche Bühne (Garden Stage) aber viel trister und statischer gehalten als der Auftritt des Schweden. Die junge Angel Olsen verblüffte mit ihrem Tunnelblick, den rabenschwarzen Songs mit den krassen Texten und ihrem großen Talent. Und was für eine Stimme die hat, sagenhaft!




28: Nive Nielsen And The Deer Children, Maison du Danemark, Paris, 13.04.13


Charmattacke von Nive Nielsen und ihrer tollen Band im dänischen Kulturinstitut auf den berühmten Champs-Elysées. Live entfalten die Lieder ihre ganzen Qualitäten. Nive ist definitiv mehr als nur eine sympathische Popsängerin, das hatte hat mehr Tiefgang und auch Rock-Spirit als man oberflächlich denken könnte. 



27: Sophie Hunger, La Cigale, 29. Januar 2013

Die große Sophie Hunger mit einem weiteren super Konzert. All ihre Konzerte sind herausragend, sie gibt sich immer dermaßen viel Mühe, lebt ihre Musik so wahnsinnig intensiv und hat eine ausgezeichnete Band um sich. Hätte insofern eigentlich noch viel weiter vorne landen können.

26: The Walkmen, End Of The Road Festival, 01. September 2013

The Rat, das ist ihr großer Hit, der am Ende immer für Extase sorgt. War auch beim End Of The Road so. Hamilton Leithäuser ist auch schon ne ziemlich coole Sau auf der Bühne da vorne, wenn er mit einer Hand in der Hosentasche und grimmigen Blicks in sein Mikro krächzt. Zu schade, daß sich die Band nun trennt. Was ist von Leithäuser solo zu erwarten?

25: Marie Flore , Myra Lee, Le Trabendo, 14. Juli 2013.


Zwei herausragende Sängerinnen der Pariser Szene, die ich beide schon seit vielen Jahre beobachte, die aber immer noch kein Debütalbum herausgebracht haben. An den Musikerinnen liegt es nicht, sondern eher am Markt, der solche Perlen links liegen lässt und stattdessen irgend eine andere Scheiße herausbringt. Mit Marie-Flore und Myra Lee hat man in Frankreich die perfekte Antwort auf Cat Power und PJ Harvey und beide haben inzwischen hervorragende Bands am Start und gaben im Trabendo am Nationalfeiertag jeweils ihre besten Konzerte überhaupt.

24: Les Colettes, Divan Du Monde, 26. Januar 2013

Die drei Pariserinnen Les Colettes sind so fantastisch, daß sie Ende des Jahres 2013 sogar im Vorprogramm von Nick Cave im großen Zenith spielen durften. Eine außergewöhnlich gute Girlgroup, die mit ihrem isländisch angehauchten (Björk lässt grüßen) Indie Rock auch international gefallen dürfte. Und hey, die Sängerin hat keinen Akzent!!

23: Laura Veirs, Divan Du Monde, 06. November 2013

Warum Laura Veirs nicht noch bekannter ist, ist mir ein Rätsel. Ihr neues Album ist gewohnt stark und die Liveumsetzung gelang gemeinsam mit Karl Blau auch ganz wunderbar.

22: Youth Lagoon, Pitchfork Festival, 26. November 2013

Mann, was hat der Kerl für eine eigenartige Stimme! Aber die Lieder und der Vortrag waren tadellos, mehr noch: hypnotisierend!

21: Blouse, La Flèche d'or, Paris, 1. Dezember 2013


Überraschend gut, was man von der Amerikanerin Charlie Hilton (nicht mit Paris verwandt glaube ich) und ihrer Band zu hören bekam. Ich hatte sie schon einmal im Point Ephémère zur Tour zum ersten Abum erlebt und war eigentlich nicht sonderlich begeistert gewesen. Hier aber passte alles, der Sound, die dreampoppigen Songs, die Stimme. Tolles Konzert!

20: Cléa Vincent, Alma Forrer, Baptiste W. Hamon, Ollie Joe mit Guillemette Foucard, 10. Oktober 2013




Hach war das schön! Die (ganz) junge Pariser Folkszene hatte sich im Gewölbekeller des urigen Pop In eingefunden, um warmherzigste und aufrichtigste Musik zu spielen. Und dies mit französischen Texten! Schon seit ungefähr zwei Jahren ist es nicht mehr unabdingbar, auf englisch zu singen. Es gibt inzwischen eine Art Rückbesinnung auf die Muttersprache in der französischen Musikszene und das ist auch gut so. Von den jungen Musikern die am 10. Oktober auf der kleinen Bühne des Pop In standen, werden wir zumindest in Paris noch einiges hören, sie sind allesamt enorm talentiert.


19: Lambchop, Band Of Horses, Cité de la Musique, 1. Juli 2013

Oh, das war was für Feinschmecker, bzw. Feinhörer! Beste Akustik und wunderbar ausgewogene und erlesene Konzerte dieser beiden exquisiten Folkbands, die bewiesen, daß man nicht laut spielen muss, um das Publikum zu begeistern.

