Montag, 31. März 2014

Les concerts de la semaine à Paris du 31 mars au 6 avril

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Les concerts de la semaine à Paris du 31 mars au 6 avril


Une autre belle semaine de concerts nous attend. Le concert immanquable sera la Oliver Peel Session avec Robi et Céline Tolosa (photo), mais il y a d'autres trucs pas mal du tout, comme Rozi Plain au Pop In le 1 avril ou Elysian Fields au Divan du Monde le 2 avril.

31.03.2014: We Are Scientists et Paws, La Maroquinerie
31.03.2014: Dominique Dalcan et Jo Wedin, Café de la Danse 
31.03.2014: In The Canopy et Aurélie Prunier et Human Teorema, Maison des Pratiques Artistiques Amateurs
01.04.2014: Rozi Plain, Le Pop In
02.04.2014: Elysian Fields, Le Divan Du Monde
02.04.2014: Eagulls, Point Ephémère 
02.04.2014: Showcase Howe Gelb, Fargo Store
02.04.2014: Coming Soon et Hollysiz, Esplanade De La Défense, 17h30, gratuit
02.04.2014: Agua Roja et Julia Losfelt et Athletic Bonnie, L'International 
02.04.2014: Dark Horses, La Flèche d'or
02.04.2014: Yalta Club, Le Réservoir
02.04.2014: Gisèle Pape @ Bonnie and Clyde
03.04.2014: Gardens & Villa, La Flèche d'or
03.04.2014: Klo Pelgag, Café de la Danse
03.04.2014: Plastiscines, La Maroquinerie 
03.04.2014: Oliver Peel Session avec Robi et Céline Tolosa*
03.04.2014: Band Of Skulls, Trabendo
04.04.2014: The Cult Of Dom Keller, Espace B
04.04.2014: King Krule, La Cigale 
04.04.2014: 16 Pac, Le Club 56
04.04.2014: Dorian Pimpernel en showcase chez Nationale 7
04.04.2014: Timber Timbre et Lucius, La Flèche d'or (Pias Nites), complet
05.04.2014: Forest Swords, Point Ephémère
05.04.2014: Tristesse Contemporaine, La Cigale 
05.04.2014: Family Of The Year, La Maroquinerie


Misuk & Dominik von Gerwald, Stuttgart, 15.02.2014

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Konzert: Misuk & Dominik von Gerwald
Ort: Kulturzentrum Merlin, Stuttgart
Datum: 15.02.2014
Dauer: Misuk etwa 85 Minuten / Dominik von Gerwald etwa 35 Minuten
Zuschauer: ca.100


Bericht und Fotos von Fabian aus Stuttgart


Wenn man bestimmte Musik ganz grob gesagt als Brecht-Pop bezeichnen müsste, würde sie nirgendwo in Stuttgart einen geeigneteren Platz als im Merlin finden. Musik von heute mit den Werken des Augsburger Dramatikers zu verbinden und dieses Experiment aufzuführen ist schon auf dem Papier eher was für's Kulturzentrum, aber im Merlin nichts Exotisches, denn es findet beides das ganze Jahr hier statt. Heute eben komprimiert in einem Abend aus Kontrasten, Sitztanz, Interpretation, Erhalt bedeutender Werke, Provokation und vielleicht sogar einem Bildungsauftrag für knapp 100 Leute, die das Merlin besuchen. 
Diesen 'Bildungsauftrag' darf man aber nicht wörtlich sehen, sondern eher mit Augenzwinkern. Als Verein und öffentlich geförderter Kulturstätte hat das Merlin einen solchen auch und dient sicher nicht nur als Tempel für Popfreaks. Heute bilden Misuk, die vierköpfige Band, deren Fokus Bertolt Brechts Werk ist und die mit ihren Liedern die große Bedeutung dieses Manns unterstreichen und erhalten wollen. Denn die Songs basieren ausschließlich auf den Texten Brechts, man möchte sie in einem neuen, zeitgemäßen Gewand darstellen, was Sängerin Eva Gold gleich zu Beginn erwähnt. Bei einem solchen Abend, sind bestimmt auch Deutschlehrer anwesend. Ohne Zweifel lernt man heute einiges dazu, was man sich für den Unterricht abgucken kann, um Brecht oder andere Literaten der Jugend schmackhafter machen, wenn schon Mathesongs auf Youtube funktionieren. Es geht Misuk aber nicht zwangsläufig um die Jugend, sondern stets um Brecht, der primär für alle da ist. So schließen sich viele Kreise, denn natürlich kommt die Band aus Augsburg, Brechts Geburtsort und auch der Bandname ist eine Wortschöpfung von Brecht. Gegründet wurde Misuk im Rahmen des hiesigen Brecht-Festivals, das immer zum Geburtstag des Dramatikers stattfindet, also gerade vor einigen Tagen erneut. Selten touren sie, denn jedes Bandmitglied ist mit vielen Nebenprojekten beschäftigt, ansonsten bringen sie Brecht in die Clubs. Das scheint eine schwere Aufgabe, der ebenfalls Augsburger Popsänger Oliver Gottwald (Anajo, 2011 im Merlin gewesen) ist sich mit Brecht nicht so vertraut, bezeichnet Misuk aber als guten Pop. Augsburgconnection. 
Wie Brecht in Popsongs stattfinden kann, zeigten schon Rammstein ("Haifisch"), Samy Deluxe ("Poesiealbum") oder auch Gisbert zu Knyphausen in "Verschwende deine Zeit" und bauten seine Zeilen bruchstückhaft in ihre Songs ein. Aber nur Brecht? Die Band selbst weiß um die Sperrigkeit, die sie nach kurzem Instrumental-Intro aufzeigen, aber mit äußerst vielseitigem Sound und Genresprüngen abwechslungsreich gestalten. Gitarrist und Bassist Girisha Fernando, Keyboarder Lilijan Waworka und Drummer Stefan Brodte sind Profis an ihren Instrumenten, was allein schon die Tatsache beweist, Brecht-Texte zu vertonen. Die ausgesprochen gute Rhythmusgruppe treibt nach vorn, stützt die langen, kopflastigen Zeilen und gibt ihnen mit Jazz und Disco-Elementen Tempo und eingängige Beats. Sperrig gestaltet sich auch Golds variable Stimme, die mal energisch, schrill, operettenhaft oder nur gesprochen an die von Nina Hagen erinnert, aber viele Ausdrücke beschert, was den Texten ein Gesicht, einen passenden Körper gibt. Zusätzlich beeindruckt auch Golds Textsicherheit. All diese Texte ohne Fehler auswendig vorzutragen ist unglaublich. Sicher hilft es, dass der Text in einem Lied verbunden ist, doch die Texte muss man trotzdem kennen. Und das tut sie hervorragend. Der Zugang ist dennoch schwierig, wenn das der Versuch ist, Brecht zugänglicher zu machen. Hervorstechend ist aber die Art und Weise, wie die Texte in „Vom Geld“ oder „Das Lied vom Schuh“ performt werden. Und jene Zeilen Brechts, die schon Gisbert zu Knyphausen verwendete, sind bei Misuk heute im Gesamtwerk von der „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“ zu hören. 

Gegen Ende spielen Misuk "Surabaya Johnny", das auch die deutsche Indierock-Legende Element of Crime live performt. Das „Solidaritätslied“ wird zum Mitsinghighlight und Eva Gold ist freudig-enthuasiastisch über die Bereitschaft im Publikum. Gold ist neben ihrem variablen Ausdruck, der deshalb auch mal kantig sein kann, immer charmant. Doch Kunst muss in gewissen Maße auch anecken. Brecht ebenso. 

