Donnerstag, 31. Juli 2008

Björk, Battles u.a., Melt! Festival, 20.07.08

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Konzert: Björk, Battles u.a.
Ort: Ferropolis (Melt! Festival)
Datum: 20.07.2008


Neben vielen anderen Dingen findet man auch das berühmte Bauhaus in Dessau. Der Stil der Bauhausschule zeichnete sich durch Klarheit und Geradlinigkeit aus. Durch Einfachheit und Schlichtheit in Form und Funktion wollten die Bauhausmeister (so nannte man die Lehrer und Professoren) die Trennung von Kunst und Produktion aufheben. Kunst als Gebrauchsgegenstand. Ist ihnen gelungen, möchte ich sagen. Dann kamen die Nazis und mit dem Bauhaus war Schluß.


2008 sollte Björk in unmittelbarer Nähe Dessaus mit einem visuell beeindruckenden Melt! Festival 18. - 20.07.2008Liveset die Kunst in ihre “Ursprungsform” zurücksetzen. Aber dazu später. Vorher unterhielten uns Get well soon, NeonNeon, die Battles und Hot Chip mehr oder weniger gut.

Weniger gut taten dies NeonNeon und Hot Chip. Letztere find ich völlig überwertet und eine reine Modeerscheinung mit bereits angebrochenem Verfallsdatum. Erstere kannte ich bis dato noch nicht, und so freute ich mich vor Beginn des Sets auf ein Kennenlernen.

Bei den ersten Klängen des instrumentalen Intros dachte ich gleich: “Survivor (ja, die mit dem Rocky Theme), Foreigner, Harold Faltermeyer (ja, Axel F. Theme)”. Alles schreckliche Bands bzw. Produzenten aus längst vergangenen Tagen. Das Umhängekeyboard inbegriffen. Bei NeonNeon tauchte es auf. Will man sowas noch hören und sehen? Ich weiss es nicht…

In der Folgezeit wurde es nicht besser. Peter Gabriel und Marillion, alles scheint möglich, auch Bongo und Calypsorasseln. Als Special guest tauchte später noch DJ Superstar auf. Jetzt wurde es richtig belanglos. “You are amazing” gröllte er uns zu. “You are not”, möchte man antworten. Wir haben uns mittlerweile auf die Treppen im hinteren Bereich zurückgezogen. Der schweinchenrosa Farbklecks (DJ Superstar hatte ein neonrosa Oberteil an - zumindest leuchtete es aus der Entfernung so) auf der Bühne rannte noch ein wenig hin und her, dann war Schluss.Melt! Festival 18. - 20.07.2008

Fazit des Auftritts: die Portion gebratene Nudeln vom Asia-Mann war gar nicht mal so übel!

Get well soon hoben anschliessend das Niveau um ein Vielfaches und sind das erste Highlight des Tages. Gut zu sehen, dass die Umsetzung der komplexen Songs wunderbar funktioniert. Das erzeugt bei uns auch vor dieser grossen Festivalbühne eine Gänsehaut. Sehr beeindruckend. Das schafft nicht jeder Musiker. Grosses Kompliment! Get well soon sind eine unbedingte Liveempfehlung. Es waren intensive 35 Minuten, die den Sonntagsbesuch alleine gerechtfertigt hätten.

Im Anschluss Battles. Das Programmheftchen schreibt irgendwas von Rock 3.0. Dies und die Tatsache das sie aus New York kommen, lassen mich gespannt ihrem Auftritt entgegensehen. Ich werde schnell überrascht, die Rowdies bauen keinen einzigen Mikrofonständer auf. Mikrofone brauchen die Battles . Bis auf zwei, drei Songs ist ihr Set instrumental. Und sehr laut. Und sehr wuchtig.

Gitarre trifft Keyboard. Und das zweimal. Ergänzt werden Ian Williams und Tyonday Braxton durch Drummer John Stanier und Bassist Dave Konopka. Das die Band aus New York kommt, hört man ihr an. Experimentell und innovativ klingt ihr Auftritt. TV on the Radio plus Technobeats, Atari Teenage Riot mit weniger Punk ist mein erster Kategorisierungsvorschlag. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher ob ich das stehenlassen kann, zu einzigartig ist das, was die Battles präsentieren. Das Schlagzeug ist weit am Bühnenrand aufgebaut, die Keyboards direkt daneben. Die Band ist der Frontmann.Melt! Festival 18. - 20.07.2008

Bei Björk ist die Rollenverteilung wieder klassisch. Hier die Sängerin, dort die Band, bzw. die Begleitmusiker. Eine neunköpfige Bläserkapelle steht auf der Bühne. Dazu zwei Keyboarder. Und mittendrin die kleine Isländerin.

Die Show ist sensationell. Hätte man von Björk was anderes erwarten sollen? Grosse Fahnen und vier riesen-LCD Monitore gestalten das Bühnenbild. Das Licht ist abwechselnd blau, gelb und rot. Die Bühne wird dabei indirekt ausgeleuchtet, kaum Spots, wenig Helligkeit. Alles wirkt sehr sphärisch.

Für alle DigiKamFotoknipser machte das die Sache nicht einfach. Gut ausgelichtete Bilder werden wohl eher die Ausnahme bleiben. Und wenn ich das richtig gesehen habe, Pressefotografen wurden nicht vor die Bühne gelassen.Melt! Festival 18. - 20.07.2008

Die Lichtfarben spiegeln sich in den Fahnen und in Björks Kostümkleid wider. Die Blaskapelle (übrigens allesamt Frauen) sieht aus wie eine Mischung aus schweizer Garde und Wächter des Traumlandes. Es passt perfekt. Zeitweise erinnert alles an ein Musical oder eine fantastische Märchenshow.

Das Set ist zweigeteilt. Die erste halbe Stunde gehört schwerpunktmässig den Blasinstrumenten, Björk hat ihre Songs entsprechend umarrangiert. Es ist eine eher ruhige Phase, mehr zum zuhören als zum mitgehen. Das geht eher im zweiten Teil, der aus den tanzbareren, elektronischen Songs zusammengestellt ist. Björks Musikspektrum scheint unbegrenzt. “I’d like to intrrrrrrroducing the band,” sagte Björk vor kurz vor Ende mit diesem wunderbar rollendem rrrr. “Keyboarrrrrrds …..” da, schon wieder. Kann es einen smarteren Englischakzent geben? Nach einer guten Stunde ist der Hauptteil vorbei, es folgt ein kleiner Zugabenblock. “I live by the ocean…” erkenne ich sofort. Eigentlich habe ich in den letzten 12 Jahren wenig Björk gehört, aber “The Ancor song” blieb haften. Grandios! Das Konzert ist ein würdiger Abschluss eines Tages, an dem es keinen einzigen Regentropfen gab.

Am nächsten Morgen treffe ich Los Campensinos! im Frühstücksraum unseres Hotels. Ihren Auftritt hatte ich am Sonntag nicht ganz mitbekommen. Sie sehen müde aus. Sie essen ein wenig, schmieren sich Lunchpakete für unterwegs und nehmen eine Wasserflasche vom Büffettisch mit. Haben wohl Nachdurst…

von Frank von Pretty Paracetamol



Sonntag, 27. Juli 2008

Interview: Blood Red Shoes, Melt! Festival

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Wir hatten sehr konservativ geplant. Zwei Stunden Reserve sollten genügen, rechtzeitig zu unserem Interview-Termin mit den Blood Red Shoes auf dem Melt! Gelände zu sein. Bis zur Parkplatz-Anfahrt funktionierte alles ganz ausgezeichnet, dann standen wir. Und schwitzten. Meine Ruhe verließ mich langsam aber stetig. Irgendwann hüpften Oliver und ich aus dem Wagen und schafften es rennend und mit sehr viel Glück rechtzeitig nach Ferropolis. Bis sich dann die nächste Schwierigkeit einstellte. Beide Kontaktpersonen, bei denen ich mich melden sollte, standen um fünf vor sechs auch noch im Stau. Schließlich erreichte ich dann Tourmanager Nick telefonisch, der versprach, uns im Pressezelt abzuholen.