18: Sarah Blasko, Café de la Danse, 16. April 2013

Die schwedischste aller Australierinnen hat einfach eine sagenhafte Stimme (weich und doch ein wenig rauchig), eine außergwöhnliche Ausstrahlung und etliche gute gute Songs zu bieten. Das neue Album.. ist auch live ein Knüller. 



17: Rodriguez, La Cigale, 5. Juni 2013

Die wundersame Wiederauferstehung des Sixto Rodriguez. In den zwei Tagen vor diesem Konzert in der ausverkauften Cigale hatte er Konzerte im Zénith gegeben, die übel verrissen wurde, weil er stark betrunken aufgetreten war und kaum singen konnte. In der Cigale becherte er zwar trotzdem ständig Rotwein, die meisten seiner Kulthits inlusive des Sugarman bekam er aber erstaunlich gut hin. Dennoch extrem schade, daß er wieder an der Flasche hängt. Er ist ein außergewöhnlicher Musiker und könnte in nüchternem Zustand noch viel bessere Konzerte geben, seine Lieder sind zeitlos schön.

16: Juana Molina, Le Petit Bain, 16. November 2013


Molina ist schon in den Fünzigern, klingt aber innovativ wie eine ganz junge Künstlerin. Ihre geloopten Songs auf spanisch sind unfassbar kreativ und eigenständig, ihr Konzert mit Band im Petit Bain war ein Knüller.

15: Marissa Nadler, Espace B, 15. April 2013

Hach, diese entzückende Nadlerin! Schwarzes Harr, weiße Haut, rote Lippen und dann diese ungemein berührende Stimme, die aus dem Jenseits zu kommen scheint. Nie habe ich sie besser erlebt als an jenem Tage, das Konzert war wirklich zum mit der Zunge schnalzen und die Musikerin für ihre Verhältnisse ungewöhnlich locker und fröhlich.




14: Julie Doiron, Espace B, 14.02.2013


Julie Doiron mit neuem Mann, neuem Kind (im Bauch) und neuen Songs und das Ganze klang so stimmig (und rockig) wie schon lange nicht mehr. Aber wann wird Julie Dorion endlich ein richtiger Star? Sie müsste doch eigentlich mehr als 100 Leute in Paris anlocken. Vorgruppe war die ausgeflippte Amerikanerin Kinrisu, die seit ein paar Jahren in Paris lebt und Songs im Stile von Coco Rosie schreibt.

13: Frontier Ruckus, Le Silencio, 14. März 2013

Tolle Band, sympathisch-natürliche Kerle, starke Songs en masse. Die Amerikaner Frontier Ruckus sind eine der aktuell besten Folkrockbands und spielten im Nobelnachtclub von Regisseur David Lynch ein wundervolles Konzert. Der erste Teil war elektrisch, der zweite akustisch. So wurde wirklich jeder zufriedengestellt.

12: Peter Doherty, La Maroquinerie, 5. Februar 2013

Peter Doherty in richtig guter Form, schön daß man das noch vermelden kann. In der ausverkauften Maroquinerie gab er zwei spontane Konzerte hintereinander und dieser zweite Gig soll der bessere von beiden gewesen sein. Peter performte auch ein paar Stücke des aktuellen Albums von den Babyshambles und bewies, daß man ihn noch nicht abschreiben sollte.

11: Conor Oberst, Le Café de la Danse, 02.02.2013

Conor Oberst war DER Star in deutschen Musikmagazinen 2003 und 2004, aber irgendwie ist es ruhig um ihn geworden. Bright Eyes hat er ad acta gelegt, aber natürlich spielte er etliche Songs dieses Projekts, darunter die alte Perle Lua. Das Konzert war sagenhaft, Conor glänzend aufgelegt und hinterher noch lange von (zumeist weiblichen) Fans  umlagert.

10: Swann, Le Café de la Danse 23. September, L'Hôtel 17. Juni 2013

Chloé alias Swann ist eine der Senkrechtstarterinnen in der Pariser Musikzene. Die junge Frau mit der tiefen Stimme wird schon heute mit Nico verglichen und ihr Aufstieg ist noch lange nicht beendet. Ihre Band ist glänzend und die junge Dame bleibt trotz recht hoher Medienpräsenz auf dem Teppich. Sie ist angenehm höflich und natürlich. Gut so! Ihre Konzerte im Café de la Danse und im Hôtel waren absolut wundervoll und herzerwärmend und im Dezember hat sie glatt noch eine Oliver Peel Session gespielt. Hach!

09: Robi, Le Nouveau Casino, Paris, 20. November 2013

Eine andere Chloé und noch eine Pariser Senkrechtstarterin. Robi singt ebenfalls recht tief, hat genau wie Swann eine ausgezeichnete Band am Start, singt aber auf französisch. Ihre Shows sind sinnlich, intensiv und berauschend, der Gig im Nouveau Casino war ein Triumph und bewies, daß man auch auf französisch singen kann, ohne sich in Trivialitäten zu verlieren oder Richtigung Chanson zu gehen.

