Mittwoch, 21. Mai 2014

Kraftwerk, Wien, 16. & 17.05.14


Konzert: Kraftwerk - Der Katalog (Trans Europa Express / Die Mensch-Maschine / Computerwelt)
Ort: Burgtheater Wien (im Rahmen der Wiener Festwochen)
Datum: 16. & 17.05.2014
Dauer: 105 min (TEE), knapp 110 min (Mensch-Maschine), 25 min (Computerwelt)
Zuschauer: jeweils 1.300 (ausverkauft) 



Zwischen "jetzt reicht es aber erstmal mit Kraftwerk für einige Zeit" und "wollen wir nicht noch Restkarten für Computerwelt kaufen?" lag gerade mal eine kurze Nacht.

Ich hatte den Kraftwerk-Katalog im Januar 13 in Düsseldorf gesehen und mir damit den langgehegten Wunsch erfüllt, diese musikalischen Helden live zu sehen. Im Herbst kam ein weiteres Konzert dazu. Ein paar Monate später war die Lust wieder groß genug, zum Vorverkaufsstart der Wiener Festwochen vor dem PC zu sitzen. Hier war der Star vor allem der Ort, das Wien... ähh, das Burgtheater in Wien, einer der Kulturtempel Mitteleuropas. Kraftwerk sind lange in der Hochkultur angekommen. Ihr Stellenwert nicht nur für die elektronische Musik der letzten Jahrzehnte ist unbestritten. Trotzdem hatte ich nicht den Eindruck, gemeinsam mit Theaterpublikum anzustehen, die Zuschauer kamen gezielt der Band und nicht des Events wegen.

Im Gegensatz zu Düsseldorf wurde der Katalog, also die acht Alben ab Autobahn, in Wien komprimiert dargeboten. Zwei Konzerte am Tag, eines um 19 Uhr, eines um 22 Uhr mit einer Stunde Pause für die Band. Und für uns, denn halbe Sachen sind doof, wir hatten beide Konzerte des Freitags gebucht.

1. Trans Europa Express, Freitag, 19 Uhr



Für den ersten Teil des Abends hatten wir die auf dem Papier besseren Karten in der Hand - für den Mittelrang. Die letzte Reihe in dem war allerdings für Menschen mit kurzen Beinen gemacht. Da allerdings nur ein Drittel unserer Konzertgruppe dieses Kriterium erfüllt, besetzte ich einen Klappsitz am Rand, obwohl einer der netten Platzanweiser auf die Sichtbehinderung dort hinwies. Also war mein erstes Konzert auch nicht 3D, es war höchstens 1,5D, mir fehlete mindestens die Hälfte der Band. Aber halb so wild, es sollte ja noch ein Konzert folgen.

Trans Europa Express hielt ich vor meinem ersten Kraftwerk-Konzert nicht für meine Lieblingsplatte der acht, das waren Radioaktivität und Die Mensch-Maschine. Jetzt steht TEE weit vor allen anderen in meiner Gunst. Nicht nur das Dreier-Lied Trans Europa Express, Metall auf Metall und Abzug ist laut und live herrausragend, vor allem Schaufensterpuppen und das grandiose Spiegelsaal machen TEE zu meinem Liebling. Spiegelsaal, das wundervoll von Siouxsie & The Banshees gecovert wurde, war bei keinem der anderen Katalog-Konzerte in Düsseldorf Teil der Best-Of-Hälfte der Konzerte. Nach der Platte des Abends spielte die Band in Wien wie in Düsseldorf ein gut einstündiges Konzert der größten Lieder der anderen Platten. Spiegelsaal gehört nach Einschätzung der Düsseldorfer offenbar nicht dazu, es wird nur an TEE Abenden gespielt. 

Überraschend beim Hit-Teil nach der Platte war das Fehlen von Das Modell, es war bisher Bestandteil jedes meiner Kraftwerk-Konzerte.

Sitzen schlecht, Musik grandios. Der erste Auftritt hatte schon einmal so viel Spaß gemacht, daß unsere Lust, viele der Lieder gleich noch einmal zu hören, noch erstaunlich groß war!