Mit Laura-Mary Carter und Steven Ansell im Schlepptau kam der sehr nette und entspannt wirkende Tourmanager wirklich kurz später, um dann mit uns in den Backstagebereich zu gehen. Die beiden Künstler waren furchtbar müde und schienen
erst nicht sonderlich begeistert davon, ein Interview führen zu müssen. Hinter der Bühne fingen dann andere Leute Steven ab, der ihnen offenbar auch einen Termin versprochen hatte. Der Sänger klinkte sich dann aus, sodaß wir bei furchtbarem Krach auf der Hauptbühne, Laura-Mary auf Hockern in einer stylishen Lounge sprachen. Die Gitarristin der Blood Red Shoes taute schnell auf und sprach mit uns über vergangene Konzerte, Rage Against The Machine und Artwork-Design.

Das vollständige Interview findet Ihr hier!





I Am Kloot & Robocop Kraus, Köln, 26.07.08

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Konzert: I Am Kloot & Robocop Kraus
Ort: Odonien, Köln (Fest van Cleef)
Datum: 26.07.2008
Zuschauer: recht voll aber wohl nicht ausverkauft


Setlist I Am Kloot, Fest van Cleef, Köln:

01: One man brawl
02: From your favourite skies
03: Someone like you
04: Suddenly strange
05: The runaways
06: Life in a day
07: Hey little bird
08: Twist
09: To you

Setlist Robocop Kraus folgt!



Samstag, 26. Juli 2008

Audrey, Duisburg, 25.07.08

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Konzert: Audrey
Ort: Café Steinbruch, Duisburg
Datum: 25.07.2008
Zuschauer: ca. 70
Dauer: 70 min


Im Juni hatte ich es, wieso auch immer, nicht geschafft, mir Audrey im Blue Shell in Köln anzusehen, was ich sehr bedauert hatte, weil mir das, was ich von der schwedinschen Frauenband habe, sehr gefällt. Einen guten Monat auf eine erneute Chance zu warten, war eine außerordentlich gute Idee, weil das Café Steinbruch in Duisburg ein sehr hübscher Ort für Konzerte ist. Bislang hatte ich noch nicht das Glück, dort Bands zu sehen und kannte Duisburg nur als Stadt, in der Konzerte in Phantasialand-Dekorationen stattfinden (Pulp). Die freitägliche Horizonterweiterung rückte dieses Bild kräftig zurecht.

Wobei erst nichts nach einem Ort für einen Indie-Auftritt aussah, denn das Steinbruch wirkte wie eine nette Kneipe mit ausgedehntem und bei dem Wetter ausgelastetem Biergarten. Im hinteren Bereich der Kneipe fand sich dann aber ein kleiner Raum mit Bar und Bühne - und mit Stuhlreihen. Das Bild, daß ich von Audrey hatte (Bild...? müßte es bei Musik nicht Geräusch oder so heißen?), passte eigentlich nicht zu einem sitzenden Konzert aber nun denn, when in Rome do es the Romans do, ich setzte mich auf einen der 30 Stühle und hoffte inständig, daß die auch alle besetzt werden würden.

Sie wurden - der Raum füllte sich nach und nach, auch hinter den Stuhlreihen saße und standen viele Neugierige rund um die Bar mit einer Barkeeperin mit niedlichem amerikanischen Akzent.

Ab neun standen dann die ersten Audrey Mitglieder auf der Bühne und stimmten
noch einmal die Instrumente. Als dann schließlich auch Schlagzeugerin Anna Tomlin fertig war, konnte das Programm beginnen. Beim Eröffnungsstück "Caring and searching" stimmte die Abmischung noch nicht, die Gesangsmikros waren noch falsch eingestellt und Victoria Skoglunds Stimme war zu leise. Bei "Caring and searching" von der vor kurzem erschienenen zweiten Platte "The fierce and the longing" übernimmt nämlich Gitarristin Victoria den wichtigsten Gesangspart. Diese Rolle wechselt allerdings von Lied zu Lied, was mir bisher nicht klar geworden war.

Unter vier sehr schüchternen Musikerinnen wirkte Victoria mit Abstand am scheusten. Irgendwie schien es ihr nicht zu behagen, in der Mitte der Bühne zu stehen. Ihre Kolleginnen Anna, sowie Bassistin Rebecka Kristiansson und Cellistin bzw. Keyboarderin Emelie Molin, waren etwas weniger schüchtern, vor allem die Bassistin und die Schlagzeugerin übernahmen die Kommunikation mit uns. Aber dem Bühnenverhalten jenseits der Musik sah man nicht an, daß Audrey bereits seit sechs Jahren bestehen. Ich mochte diese Schüchternheit sehr, weil die Musik ja nicht
darunter litt. Victoria hätte ich nur zu gerne mal kräftig geschüttelt und zugerufen: "Mädchen, ihr seid gut, wir sind alle euretwegen hier, genieß das Konzert einfach!"

Live klingt Audrey eine Ecke rauer, das Schlagzeug z.B. viel direkter, es fehlt die saubere Abstimmung der Instrumente untereinander. Aber der melancholisch-schöne Charme der Stücke geht dadurch nicht verloren. Vor allem, wenn Emelies Cello zum Einsatz kommt und mit und gegen den Bass spielt, entstehen wundervolle Momente. Vollkommen unerwartet traf mich dann der erste richtig laute Moment, als es wild aus den vier Schwedinnen herausbrach. Mit Pop hatte das in solchen Augenblicken nicht viel zu tun, mit einem Konzert sitzend auch nicht. Man ist komisch gehemmt, wenn man in einem Stuhl Konzerte verfolgt, das ging mir bei jeder dieser Gelegenheiten so.

Leider habe ich nicht darauf achten können, wie diese Postrock-Elemente bei dem
teilweise doch gesetzteren (haha!) Publikum ankam, das hätte Umdrehen bedeutet. Aber Audrey selbst kam außerordentlich gut an. Sehr schüchtern bedankten sich die vier für unsere Sympathiebekundungen.

Den Großteil des Sets machten Lieder der im Mai erschienenen Platte "
The fierce and the longing" aus. Der Rest stammte mit einer Ausnahme vom Debüt "Visible forms". Leider war es nur eine Ausnahme, ich hätte wirklich gerne mehr von der selbstbenannten EP gehört.

Vage fühlte ich mich an die Konzerte von Pony Up! oder Erase Errata erinnert, die
live sicher nicht weit weg von Audrey sind. Auch wenn ruhige melancholische Lieder nicht unbedingt zu einem warmen Sommerabend passen, erreichten mich Audrey doch von Beginn an. Der geschilderte Unterschied zwischen Studio- und Liveversionen machte mir nichts aus. Wer mit der Erwartungshaltung an den Abend gegangen war, perfekt ausbalancierte Instrumente zu hören, war vielleicht etwas enttäuscht.

Höhepunkte des Konzerts waren eindeutig "
Horses are honest", "Next left", "Mecklenburg" und "Helpless", das herrlich ergreifende Lied von der "Audrey-EP".