Und auch der heutige Support Dominik von Gerwald, der dies im gesamten Vorprogramm eindrucksvoll beweist. Der kommt jedoch weder aus Augsburg, noch hat er etwas mit Brecht zu tun. Möglicherweise mag er ihn, doch die Musik und Show des eigentlichen Backnangers, der jetzt in Tübingen lebt und als Sänger der Stuttgarter Americana-Folkband Yasmine Tourist auch dem Merlin bekannt ist, hat nur eins mit Brechts Werken gemein: Sie eckt hier und da an. So sehr, das heute einige den Saal verlassen. Das war bei Brecht auch so. Den Zuschauern wird er am Ende dennoch mehr als Misuk im Kopf bleiben. Dass Gerwalds Auftritt bei einem Abend, der Popmusik mit Brecht-Texten verspricht, nur anecken wird, war im Vorfeld schon klar, denn seine neue Soloperformance hat nichts mit Yasmine Tourist, braver Liedermacherei oder gar Brecht zu tun. Neue Performance von Dominik von Gerwald heißt folgendes: Als Sänger von Yasmine Tourist spielte er ab und an Sologigs mit der Akustikgitarre. Seit Anfang diesen Jahres, genauer seit Releaseparty von Kollege Philipp Eißler (BRTHR) im 1.Stock, verschleiert er sich komplett schwarz, spricht kein Wort, spielt nur seine Songs mit Samplings, Hall und Rauschen. Man merkt: Die Maske ist zwar Teil des Ganzen, aber eigentlich soll sie die Aufmerksamkeit komplett auf die Musik lenken, ähnlich wie bei Peter Licht. Doch ein Musiker wird niemals nur durch seine Musik bewertet. Auch das Aussehen, das Auftreten und die Interaktion spielen eine Rolle. Mit der Verschleierung erschafft Gerwald zwar Distanz, aber gleichzeitig 


Aufsehen, denn es ist ein besonderes Merkmal, ein Reizpunkt. Sein Auftreten mit beinah gänzlichem Wegfall von Publikumseinbeziehung umso mehr. Bei Leuten, die von Künstlern in den Arm genommen werden wollen, macht er sich unbeliebt, doch diese geben sich auch mit gefälliger Musik zufrieden ohne wahrhaftig spannende Projekte entdecken zu wollen. Gerwald will nur Musik machen und nicht labern. Das einzige was er heute sagt, ist "The next song ist about killing Huckleberry Finn", eine kühlen Ansage, die wieder ein bisschen provoziert, aber einen unheimlich schönen Song folgen lässt. Es ist sicher Gerwalds Stimme, die auch im Fokus dieses Songs steht, aber genauso die komplette Aufmerksamkeit, die man dieser dramatischen Hymne widmet. Ein Mann allein mit Gitarre kann so viel Strahlkraft im dunklen Raum erzeugen. 
Nach einer halben Stunde Spielzeit spricht er erneut: „Vielen Dank“ - und wünscht einem Publikum, das ihn teilweise links liegen ließ, tatsächlich viel Spaß bei Misuk. Das ist anständig und respektvoll. Freunde werden sie vielleicht nicht, aber man gibt sich die Hand. Sicher hätte das Merlin auch einen 'harmlosen' und lieben Singer/Songwriter einladen können. Vielleicht wusste man auch gar nicht um die große Wandlung des Dominik von Gerwald, schließlich macht er das live erst zum dritten Mal, Yasmine Tourist waren erst letzten Sommer hier zu Gast. Oder die gute Merlin-Bookerin Bärbel Bruns, die das Publikum heute begrüßt, wusste wie so oft genau Bescheid und wollte diesmal nicht den bekannten, warmen Platz im Bett anbieten, sondern auch mal das Dornennest, obwohl es nicht mal so schlimm ist. Genug Punkte sprechen dafür, Gerwalds Show reizvoll und interessant zu finden. Für die, die sich daran stören: Offen zu sein, über den Tellerrand zu schauen, ist das Beste. Heute verlassen eben ein paar den Raum, das ging im 1.Stock raumbedingt schlecht und da waren diese eher mit Bier statt Musik beschäftigt, im Merlin hört das Publikum prinzipiell zu. Und es hört verzerrte Gitarren, laute Trommelschläge, die vom beklebten Macbook gesampelt werden und die raumfüllende Stimme Gerwalds. In einer völlig anderen Umgebung als der im 1.Stock (und einer besseren Anlage als dort), sehen völlig andere Leute, die an den Tischen sitzend gefangen wirken (wer aufsteht, fällt auf) Dominik von Gerwald musizieren. Heute schließt er alle Songs im Gegensatz zum 1.Stock-Gig ab, statt sie von einer Noise-Feedbackwolke in die nächste zu lenken. Aber es ist weiterhin mal brachial, dann fast Stadionrock mit dem Song, dessen Refrain mit „I don't care“ endet und später wieder sanfter. Ruhige und klagende Balladen treffen auf ungestüme Schrammel-Songs, die manchmal ein bisschen The Mars Volta oder Radiohead sind, die er einst gecovert hat. Hier geht Gerwald in seinem breiten und umfangreichen Sound von dumpfen Synthies, düsteren Gitarrenriffs und einigen aggressiven Werken ohne bisherige Titelbezeichnungen auf und bewegt sich auf der dunklen Bühne wie ein Panther im Käfig. Das war zwar nicht Brecht, aber Rilke. Und die Titel seiner Songs weiß bisher nur er selbst, auf der Bühne redet er nicht darüber. Seine EP „Tough Beach“ soll jedoch bald erscheinen. Kombiniert mit dem eher braven, gesitteten Publikum, die Brecht hören wollten und sichtlich wenig mit Gerwald anfangen können, ist es ein amüsantes Bild mit Kontrast. Doch man muss sich drauf einlassen um die Größe zu erkennen, den Umfang, der sich mit Misuk auf alle Fälle messen lässt. Misuk ist zwar nicht musikalisch oder optisch besonders auffällig, aber durch Sängerin Eva Gold hervorstechend. Auch sie ist auf der Bühne nicht immer gefällig und sanft, sie eckt auch mal an. Komisch, dass es hier das Publikum aushält. Zwei komplett verschiedene Herangehensweisen treffen sich an diesem Abend, das macht es so interessant. 

Der Abend zeigt, dass Brechts Texte immer noch ankommen, angenommen werden und interpretiert werden. So viel wie sie enthalten, sind sie heute noch gültig und inhaltlich fordernd. Misuk greifen diese Stimmung auf und vertont sie, es ist neben dem Pop auch ein wenig Theater mit Gestik und Mimik, denn die Texte sind der Grundstein, sie sollen vorgetragen werden. So wird auch das Denken der Leute umgekehrt, Songtexte sind bei Musik nur Beiwerk, kaum relevant, durch "Lorem Ipsum" zu ersetzen, was in allein in der künstlerischen Gesamtbetrachtung eines Werks völliger Unsinn ist. Subjektiv wäre nur die klassische Geschmacksfrage, ob man persönlich einen Song wegen der Musik gut findet, aber den Text weniger. Objektiv kann man ihm aber fairerweise immer Größe zollen. Bis auf kleine Ausfälle tat das heute fast jeder.


Suede, London, 30.03.14

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Konzert: Suede (performing Dog Man Star)
Ort: Royal Albert Hall, London (Teenage Cancer Trust)
Datum: 30.03.2014
Dauer: Suede 130 min, Eagulls 35 min
Zuschauer: ca. 4.500 (nicht ausverkauft)




Wir wussten nicht recht, was uns erwarten würde. "Suede performing Dog Man Star" hieß der Abschlußabend der Teenage Cancer Trust Konzerte in der Royal Albert Hall. Als wir kurz vor Beginn der Vorgruppe unser (upgegradeten) Sitzplätze unten eingenommen hatten, waren der Innenraum und die meisten Sitzplatzebenen erschreckend leer. Die beiden großen Logen über und hinter der Bühne blieben ganz unbesetzt. Es hatte tagsüber noch regulär Tickets gegeben, obwohl damals, als der Vorverkauf startete, alles sofort ausverkauft war. 