(Einen ausführlicheren Bericht über einen TEE Abend findest Du hier)

Setlist Krafterk, Trans Europa Express, Burgtheater:

01: Trans Europa Express
02: Metall auf Metall
03: Abzug
04: Franz Schubert (?)
05: Endlos endlos (kurz)
06: Europa endlos
07: Spiegelglas
08: Schaufensterpuppen

09: Autobahn (6 min)
10: Ätherwellen
11: Nachrichten
12: Geigerzähler
13: Radioaktivität (Fukushima Version)
14: Die Roboter
15: Die Mensch Maschine
16: Nummern
17: Computerwelt
18: It's more fun to compute
19: Heimcomputer
20: Computerliebe
21: Tour de France
22: Chrono (bin nicht sicher)
23: Tour de France Etape 1
24: Tour de France Etape 2
25: Boing Boom Tschak
26: Technopop
27: Music non stop

2. Die Mensch-Maschine, Freitag, 22 Uhr


Wir nutzten die einstündige Pause zum Bloggertreffen im Kaffeehaus (wie auch den Abend nach den Konzerten). Wien hatte nicht nur 80% der männlichen Konzerttagebuch-Autoren angelockt, auch Frank von Pretty Paracetamol und Tom, Arne und Henning von Sigge Rocktours waren da. 

Mit dem Läuten waren wir wieder im Burgtheater, diesmal auf der Galerie mit Beinfeiheit, einer sehr herrischen Platzanweiserin ("die Jacken zur Garderobe oder anziehen!") und dem Blick auf die ganze Band. Wobei mir "Band" im Zusammenhang mit Kraftwerk sehr unpassend klingt.

Im Gegensatz zu meinen Vor-Wien-Konzerten hatten wir freien Blick auf die Pulte der Musiker, wir sahen Instrumente und konnten sehen bzw. ahnen, was die Livemitglieder während der Konzerte tun mussten. Hinterher waren wir uns einig, daß offenbar weit mehr auf der Bühne erst erzeugt wird, als man denken würde (und als bei Madonna Konzerten). In Düsseldorf waren wir noch der Meinung, daß mindestens einer seine mails erledigte.

Musikalisch war das zweite Konzert etwas weniger spannend, die Stimmung im Saal war unvergleichbar besser. Viele der Lieder wurden euphorisch begrüßt, bei der ersten Show waren die Zuschauer verhaltener. Der Plattenteil dauerte diesmal länger, 33 Minuten (statt 25). Im Best-Of Teil habe ich Prologue vor den TdF Stücken ausgemacht, dafür war der Radioaktivität-Part kürzer.

Der Rest war wenig überraschend. Das Ende allerdings schon. Nach Boing Boom Tschak, Technopop und Music non stop gingen die Musiker von der Bühne (zuletzt wie immer Ralf Hütter, der sich jeweils mit "Gute Nacht! Auf Wiedersehen!" verabschiedete). Offenbar hatte man aber zu wenig gespielt - die vier Männer in Taucheranzügen kamen zu Zugaben zurück, zu Aero Dynamik und Planet der Visionen. Auch das war für mich ein Zeichen dafür, daß die Konzerte zu wesentlichen Teilen live entstehen und nicht bereits vorher fertig durchprogrammiert sind.

Setlist Kraftwerk, Die Mensch-Maschine, Wien:

01: Die Mensch-Maschine
02: Spacelab (mit dem Burgtheater als Teil der Animation)
03: Das Modell
04: Neonlicht
05: Die Roboter
06: Metropolis

07: Autobahn
08: Geigerzähler09: Radioaktivität (Fukushima Version)
10: Trans Europa Express
11: Metall auf Metall
12: Abzug
13: Nummern
14: Computerwelt
15: It's more fun to compute
16: Heimcomputer
17: Computerliebe
18: Prologue
19: Tour de France
20: Tour de France Etape 1
21: Tour de France Etape 2
22: Boing Boom Tschak
23: Technopop
24: Music non stop