Oh, was bin ich froh, daß ich das vor sechs Wochen verpasste jetzt nachholen konnte. Und am Ende nach zwei Zugaben sprach sogar Victoria kurz und bedankte sich bei uns. Eine zauberhafte Band mit wundervollen Liedern, auf die ich mich schon wieder freue!

Setlist Audrey, Café Steinbruch, Duisburg:

01: Caring and searching
02: Horses are honest
03: Next left
04: Six yields
05: Sliver
06: Mecklenburg
07: Views
08: Rats
09: Big ships
10: Helpless
11: Bleak

12: Black hearts (Z)
13: Traverse (Z)



Montag, 21. Juli 2008

Los Campesinos!, Melt! Festival, 20.07.08

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Konzert: Los Campesinos!

Ort: Melt! Festival, Ferropolis, Gräfenhainichen

Datum: 20.07.2008

Zuschauer: ein paar Hundert
Dauer: ca. 40 min


Weil ich Sonntag zurückfahren musste, war beim Blick auf die "Running Order" auf der Melt! Homepage mit der schönen Möglichkeit, alles wegklicken zu können, was man nicht sehen würde, klar, daß für mich nur ein Bandkästchen übrigbliebe... Los Campesinos! aus Cardiff, die Gruppe, die mir in den vergangenen zwölf Monaten so viel Freude gemacht hatte. Im März hatte ich die Campesinos zuletzt in Haldern und Köln gesehen, eine viel zu lange Zeit, wenn man bedenkt, wie süchtig ich nach ihrer Musik bin.

Los Campesinos'! Melt! Bestätigung* war dann auch der Hauptgrund, ein Ticket für
das Festival zu kaufen, die Gelegenheiten sie 2008 zu sehen sind schließlich rar.

Melt!-Freitag und -Samstag waren so, daß ich Sonntag morgen am liebsten bereits zu Hause gewesen wäre. Mit Kultur (dem Bauhaus und der Meisterhaussiedlung in Dessau) versuchten wir, die letzten Tage in Staus, Regen, vor leeren Bühnen oder langen Schlangen und inkompetenten Ordnern zu vergessen
und bauten langsam so etwas wie verzweifelten Optimismus auf. Um den letzten Festivaltag komplett genießen zu können (...), waren wir pünktlich um 15 Uhr vor dem breiten Nebeneingang, denn dem Programmheft hatten wir "doors: 15.00" entnommen. Mit uns kam Bus um Bus an (Freitag wäre das toll gewesen!), die drei orientierungs- und motivationslosen Ordner schien die größer werdende Menschenmenge allerdings nicht sonderlich zu beeindrucken. Um halb vier, an der Anzahl der Ordner hatte sich nichts geändert..., wurden dann tröpfchenweise die wartenden Besucher reingelassen. Ich hatte uns eigentlich auch noch beim Beginn von Los Campesinos! vor der Tür erwartet.

Auf der Mainstage führten Gareth, Tom, Neil und Ollie gerade den Soundcheck durch, vor einer Handvoll Leuten und Sonnenschein. Ellen, Harriet und Aleksandra liessen
sich mit ihren Instrumenten Zeit, hatten dafür aber Mühe in die Outfits gesteckt. Während Ellen gewohnt cool wirkte, sah Harriet mit einem bunten Kleid und einem altrosa Strickoberteil darüber hinreißend englisch aus. Größter Blickfang war jedoch Aleksandras rotes Kleid mit güldener Gürtelschnalle. Oh ha! Die vier Campesinos!-Jungs waren mit oder ohne (Ollie) uni T-Shirts und Hemden bzw. rotem Kaputzenpulli eher zurückhaltend gekleidet.

Gut, daß wir uns für die Musik interessieren, denn die war alles andere als zurückhaltend. Überraschend war da, was die Waliser spielten nicht, weder die Songauswahl noch die Reihenfolge variierte. Wenn man den aufregenden Songs mit all diesen tollen Instrumenten so zuhört und zusieht, ist das aber vollkommen egal. Viele Keyboards,
Glockenspiele, eine sehr schöne neue rot-bräunliche Melodika (die alte war mintgrün - offenbar hatte Aleksandra in der Zwischenzeit Geburtstag) - traumhaft!

Am Beginn von Los Campesinos! Konzerten steht "
Broken heartbeats sound like breakbeats", das in "Don't tell me to do the math(s)" übergeht. Anfangs war Aleks' Stimme leider ein wenig leise, Gareth allerdings schon in Hochform. Mit einer Hand in der Tasche spielte er mit der anderen die Glockenspielpassagen.

Es folgte der Robotersong "Death to Los Campesinos!" mit den herrlich schrägen
Geigeneinlagen und dem abwechselnden Gesang von Aleksandra und Gareth, wobei sein Gesang immer mehr ins Schreien abgleitet.

Vor der Bühnen hatten sich zwar mittlerweile mehr Leute eingefunden, leider aber viel zu wenige für das, was geboten wurde. Als nächstes zum Beispiel das Lied mit dem längsten Refrain, der auch Titel ist,
"This is how you spell, 'Hahaha, we destroyed the hopes and dreams of a generation of faux-romantics'". Das Lied endet auf "I am pleased" - oh ja, das galt auch fü mich!

Danach folgte mein erster Liebling von "Hold on now, youngster..." mit der traurigen Zeile "Deer die with their eyes wide open". Beim anschließenden Hit "The international Tweexcore underground" gab es zwar einige Tonprobleme mit ungeplanten Rückkopplungen, leider aber keine so spektakuläre Textänderung wie damals in Köln, als Lukas Podolski in das Lied eingebaut wurde.

Meine Lieblingsszene kam dann beim Lied über Liebe und Festivals "Knee deep at ATP", als Gareth die Zeile "and
every sentence that I spoke began and ended in ellipsis" damit untermalte, daß er die Ellipses mit dem Finger nachmalte (hier sollten jetzt welche hin). "Knee deep" geht live in "My year in lists" über, das ich erst nicht mochte aber jetzt immer mehr liebe.

Das Set dann mit drei Liedern der Liga "We throw parties you throw knives", "You! Me! Dancing!" und "Sweet dreams, sweet cheeks" beenden zu können, ist ein Luxus, den sich nicht jede junge Band leisten kann. Alle drei kamen - wie überhaupt alles - wahnsinnig gut an. "You! Me! Dancing!" fing wieder einmal mit dem kurzen eingebauten Pavement Cover an, "wasn't the question you asked me...", "Box Elder", bevor das eigentliche Lied losging. Und dann wurde auch umgetextet. Aus "Bis" aus der Liste der Dance Heroes wurde "Kenickie", was mir erst nicht aufgefallen ist. Künftig sollte man also besser auf die Texte achten, was bei Los Campesinos! wegen der überaus fabelhaften Lyrics ohnehin keine schlechte Idee ist. Die Dance Heroes der Leute auf dem Melt! waren da zweifelsfrei die sieben Wahlwaliser oben auf der Bühne, denn der ganze Platz zappelte in der Sonne.

Leider folgte schon das Schlußlied - aber nicht ohne Knaller, denn bei "
Sweet dreams, sweet cheeks" kletterte Gareth von der Bühne und sang auf dem großen Platz weiter, schnell umringt von einigen tanzenden Zuhörern. Wieder zurück auf der Bühne drehte der Sänger einige Monitorboxen hochkant, damit zum Abschluß Tom, Neil, Aleksandra und Gareth auf den Boxen "one blink for yes, two blinks for no" singen konnten. Wundervoll! Daß ich diese Band liebe, dürfte nicht zu verheimlichen sein. Sonntagmittag haben die sieben diese Liebe wieder ganz kräftig aufgefrischt und damit einen der wenigen (aber fetten) Pluspunkte unter mein erstes Melt! gesetzt.