Auch inhaltlich war ich ratlos. Laut Aushang würden Suede von halb neun bis gegen elf spielen. Über zwei Stunden war schwer vorstellbar - aber die Teenage Cancer Trust-Konzerte sind auch für die beteiligten Bands besonders, warum also nicht.

Es wurden (Kurzversion - Abreisetag, später ausführlich) zwei Stunden und zehn Minuten und ein zweiter Konzertteil, in dem die Band neben einer Hitparade am Ende fünf B-Seiten der Dog Man Star Zeit und ein neues (und nicht sehr aufregendes) Stück Don't know how to reach you spielte. Begleitet wurden Suede von acht Streicherinnen, die besonders eindruckvoll waren, wenn es vor ihnen leise wurde (bei Still life).

Nach zwei Stunden beendete eine ewig lange Version der 1994er Single Stay together mit Streichern und einem Saxophon-Trio, das für die letzten zwanzig Sekunden auf die Bühne kam, das Konzert. Am Anfang sitzend war nicht immer abzusehen, daß es so gut werden würde, nachdem im zweiten Teil deutlich mehr Konzertatmosphäre aufkam, wurde der Abend hervorragend! Fünf Stunden vierzig The Cure und Suede (plus 35 unnötige Minuten Eagulls) - ein ausgefülltes Wochenende.

Setlist Suede, Royal Albert Hall, London:

Dog Man Star:
01: Introducing the band
02: We are the pigs
03: Heroine
04: The wild ones
05: Daddy's speeding
06: The power
07: New generation
08: This Hollywood life
09: The 2 of us
10: Black or blue
11: The asphalt world
12: Still life

13: Killing of a flash boy (Z)
14: My dark star (Z)
15: Whipsnade (Z)
16: Together (Z)
17: Filmstar (Z)
18: Trash (Z)
19: Animal nitrate (Z)
20: It starts and ends with you (Z)
21: Don't know how to reach you (neu) (Z)
22: The living dead (Z)
23: For the strangers (Z)
24: So young (Z)
25: Metal Mickey (Z)
26: Beautiful ones (Z)
27: Stay together (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Suede, Köln, 21.11.13
- Suede, London, 30.03.13



Le Ron, Halle, 28.03.14

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Konzert: Le Ron
Ort: Goldmund – Kulturcafé, Halle (Saale)
Datum: 28.03.2014
Dauer: ca. 110 Minuten (mit 15 Minuten Pause)
Zuschauer: ca. 40


Vielen Dank an Christopher für den Bericht!

Es muss nicht immer Kaviar sein“ – gut, dachte ich mir, dann aber wenigstens Linsensuppe. Und die wurde im Café Goldmund in Halle an der Saale kredenzt. Noch besser für mich, dass es dort nicht nur kulinarische Leckereien gab, sondern auch den Auftritt der Indie-Folk-Pop Band Le Ron.

Ein kompletter Newcomer ist das Ensemble nicht, bereits 2009 fanden die in Leipzig beheimateten Musiker, mittlerweile in leicht geänderter Besetzung, zusammen. Unverändert blieben seit der Gründung Sänger und Songwriter Le Ron, sowie Bassist Christian, der auch virtuos Akkordeon spielt und damit wesentlich den Musikstil beeinflusst. Dritter im Bunde ist seit zwei Jahren Drummer und Pianist Anjo, welcher einst in der Band von X-Factor-Gewinner David Pfeffer Schlagzeug spielte. Nachdem die Gruppe einige Jahre experimentierte und einzelne Songs auf kleinen Konzerten und Musikwettbewerben vorstellte, erschien Ende letzten Jahres die Debut-EP Am Bahnsteig, welche nun im Rahmen von vier Konzerten in Chemnitz, Leipzig, Halle und Wurzen – präsentiert wurde. 



Das dritte Konzert der Mini-Tournee fand am Freitag im Kulturcafé Goldmund in Halle statt. Die Location weiß durch die interessante Kombi von selbstgemachten Essenskreationen und Musikkultur sowie die betont gemütliche Einrichtung – vieles davon wurde auf Flohmärkten zusammengetragen – zu überzeugen. Musikalisch eine Mischung zwischen Mumford and Sons, Elliott Smith und Tocotronic, interpretieren Le Ron mit einer imponierenden instrumentalen Vielfalt Independent-Folk-Pop mit deutschsprachigen Texten. Gleich zu Beginn startet die Combo mit dem eingängigen Titelsong Am Bahnsteig, der von einer eingespielten Szene aus einem Bahnhof eröffnet wird. Danach Begrüßung durch den Sänger und Songwriter Le Ron, der natürlich wie immer seinen Hut auf hat, was auch im übertragenen Sinne gilt, da sich die anderen Bandmitglieder auch während des weiteren Konzerts mit Redebeiträgern vornehmlich zurückhalten. 


Bühne und Showprogramm sind bei Le Ron puristisch. Die Setlist - mittlerweile 17 Songs - umfasst  alle fünf Stücke der EP sowie einige ältere Titel, die ich schon länger nicht mehr gehört hatte, und auch einige brandneue, erst Anfangs des Jahres entstandene Songs. Die ganz neuen Stücke sind musikalisch meines Erachtens eine Weiterentwicklung, zumal Le Ron jetzt neben Western- auch E-Gitarre spielt (bei Hier und Format C:) und die Songs dadurch dynamischer und poppiger wirken. Zwischen den Liedern unterhält der Sänger das Publikum mit Anekdoten von seinen Reisen, die ihn unter anderem nach Südamerika führten und zu einigen Songs inspirierten, darunter auch  Geschichten – mit Akkordeon und ohrwurmtauglicher Melodie eines der Highlights des Konzerts. 



Dass die Jungs aus Leipzig kommen, erkennt man unter anderem an Südvorstadt-Süd, in dem die letzten Kneipenerlebnisse aus dem Szeneviertel der Messestadt verarbeitet werden. Im Anschluss folgt eine kleine Pause, ehe der zweite Teil mit dem Klassiker Kein Spiel beginnt. Diesen Song spielt die Band schon ziemlich lange, es war einer ihrer ersten überhaupt. In der jetzigen musikalischen Besetzung klingt er für meine Ohren am besten, insbesondere durch das Pianospiel von Anjo, auf dem zum Goldmund gehörenden Klavier. Schöne Idee bei Egal: Anjo kommt nach vorne und begleitete den Rhythmus von Le Ron auf einem Gitarrenkoffer – das Publikum im gut gefüllten Café stimmt mit begleitendem Klatschen ein. Direkt danach gelingt der Band mit  119 stimmungsmäßig ein Wechsel vom fröhlichen Mitmachsong zu einer melancholischen Ballade, ehe Kleinformat zu einer Zugabe herausfordert. Mit Mitfahrgelegenheit packen die drei Musiker dann auch noch die Mandoline aus und schicken das Publikum mit einer eingängigen Folk-Nummer auf den Heimweg.




Insgesamt ein klasse Konzert, vor allem musikalisch wissen Le Ron zu überzeugen. An der Show und Einbindung des Publikums könnte die Band noch ein bisschen arbeiten, ich bin gespannt, was die Zukunft diesbezüglich bringt. Die nächste Chance, das Trio live zu sehen, gibt’s am 17.05. auf dem Querbeet-Pflanzfest in Leipzig oder über die Webseite oder den YouTube Kanal, wo auch ein Livemitschnitt des Liedes Regenschein vom Konzert in Halle eingestellt ist.