08: Françoiz Breut, Le Café de la Danse, 18. Februar 2013

Noch eine Französin, aber Françoiz Breut ist schon deutlich länger im Geschäft als Swann und Robi. Die elegante Chanteuse lebt schon lange in Brüssel, lässt sich aber glücklicherweise immer mal wieder in Paris blicken. Ihre Lieder sind düster, subtil und voller Klasse und entzückten das Publikum im Café de la Danse. Der wahnsinnig lange Applaus am Ende sprach Bände.

07: Troy von Balthazar, La Boule Noire, Paris, 20. März 2013

Der elegantete Melancholiker der Welt performte solo seine schwermütigen Songs zur Begeisterung seiner depressiven Fans. War sowas wie ein Klassentreffen aller suizidgefährdeten Pariser und hat unter dem Strich sauviel Spaß gemacht. Leiden auf hohem Niveau.

06: Scout Niblett, Nouveau Casino, 27. November 2013

Depressive Kost wurde uns auch von Scout Niblett vorgesetzt. Bloß klang das Ganze wesentlich explosiver als bei Troy, weil Drummer Jan Philippe auf seine Felle einhieb wie ein Gestörter. War ein sagenhaft gutes Konzert im Nouveau Casino und dies obwohl Niblett grippegeschwächt antrat und mittags noch krank im Bett lag. Hochachtung vor so viel Einsatz!

05: ChameleonsVox, Nouveau Casino, 8. November 2013

Mark Burgess ist die Stimme der Kultband Chameleons aus den 1980er Jahren. Der Bursche aus Manchester singt noch genauso verraucht und verzweifelt wie zu den Glanzeiten der New Wave Bewegung und seine neue Band spielte mit sensationell viel Druck auf. Songs wie Paper Tigers oder In Shreds mal live zu hören, war ein wahnsinniges Glückgefühl!

04: Kraftwerk, Kunstsammlung Düsseldorf, 16. Janaur 2013 performing Die Mensch Maschine

Kraftwerk schrieben den Soundtrack meiner Jugend. Das performte Album The Man Machine lief bei mir im Kinderzimmer rauf und runter. Die davon stammende Single The Model war meine erste selbstgekaufte Vinylsingle überhaupt. Mit 3D-Brillen schauten die Leute in der Düsseldorfer Kunstsammlung Richtung Bühne, wo alte Säcke in Taucheranzügen hinter Maschinen standen. Ein großes Vergnügen diese Zeitreise in die Vergangenheit, mit Songs die nach wie vor extrem modern klangen.

03: The National, Point Ephémère, 24. Juni 2013


The National in einem winzigen Club vor 350 dauerginsenden Leuten, um die neunen Songs des Albums Trouble Will Find Me zu testen. Und wer war dabei? Der kleine Olli der stolz wie Oskar auf der privaten Gästeliste von The National stand! Yeah, baby!! Ich hätte ja durchaus Eintritt bezahlt, aber die Tickets waren innerhalb einer Minute ausverkauft, ich hatte nicht die geringste Chance auf den Server zuzugreifen. Der Gig toppte die hohen Erwartungen noch, die Stimmung war sagenhaft, die Band glänzend aufgelegt und total locker. Das war Konzertspaß pur!

02: Motorama, Fontenay-sous-Bois, 13. Dezember 2013

Songs von Motorama sind so etwas wie ein legales Suchtmittel und live sind die Stücke noch tausendmal intensiver. Sänger Vald rastete an jenem Dezemberabend total aus und verausgabte sich auf Letzte. Seine Band spielte zu seinem Grabesgesang mit 350 km/h und löste in mir unwiderstehliche Tanzimpulse aus. Am Ende war ich nassgeschwitzt aber glücklich. Ein unfassbar starker Gig, der in die Konzertgeschichte des Pariser Vororts Fontenay-sous-Bois eingehen dürfte. Dabei waren die eigentlichen Headliner die Dum Dum Girls, aber bei denen war es spannender auf die geilen Beine zu glotzen als die Lieder zu hören.

01: Peter Hook, Fontenay-sous-Bois, 20. Dezember 2013


Hooky is Joy Divsion, Hooky is New Order. Kein Mensch braucht heutzutage Ian Curtis oder Barney Sumner. Mehr muss man dazu nicht mehr zu sagen, außer daß man sich die 2014 er Shows von Peter Hook & The Light nicht entgehen lassen sollte. Er ist der Allergrößte, das hat er beim Midi Festival im Juli und im Dezember in Fontenay-sous-Bois bei Paris eindrucksvoll bewiesen!

Nachtrag: knapp nicht in diese Liste reingekommen sind 

Yo La Tengo @ Pitchfork Festival, Built To Spill @ La Maroquinerie, Poliça at End Of The Road Festival, Christopher Owens @ Midi Festival, Spain @ La Flèche d'or, Kid Wise, Wohnzimmerkonzert von Laboratoire des Curiosités, Rue Royale @ Espace B



 

Konzerttagebuch © 2010

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