Setlist Los Campesinos!, Melt! Festival, Ferropolis:

01: Broken heartbeats sound like breakbeats
02: Don't tell me to do the math(s)
03: Death to Los Campesinos!
04: This is how you spell, "Hahaha, we destroyed the hopes and dreams of a generation of faux-romantics"
05: Drop it doe eyes
06: The international Tweexcore underground
07: Knee deep at ATP
08: My years in lists
09:
We throw parties you throw knives
10: You! Me! Dancing!
11: Sweet dreams, sweet cheeks

Links:

- aus unserem Archiv:
- Los Campesinos!, Paris, 04.03.08
- Los Campesinos!, Paris, 03.03.08
- Los Campesinos!, Haldern, 01.03.08
- Los Campesinos!, Köln, 27.02.08
- Los Campesinos!, Paris, 11.11.07
- Los Campesinos!, Brüssel, 04.11.07
- Los Campesinos!, London, 17.06.07
- Fotos vom Melt! Auftritt von LC!

* Satzzeichenalarm...


Franz Ferdinand, Melt! Festival, 19.07.08

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Konzert: Franz Ferdinand

Ort: Hauptbühne des Melt! Festivals, Gräfenhainichen
Datum: 19.07.2008
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: 70 Minuten


Mit Franz Ferdinand standen um 0 Uhr 30 die uneingeschränkten Headliner des Melt Festivals auf dem Programm. Eigentlich hätten die Schotten schon um Mitternacht starten sollen, aber heftige Regenfälle brachten den Zeitplan auch am heutigen Samstag mächtig durcheinander. Meine Bloggerfreunde Christina und Christoph waren davon so genervt, dass sie sich völlig durchnässt schon vorher auf den Heimweg gemacht hatten. Ich hatte den beiden gegenüber einen klaren Vorteil: anstatt am früheren Abend Notwist bei strömenden Regen auf der Hauptbühne zu
verfolgen, hatte ich gegen 22 Uhr das geschützte Gemini Zelt gewählt, um mir die australischen Newcomer Operator Please! anzusehen. Eine weise Entscheidung!

Dennoch war auch ich durchnässt, denn die riesigen
Pfützen auf dem Gelände konnte keiner ohne weiteres umschiffen!

Ein riesiger Pulk von Fotografen wartete schließlich vor der Converse Main Stage auf Einlass in den Graben vor der Bühne. Dann endlich war es soweit: „da sind sie!" jubilierte ich meiner Frau entgegen, mit der ich gemeinsam schon etliche Franz Ferdinand Festivalauftritte absolviert hatte. Allerdings lagen die letzten schon mindestens zwei Jahre zurück und somit war das heute für uns so eine Art Wiedersehen mit guten alten Bekannten.

Altbewährt ging es auch musikalisch los: schon an dem ersten prägnanten
Gitarrenriff war „Michael", der Klassiker vom ersten Album zu erkennen, der das Set solide eröffnete. Die Jungs aus Glasgow wollten wohl auf Nummer sicher gehen und die Fans nicht gleich mit neuem Material überfordern. Auch Lied zwei war deshalb konsequenterweise alt, „Come On Home" mit seiner markanten Synthielinie kannte auch jeder. Dann noch ein zackiges „The Fallen" hinterher und die Fotografenschar musste wie es international üblich ist, nach drei Songs den Platz vor der Bühne räumen.

„Wir freuen uns hier auf dem Melt! zu sein" meinte der deutschsprachige Gitarrist
Nicholas McCarthy und Chef Alex Kapranos fügte noch hinzu: „Thanks for staying and defying the nasty climate. We should tell the elements to fuck off now!"

Recht hatte der in schicker schwarzer Lederjacke erschienene Bandleader, das Scheiß-Wetter, das auf dem Melt! herrschte, konnte einem wirklich die Laune verderben...

Aber als Muntermacher und Stimmungsaufheller gab es ja jetzt Franz Ferdinand. Die schottische Allzweckwaffe schlechthin, die es in den letzten 5 Jahren immer irgendwie geschafft hat, jedes Festival in Schwung zu bringen. Kritiker lästerten aber schon früh über eine zu
einstudiert wirkende Choreografie und zu wenig Überraschungen. Irgendwo hatte ich sogar gelesen, dass Franz Ferdinand etwas Roboterhaftes hätten.

Die Lästermäuler gehen damit vielleicht ein wenig weit, aber völlig von der Hand zu weisen ist der einstudierte Charakter der Darbietungen sicherlich nicht. Andererseits gab es natürlich auch nie Skandale, abgesagte Konzerte, oder miese Auftritte, die Veranstalter haben somit mit den Glasgowern regelmäßig sichere Zugnummern an der Hand.

Dass hier und heute aber nicht nur routiniert alte Hits abgefeiert wurden, bewiesen die schlanken Herren auf der Bühne allerdings nachdem sie mit „Dark Of The Matinee"
den Reigen bekannter Klassiker vorerst beendeten und den ersten bisher unveröffentlichten Song auspackten.

„Kiss me" croonte Alex Kaparanos, der inzwischen sein Lederjäckchen abgelegt hatte und später dann „Oh you Girls never know, how you make a boy feel". Nie gehört! Das war es also, das erste neue Lied, das sich mit Sicherheit genau wie das dritte Album anschicken wird, die Charts
weltweit zu erobern. Eine Midtempo-Nummer mit sehr einprägsamen Refrain, die einem sicherlich schon nach dem dritten Durchlauf nicht mehr aus dem Gehörgang gehen wird.

Sehr ohrwurmig ist und war natürlich auch „Do You Wanna", die erste Singleauskopplung vom 2. Album „You Could Have It So Much Better". Das Problem ist bloß, dass
ich diesen Schunkler, der beim Publikum immer sehr gut ankommt, nie so richtig mochte.

Anders verhält es sich da schon mit dem stark beatlesken „Walk Away", der ersten (zumindest halben) Ballade des Sets. Ich schätzte das Lied schon immer und es ist auch noch nicht totgenudelt, genausowenig wie der nach wie vor grösste Hit „Take Me Out" zu dem das tapfere Publikum mitsang und auch mittanzte.

Davor allerdings hatten FF den zweiten nagelneuen Titel präsentiert. Ein Stück, das
als Ballade anfängt, im Verlauf aber massiv beschleunigt und eindeutige Hitchancen hat.

Vom dritten Neuling („A Found A New Way") des abends will ich das mit den Hitchancen nicht unbedingt behaupten, obwohl vermutlich viele den ungewohnt hohen Falsett-Gesang von Aleks und den starken elektronischen
Anstrich cool finden werden. Bei mir löste das Lied, das gleich nach „Take Me Out" kam, allerdings unangenehme Assoziationen zu den Scissor Sisters aus.

Mit dem unbekannten Material war aber noch längst nicht Schluss, denn nach dem ewig in die Länge gezogenen „40 Ft" gab es noch einen unverschämt fetzigen Knaller, dessen Namen ich allerdings nicht weiss und als vorletztes Lied es Abends ertönte ein erneut stark elektronisch angehauchtes Lied, in dem die Textzeile „ Turn It Off" auftauchte.

Der Abschluss mit „This Fire" war dann wieder altbewährt
und hätte nicht besser und schmissiger ausfallen können. Zweifelsohne das Highlight eines guten und soliden Konzertes, das Nicholas am Ende als „geil" bezeichnete. Das lass ich dann mal so stehen, obwohl die Bezeichnung eher auf die unverdrossenen Holländerinnen gepasst hätte, die in den Pfützen neben mir wild abtanzten, schlechtes Wetter hin oder her...