Sonntag, 30. März 2014

Pelle Carlberg, Stuttgart, 26.03.2014

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Konzert: Pelle Carlberg
Ort: Ein Wohnzimmer, Stuttgart
Datum: 26.03.2014
Dauer: 114 Minuten (exklusive Pause)
Zuschauer: 45-50 

Alle Fotos: David C. Oechsle

Schwedischer Folk-Pop ist schwermütig, düster und stimmungsvoll. Das gängige Klischee trifft zu, dachte man nach den eindringlichen Wohnzimmerkonzerten der hervorragenden tapete-records-Künstler The Grand Opening im November und Christian Kjellvander vor wenigen Wochen. Pelle Carlberg schlägt einen anderen Weg ein, scheut sich nicht vor fröhlichen Akkorden und verpackt selbst Sentimentales farbenfroh.  

„Als Kind war ich der einzige Junge in meiner Klasse, der Abba mochte. Die Jungs standen alle auf Kiss, ich war da eher wie ein Mädchen“, gesteht der 44-Jährige Schwede angelehnt an den Kühlschrank in einem Gespräch nach dem Konzert und verdeutlicht seine Herangehensweise. In Verbindung mit der tiefen Verehrung Morrisseys und der Smiths, deren „Frankly, Mr. Shankly“ dem Heranwachsenden einst lehrte, dass Songs richtige Geschichten fernab vom Boy-meets-Girl-Topik erzählen können, erschließt sich das künstlerische Selbstverständnis eines der großartigsten Popmusikers, die Schweden in den letzten zwanzig Jahren hervorbrachte. „I don't wanna be a fireman / I just wanna blow out candles“, singt Carlberg. Der Einstieg gerät intensiv: „Oh no! It's happening again“ vom Solo-Debüt „Everything. Now!“ ist in der unverstärkten, dezent reduzierten Präsentation die passende Eröffnung eines ruhigen Wohnzimmerkonzerts voller feiner Momente.  

„Entschuldigt, dass ich nicht so laut singe. Christian Kjellvander hat da schon eine viel voluminösere Stimme“. Das Understatement ist sympathisch, die Ausstrahlung des einstigen Frontmanns der schwedischen Indie-Hoffnung der späten 90er, Edson, füllt den Raum mit Leichtigkeit. Als schon mit „Musikbyrån makes me wanna smoke crack“ der zweite Song den Ausnahme-Songwriter und Storyteller zum Vorschein bringt, deutet sich ein denkwürdiger Abend an. „It was a wednesday night“, beginnt Carlberg in einer solchen und verzaubert daraufhin mit der beispiellosen Schilderung eines traurigen Fernsehmoments. Die bemerkenswerte VH1-Doku von Billy Bob Thornton über den Krebstod Warren Zevons nutzt der Schwede für Reflexionen über sein eigenes Leben, sein künstlerisches Schaffen, seinen Nachlass und Freunde: „Warren had many friends / Springsteen was one of them“, stellt er fest, um anschließend traurig zu schließen: „I thought about my friends / regular busy friends / I wonder if they would come / If I was dying from some kind of strange disease“. Carlbergs lyrische Umsetzung interessanter Gedanken gelingt mit außergewöhnlicher Finesse. Während er auf der einen Seite mit geschicktem Wortwitz und grandioser Komik brilliert – wie in „Fly me to the moon“ und „Go to hell, Miss Rydell“, seinen Abrechnungen mit Ryan Air und einer Kritikerin, die das letzte Edson-Album in der größten schwedischen Tageszeitung verriss –, gelingt es ihm an anderer Stelle auch Melancholie und Ausweglosigkeit mit einem Lächeln zu begegnen. 


Wohnzimmerkonzerte würden ihm, der bisher nur vereinzelt solche spielte, den Raum geben, Songs vertieft zu erklären, Gedanken zu äußern, für die in einem Rockclub keine Zeit sei. So werden hier und da Anekdoten geliefert, deren Schilderung mehr Zeit in Anspruch nimmt als das darauffolgende Lied. Mit enormer Aufmerksamkeit hängen fast 50 Zuschauer an seinen Lippen. 
Nachdem ich Carlbergs letztes – und bisher einziges – Stuttgart-Konzert im Herbst 2011 im Club Zwölfzehn verpasste, weil es mir vor dem riesigen Fan-Ansturm zum DJ-Set des gerade durch die Decke gegangenen Bielefelder Rappers Casper beim „Geek Chic“ im direkten Anschluss an das Konzert graute, erfülle ich mir heute Abend einen Traum. Carlberg tänzelt umher, blickt um sich, bewegt sich immer wieder auf die Zuschauer um ihn herum zu. In seiner Kindheit in Uppsala war der spätere Bestseller-Autor Håkan Nesser einer seiner Lehrer am Gymnasium, der seinen Sinn für Sprache und sein Interesse an Literatur mit Ausflügen und gutem Unterricht weckte. Die damals entfachte Leidenschaft blüht noch heute in den starken Songs auf.

Direkt vor der Pause spielt er beispielsweise „Pelle Carlsberg“, seine pointierte Verarbeitung eines skurrilen Konzerterlebnis in Kuala Lumpur, zum zweiten Mal. Nach der Live-Premiere in Montabaur zwei Tage zuvor wird sein Song über die Kürzung seines Namens auf Konzertplakaten zu „Ex-Edson Pelle“, weil dem Tour-Sponsor – die Brauerei Tiger Beer – die scheinbare Nähe seines Nachnamens zum dänischen Bierriesen zu eng erschien, besonders gefeiert. Während der Song seinem Label nicht ernst genug war, sodass er es nicht auf das letzte Album schaffte, quittiert große Begeisterung heute Abend seine Klasse. 
Zwischen all den großartigen Texten, der Erwähnung des „Law of Jante“ und wichtiger philosophischer Strömungen in Skandinavien, klärt der Mitinhaber einer Stockholmer Herren-Boutique das Stuttgarter Konzertpublikum über die Historie des Kleidungsherstellers „Merz b. Schwanen“ auf. Die schwäbische Arbeitermarke habe in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts besonders gute – weil nahtfreie und beständige – Unterhemden hergestellt, deren Produktion heute wiederaufgenommen worden sei. Nach dem Hinweis, dass er sich in Schwaben befände und Freiburg zu Baden zähle, folgen auf kollektives Lachen weitere großartige Songs. 


Mit Brille und Siebentagebart unterstreicht der stilvolle Mitt-40er gleichzeitig die Relevanz popkultureller Dresscodes. Während des eindringlichen, zweigeteilten Sets kommen zwischen Perlen aller drei Soloalben auch einige neue Stücke zu Gehör, mit denen der bisher beim etablierten schwedischen Indie-Label Labrador Records veröffentlichende Künstler klarstellt, woran heute keiner zweifelt, nämlich, dass er schon längst ein Star sein oder zumindest bekannter sein müsste. Derzeit auf Labelsuche, steht schon jetzt fest, dass sein kommendes, viertes Album großartig wird  (Tapete Records, wäre das nicht etwas für euch?). 

