Freitag, 11. Mai 2012

Laura Gibson, Paris, 10.05.12


Konzert: Laura Gibson
Ort: Le Café de la Danse, Paris

Datum:10.05.12

Zuschauer: etwa 150

Konzertdauer: ungefähr 70 Minuten




Ich war heute zweimal bis zum Einpacken des schweren Equipments dabei. Zunächst nach Ende meiner ersten, am späten nachmittag stattfindenden Oliver Peel Session mit The Rustle Of The Stars (Foto) auf der neuen Terrasse, dann auch nach dem abendlichen Konzert von Laura Gibson im Café de la Danse.


Die Musiker hatten jeweils tonnenschweres Material zu verladen (auf dem Foto sieht man nur einen Bruchteil davon) und es war faszinierend zu beobachten, wie viele Taschen und Koffer da so zusammenkommen. Natürlich packte ich auch mit an, was dazu führte, daß ich den Beginn des Auftritts von Laura Gibson leider verpasste. The Rustle Of The Stars aus Frankreich und England waren bei uns mit so vielen Instrumenten aufgekreuzt (u.a. Harfe, Geige, Glockenspiel, zwei schweren Verstärkern, etc.), daß hinterher das Zusammenpacken länger als gedacht dauerte. Ich wollte mich eigentlich gegen 20 Uhr auf die Söckchen machen, kam aber erst gegen 20 Uhr 45 los.


Bis ich dann im Café de la Danse erschien, waren bereits 6 Lieder im Set gespielt worden und ich kam gerade noch rechzeitig, um Hand In Pockets, eine alten Hit, mitzubekommen. Ich war noch berauscht und euphorisch von unserem nachmittäglichem Terassenkonzert, musste mich aber jetzt schnell auf ganz andere Musik einstellen. Statt eines experimentellen, cinematografischen Schwebesounds wie bei The Rustle Of The Stars, gab es bei Laura und Band sehr feinen Folk/Folkrock zu genießen. Miss Gibson war wieder mit ihrer Begleitband von Musée Mécanique am Start, gab aber auch Kostproben von ihrer Singer-Songwriter Seite, als sie zwei Lieder hintereinander solo und akustisch vortrug. Ohne die Leistung der Band schmälern zu wollen, dies waren für mich die Highlights. Sleeper, eine traurige Ballade von Beast Of Season hatte sie eigentlich lange nicht mehr im Programm, spielt sie aber inzwischen wieder. Der Song passe zur Stimmung erklärte sie, erzählte auch was vom Frühling (den sie in Europa zunächst nicht angetroffen hatte) den längsten Tagen des Jahres und ließ ihre wehmütige Shellacplatten-stimme erklingen. Als sie die Zeilen "To take you in, is to feel a great sadness" sang, konnte man förmlich diese sadness, diese unglaubliche Traurigkeit fühlen. Gibson ist Meisterin darin, Stimmungen Ausdruck zu verleihen, ihren tiefe Melancholie zu vermitteln und mich damit emotional enorm aufzuwühlen. Aber ihre Sanftheit spendete Trost und Güte, wirkt fast wie die fürsorgliche Behandlung durch eine Krankenschwester. Verwunderlich insofern, daß eine solch ruhige und friedliche Person wie Laura Gibson sich als Fan von Nirvana outete. Als sie das Leadbelly Cover In The Pines ankündigte, merkte sie an, daß Nirvana diesen Song durch seine MTV unplugged Session bekannt gemacht habe und sie diese berühmte Akustiksession von Kurt Cobain und Band innig liebe. In The Pines, ein unglaublich oft gecoverter Song, klang bei ihr ganz speziell und wurde durch ihre Stimme quasi zu einem Gibsonschen Lied.


Dann kam die Band wieder und es wurde der alte Hit Spirited so richtig schön schwungvoll geschmettert. Wahrscheinlich das radiotauglichste Stück in ihrem Repertoire, bei dem auch der Drummer hinten mal ein bißchen Arbeit bekam und losbollern konnte. Die indianerhaft wirkenden "uhuhuhuhu-singalongs" klingen immer noch enorm catchy und der Kontrast zwischen den Stimmungen - dynamische Euphorie auf der einen und kontemplativer Schwermut auf der anderen Seite- verblüffte mich auch heute noch.

Sehr gelungen auch Time Is Not von ihrem aktuellen Werk La Grande. "Time Is Not Against Us" sang sie da im Refrain, heute aber im konkreten Falle nicht ganz zu recht, denn die Konzertuhr schritt erbarmungslos voran und ich bedauerte sehr, daß ich den Beginn verpasst hatte. Wie gerne hätte ich Laura und Band noch stundenlang zugehört. Der Sound war so brillant, die Stimmung so entspannt, die Lieder so vorzüglich.

Aber es war nichts zu machen, wie durch eine Sanduhr glitten die letzten Minuten. Fire gab es noch und auch The Rising Dark, fast a capella, bevor erstmals der Abgang geprobt wurde.

Die erste Zugabe wurde dann erneut von Laura solo absolviert und mit Time Is Not The End kam noch ein hoffnunsgvolles und absolut wundervolles Mitsinglied, bei dem sich das Pariser Publikum Mühe gab, die Noten zu treffen.

Crow/Swallow dann wieder mit Band, Fagott und Trompete und enorm viel Gefühl, ganz toll!

Es gab nach tosendem Applaus sogar noch eine abschließende Solozugabe von Laura, aber ich kann mich leider nicht mehr daran erinnnern, was das genau war.


Nach der Show blieb ich dann noch ein wenig, plauderte mit den Musikern, sprach meine Hoffnung und meinen Wunsch nach einer neuen Oliver Peel Session aus und erfuhr auch, daß Laura Gibson im September mit Calexico nach Paris zurückkommen wird.

Gegen 23 Uhr/23 Uhr 15 wurden dann erneut Instrumente verpackt und eingeladen. Dieses mal hatte ich mehr Zeit, schließlich hatte ich hinterher nichts mehr vor und nutzte auch die Gelegenheit, Laura vor der Location abzuknipsen. Allerdings führte dann die Beschwerde eines Autofahres, der durch den die Straße blockierenden Tour-Van gestört wurde, dazu, daß Abschied angesagt war. Fahrer (und Fagottspieler) Fritz aus Deutschland sprang hinters Lenkrad, bat die Musiker einzusteigen und brum brum!.. schon waren sie wieder on the road, Richtung Brüssel dieses mal...



 

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