Setlist Franz Ferdinand, Melt! Festival:

01: Michael
02: Come on Home
03: The Fallen
04: Dark Of the Matinee
05: Katherine Kiss Me
(neu)
06: Do You Want To
07: Walk Away
08: Bite hard (neu)
09: Take Me Out
10: Ulysses
(neu)
11: 40 Ft
12: What she came for (?) (neu)
13: Outsiders
14: Turn It On (neu)
15: This Fire



Operator Please, Melt! Festival, 19.07.08

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Konzert: Operator Please!

Ort: Gemini Stage, Melt! Festival Gräfenhainichen
Datum: 19.07.2008
Zuschauer: viele, da man in dem Zelt vor dem Regen geschützt war
Konzertdauer: knapp 40 Minuten


Um 21 Uhr am heutigen Samstag sollten eigentlich Friendly Fires (auf der Gemini Stage) parallel zu Notwist (auf der Hauptbühne) spielen.

Das ärgerte mich etwas, denn ich wollte beide Bands sehen. Allerdings gab es die Möglichkeit , nach dem Ende von Friendly Fires schnell rüberzusprinten, denn Notwist wurde ursprünglich eine Spielzeit von 1 Stunde eingeräumt, während sich die jungen Engländer von Friendly Fires mit 35 Minuten begnügen sollten. Es kam aber alles ganz anders. Nach lediglich einem Song von Friendly Fires gab es einen solch gewaltigen Regenschauer, dass auf der Gemini Stage wegen eines Stromausfalls abgebrochen werden musste. Und Notwist hatten auf der Hauptbühne noch nicht einmal angefangen. Der ganze Zeitplan kam durcheinander...

Irgendwann konnten die Friendly Fires dann aber weitermachen und brachten das Konzert auch ohne weitere Zwischenfälle zu Ende. Auf der Hauptbühne hatten Notwist immer noch nicht angefangen und auf der
Gemini Stage ließen nun Operator Please! ein wenig auf sich warten. Ich hatte also die Gelegenheit, kurz mal Richtung Hauptbühne zu laufen und die ersten drei Songs von Notwist anzuhören, die nun endlich begonnen hatten.

Danach ging es aber sofort wieder rüber in das
regengeschützte Zelt, die Gemini Stage. Den blutjungen Australiern von Operator Please! konnte das Unwetter nur recht sein, „ihr“ Zelt war nämlich jetzt voll!

Die Senkrechtstarter nutzten ihre Chance und zeigten von Beginn an, dass man mit ihnen in Zukunft rechnen muss. Hochexplosiv und irre schnell starteten die Küken in ihr
flottes Set, stellten sich auf deutsch als: „Wir sind Operator Please!" vor und jagten polternde Basslinien, hochmelodische Turbo-Geigen, ein wuchtiges Schlagzeug und heulende Gitarren quer durchs Zelt. Der Laden bebte!

Fast 20 Minuten lang ging ein jugendlich ungestümer Donnerhagel hernieder, initiiert von der wuchtbrummigen Sängerin und Gitarristin Amanda, die mehr Energie als 10 kräftige Möbelpacker zusammen hat. Taylor, die süße blonde Geigerin mit dem niedlichen Lächeln, bildete den perfekten Gegenpol zu der
Wucht von Amanda, ihre grazilen und sinnlichen Bewegungen gepaart mit ihrem enorm schnellen Violinenspiel, brachten Subtilität und Finesse in die Sache.

Auf keinen Fall vergessen darf man aber den Bassisten mit dem Popperscheitel und
den engen Jeans. Mit seinen markanten und präzisen Bassläufen würde er noch bei den Arctic Monkeys eine gute Figur machen. Den extrem jung aussehenden blonden Schlagzeuger (er ist 18, sieht aber aus wie 16) sah man leider zu selten, er war meistens von der kräftigen Amanda verdeckt.

Zu den Songs:

Die ersten Lieder, darunter die Singleauskopplung „Get What You Want“ und das schmissige „Yes Yes“ (bei dem in der Mitte auf deutsch von 1 bis 8 gezählt wurde) kamen allesamt in atembraubendem Speed daher, bevor mit 6/8 zum ersten und
einzigen Mal der Fuß vom Gaspedal genommen wurde. Amanda zeigte hier besonders genau, welch schöne soulig-punkige Stimme sie hat und Taylor fiedelte mich in den siebten Himmel. Toll!

Nach 6/8 dann eine riesige Überraschung, es gab nämlich ein Cover der Hip Hop
Band Salt'N'Pepa. Taylor entledigte sich ihrer Geige und legte zusammen mit Amanda ein scharfes Tänzchen aufs Parkett. So lasse ich mir Hip Hop gefallen!

Auch das Finale war noch einmal fulminant, mit den Hits „Leave It Alone“ und „Just A Song About Ping Pong“ schossen die jungen Australier den Vogel ab und gewannen die Herzen der Festivalbesucher im Sturm.

Ein kleiner Triumph!

Setlist Operator Please!, Melt! Festival:

01: Get what you want
02: Terminal Disease
O3: Ghost
04: Icicle
05: Yes Yes
06: 6/8
07: Push It (
Salt'N'Pepa Cover)
08: Cringe
09: Leave It Alone
10: Just A Song About Ping Pong
11: Zero Zero

Links:

- aus unserem Archiv:
- Operator Please, Köln, 18.03.08
- Operator Please, Paris, 21.02.08
- Operator Please, Paris, 17.10.07
- mehr Fotos von Operator Please beim Melt! Festival
- Interview mit Operator Please folgt!









The Notwist, Melt! Festival, 19.07.08

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Konzert: The Notwist
Ort: Melt! Festival, Ferropolis, Gräfenhainichen
Datum: 19.07.2008
Zuschauer: mehrere Tausend


Mit der Sicherheit im Rücken, in naher Zukunft ein besonderes Notwist Konzert zu sehen (am 23.08. in Hamburg), hätte mich das Regenchaos am Melt! Samstag eigentlich nicht aus der Ruhe bringen sollen. Diesmal war der Wolkenbruch besonders perfide. Kaum hatten The Notwist (persönlich) den Soundcheck weitestgehend beendet, kam der Weltuntergang. Als Besucher war man davon nicht weiter überrascht und harrte der Dinge. Den Veranstalter erwischten die Wassermassen offenbar vollkommen unvorbereitet, denn es wurde ein wenig hektisch und panisch auf der Bühne. Dummerweise fiel der Regen nämlich nicht im 90° Winkel auf den Boden, er wählte einen flacheren Anflug, schnurstracks auf die teuren Instrumente der bayerischen Band zu. Und auf Scheinwerfer und alles andere, was nass gefährlich oder kaputt ist.

Also räumte man alles schön wieder weg, ließ den riesigen
Träger runter, an denen die Hauptscheinwerfer hingen und umklebte diese mit aufgeschnittenen Müllbeuteln. Mit aufgeschnittenen Müllbeuteln!

Leider hatte der Regen weitere Steigerungsmöglichkeiten, die alle noch so gut geschützten Zuschauer panikartig unter Bierzelte und ähnlich nützliche Dinge flüchten liessen. Nach irre langer Zeit unter einer winzigen Plane wagten wir uns wieder in den normal gewordenen Regen und harrten der Dinge. Eine Stunde nach dem ursprünglich angesetzten Termin konnten The Notwist dann wirklich beginnen. Aber viel Lust hatte ich nicht mehr...