25: Aero Dynamik (Z)
26: Planet der Visionen (Z)

3.  Computerwelt, Samstag, 19 Uhr


Am Samstag standen Oliver und ich also um 17.15 Uhr wieder im Burgtheater, um eine der Restkarten für Computerwelt zu kaufen. Für zehn Euro gab es eine der 103 Stehplatzkarten an der Abendkasse. Das Best-Of wollten wir uns nicht noch einmal ansehen, für zehn Euro aber auch noch Computerwelt ganz zu gucken, erschien uns eine gute Idee zu sein. Unsere Plätze waren noch einmal höher, buchstäblich in der hintersten Reihe der Burg. Direkt neben dem Furzer. 

Bis auf ein Lied hatten wir auch diese Platte bereits zweimal komplett gesehen, aber selbst für Taschenrechner / Dentaku waren die zehn Euro ein Schnäppchen.

Setlist Kraftwerk, Computerwelt (nur das Album), Wien:

01: Nummern
02: Computerwelt
03: It's more fun to compute
04: Heimcomputer
05: Computerliebe
06: Taschenrechner
07: Dentaku

Links:

- aus unserem Archiv:
- Kraftwerk, Eindhoven, 18.10.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 20.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 19.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 18.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 17.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 16.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 13.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 12.01.13
- Kraftwerk, Düsseldorf, 11.01.13

- Pretty-Paracetamol über die Wiener Kraftwerkkonzerte

- Sigge Rocktours über die ersten vier Konzerte



 






3 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Och Christoph..Du solltest doch als häufiger Konzertgänger wissen, das so gut wie keine Band erstens eine "überraschende" Zugabe spielt und zweitens auch ohne "Zugabe" Rufe - wenn eine vorgesehen ist - wieder rauskommt ;). "PLanet of Visions" und "Aerodynamik" sind ganz normale Zugaben bei allen Gigs dies Jahr und haben nichts mit dem ggf. besonderen Wiener Publikum zu tun ;). Und spontan wars demnach auch nicht.

Christoph hat gesagt…

Natürlich hatte das nichts mit besonderem Wiener Publikum zu tun, eher mit miesem Zeitmanagement. Es schien mir (und nicht nur mir), daß sie einfach zu früh von der Bühne gegangen waren, nämlich nach anderthalb Stunden. Ich weiß nicht, wie es in London oder Sydney war, bei den Düsseldorfer Katalog-Konzerten gab es aber keine Zugaben, das scheint nicht zum Konzept zu gehören.

Daß selbst bei Kraftwerk bei weitem nicht alles geplant ist, zeigt auch eine kleine Panne am ersten Tag (bei Autobahn oder Radioaktivität). Da lief wohl erst kurz das Video zu Modell an, wurde dann aber gestoppt, weil das Stück nicht gespielt wurde.

Doch, ich glaube, daß es spontan war. Aber eben nur dem Umstand geschuldet, daß die angekündigten 1:50 Stunden sonst deutlich unterschritten worden wären.

Anonym hat gesagt…

Also bei setlist.fm findet man zu diversen Konzerten dies Jahr, z.B. aus dem März und April, beide Songs als Zugabe. Insofern wirklich nichts besonderes und spontanes. Gemessen an Konzerten der vergangenen Jahre schon, da war ja mit Musique nonstop immer nach dem normalen Set Feierabend.

Wie ich sowieso den "Zugaben" Mist hasse. Erstens sind die geplant und zweitens kommen die Bands eh wieder raus, auch wenn keiner "Zugabe" ruft. Aber ich habe erst vor 2 Wochen wieder gemerkt, dass das nur was für die Psyche der Konzertbesucher ist. Bei einem Set wurde keine Zugabe gespielt..Ergebnis..Buhrufe der Anwesenden, als nach dem normalen Set die Band verschwand und Licht anging. Hätte die Band die letzten beiden Songs als "Zugabe" verkauft, wären alle zufrieden gewesen. So ist das leider.

 

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