Samstag, 17. November 2012

Beach House, Köln, 16.11.12


Konzert: Beach House
Ort: Gloria, Köln
Datum: 16.11.2012
Zuschauer: 700 (wild geraten - nicht ausverkauft, eher angenehm voll)
Dauer: 80 min 



Als ich zum ersten Mal vor ein paar Jahren von Beach House gehört habe und über ein paar ihrer geleierten Lieder gestolpert bin, hätte ich nie vermutet, mir die Band irgendwann ganz regelmäßig freiwillig anzusehen, ich fremdelte extrem. Heute habe ich mein viertes Beach House Konzert in knapp sechs Monaten gesehen und würde vermutlich nächste Woche auch wieder hingehen, wenn sich die Gelegenheit böte! Keine Liebe auf den ersten Blick (wie so oft), aber dafür mitterweile eine sehr intensive.


Das heutige Konzert gehört noch zur Bloom-Tour, also zum im Mai erschienenen vierten Beach House Album. Darin steckte auch mein Risiko, schließlich hatte ich das bereits dreimal gesehen, der Start mit Crockett's Theme von Miami Vice, die Setlisten mit den immer gleichen (und bei aller berechtigter Euphorie ja nicht wahnsinng unterschiedlichen) Liedern; das hätte sehr langweilig werden können, weil ja auch nicht schrecklich viel auf der Bühne passiert. War es aber nicht, auch wenn nicht so viel anders als im August war.


Langweilig war nur die Wartezeit vorher. Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, in Holy Other (Manchester) reinzuhören, wusste also nicht, was mich erwartete. Als ich im Gloria ankam, spielte der Musiker schon. Spielte trifft es aber nicht richtig, er drückte Knöpfchen an seinem Synthie und erzeugte wenig aufregende elektronische Instrumental-Musik. Ich hatte den Fehler gemacht, auf der Hinfahrt Kraftwerk zu hören, aber auch ohne diesen gemeinen Vergleich wäre Holy Other nichts gewesen. Öde und unpassend.

Und dann Beach House...


Beim zweiten Stück Walk in the park wurde des Trio in ein grün-gelbes Licht getaucht. Durch die aufrecht aufgestellten Lattenroste im Hintergrund der Bühne, die von hinten beleuchtet wurden, und hinter denen Ventilatoren stehen, enstand die Original-Optik von 80er Jahre Hitparade-Auftritten! Denen ist Sängerin Victoria Legrand ja auch entsprungen, die Bühne war also passend zum Outfit der Frontfrau dekoriert. Das machte schon ohne die Musik Sinn, zu den Liedern, die so viel Anregungen in der Musik der 80er gefunden hat, umso mehr! Sehr toll dabei war diesmal das Licht und der vollkommene Verzicht auf doofen Bühnennebel. Soviel wie heute habe ich bei keinem meiner bisherigen Beach House Konzerte gesehen.

Das Programm bestand zu etwa gleichen Teilen aus Songs der beiden letzten Alben (Bloom, Teen Dream) und Heart of chambers von Devotion (2008). Weil sich viele der Lieder sehr ähneln, und es selten Pausen zwischen ihnen gab, hatte das Konzert einen herrlichen Fluß. Nur die Phase in der Mitte mit Heart of chambers und Silver soul war etwas lahmer, der Rest des Konzerts bestand ausschließlich aus großen Hits!


Natürlich ist Victorias tiefe, leicht gelangweilte Stimme das prägende Stilelement der Amerikaner. Mir fiel aber heute besonders auf, wie grandios die Gitarre ihres Partners Alex Scally ist; eigentlich ist das das mit Abstand beste an Beach House! Wenn die Instrumente der drei Musiker dann noch so exzellent abgemischt sind, ist ein Konzert zwangsläufig hervorragend! Der Schlagzeuger der Band (Daniel Franz?) schüttelte zwar mittendrin einmal energisch den Kopf, mir war aber nichts aufgefallen, was nicht geklappt haben könnte. Lediglich bei zwei Liedern möchte ich nörgeln: Norway (das ich früher gehasst habe, über das ich dann aber auch den Einstieg in meine Liebe zu Beach House gefunden habe), klang schon wieder lustlos. Den Eindruck hatte ich auch in Duisburg. Es wirkte nach einem lästigen Lied, das man halt spielen muß. Norway war immer noch toll, aber mit angezogener Handbremse.

Bei Other people hatte ich das Gefühl, der Gasang werde immer langsamer und würde irgendwann wie ein Auto ausrollen und stehenbleiben. Das war eher komisch als schlecht, aber schon auffällig.


Eigentlich hatte ich das Konzert nicht mehr eingeplant. Den immergleichen Kram anzugucken, ist weder spannend noch gut fürs Hirn. Und gerade im November ist so viel, daß ich mir fest vorgenommen hatte, etwas kreativer bei der Konzertauswahl zu sein. In den letzten Tagen, beschleunigt durch Zebra, das als letztes Lied vor Daughter in Luxemburg lief, hat mich die Beach House Lust aber wieder so richtig gepackt. Vollkommen berechtigt, denn das Konzert war wundervoll!

Setlist Beach House, Gloria, Köln:

01: Wild
02: Walk in the park
03: Other people
04: Lazuli
05: Norway
06: Heart of chambers
07: Silver soul
08: The hours
09: Zebra
10: New year
11: Wishes
12: Take care
13: Myth

14: Real love (Z)
15: 10 mile stereo (Z)
16: Irene (Z)

Links:

- aus unserem Archiv:
- Beach House, Frankfurt, 29.08.12
- Beach House, Duisburg, 28.08.12
- Beach House, Barcelona, 03.06.12
- Beach House, Paris, 29.05.12
- Beach House, Köln, 14.11.10
- Beach House, Paris, 04.11.10
- Beach House, Frankfurt, 16.08.10
- Beach House, Paris, 03.06.10
- Beach House, Paris, 20.02.10
- Beach House, Paris, 24.05.08


2 Kommentare :

Nelle hat gesagt…

Ich sehe hier wieder zwei wunderbare Parallelen zu meinem "Denken": 1) Fand ich die Band anfangs auch doof und 2) habe ich den Einstieg über "Norway" gefunden. ;-)

Widersprechen muss ich bei der Vorband, fand ich musikalisch absolut großes Kino und habe mir zu Hause sofort das Album bestellt. Aber ist natürlich keine Livekonzertmusik, sondern was für im Dunkeln über Kopfhörer. Der könnte da hinter seinem Pult auch Sudokos lösen und es sähe sicher genau so aus...

Oliver Peel hat gesagt…

Interessant, sehe ich genau umgekehrt, war von den beiden ersten Alben begeistert und finde Beach House spätestens seit dem vierten Süßwarenpopalbum zunehmend doof...

 

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