Als die melodiöse Qualität der Stücke mit „Riverbank“ und dem unübetrefflichen, auf einem Natalie-Portman-Zitat beruhenden „Clever Girls Like Clever Boys Much More Than Clever Boys Like Clever Girls“ endgültig offenbar wird, blickt man in durchweg strahlende Gesichter. Mit Understatement, Stil, starken Songs und jeder Menge Witz veredelt Pelle Carlberg einen gewöhnlichen Mittwochabend, den man zum Glück nicht vor dem Fernseher verbringt. Der poppige Chor der Zugabe „Pamplona“ wird schließlich leidenschaftlich mitgesungen, sogar rhythmisch korrekt, was den Sänger zu aufrichtigem Lob verleitet. Mit ironischer Überbetonung entlässt Carlberg das Publikum daraufhin mit einem Cover von „I Believe In A Thing Called Love“ von den augenzwinkernden Glam-Posern The Darkness in die gemütliche Aftershow-Party. In die Kopfstimme verfallend, konterkariert er noch einmal die dünne Linie zwischen Hardrock und übertriebenen Popauswüchsen, zwischen Kitsch und Pomp und – wenn man so will – zwischen Kiss und Abba. Das Gute hat endgültig gewonnen und Pelle Carlberg mit großer Leichtigkeit einige Dutzend neuer Fans. 
Im November wird es vermutlich ein Wiedersehen in unserer Wohnzimmerreihe geben, diesmal mit Band. Die Vorfreude wächst. Bis dahin dürfen wir im Geiste weiter singen: I need a matador's hat, I need a moustache... Nanananana.


The Cure, London, 29.03.14

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Konzert: The Cure
Ort: Royal Albert Hall (Teenage Cancer Trust)
Datum: 29.03.2014
Dauer: gut dreieinhalb Stunden
Zuschauer: ca. 5.500 (ausverkauft)




Freitag The Cure und Sonntag Suede in der Royal Albert Hall - das Programm der letzten Tage der Teenage Cancer Trust Woche in London klang viel zu gut, um nicht zu versuchen, Karten für die Konzerte zu bekommen. Also saßen wir zu dritt vor Bildschirmen und kämpften um jeweils vier Karten für die beiden Daten. Aus Freitag war zwar zwischenzeitlich das Zusatzkonzert am Samstag geworden, der erste Cure Termin war bereits vor Vorverkaufsstart über Fanclubs vergriffen, der Zusatzgig am Samstag passte aber noch besser. Ich kam am weitesten mit meinen beiden Bestellungen, ich hatte meine Kreditkartendaten eingegeben, meinen Sparkassen Secure Code, alles funktionierte scheinbar. Auf dem Rückweg zum wieder einmal vollkommen überforderten Seetickets stürzte die Seite ab. Meine kleine Hoffnung darauf, daß die Zahlung ja bereits ausgelöst war, verschwand, als nicht nur der Warenkorb sondern auch meine Bestellhistorie leer blieb. 

Später kam ein mail "Mike hat Tickets übrig, willst Du die?" Natürlich wollte ich, gleichzeitig wollte ich aber auch nicht, weil meine Freunde keine bekommen hatten. Ich war da, bin es immer noch. Daher auch jetzt nicht sehr viel mehr, draußen ist London und Frühling (am Montag dann ähnlich episch wie der Abend):



The Cure hatten das Konzert sachlich als "3 hour show" angekündigt. Gottseidank war meine Angst, dies nach meinem Tagesstart um 3:00 Uhr stehend nicht durchzuhalten, übertrieben. Die konzertgeplagten Füße hielten. Ein Besuch der Royal Albert Hall steht bei mir seit Jahren auf dem Programm (Last Night Of The Proms, James...), es war heute meine Premiere. Und es war eine überwältigende Premiere! Aber dazu später mehr!

Setlist The Cure, Royal Albert Hall, London:
01: Plainsong
02: Prayers for rain
03: A strange day
04: A night like this
05: Stop dead
06: Push
07: In between days
08: 2 late
09: Jupiter crash
10: The end of the world
11: Lovesong
12: Mint car
13: Friday I'm in love
14: Doing the unstuck
15: Trust
16: Pictures of you
17: Lullaby
18: High
19: Harold and Joe
20: The caterpillar
21: The walk
22: Sleep when I'm dead
23: Just like heaven
24: From the edge of the deep green sea
25: Want
26: The hungry ghost
27: Wrong number
28: One hundred years 
29: Disintegration

30: If only tonight we could sleep (Z)
31: Shake dog shake (Z)
32: Fascination street (Z)
33: Bananafishbones (Z)
34: Play for today (Z)
35: A forest (Z)

36: Catch (Z)
37: The lovecats (Z)
38: Hot hot hot!!! (Z)
39: Let's go to bed (Z)
40: Freakshow (Z)
41: Close to me (Z)
42: Why can't I be you (Z)

43: Boys don't cry (Z)
44: 10:15 saturday night (Z)
45: Killing an arab (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- The Cure, Scheeßel, 22.06.12
- The Cure, Barcelona, 01.06.12
- The Cure, Oberhausen, 16.03.08
- The Cure, Paris, 12.03.08
- The Cure, Leipzig, 04.08.90


Pelle Carlberg, Montabaur, 24.03.14

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Konzert: Pelle Carlberg
Ort: Wohnzimmer in Montabaur
Datum: 24.03.2014
Dauer: zweimal 45 Minuten
Zuschauer: ca. 23




In meinem eigenen Blog habe ich hier in epischer Breite darüber berichtet, wie es zu Pelles Auftritt in Montabaur kam. Das ist aber nicht wirklich ein Konzertbericht, deshalb steige ich hier etwas später ein.

Am frühen Abend holte mein Freund wie verabredet Pelle Carlberg in seinem Hotel ab. Dieser hatte sich bereits im Laufe des Tages per SMS gemeldet, also wussten wir bereits, dass er unsere Kleinstadt gut gefunden hatte. Bei uns daheim lauteten dann die ersten Programmpunkte Soundcheck und Abendessen. Ersterer schien ganz gut zu funktionieren, letzteres ... nun, man sollte, wenn man Arrabiata kocht, und im Supermarkt keine regulären Chilis bekommt, diese nur sehr, sehr vorsichtig durch Habaneros ersetzen. Mein Sauce war unglaublich scharf und mir ziemlich peinlich, immerhin scheinen aber alle Beteiligten ihren Genuss überlebt zu haben. Nach dem Essen waren wir schon relativ spät dran, es musste schnell noch das Buffet für die Gäste aufgebaut werden, dann trafen bereits die ersten Konzertbesucher ein.

Wie bereits in der Vorberichterstattung erwähnt, hatte mein Freund einen Plan: Pelle Carlberg hat ein Lied namens "Pelle Carlsberg", in dem er von einer Asientour erzählt, bei dem sich der Sponsor Tiger Beer verbat, Pelles Nachnamen, der für sie zu sehr nach dem Brauerei-Konkurrenten Carlsberg klang, auf die Plakate zu drucken. Pelle hieß plötzlich nur noch Pelle. Also ging mein Freund vor dem Auftritt mit je einer Flasche beider Sorten Bier zu dem Sänger und fragte ihn, welche von beiden er beim Konzert trinken wollte. Pelle verstand fast sofort, worum es ging, erklärte aber, dass er diesen Song überhaupt noch nie live gespielt habe und auch eigentlich gar nicht mehr wisse, wie er geht. Als netter Künstler war er aber bereit, dem Wunsch nachzukommen, und verschwand erst einmal mit seiner Gitarre in meinem Zimmer, wo er sich den besagten Song in iTunes anhören und üben konnte. 



Inzwischen waren erfreulich viele weitere Gäste eingetroffen, die nun auch langsam und vorfreudig ihre Plätze einnahmen. Ein mit meinem Freund befreundetes Pärchen überreichte Pelle sogar ein Schokoladenpräsent und erklärte ihm, dass sie das Baby, das sie gerade erwarten, auch Pelle nennen möchten. Freundlicher kann man von einem Publikum ja eigentlich kaum empfangen werden ... 