Instrumente und Band (und deren Frisuren) hatten offenbar nicht unter dem
Dauerregen gelitten, denn schon "Boneless" war hervorragend. Wie das übliche Programm war das Stück vom aktuellen Album "The Devil, You + Me" spannend arrangiert und klanglich brillant. Wie es die Brüder Acher, ihr neuer Schlagzeuger Andi Haberl* und vor allem Geräuschmacher Martin Gretschmann verstehen, live, vor allem unter diesen mehr als widrigen (oder sollte es "weniger als widrigen" heißen?) Umständen komplexe Soundstrukturen zu erschaffen, zeigt das Genie der Weilheimer. Trotz meiner unangemessen niedrigen Aufmerksamkeit packte mich der perfekte Klang, der all die kleinen Ziepen und Tschirps klar herausstellte.

Nach "Boneless" folgte mit "Pick up the phone" einer der vielen Hits von "Neon golden". Dabei Martin Gretschmann zu beobachten, wie er Geräusche und Effekte erzeugt, war ein wirkliches Erlebnis. Mit zwei was-auch-immer-Dingern in den Händen sah er aus, als spiele er an einer Spielekonsole (haha!). "Neon golden" dominierte das Set, das ahnten wir da aber noch nicht. Von der vorletzten Platte kam nämlich auch das folgende "This room", bevor ein älterer Titel folgte, den ich aufgrund einer schlecht sortierten Plattensammlung nicht erkannte. Es war "Puzzle" von "12" von 1995.

Im Anschluß daran das zweite Stück der neuen Platte, "Gloomy planets", bevor mit "Neon golden" und vor allem den daraus hervorgehenden "The pilot" die größten Momente des Auftritts folgten. Und dann war es vorbei. Ganz unvermittelt nach
gerade mal 40 Minuten. Hinterher wurde dann bekannt, daß auch The Notwist wegen der Regenpause aufgefordert wurden, das Set zu verkürzen. Ein weiterer organisatorischer Glanzpunkt.

Als Appetitanreger war der Auftritt sehr gelungen, nur viel zu kurz. Bei meinem nächsten Notwist Konzert werde ich sicher auch mehr Lieder von "The Devil, You + Me" hören. Allerdings glaube ich nicht, daß die Band extrovertierter als in Ferropolis sein wird. Es wirkte alles sehr verschüchtert, die wenigen Ansagen von Markus Acher beschränkten sich auf ein paar Tausenddanks.

Setlist The Notwist, Melt! Festival, Ferropolis:

01: Boneless
02: Pick up the phone
03: This room
04: Puzzle
05: Gloomy planets
06: Neon golden
07: Pilot



Editors, Melt! Festival, 18.07.08

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Konzert: Editors

Ort: Converse Main Stage, Melt! Festival Gräfenhainichen
Datum: 18.07.2008
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: eine gute Stunde


11880

11 wie die Fußballmannschaft, 88 wie die Oma und 0 wie Null Problemo. Ganz einfach, sich die Nummer der Auskunft zu merken, oder?

Man kann bei den Eselsbrücken aber auch variieren, so steht bei mir die 11 seit dem diesjährigen Melt! nun für die entsprechende Anzahl an Editors-Konzerten!

Ja, so oft habe ich Tom Smith und Kollegen inzwischen gesehen, seitdem sie vor ein paar Jahren mit ihrem ersten Album „The Back Room“ auf der Bildfläche erschienen. Nie war es schlecht oder gar langweilig, aber ich muss ganz ehrlich zugeben, daß ich das Programm der jungen Engländer inzwischen in- und auswendig kenne und nicht mehr ganz so heiß wie beim ersten Mal war, als ich die Editors in der kleinen Pariser Maroquinerie für mich entdeckt hatte.

Deshalb überlegte ich auch vorher, zu den parallel angesetzten Amerikanern Why? zu pilgern, die im Melt! Klub auftreten sollten. Da war ich allerdings zu optimistisch, denn vor der Halle stand eine riesige Menschenmenge im Schlamm und wartete vergeblich auf Einlass.

Also doch Editors!

Und trotz altbekannten Auftakts mit „Smokers Outside The Hospital Doors“, „Blood“ und „All Sparks“ war ich doch wieder angetan. Tom Smith, heute mit einem dem miesen Wetter angepassten Sweater mit Kapuze bekleidet, legte extra viel Dampf und Herzblut in die Songs und verzückte erneut mit seiner eigenartigen Mimik und Gestik.

Aber auch die anderen Bandmitglieder verdienen Erwähnung. Vor allem Gitarrist Chris war mit gestärktem weissen Hemd und blauem Jacket elegant wie selten zuvor. Der bullige Bassist und der explosive Drummer fielen hingegen zumindest optisch weniger auf, machten ihre Sache aber ebenfalls sehr gut.

Vor allem bei „Escape The Nest“ hatte Schlagzeuger... Schwerstarbeit zu leisten und Tom croonte hierzu etwas von „Hear the clocks counting down“.

Songtechnisch blieb man dann zunächst noch eine Weile beim zweiten Album, auf „When Anger Shows“ folgte ein schmissiges „An End Has A Start“, das ziemlich gut zog und beim Publum entsprechend ankam.

Nach dem von mir wenig geliebten „Bullets“ (Text: „you don't need this disease“ - I don't need this song!) war dann die Zeit für einen nagelneuen Song gekommen. Den Titel kann ich leider nicht nennen, aber den Stil kann ich zumindest beschreiben. Es handelt sich um ein Lied in typischer Editors- Manier (böse Zungen behaupten ja ohnehin, bei den Engländern klänge jedes Lied gleich!), getragen von einem markanten Gitarrenriff und durchzogen von einer zarten Melancholie. Das Tempo ist maximal als mittelschnell zu bezeichnen. Es dürfte seinen Platz auf dem dritten Album der Editors so gut wie sicher haben und Hitchancen sind auch nicht ausgeschlossen.

Nach dem stark in die Länge gezogenen Langweiler „You Are Fading“ und den Hits „Bones“ und „Munich“ (man beachte die spezielle Liveversion mit vorangestellter erster akustischer Strophe!) gab es dann sogar noch einen Neuling zu bestaunen, oder war das eher ruhige Lied mit der Textzeile „You are home“ etwa eine B-Seite? Wie auch immer, mir gefiel es, wie im übrigen auch das gesamte Konzert, das ich aber nach den „Racing Rats“ zusammen mit Christoph, der inzwischen eingetrudelt war, verließ. Am nächsten Tag erzählte mir Frank von Pretty Paracetamol dann noch, dass der Abschluß fast tradtionell mit „Fingers In The Factories“ bestritten wurde. Er konnte mir allerdings nicht genau sagen, ob dazwischen noch ein anderes Lied kam.

Aber das spielte auch keine große Rolle mehr, wichtiger war die Erkenntnis, dass mir die Editors auch nach dem 11. Konzert noch nicht aus den Ohren raushängen. Gut so, denn beim Haldern-Festival wird das Dutzend vollgemacht!

Setlist Editors, Melt! Festival:

01: Smokers Outside The Hospital Doors
02: Blood
03: All Sparks
04: Escape The Nest
05: When Anger Shows
06: An End Has a Start
07: Bullets
08: Neu
09: You Are Fading
10: Bones
11: Munich
12: Neu
13: Racing Rats
14: Fingers In The Factories

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dEUS, Melt! Festival, 18.07.08

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Konzert: dEUS
Ort: Converse Main Stage, Melt! Festival
Datum: 18.07.2008
Zuschauer: tausende
Konzertdauer: 50 Minuten


dEUS – schon der Name der belgischen Band ist wenig bescheiden. Wer ausßer Karel nennt sich schon Gott?