Das Konzert konnte nun beginnen. Pelle spielte zum Großteil dieselbe Setliste wie am Vorabend, ich hatte sie ihm nämlich persönlich aus Christophs Bericht ausgedruckt. Wie bereits in Köln hatte Pelle zu seinen Liedern viel zu erzählen. Teils, etwa bei "Replaceable", war die Geschichte in etwa dieselbe wie am Vortag. Andere kamen neu hinzu, so erfuhren wir zu "Fly me to the Moon", dass der im Song beschriebene Ryanair-Flug nach einem Auftritt in Barcelona stattfand, der den spanischen Gewohnheiten entsprechend erst gegen 1 Uhr früh begonnen hatte - entsprechend müde und frustriert reagierte die Band, als sie horrende Zusatzgebühren für den Transport eines Tamburins bezahlen sollte. 



Auch zu "1983" gab es an diesem Abend eine längere Geschichte darüber, wie der junge Pelle mit seinem besten Freund Nachtspaziergänge in Uppsala unternahm und dabei aus Angst, ausgeraubt zu werden, einem Fremden Geld schenkte. Zu "I love you, you imbecile" gab es zwar keine Geschichte, aber immerhin die deutsche Übersetzung des Titels: "Ich liebe dich, du Schwachkopf". Als letztes Lied vor der Pause kündigte Pelle schließlich den gerade erst geübten Bier-Song an. Dem restlichen Publikum erklärte er, dass Dirk ein "peculiar guy" sei, und wie er ihm die Bierflaschen gezeigt hatte. "Pelle Carlsberg" hatte einst Pelles Plattenfirma nicht gefallen, weshalb der Sänger es seit der Aufnahme 2008 überhaupt nicht mehr gespielt hatte. Statt auf einem Album war der Song nur als Bonus-Download erschienen, angeblich mit einem extra unleserlichen Passwort. Der eben noch geprobte Song klappte dann, nach einer Textpanne ganz am Anfang, sehr gut. Montabaur hatte eine Live-Premiere erlebt.

Es folgte eine Pause für alle Beteiligten, während der Pelle etwas nervös meinen Freund fragte, ob er glaube, dass den Gästen das Konzert gefalle - was dieser bejahte. Anschließend führte er noch ein Gespräch mit Christoph über deutsche und schwedische Bands und Lieder in Originalsprache - was wohl Spuren hinterließ, denn nach der Pause hörten wir als erstes ein schwedischsprachiges Lied, das Pelle Carlberg mit seinen Kindern aufgenommen hat - mit diesen betreibt er nämlich eine Band, die anscheinend anders als er allein bei einem Major Label unter Vertrag ist. 



Kurz danach folgte "Metal to metal", zu dem Pelle wieder dieselbe Geschichte von der Autopanne in Berlin erzählte, dieses Mal mit einer besonders liebevollen Beschreibung des Automechanikers und Imitation von dessen deutschem Akzent.

Zu "Riverbank" erzählte uns Pelle, dass es in dem Song darum ginge, sein ganzes Geld einfach in den Fluss zu werfen, also Konsumkritik. Als Beispiel nannte er die zahlreichen Cremes und Tonics sowie einen Porenverkleinerer, die sich alle in seinem Kulturbeutel befänden, was für deutsche Männer sicherlich befremdlich sei - der arme Christoph wurde gefragt, ob er er denn überhaupt wisse, was Tonic ist: "You don't mix it with gin!"

Nach dem weiterhin großartigen "Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls" war zunächst Schluss. Im Vorfeld hatten wir überlegt, wohin Pelle wohl nach dem letzten Lied abgehen würde. Er entschied sich dafür, ein bisschen auf der Treppe im Flur zu sitzen. Mein Freund, der die Ansage von "Pamplona" mit der Erwähnung der Band I'm from Barcelona ja bereits vom Vortag kannte, hatte die Vinylplatte gut sichtbar bereit gelegt, so dass Pelle bei seiner Erklärung darauf Bezug nehmen konnte. Bei "Pamplona" sangen auch viele, zumindest mehr als in Köln, mit. 


Bei der einen Zugabe blieb es dann auch, Pelle wollte anschließend gerne die bereitgelegte Platte hören und konnte schnell alle seine mitgebrachten CDs verkaufen und sich noch mit einigen Konzertbesuchern unterhalten. Als anschließend noch, ebenfalls auf Wunsch des Künstlers, die Stone Roses aufgelegt wurden, wurde es langsam Zeit, den sehr schönen Abend zu beenden, denn am nächsten Morgen war ja für die meisten ein normaler Arbeitstag. Vorher überreichte ihm Christoph allerdings noch Fotografien der Lego-Versionen aller seiner Albumcover, was Pelle zu der Frage "Oh, you are the Lego Man?" veranlasste. Eines der Cover war ihm nämlich bereits via Facebook bekannt gewesen, er hatte aber nicht gewusst, dass er den Schöpfer kannte.

Ich war relativ überrascht darüber, wie gut mir unser Wohnzimmerkonzert gefallen hat. Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, den Abend selbst genießen zu können, aber alles lief so entspannt ab, dass es wenig Anlass zur Sorge gab, nicht einmal für mich. Leider fängt mein Freund aber auch bereits an, darüber zu reden, dass er noch ein Konzert machen möchte. 



Setliste Pelle Carlberg, Wohnzimmerkonzert, Montabaur:

01: Oh no! It's happening again
02: Musikbyrån makes me wanna smoke crack
03: 1983 (Pelle & Sebastian)
04: Loser of the century (neu)
05: Fly me to the moon
06: I love you, you imbecile
07: Replaceable? (neu)
08: Pelle Carlsberg

09: Varannan vecka (Tvillingarna, Truls & Jag)
10: Because I'm worth it
11: How I broke my foot and met Jesus
12: Metal to metal
13: Salt (neu)
14: Go to hell, Miss Rydell
15: Riverbank
16: Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls

17: Pamplona (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Pelle Carlberg, Montabaur, 24.04.14 (Christoph)
- Pelle Carlberg, Köln, 23.03.14 (Ursula)
- Pelle Carlberg, Köln, 23.03.14 (Christoph)
- Pelle Carlberg, Köln, 22.09.11
- Pelle Carlberg, Köln, 25.08.09
- Pelle Carlberg, Köln, 23.11.07


Bilder: Dirk von Platten vor Gericht

Samstag, 29. März 2014

Konzertankündigung: Olli Schulz

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Tourankündigung: Olli Schulz

Termine: s.u. 


  

„Neulich hat mir einer bei MySpace geschrieben, dass er mich früher besser fand als jetzt und dann hab ich geschrieben 'Schade, ich find' dich jetzt besser, als früher.'“


Eine Aussage, die dem 2012er Album „SOS - Save Olli Schulz“ entstammt, aber bei Olli Schulz, seines Zeichens Hamburger Singer-/Songwriter und mittlerweile Privatfernseh-Entertainment-Allzweckwaffe, stärker denn je zum alltäglichen Diskurs gehören dürfte. Zwar ist MySpace immer noch Schnee von Vorgestern und Olli hat nach eigenen Aussagen seine Social-Media-Präsenz in die Hände seines Managements übergeben, da er sich mit eben solchen Aussagen – verständlicherweise – nicht mehr auseinandersetzen will, aber als halbwegs informierter Mensch kann auch ich nicht umhin die Nase leicht zu rümpfen, wenn man auf Facebook Kommentare des ultimativen Unwissens lesen darf, wie „Olli Schulz und der Hund Marie?! :D“ - es blutet still, das Indie-Herz.

Wir schauen uns in Darmstadt mal an, was der Herr Schulz mit voller Bandbesetzung im Rücken so auf die Bühne bringen wird und hoffen sehr, dass es auch dieses Mal die liebevoll zusammengestellte Ipad-Diashow mit Eichhörnchen und Baby-Eulen geben wird.