Ist Tom Barmann denn wirklich ein musikalischer Gott? Oder einfach nur ein charismatischer Leader einer sehr guten Band?

Zumindest für ihr Kultalbum „The Ideal Crash“aus den 90ern haben die Flamen göttliche Kritiken bekommen und sind seitdem fest in der europäischen Musiklandschaft etabliert. Allerdings wurden die CDs, die dEUS in den letzten Jahren herausgegeben haben, nicht immer so positiv bewertet. Eingefleischte Fans halten hingegen jedes neue Werk der Flamen für ein neuerliches Meisterwerk.

Spannend für mich persönlich war nun aber, wie denn die neuen Songs von „Vantage Point“ auf mich wirken würden. Haben dEUS noch Biss, sind sie noch innovativ und kreativ, oder haben sie ihre besten Jahre hinter sich?

All diesen Fragen hätte ich gerne meine volle Aufmerksamkeit geschenkt, aber das Problem war, dass meine Freunde und Begleiter aufgrund des schlechten Wetters und der zahlreichen technischen Pannen die Schnauze gestrichen voll hatten. Vor allem meine Frau wollte das feuchte Festivalgelände sofort verlassen. Die Arme hatte bei strömenden Regen über eine Stunde in der Schlange am Eingang gestanden und erlebte auch das beängstigende Gedränge am eigenen Leibe mit.

Ich war in der Zwickmühle: einerseits wollte ich unbedingt dEUS sehen, die ich zuletzt (da allerdings mindestens 3 mal) vor zwei oder drei Jahren auf einer Bühne erlebt hatte, andererseits wollte ich auch meine Freunde nicht vor den Kopf stoßen.

Was tun? Ich handelte zunächst mit einiger Mühe das Verbleiben während der ersten drei Lieder aus. Da wir Fotopässe hatten, war das die Zeit, in der wir vorne knipsen durften. Das verstand auch meine Frau.

Bei recht dunklem Licht begannen die Fotografen, wie die Weltmeister loszuballern. Dabei immer im Mittelpunkt: die charismatische Rampensau Tom Barman, der lockige Sänger mit der unfassbaren Reibeisenstimme. Schon immer fragte ich mich, wie viele Zigaretten man geraucht und wie viel Whisky man gesoffen haben muss, um so zu singen.

Tom und seine Kollegen starteten mit „Slow“, einem neuen Lied das zwar wie der Titel es schon nahe legt recht langsam, aber keinesfalls langweilig ist. Eher schon düster und mystisch und von einer schwülen Duftnote umgeben, die einen gedanklich in die Wüste schickte. Ein guter Auftakt! Noch besser wurde es dann mit dem Klassiker „Instant Street“, zu dem Tom die Akustische herausholte und wunderbar sentimental sang. Gekonnter und knarziger hätte das auch ein Richard Ashcroft nicht hinbekommen!

Was für ein unglaublicher Song, dieses „Instant Street“, so komplex, so durchdacht, voller Stimmungs- und Tempowechsel! Unbestritten ein Meisterwerk.

Auch „Fell Off The Floor, Man“ ist eine Perle, fischt aber in gänzlich anderen musikalischen Gewässern. Hier dominiert Rap, Funk und Rock, man glaubt fast, Dizzee Rascal sei mit den Red Hot Chilli Peppers, Michael Jackson und Rage Against The Machine ins Bett gestiegen.

Ein fulminanter Start also, der mir Lust auf mehr gab. Allerdings hatten die anderen, vor allem meine Frau, ihre Meinung keineswegs geändert. Sie wollten gehen und zwar sofort! Ich wollte aber bleiben!

Nach zähen Diskussionen bot Christoph an, die Mädchen ins Hotel zu bringen und mich später abzuholen. Eine unglaubliche nette Geste, die er auch in die Tat umsetzte, obwohl er von der langen Anfahrt nach Gräfenhainichen hundemüde war. Das düster-gruselige „Is A Robot“ ging wegen des unangenehmen Streits komplett an mir vorbei.

Kurze Zeit später stand ich völlig alleine auf dem unwirtlichen Festivalgelände. Ich fühlte mich unwohl und mich plagten starke Gewissensbisse. Hätte ich doch lieber mit den anderen mitfahren, mich um meine entnervte Frau kümmern sollen?

Um ihnen hinterherzulaufen, war es aber jetzt zu spät, ich würde sie bei der Dunkelheit nie finden!

Ich versuchte so gut es ging, mich auf den Rest des Konzerts zu konzentrieren. Und das bot noch eine ganze Menge! Das funkig-groovige „The Architect“ kam beim Publikum gut an, war aber nicht mein persönlicher Favorit. Viel besser fand ich da schon das „Favourite Game“, das durchaus Chancen auf den „Favourite Song“ des neuen Albums hat. Auch gut: die an Keane erinnernde Ballade „Smokers Reflect“. Keane? Ja, genau, Keane, der weichgespülze Schnulzensänger mit dem Engelsgesicht, der zwar überall verrissen wird, dessen erstes Album aber nicht nur ich sehr oft und mit Genuss gehört habe. Insofern also keine schlechte Referenz.

Dann ging es aber wieder rockiger weiter, es war um auf den Text anzuspielen jetzt „Time for a mess“. Der psychedelische Schocker „For The Roses“ mischte das Publikum noch einmal so richtig schön auf.

Highlight und Abschluss war aber der Klassiker „Suds And Soda“, der schon an der lauten Sirene zu Beginn erkannt wurde und fast 10 Minuten lang Leute in Pfützen springen liess.

Für mich das beste Konzert des Festivals! Bravo dEUS! „Das ist viel Spass“ hatte Tom währendes Auftritts mit herrlichem Akzent mal verlauten lassen und er hatte Recht behalten, obwohl er sich selbst wohl in Berlin wähnte („Aufforderung an das Publikum: „Come on Berlin“) und nicht auf dem Melt! in Gräfenhainichen bei Dessau...

Setlist dEUS, Melt! Festival:

01: Slow
02: Instant Street
03: Fell Off The Floor, Man
04: Is A Robot
05: The Architect
06: Favourite Game
07: Smokers Reflect
08: For The Roses
09: Suds & Soda

Links:

- dEUS in der KulturKirche in Köln
- Interview mit dEUS

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Kate Nash, Melt! Festival, 18.07.08

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Konzert: Kate Nash
Ort: Converse Main Stage, Melt! Festival, Gräfenhainichen
Datum: 18.07.2008
Zuschauer. tausende
Konzertdauer: ungefähr eine Stunde


- von Oliver Peel -

Kate Nash liess beim Melt! 2008 lange auf sich warten.

Was für eine Zicke , dachte ich, das kannte ich doch schon von einem Konzert in der Pariser Cigale! Dort hatte die Käthe nämlich auch das Publikum fast 40 Minuten warten lassen.

Starallüren? Heute anscheinend nicht! Technische Probleme wurden als Grund für den deutlich verspäteten Auftritt der Newcomerin genannt.

Na gut, glauben wir das mal und unterstellen nicht, dass das kräftig gebaute Weibsbild Probleme hatte, in ihr goldenes Röckchen zu steigen.

„Die ist eher was zum Liebhaben“, sagte treffenderweise ein frecher junger Mann neben mir, als sich Fräulein Nash umdrehte und den Blick auf ihre fülligen Hüften freigab. Aber da stehen ja viele Männer drauf, wie sonst ist es zu erklären, dass viele Kerle immer wieder „Kate, I love you, hineinriefen“? An der Musik kann es jedenfalls kaum liegen, denn gerade der erste Song „Mariella“ war ein Nervtöter par excellence, sie hätte das Lied eher „Shit Song“ bezeichnen sollen, wie einen anderen Titel auf ihrem Debütalbum „Made Of Bricks“. Gerade auf die Stelle, in der die rothaarige Göre am Piano „Never ever, never ever“ intonierte, stand
ich überhaupt nicht. Ätzend, wie man in den 80ern gesagt hätte!


„We Get On“ war da schon besser, ohne mich richtig zu überzeugen. Aber da gab es ja noch diese niedliche Geigerin, die ich in der Folge begaffte, während die Fotografenkollegen auf die Nash zielten, als wollten sie eine Trophäe erlegen.

Die richtete sich jetzt auch zum Entzücken der Abknipser von ihrem Piano auf, griff sich die akustische Gitarre und kratzte zu der Ballade „Birds“ mit ihren Patschehändchen darauf herum: Anstatt Tränen der Rührung reagierte mein Körper darauf mit einem langgezogenen Gähnreflex...

Nach einer weiteren Ballade kam dann mit „Mouthwash“ endlich etwas Schwung in die schnarchnasige Veranstaltung. Pianogeklimper und ein flotter Groove sorgten dafür, dass ich auch endlich mal das Tanzbein schwang. „And I'm singing oh oh on a friday night“, der Text passte sogar zum Wochentag, gutes Timing! Später kam dann sogar noch der unbestrittene Hit „Foundations“, der zumindest erahnen ließ, warum seit 2007 nicht nur ganz England von Kate Nash redet. Irgendwas muss die Tante ja haben, oder nicht? Und man kann ihr ja schließlich nicht vorwerfen, dass sie in ihrer rechten Hand weniger Talent als Laura Marling in ihrem linken kleinen Finger hat. Wenn die Leute das gut finden, dann ist das auch gut, basta! Erfolg rechtfertigt auch die Nominierung als einer der Headliner bei einem grossen deutschen Festival.

Nach dem scheußlichen „Merry Happy“ reichte es mir aber schließlich, ich sah mich auf anderen Festivalbühnen nach etwas Besserem um. Ich war wohl nicht der Einzige, der von Kate recht schnell genug hatte, denn Christoph und Christina, die ich unterwegs verloren hatte, berichteten hinterher auch davon, dass sie den Auftritt von der Käthe dazu genutzt hatten, in Ruhe einen Happen zu essen.

Komisch, beim ersten Konzert gefiel mir Kate Nash doch noch ziemlich gut, was ich nach dem Gig beim Melt! wirklich nicht behaupten kann. Das Phänomen Kate Nash hat sich bei mir wohl besonders schnell abgenutzt...

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Klee, Melt! Festival, 18.07.08

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Konzert: Klee
Ort: Melt! Festival, Ferropolis, Gräfenhainichen
Datum: 18.07.2008
Zuschauer: randvoll gepacktes Zelt (Gemini Stage)
Dauer: etwa 40 min


Als der große Regen auf dem Melt! Festival einsetzte, war die "Gemini Stage", das große Bühnenzelt neben der Hauptbühne bereits voll. Die sintflutartigen Schauer spülten dann im wahrsten Sinne des Wortes enorm viele weitere Leute in das luftige Zelt, das leider einen entscheidenden Nachteil hatte; von den Rändern vorne sah man nämlich nichts außer Vorhängen und Suzie alle paar Minuten. Da ich nach den ersten drei Liedern im Fotograben* wieder vorne am Rand im Saal auftauchte und gleichzeitig gefühlt hunderte andere in die Mitte des Raums wollten, gab ich auf und blieb links außen und erlebte damit quasi mein zweites Klee-Radiokonzert, allerdings das erste, bei dem ich die Band nur hörte.

Dabei hätte sich Sehen wieder einmal sehr gelohnt, weil schon Suzies Outfit ganz großartig war. Die Klee Sängerin trug ein vielleicht taubenblaues Kleid mit bunten Bändchen, die von den Armen runterhingen. Das passte sehr schön zum Albumcover
der in zwei Wochen erscheinenden Platte "Berge versetzen", auf dem die Klees mit solchen bunten Bändern winken. Tanzend erzeugten die Stoffstreifen wundervolle Effekte - und tanzen war das Motto des Auftritts...

Das Set der Kölner Band war maßgeschneidert fürs Melt! Festival, schließlich sind dessen Wurzeln und Schwerpunkte sehr elektronisch. Also spielten auch Klee deutlich elektronischer als sonst. Wenn das nötig wäre, wieder einmal ein Beweis großer Qualität, daß eine Band
so etwas beherrscht und ein solch großes Repertoire hat, daß sie 40 Minuten ein ganz anders geartetes Programm spielen kann.

Es fing an mit dem elektronischsten der Klee Lieder, "Standard kompakt", das , obwohl es nicht mein Lieblingslied der Band ist, grandios war. Es war genau das richtige Stück zum exakt richtigen Zeitpunkt. Was wäre es noch schön gewesen, dazu die beleuchteten Bagger auf dem Ferropolis Gelände zu sehen.

Klee hatten wieder Alex Jezdinsky (ehemals Angelika Express) an den Percussions
als Gast mitgebracht. Percussions und elektronisch hätte ich vorher als nicht zusammenpassend betrachtet, es funktionierte aber ganz ausgezeichnet.

Als drittes Stück kam (für mich zumindest) mit "Oh oh" eine Premiere - ein Lied, das wohl auf der Deluxe Edition von "Berge versetzen" veröffentlich wird und perfekt zum Abend passte!

Es folgten "Lichtstrahl", "Die Königin" von "Berge versetzen", das mittlerweile als Liveversion bei iTunes verfügbar ist, und "Nicht immer aber jetzt", bevor die mit ganz großem Abstand besten zehn Minuten des Melt!-Freitags kamen. Daß "Zwei Herzen" eine ganz großer Knüller ist, habe ich schon bei meinen ersten beiden Livebegegnungen mit der Single nicht richtig verheimlichen können. Wie der auf Platz 29 in die deutschen Charts eingestiegene Song aber live funktionieren kann, hatte ich nicht erwartet. Das knallvolle Zelt war eine einzige Tanzfläche. Dabei war besonders schön, daß der Holzboden so heftig vibrierte, daß er trampolinhaft wirkte und jeden auch noch so tanzmuffeligen in Bewegung brachte. Wow und noch mal wow!

"Gold" dann noch als perfekter Abschluß vollendete das
großartige Konzert, von dem ich so gerne mehr gesehen hätte. Die Pannen, die nicht funktionierende Konfettikanone oder der Stromausfall, den ich verpasst habe, änderten daran natürlich überhaupt nichts. Ich bin ganz sicher, alle im Zelt hatten ein "ja ja!" auf den Lippen, als Suzie am Ende ein Schild mit "U melt my heart" hochhielt (natürlich mit zwei Herzen). Meines auch. Wieder einmal.

Setlist Klee, Melt! Festival, Ferropolis:

01: Standard kompakt
02: Tausendfach
03: Oh oh (neu)
04: Lichtstrahl
05: Die Königin
06: Nicht immer aber jetzt
07: Zwei Herzen
08: Gold

Links:

- aus unserem Archiv:
- Klee, Köln, 07.06.08
- Klee, Köln, 17.05.08
- Klee, Saarbrücken, 30.05.07
- Klee, Köln, 22.03.07
- Klee, Köln, 26.10.06
- mehr Fotos von Klee beim Melt!

* irgendwann kletterten zwei Leute von den grundsätzlich (aber in dieser Situation undramatisch) überforderten "Ordnern" übersehen in den Fotograben und hatten da viel Spaß...



 

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