Tourdaten:

29.03. Bremen - Nordlicht-Festival
30.03. Dresden – Beatpol
31.03. Darmstadt – Centralstation
02.04. Würzburg – Posthalle
03.04. Augsburg – Kantine
04.04. Kaiserslautern – Kammgarn
05.04. Schaffhausen (CH) – Kammgarn
06.04. Düsseldorf – Zakk 




 


Freitag, 28. März 2014

Pelle Carlberg, Köln, 23.03.14

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Konzert: Pelle Carlberg (Saender Reihe)
Ort: Theater Die Wohngemeinschaft, Köln
Datum: 23.03.2014
Dauer: 100 min (netto)
Zuschauer: fast voll (knapp 60)


Neulich vor dem Tatort: Pelle Carlberg in der Kölner Wohngemeinschaft

Am Montag fand bei mir daheim ein Konzert statt, und zwar mit dem schwedischen Sänger Pelle Carlberg. Eigentlich hätte man dessen Ankunft also bequem auf dem heimischen Sofa abwarten können, stattdessen fuhren wir aber am Sonntag nach Köln, um das Konzert des Vorabends auch mitzunehmen. Schließlich kann man ja nicht wissen, wie viel man von einem selbst veranstalteten Konzert mitbekommt, außerdem konnte sich man auf diese Weise dem Künstler vorstellen, bevor sich dieser am nächsten Tag Richtung Westerwald ins für ihn Ungewisse aufmachen sollte.


Die Wohngemeinschaft ist ein gemütliches Café im Retrostil mit zahlreichen lustigen Ecken, etwa einem Tischtennisraum und einem alten VW-Bus. Außerdem hat sie einen kleinen Konzertsaal, wobei dessen Bühne ebenfalls den Charme eines 60er-Jahre-Wohnzimmers und auch dessen Ausstattung hat. Der bestuhlte Zuschauerraum war nach dem Einlass schnell komplett gefüllt, so dass das Konzert bereits kurz nach halb sieben losgehen konnte.




Pelle Carlberg ist bei seiner aktuellen Tournee allein mit seiner Gitarre unterwegs. Er ist einer dieser Musiker, die zu so gut wie jedem ihrer Songs eine Geschichte erzählen können, entsprechend wurde zwischen den einzelnen Liedern viel gesprochen. Zunächst erfuhren wir, dass Pelles Lieblingsmannschaft aus Uppsala im schwedischen Fußballpokalwettbewerb einen der Favoriten geschlagen habe, weshalb der Sänger beste Laune hatte.


Vor dem neuen "Replaceable?" fragte er kurz in die Runde, wer ihn schon live gesehen habe und erklärte dann: "For those of you that know my music, this is a new song. For the rest of you .. I guess it's just another song." Außerdem habe er das Lied vor seiner Abreise für seine Tochter und deren Freundin gespielt, um die Behauptung der Tochter, dass er "Rockstar" sei, zu belegen. Nach der ersten Strophe habe aber ein iPhone gesummt und beide Mädchen hätten sofort das Interesse an dem Song verloren und ihn entlassen. Wenig später folgte das ebenfalls neue "Loser of the century".


Vor "Metal to metal" hörten wir eine längere Geschichte über eine Fahrt im Minivan nach Berlin, wo das neue Auto plötzlich unerklärlicherweise in Wedding liegen blieb - bis ein schließlich gerufener Mechaniker erklärte, "metal to metal" sei in einem Motor nicht so gut, weshalb es unerlässlich sei, als Fahrer auch ans Öl zu denken. Dieses Missgeschick regte Pelles damalige Frau so auf, dass es letztlich die Trennung vorbereitete, weshalb einem das Lachen bei diesem an und für sich eher humorvollen Song im Halse stecken blieb. Außerdem erklärte Pelle anschließend in Bezug auf den vorangegangenen Song, wegen dieser Geschichte sei er der "Loser of the century".

Nach einer kurzen Pause, die der recht verschwitzte Pelle nutzte, um sich umzuziehen (wobei er sich hinsichtlich des Bühnenoutfitwechsels scherzhaft mit Madonna verglich), ging es weiter mit den Liedern und Geschichten: "Because I'm Worth It" bezieht sich auf eine These von Pelles Vater, dass die Generation der in den 70er Jahren Geborenen die erste sei, die unbedingt alles haben wolle. "Crying all the way to the pawnshop" ist das von Pelle erdachte Gegenteil zur Redensart "Laughing all the way to the bank", "How I broke my foot and met Jesus" handelt von einer schmerzhaften Sportverletzung mit anschließender Morphiumverabreichung. "Salt" ist ein neuer, ernster und trauriger Song über Liebeskummer und -schmerzen und "Go to hell, Miss Rydell" ein älteres Lied über einen wütenden Anruf bei einer Musikjournalistin, die Pelles Band Edson verrissen hatte.


Manchmal nahmen die Erzählungen mehr Zeit in Anspruch als die eigentlichen Songs, und wir wurden auch an einer Stelle besorgt gefragt, ob das störe. Aber natürlich verneinten alle, denn die lustigen Geschichten machen ja gerade den Charme eines Pelle Carlberg-Konzertes aus.

Letztes Lied des Hauptteils bildete das lang-betitelte (Pelle zählte uns die 13 Worte vor) "Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls", was auch einst der erste Song war, den ich von dem Künstler kannte - es ist auch bis heute mein Lieblingslied.


Natürlich folgten noch Zugaben, zunächst das von der ebenfalls schwedischen Band I'm from Barcelona inspirierte "Pamplona", vor dem Pelle ins Publikum fragte, ob wir gerne mitsingen würden, was ein einziges, weibliches, durchaus begeistertes "Yay!" erntete - und anschließend natürlich großes Gelächter. Außerdem wurden wir besorgt gefragt, ob wir denn noch Zeit hätten, gleich käme doch diese Krimiserie, "German CSI".

Dadurch, dass wir als Publikum bestätigten, es nicht sonderlich eilig zu haben, verdienten wir uns noch zwei Zugaben, nämlich eine recht gruselige Coverversion des ohnehin eher unschönen "I believe in a thing called love" von The Darkness, zuletzt folgte "Tired Of Being PC", bei dem es einige charmante Textprobleme gab.

Anschließend und nach begeistertem Applaus hatten wir noch die wichtige Aufgabe, dem Künstler mitzuteilen, dass wir seine Gastgeber des folgenden Abends sein würden und dass es diesen komischen Ort "Montabaur" tatsächlich gibt. Ob Pelle Zweifel daran hatte, ist nicht bekannt, aber er schien sichtlich erfreut zu sein, dass wir bereits zum Kölner Auftritt erschienen waren. Anschließend begaben wir uns prompt zurück in den Westerwald und freuten uns gespannt auf den nächsten Abend.


Setlist Pelle Carlberg, Die Wohngemeinschaft, Köln:

01: Oh no! It's happening again
02: Musikbyrån makes me wanna smoke crack
03: 1983
04: Replaceable (neu)
05: Fly me to the moon
06: I love you, you imbecile
07: Loser of the century (neu)
08: Metal to metal

09: Sunday, lovely sunday (Edson)
10: Because I'm worth it
11: Crying all the way to the pawnshop
12: How I broke my foot and met Jesus
13: Salt (neu)
14: Go to hell, Miss Rydell
15: Riverbank
16: Clever girls like clever boys much more than clever boys like clever girls

17: Pamplona (Z)

18: I believe in a thing called love (The Darkness Cover) (Z)
19: Tired of being PC (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:

- Pelle Carlberg, Köln, 23.03.14 (Bericht von Christoph zum selben Abend)
- Pelle Carlberg, Köln, 22.09.11
- Pelle Carlberg, Köln, 25.08.09
- Pelle Carlberg, Köln, 23.11.07 

Bilder: Dirk von Platten vor Gericht

Mittwoch, 26. März 2014

Hundreds, Köln, 20.03.14

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Konzert: Hundreds, DNKL
Ort: ARTheater, Köln
Datum: 20.03.2014
Dauer: DNKL ca. 25 Minuten, Hundreds ca. 90 Minuten
Zuschauer: ca. 120 (ausverkauft)






Ach, was kam ich mir am Donnerstag schlau vor! Von Frankfurt wollte ich nach der Arbeit direkt nach Köln-Ehrenfeld fahren, um dort die Hamburger Band Hundreds zu sehen, aber meine Kamera lag noch daheim in Montabaur. Kein Problem, ich schrieb schnell meinem Freund eine SMS, er möge die Kamera bitte einpacken, und dachte, die Sache sei erledigt.

Das war aber ein Trugschluss, denn als ich kurz, nachdem wir Plätze in der ersten Reihe des winzigen Konzertsaals im ARTheater ergattert hatten, ein Bild von der herumliegenden Setliste machen wollte, ließ sich die Kamera nicht anschalten - der Akku war nämlich zwar frisch geladen, aber ich hatte ihn daheim offenbar nicht zurück in die Kamera geschoben. Folglich gab es dann doch nur Handyfotos.


Um kurz nach 8 Uhr erklommen dann zunächst nicht Hundreds, sondern die dreiköpfige schwedische Band DNKL die Bühne. Die sehr jung aussehenden Musiker haben für Hundreds einen Remix gemacht, so lernte man sich kennen, und nun sind sie deren Vorband - wobei der Kölner Auftritt nach eigenen Angaben ihr dritter überhaupt war. Das Trio machte melodischen Synthie-Pop mit leisem Gesang, für mich als alten Depeche Mode-Fan durchaus angenehm. Die Single "Hunt" wurde als einzige mit Titel angesagt, beim späteren Recherchieren stellte ich dann feste, dass es der Song immerhin bereits geschafft hat, vom britischen "Guardian" vorgestellt zu werden. Die Band verwies am Ende des Sets darauf, dass man am Merchandise-Stand ihre CD kaufen könne, die jedoch nur zwei Titel enthielt. 


Hundreds, also das Geschwisterpaar Eva und Philip Milner, hatte ich bereits zweimal live gesehen, einmal beim Maifeld Derby und später nochmals in der Frankfurter Brotfabrik. Damals gab es von den beiden nur ihr Debütalbum, mit dem sie sehr ausgiebig auf Tour waren, nun erschien vor wenigen Tagen das Nachfolgealbum "Aftermath". Diese zeichnet sich anders als der Vorgänger "Hundreds" durch eine "natürlicher" klingende Instrumentierung aus - neben Synthesizern und Evas Stimme hört man nun auch häufig Bläser, Streicher oder auch Backgroundgesang. 

Wir warteten also gespannt, ob Hundreds die winzige Bühne vielleicht mit einer stark erweiterten Band erklimmen würden, tatsächlich hatte das Duo aber nur einen Zusatzmusiker dabei, der sich hauptsächlich um die Percussion kümmerte. Der Rest der Instrumente kommt also live nach wie vor aus dem Synthesizer, aber wer weiß: Hundreds touren nun ja sicherlich wieder länger, und vielleicht ändert sich das Live-Lineup ja im Lauf der Zeit noch, denn möglicherweise stehen im Laufe des Jahres ja auch noch größere Hallen auf dem Plan.


Bei den beiden früheren Konzerten hatte Eva stets einen asymmetrischen Overall und ein Cape getragen, außerdem war sie immer barfuß gewesen. Auch an diesem Abend blieb sie barfüßig*, trug aber nun ein schwarzes Kleid mit weißen Umsäumungen. Das bekamen wir aber erst nach dem instrumentalen Intro zu sehen, das Philip und der unbekannte Zusatzmusiker allein spielten, erst dann betrat Eva die Bühne - ich erinnerte mich, dass das bei früheren Konzerten auch schon so abgelaufen war.

Die Bühne des ARTheaters war mit aufrecht stehenden Neonröhren dekoriert, die jeweils mit einem schwarzen Stoff überzogen worden waren. Zu einigen Songs gab es zusätzlich Projektionen, etwa Kisten bei "Happy Virus", in dessen Refrain ja von "happy little boxes" die Rede ist. Dazu kamen Evas Tanzeinlagen, die sich gegenüber den vorangegangenen Auftritten stilistisch nicht sehr verändert haben, wobei ich glaube, dass jeder Song seine eigene Choreographie hat.


Die Setliste dieses Abends, den Eva als "Record Release Party" bezeichnete, wurde selbstverständlich, vor allem in der ersten Hälfte, von "Aftermath" bestimmt. Altbekanntes wurde auch gespielt, aber häufig neu interpretiert dargeboten, so klang etwa "Fighter" deutlich anders als auf dem ersten Album. Später sang Philip bei "Grab the Sunset" mit - ich konnte mich nicht erinnern, das bereits in der Vergangenheit erlebt zu haben. Die neuen Songs "Rabbits on the Roof" und "Please Rewind" hatten wir, obwohl sie erst auf "Aftermath" veröffentlicht wurde, auch bei früheren Konzertbesuchen bereits live gehört.

Die Kommunikation mit dem Publikum fiel wie gewohnt freundlich, aber eher spärlich aus. Lediglich, als sich vor "Happy Virus" zeigte, dass irgendetwas nicht richtig angeschlossen war, erklärte Philip kurz "Ich muss da was nachsehen" und unterbrach so den Ablauf. Eva fragte ins Publikum "Hm, hat vielleicht jemand eine Frage?", worauf prompt "Seit wann kann Philip sprechen?" zurück kam. Eva entgegnete: "Weiß ich nicht so genau, mit mir spricht er auch nicht so viel!" und Philip ergänzte: "Ich rede nur, wenn es ein Problem gibt." Diese ließ sich aber zum Glück durch ein weiteres Abtauchen hinter den Synthesizerschrank beheben.


Als letzte Songs kündigte Eva noch zwei ruhigere Songs an, nämlich "Foam Born", eine Komposition von Touchy Mob - den ich nur deshalb kenne, weil er in der Brotfabrik im Vorprogramm von Hundreds aufgetreten war - und "Stones". 

Nach dem regulären Set gab es noch zwei Zugaben, insgesamt drei Songs vom ersten Album. Zunächst wurden "Song For A Sailor" und "Let's Write The Streets" dargeboten, dann kehrten Eva und Philip noch für "Little Heart" zurück.

Auch mit ihrem neuen Album wussten Hundreds live zu überzeugen, was auch das restliche Publikum so zu sehen schien, denn es gab viel Applaus und "Circus" wurde mit dem Zwischenruf "Wunderbar!" bedacht. Trotz der weiten Entfernung von Köln zu Hamburg schienen auch viele Bekannte der Musiker anwesend zu sein, denn diese wurden vor und nach dem Auftritt von einigen, vor allem auch älteren Gästen umarmt.

Ich werde Hundreds in etwa zwei Monaten beim Maifeld Derby wiedersehen und bin schon gespannt, was es dann zu sehen und hören gibt.

Setliste Hundreds, ARTheater, Köln:

Intro
Aftermath
Fighter
Beehive
Circus
Ten Headed Beast
Our Past
Please Rewind
Rabbits On The Roof
Happy Virus
Grab The Sunset
Foam Born
Stones

Song For A Sailor
Let's Write The Streets

Little Heart

* Im TV Noir-Interview erklärte Eva, dass sie immer barfuß auftritt, weil sie sonst das Gefühl hat, umzukippen, wenn sie die Augen schließt.

Links:
- aus unserem Archiv:
- Hundreds, Maifeld Derby, 21.05.11
- Hundreds, Frankfurt, 14.11.11

Bilder: Dirk von Platten vor Gericht




 

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